In der Ratshalle waren sämtliche Herzoge, Grafen, Barone, viele namhaften Persönlichkeit, einige Minister und Repräsentanten von anderen Ländern versammelt und der Herzog Cavanaugh war sichtlich darüber überrascht. Selten waren so viele vom hohen Adel bei einer Ratsversammlung anwesend wie diesmal. Graf Elmet Nightheart der das letzte Mal anwesend war, als der König sich den Menschen offenbaren wollte, war sogar erschienen. Obwohl Graf Nightheart sehr jung aussah, galt er bereits als Ur-Uralt und fristete sein Dasein meistens im ewigen Schlaf und ging nur alle 100 Jahre auf die alljährliche Ratsversammlung. Der Herzog belächelte den ›alten‹ Mann, weil er damals bei dem großen Vampirkrieg gegen dem König war und dabei seinen Sohn verloren hatte und sein Königreich. Nun war er nur ein kleiner Graf.
»Nun ich habe schon damals gewusst, auf welche Seite ich mich stelle!«, grinste er in sich hinein, doch dann erblickte er jemand anderes, der auch so gut wie nie an der alljährlichen Ratssitzung teilnahm und ging auf ihn zu.
»Ahh mein lieber Graf Knightblood, schön Euch hier zu sehen. Wie kommt es, dass Ihr diesmal zur Ratsversammlung erschienen seid?«, fragte Herzog Thomas Cavanaugh mit einem aufgesetzten Lächeln. »Euch interessiert die Politik doch nicht im Geringsten ...«
»Ich brauche keinen driftigen Grund um hier zu sein!«, wimmelte Cedric den Herzog ab und diesem zuckten die Augenlider, von dieser Dreistigkeit. Der Herzog folgte dem Grafen und sah, wie er sich vor Graf Nightheart kurz verbeugte.
»Eure Hoheit, schön Euch zu sehen!«, begrüßte er den ›alten‹ Mann und dieser lächelte dem Gefährten seiner Tochter zu.
»Ah Cedric, lange nicht gesehen. Nun für mich nicht, mir ist es, als ob ich dich gestern, bei eurer Zeremonie gesehen hätte!«, kicherte Elmet.
»Ihr lügt doch Eure Hoheit, das letzte Mal war vor 17 Jahren, als Aithne auf die Welt kam«, grinste Cedric schelmisch zurück.
»Ohh wie schön, dein Uralt-Gehirn ist noch nicht eingerostet ...«, kicherte Elmet wieder und stand auf. Dann nahmen sich die beiden Männer in die Arme. »Sag, wie geht es meiner Tochter?«
»Sie ist wieder guter Hoffnung!«, antwortete Cedric und Elmets Augen wurden groß.
»Na ihr habt aber auch keine anderen Hobbys, oder?«
»Nun nicht nur Vinia ist schwanger, sondern unsere Tochter Melli ist auch wieder schwanger!«
»Wie die Eltern, so das Kind!«, lachte Elmet.
»Vater, als Vinia hörte, dass du diesmal der Ratssitzung mit beiwohnst, freut sie sich, dich zu sehen, und lässt fragen, ob du sie besuchen kommst?« Cedric hatte nachdem er den Vater seiner Gefährtin formell begrüßt hatte, wie es die Tradition verlangte ins Persönliche gewechselt.
»Natürlich werde ich das. Ich habe Lavinia schon fast 20 Jahre nicht mehr gesehen, obwohl es mir wie gestern ist ...«
»Ist Mutter auch mitgekommen oder blieb sie zu Hause?«, fragte Cedric und Elmet schüttelte den Kopf.
»Nein, sie ist mitgekommen. Wenn wir aus dem ewigen Schlaf erwachen, dann wollen wir auch gemeinsam diese Zeit miteinander verbringen. Meine Gefährtin ist auch hier!«, antwortete Elmet und Cedric nickte erfreut.
Die Tür der Ratshalle wurde aufgestoßen und fünf Männer aus der Bruderschaft trat in voller Kampfmontur in die Halle. Die Adligen erschraken kurz, doch als sie erkannten, dass sie wohl als Schutz abgestellt wurden, weil sie an verschiedenen Stellen Stellung bezogen, beruhigten sie sich wieder. Aber nicht für lange, weil einer mit schweren Schritt auf einem zuging. Ihre Augen wurden groß, als er vor Graf Nightheart stehen blieb. Er verbeugte sich kurz und richtete sich mit dem Gruß der Bruderschaft wieder auf.
»Ich Hauptmann Kendrick Nightheart von der Bruderschaft, heiße Euch Graf Elmet Nightheart, mein geliebter Vater herzlich willkommen!« Nun war irgendwie jeder überrascht. Sicherlich kannten einige den Namen des Hauptmannes, der Anführer der Bruderschaft, aber das er der Sohn von Graf Nightheart war, das wusste so gut, wie niemand. Er hätte ja aus irgendeiner Zweitfamilie stammen können und schon zuckten wieder die Lider von Herzog Cavanaugh auf. Diese Tatsache ließ sein Vorhaben in den Schatten stellen oder doch nicht. Wenn Franziskus Aithne als Kurtisane oder sogar als Gefährtin bekam, dann stieg das Ansehen vom Herzogtum Cavanaugh in die Höhe.
Elmet blickte seinen Sohn an und seine Augen füllten sich mit Tränen. Auch wenn Shay sein ältester Sohn, der tot war und Kendrick Halbgeschwister waren, so sah Kendrick ihm sehr ähnlich und er nahm seinen Sohn in die Arme.
»Schön dich zu sehen, mein geliebter kleiner Keni!«
»Auch schön dich zu sehen Pa. Ist Ma auch hier?«, fragte er und Elmet nickte. Sie ließen sich los und Kendrick nickte Cedric kurz zu, dann wandte er sich an seine Leute.
»Ihr kennt eure Befehle!«, donnerte er los und unison antworteten sie.
»Sir jawohl Sir!« Und schlugen mit der Faust auf ihre Brust und Kendrick nahm seine Stellung im Ratsaal ein.
»ACHTUNG! Eure Majestät König Ivo Leaffall betritt den Saal!«, schrie er und wieder schlugen sie sich mit der Faust auf die Brust.
Die Tür öffnete sich, der König trat ein, alle drehten sich zu ihm und verbeugten sich.
Die Ratsversammlung hatte begonnen.
***
Wie es der König gesagt hatte, lag das Hotel, welches der Dark Servant beziehen sollte, sogar etwas mehr als 10 km, von der Stadt entfernt in der sich die Akademie befand und er schmiss sich aufs Bett. Nach etwa drei Stunden des Nichtstuns ...
»Ahhh ... auf so eine grottenlangweilige Mission war ich schon lange nicht mehr!«, murrte er und starrte die Decke an. »Lan beobachten, wie er sich verhält ... so ein schwachsinniger Befehl, vor allem, wenn ich ihn nicht einmal sehen kann! Ich werde jetzt in diesen paar Tagen hier herumlungern und nur darauf warten, bis ich von einem Bodyguard der Bruderschaft angerufen werde. Der einzige Lichtblick von dieser ganzen Sache ist das Motorrad!«
***
»Talfon!«, meldete sich Cavon am Handy, als er angerufen wurde.
»Also wir sind jetzt im Hotel und geht es, dass du heute Abend mit uns Essen gehst?«, fragte Miriam und stellte das Handy auf Laut.
»Ja, kein Problem, alle Teilnehmer fürs morgigen Turnier haben freibekommen. Ich muss aber vor 22 Uhr wieder zurücksein!«
»Okay, das lässt sich einrichten ...«
»WAS du musst schon so bald zurücksein .... aber was ist mit unserem Hotdogessen!«, rief Ralf traurig und Cav kicherte.
»Ich kann mich eh nicht so vollstopfen. Ich muss morgen fitt sein und du auch Pa oder willst du den ganzen Tag im Hotelbett liegen, weil du wieder verloren hast?«
»Diesmal gewinne ich!«
»Sicher es steht schon 5:3 für mich!«
»Jetzt seid ihr Mal ruhig!«, mahnte Miri. »Also wir holen dich dann so auf 17:30 Uhr ab, okay?«
»Okay!«
»Also dann, bis dann, bye!«
»Bye!« Miri legte auf und schaute ihren Gefährten streng an.
»Ralf solange wir hier sind, gibt es KEIN Hotdogwettessen. Ich habe nämlich keine Medikamenten dafür eingepackt!«
»Hmpf Schade ... aber morgen nach dem Turnier ... ich reservier gleich ...«
»Du machst gar nichts! Mein letztes Wort!«
»Aber Hot ... dog ...wett ...«
»Nichts!«
»Dann übermorg ...«
»NEIN!«
»Aber die Schenke ist gleich in der Nähe und da ...«
»RALF!«
Trotzig und wie ein kleines Kind setzte sich Ralf zu Lan und Beverly, die die Auseinandersetzung kichernd verfolgt hatte auf die Couch und verzog schmollend seine Lippen.
»Hot ... do ...«
»Ralf, nein!«
»HMPF! Spaßverderber!«, murrte er aber seine Augen lachten seine Miri an.
»Papa lass gut sein!«, sagte Beverly beschwichtigend und mit einem Grinsen im Gesicht. »Du willst doch Cavon morgen zuschauen und nicht mit höllischen und krampfartigen Magenschmerzen im Bett liegen. Hinterher bereust du es dann auch noch und das wollen wir alle nicht!«
»Mama und Bev haben recht!«, kicherte Lan. »Du wirst es wirklich bereuen und dich selbst verfluchen, wenn du Cavon nicht anfeuern kannst! Verschiebe das Wettessen einfach. Es läuft dir ja nicht weg!«
»Ja ich geb es ja zu. Ihr hab alle recht!«, sagte Ralf mit einem noch traurigeren Gesicht und spitzbübischen Grinsen. Miriam schüttelte nur hoffnungslos den Kopf.
Ihr Gefährte war schon über 50 Jahre und in seinem Herzen war er noch immer so, wie sie ihn kennengelernt hatte. Sie wusste nicht, wie lange sie ihn noch hatte. Menschen lebten einfach viel zu kurz und sie als Wasserelfe lebte mindestens fünf Mal so lang.
***
Cavon der das Zimmer mit drei Weiteren aus seiner Klasse teilte, lächelte vor sich hin.
»Na hast du mit deiner nichtvorhandenen Freundin gesprochen? So wie dir das Lachen im Gesicht klebt«, wurde er angestänkert und Cavon schaute zu seinem Freund.
»Nein nur mit meinen Eltern!«, sagte er und sein Freund schaute ihn ungläubig an.
»Aber dann grinst man nicht so!«
»Ne sorry. Ich muss nur daran denken, wie Mum Papa wieder zurechtweisen wird!«
»Hä?«
»Du weißt doch, dass mein Papa und ich immer wieder mal dieses Wettessen veranstalten!«
»Ahh ja, danach sitzt du immer stundenlang auf dem Klo und dieser Duft ... urgh ... bleibt dann noch tagelang im Zimmer trotz lüften!«, würgte sein Freund und Cavon grinste ihn an. Ihm war es egal, wie lange der Geruch blieb. Er roch es vielleicht noch einige Minuten lang, aber sein Freund, tja er war ein Werwolf. »Lach nicht, das ist einfach widerlich!«
»Ich kann nichts dafür, das du ein Werwolf bist ...«
»Ja, ja und jetzt red weiter!«, forderte er Cavon auf in der Hoffnung, dass sie heute kein Wettessen veranstalteten und seine Gebete wurden erhört.
»Deine Mutter ist eine weise Frau, das muss ich zugeben!«, sagte er schließlich und nickte Cavon zu.
»Kadett Cavon Talfon aus dem dritten Jahrgang, bitte melden Sie sich umgehend im Rektorat.« Wurde eine Durchsage gemacht und sie wiederholte sich noch zweimal.
Cavons Freund starrte ihn leicht erschrocken an. Wenn ein Kadett ins Rektorat gerufen wurde, dann bedeutete es meistens nichts Gutes.
»Alter ey, was hast du angestellt?«, fragte dieser und Cavon, der jetzt auch ziemlich blass war, zuckte die Schultern. Aber es half nichts, er wurde gerufen und wenn er nicht ging, glich das einer Befehlsverweigerung und so machte er sich auf dem Weg.
Vor dem Rektorat blieb er stehen und klopfte an. »Kadett Cavon Talfon aus dem dritten Jahrgang ...«
»Komm rein!«, wurde er unterbrochen und er öffnete die Tür. War es auf dem Gang durch die Sonne hell erleuchtet, so dämmrig war das Büro des Direktors. Er trat ein und salutierte wie er es auf der Akademie gelernt hatte. »Steh bequem Kadett Cavon Talfon!«, sagte der Direktor und Cavon sah, dass er nicht alleine war. Professor Obrien und jemand in voller Kampfmontur waren mit anwesend.
»Oi oi Cavon, was ist mit dir?«, fragte Eckwin alla Professer Obrien, weil Cavon wirklich sehr blass war.
»Nicht Sir, alles bestens Sir!«, sagte er schnell, obwohl sein Herz Überstunden machte und der Direktor lächelte etwas.
»Du kannst dich auch hinsetzen!«, sagte der Direktor.
»Danke Sir, ich stehe lieber Sir!«, antwortete Cavon und der Direktor nickte.
»Nun, warum ich dich herrufen lassen habe, ist die, weil du für heute Abend Ausgang beantragt hast ...«, fing der Direktor zu erklären an und Cavon wurde es noch unbehaglicher.
»Will er mir den Ausgang etwa verbieten ...?«
»... und du und deine Familie unter dem Schutz des Vampirkönigs steht ...«
»Hä wie, was jetzt?«, fragte er sich.
»... wird dir ein Bodyguard zur Seite gestellt ...«
»Ein Bodyguard? Wozu?«, fragte Cavon prompt.
»Wie ich schon sagte du und deine Familie stehen unter dem besonderen Schutz von unserer Majestät dem König Ivo Leaffall und deshalb, wird dir eine Leibwache zur Seite gestellt!«
»Aber ich brauche keine ...«
»Doch und keine Widerrede oder warum laufen in den letzten Tagen so viele Mitglieder der Bruderschaft hier auf dem Campus herum? Nicht wegen dem Turnier, sondern wegen deiner Familie, die das Turnier mit beiwohnen!«, sagte Direktor Gael Leaffall eindringlich und Cavon verstand. Es war nicht wegen seiner Familie, es war wegen Lan und er nickte.
»Ja ich verstehe!«, sagte er und der Direktor verengte kurz die Augen.
»Er weiß es auch, was es mit seiner Familie auf sich hat. Wenn Vater doch nicht so verschlossen wäre!«, dachte er sich.
»Gut, darf ich vorstellen. Das ist Vize-Hauptmann der Bruderschaft Ian Bhrem. Er wird dich begleiten!«, sagte er und wandte sich an Professer Obrien. »Befehle von unserer Majestät dem König, du sollst, solange die Familie hier ist, Phelan Talfon beschützen ...«
»Hää! Warum ich, er ist doch bestimmt da! Er lässt doch seinen Gefährten nicht alleine ...«, wollte Eckwin sich weigern.
»Ist er nicht! Er ist auf einer Mission unterwegs. Deswegen bekommst ja du den Befehl!«, sagte der Direktor streng und Eckwin der etwas erwidern wollte, hielt vorzugsweise den Mund.
»Das wird aber knapp werden!«, sagte er dann doch und der Direktor und alle Anwesenden blickten zu ihm.
»Wie meinst du das?«
»Das Turnier dauert ab morgen vier tage ... und wenn Phelan heute schon da ist ... und er auf einer Mission unterwegs ist ... Dann mögen uns die Götter beistehen!«
»Mit Verlaub!«, mischte sich nun Ian ein. »Der Dark Servant befindet sich etwa 12 km von uns entfernt auf Stand-by. Wir haben die Aufgabe, den jungen Herrn Phelan Talfon im Auge zu behalten und wenn sich sein Zeitlimit bemerkbar macht, wir die Anweisung haben, den Dark Servant zu rufen. Allerdings ...!«, sagte er und drehte sich zu Cavon um. »Ist das eine streng geheime Mission. Der junge Herr Phelan Talfon und die Familie darf von der Anwesenheit seines Gefährten nichts wissen. Sie Kadett Cavon Talfon sind berechtigt, über diese Mission Bescheid zu wissen! Und natürlich als Untergebener des Dark Servant, hat Sir Eckwin auch das Recht es zu wissen!«
»Ich bin kein Sir mehr ... lass das endlich mal stecken Ian!«
»Von wegen, du bist von einem König zum königlichen Ritter geschlagen worden, dieser Titel wird dich dein ganzes Leben lang begleiten.«
»Tzz ... lass trotzdem stecken!«
»Meine Güte, jetzt habe ich mich an Professor Obrien gewöhnt ...!«, murmelte Cavon und schüttelte innerlich den Kopf. Der Direktor hingegen prustete kurz auf.
»Also gut, ihr kennt eure Befehle, also verschwindet endlich aus meinem Büro und Kadett Cavon ...!«
»Sir ja Sir!«, rief Cavon und stand wieder stramm.
»Ich wünsche dir viel Glück!«
»Sir Danke Sir!«
Zurück in seinem Zimmer wurde Cavon von seinem Freund dem Werwolf eindringlich gemustert.
»Also gut ... jetzt spann mich nicht weiter auf die Folter. Was ist los?«, fragte dieser.
»Es war nichts Besonderes!«, gab Cavon zur Antwort.
»Nichts Besonderes? Du wurdest zum Rektor gerufen. Eigentlich müsstest du jetzt deine Koffer packen, weil du von der Akademie geflogen bist oder sonst etwas ...« Cavon blickte ihn nur an und lächelte leicht.
»GE-HEIM-NIS!«, war alles, was er sagte und packte seine Duschsachen zusammen. Immerhin ging er heute Abend mit seiner Familie gut essen und ließ einen sprachlosen Werwolf zurück.