Du bist Allyster der Sehende.
Gesagt, getan. Ihr schleicht im Schutz des Stallgebäudes tiefer in den Wald, bis ihr eure Pferde erreicht habt. Sie sind noch immer gesattelt und haben brav auf euch gewartet. Das Fohlen säugt bei Melréd, Coritas steigt ab und zu auf die Hinterbeine, um die zarten, frischen Triebe von den Tannen zu zupfen, wo die Nadeln noch weich und hellgrün sind.
Ihr bindet die Tiere los und steigt in die Sättel. Dann schlagt ihr einen kleinen Bogen nach hinten. Die große Gruppe der Steuereintreiber hat das Haus soeben erreicht. Sie strömen auf den Innenhof, was eure Chance darstellt.
Du gibst Melréd die Sporen. Zusammen mit deinen Freunden stürmst du im Galopp über die Straße und auf die Äcker auf der anderen Seite hinaus. Offene Hügel liegen vor euch. Die Pferde greifen weit aus und fliegen förmlich über das Land. Wind peitscht euch in die Haare und lässt die neuerworbene Fellkleidung flattern. Du hast die feuchte Kleidung nun übergestreift und zitterst in der kalten Luft, doch es kann nicht lange dauern, bis dir warm wird.
Ein Hornsignal erklingt vom Hof aus. Du drehst den Kopf und siehst einen Späher vor dem Stall stehen. Er hat euch gesehen und alarmiert die restlichen Krieger – doch ihr seid bereits ein ganzes Stück auf den Feldern. Wie sollen sie euch noch einholen? Ein Hügel schiebt sich zwischen dich und den Hof, von dem die Steuereintreiber gerannt kommen. Als letztes siehst du ihre verwirrten Blicke, während ihr davonjagt.
Elreds Coritas setzt sich an die Spitze, während Melréd ein wenig langsamer bleibt, damit ihr Fohlen mithalten kann. Lehrling wird zwar mit jedem Tag kräftiger, aber er ist einfach noch etwas zu klein im Vergleich mit den ausgewachsenen Tieren.
Schließlich verlangsamt Elred zum Trab. „Wohin jetzt, Karja?“
„Nach Flutheim.“ Sie grinst euch ein. „Das war von Anfang an unser Ziel.“
„Also einfach nach Süden?“
Sie nickt. „Wir sollten vielleicht gucken, ob wir Allyster irgendwie besser tarnen können. Aber eventuell wird er im dichteren Gedränge nicht so auffallen. Ich glaube, ich habe mal gehört, dass die Flutheimer auch Fremde aufnehmen. Solange sie ihre Rituale befolgen, können sie in diese Gemeinschaft aufgenommen werden. Somit werden wir hier vielleicht auch andere Außenseiter sehen, sodass sich niemand mehr groß über ihn wundert. Aber damit das funktioniert, müssen wir in die wirklich dicht besiedelten Gebiete. Je kleiner das Dorf, desto schneller erkennt man uns als Fremde. Wir können natürlich sagen, dass wir auf der Durchreise sind, aber …“
Sie stockt und sieht nach hinten. Auf ihren entsetzten Blick hin drehst auch du dich um.
Du traust deinen Augen nicht. Eine Horde Bären ist am Horizont aufgetaucht. Riesige Bestien, bestimmt so hoch wie zwei Mann aufeinander, mit ungewöhnlich hellem, fast blondem Fell.
„Los!“, brüllst du, während deine Gefährten sich vor Schreck nicht regen. Du treibst die Pferde wieder zum Galopp. Doch ein Blick über die Schulter zeigt dir, dass die riesigen Monster aufholen.
Die Erde beginnt, unter dem Stampfen ihrer Schritte zu beben. Melréd legt die Ohren an. Panik erfasst euch und eure Tiere, während die Bären immer schneller werden.
Wo kommen diese Monster her? Ein weiterer Blick zurück zeigt dir, dass Lehrling zurückfällt. Und die Bären sind dicht hinter ihm.
Als ihr Fohlen schreit, wirbelt Melréd sofort herum. Du kannst die Stute nicht aufhalten – sie trägt dich direkt auf die Bären zu. Doch ihr seid nicht schnell genug, um das Fohlen zu retten, das mit einem einzigen Biss verschlungen wird. Nur die dünnen Beinchen fallen um den Bären herum auf die Erde.
Melréd, außer sich vor Panik und Trauer, rennt mitten in den Bären hinein. Er spürt den Aufprall offenbar kaum, sondern fegt euch lediglich mit einer Pranke zur Seite. Du verlierst den Halt im Sattel und erhältst mehrere Tritte, als die meisten Bären vorbeistürmen, um Karja und Elred einzuholen.
Doch um sie kannst du dich nicht kümmern. Mit schmerzenden Rippen richtest du dich auf. Du hast mindestens ein paar Knochen gebrochen und nun kommt ein gigantischer Bär auf dich zu. Melréd liegt mit ausschlagenden Hufen im Dreck neben dir. Deine weiße Stute ist blutüberströmt, ihre Atemzüge klingen gequält und immer schwächer.
Du ballst die Hand zur Faust und bildest eine Feuerkugel. Zornig blickst du dem Bären in die Augen, bereit, den Tod deiner Stute und ihres Fohlens zu rächen.
Die Bestie brüllt. Du schleuderst die Flammenkugel in ihren Rachen. Der Bär scheint sie einfach zu schlucken und rennt weiter auf dich zu, dann sperrt er den Rachen erneut auf. Du siehst einige letzte Funken auf der großen Zunge, jedoch keine Brandspuren. Verdammte Scheiße, was sind das für Monster?
Die Frage wird dir niemand mehr beantworten. Die Zähne schlagen um dich herum zusammen. Bestialische Schmerzen durchzucken deine Mitte, wo der Bär dich mitten entzweigebissen hat. Es ist dunkel, stickig und feucht um dich her. Du kannst nichts sehen, aber du spürst, wie die Zunge dich am Gaumen nach hinten schiebt, in den Hals, wo die Muskeln dich nach unten reißen.
Es klingelt in deinen Ohren, deine Wahrnehmung schwindet. Was sicherlich besser so ist – du möchtest nicht wissen, wie es sich anfühlt, in Magensäure aufgelöst zu werden!
Dies ist kein Canon-Ende, deswegen gibt es hier keine Fortsetzung.
Um das Canon-Ende für Allysters Teil der Geschichte zu erreichen, musst du dich am Stall verstecken.
Vielen Dank fürs Lesen und viel Spaß beim Weiterspielen!