Du bist Elred Aramys Nuvian.
„Okay, Kleiner. Gehen wir.“
Du hilfst Langfinger, die Pferde zu satteln. Als du dich in Coritas‘ Sattel schwingst, bleibt der Junge stehen.
„Ich … ich kann nicht reiten“, wispert er.
„Ist nicht schwer. Komm, nimm Melréd, sie ist ein gutes Tier. Du musst dich nur auf den Sattel setzen und nicht runterfallen.“
Nervös befolgt das Kind deine Anweisungen. Im Sattel sieht Langfinger höchst unsicher aus. Zum Glück ist Melréd ein geduldiges Tier, obwohl sie irritiert scheint, dass Allyster nicht hier ist.
Du lenkst Coritas durch die Stalltür und treibst ihn sofort nach Norden, wo ein gewundener Pfad an den kiesigen Strand am Fuß der Klippen führt. Die Wellen spülen über die großen, runden Steine, auf denen du die Pferde zum Galopp treibst.
Hinter euch erklingt ein Hornsignal. Du hast keine Zweifel, dass es euch gilt. Irgendeine Wache hat euch gesehen.
„Schneller!“, treibst du Coritas an. Die Pferde haben auf den glatten Steinen kaum Halt. Viel zu langsam reitet ihr auf die Grenzen der Stadt zu. Hinter dir erklingt ein Brüllen.
Du drehst dich erschrocken um – und siehst mehrere riesige Bären, die von den Klippen auf den Strand springen. Sie sind fast dreimal so hoch wie ein Pferd. Mit offenem Mund starrst du sie an. „Was, bei allen Höllen, ist das?!“
„Das sind die Bärenkrieger!“, antwortet Langfinger. „Was dachtest du denn, was sie sind, Eichhörnchen?“
„Sie können sich verwandeln?!“
Langfinger wirft dir einen verdutzten Blick zu. „Egal jetzt. Reite schneller!“
Doch die Bären holen auf. Das Hornsignal hat außerdem die Wachen alarmiert. Pfeile fliegen von den Klippen herab. Du beugst dich dicht über Coritas‘ Hals.
Langfinger schreit mit einem Mal auf. Du drehst dich zu dem Jungen um und reißt Coritas instinktiv herum. Der Dieb kippt aus Melréds Sattel. Ein Pfeil hat ihn unter der Achsel getroffen.
Du bist noch schnell genug, um ihn aufzufangen. Dann haben die Bären euch bereits eingeholt. Statt anzugreifen, umringen die Monster euch knurrend.
Du hältst den zitternden Jungen im Arm. Blut sprudelt aus der Wunde. Mit aufgerissenen Augen sieht er dich an, bringt allerdings kein Wort heraus.
„Es ist alles gut“, versprichst du leise. „Alles wird gut, Langfinger.“
„A-arve“, wimmert er.
„Arve?“
„M-mein Name i-ist … Arve Lurasson.“
Du umfasst seine Hand. Panik steht im Blick des Kindes. Er sucht nach Halt, klammert sich an dich, doch sein Blick flackert bereits. Vermutlich hat der Schütze sein Herz getroffen.
Es ist nicht das erste Mal, dass du einen Sterbenden im Arm hältst. Immerhin bist du ein Söldner. Du hast viele Gefährten verloren. Darunter einige, die du sehr viel länger kanntest als Arve, dennoch ist es diesmal etwas anderes. Er ist so klein! Der magere Junge hat kaum Gewicht. Du kannst nicht einmal mehr an die Pferde denken, die von den Bären vertrieben wurden.
Vielleicht finden sie zurück zu Allyster und Karja. Hoffentlich lassen diese Bestien sie in Ruhe.
„Lurasson …“ Langsam dringt zu dir vor, was Arve gesagt hat. „Wie der Jarl?“
Mit blutigen Lippen lächelt das Kind. „Er ist mein … Bruder. Einer … meiner Brüder.“
„Sprich nicht so viel. Atme ganz ruhig, dann verblutest du nicht.“ Scheiße, wann bist du so gut darin geworden, zu lügen? Zitternd siehst du zu, wie sich die Augen des Diebs schließen. Für immer.
Schwere Schritte knirschen im Kies. Ein großer, goldener Elch tritt zwischen den Bären hindurch. Er schrumpft zu der immer noch riesigen Gestalt des Jarls zusammen.
„Oh Elred … das hättest du nicht tun sollen.“
Tränenblind siehst du ihn an. „Er war dein Bruder?“
Audor nickt verdutzt.
„Wieso? Wieso musste er hungern? Stehlen?“
„Er wurde noch nicht von den Göttern berufen“, sagt Audor ruhig. „So sind die Gesetze von Flutheim. Und laut diesen Gesetzen steht auf Verrat der Tod.“
Einige der Bären werden zu Kriegern, die jetzt gespannte Bögen auf dich richten. Du siehst den Jarl regungslos an, der das Signal gibt. Fünf oder sechs Pfeile treffen dich nahezu gleichzeitig, von allen Seiten. Du wirst durch die Wucht dahinter durchgeschüttelt, bleibst aber auf den Knien. Während du um jeden weiteren Atemzug kämpfst, siehst du noch einmal auf Arve hinab. Der Junge sieht beinahe aus, als würde er schlafen. Bald wirst du dich auf den Steinen neben ihn betten.
Dies ist kein Canon-Ende, deswegen gibt es hier keine Fortsetzung.
Um das Canon-Ende für Elreds Teil der Geschichte zu erreichen, musst du deinen Gefährten eine Nachricht schreiben.
Vielen Dank fürs Lesen und viel Spaß beim Weiterspielen!