Irgendwann wurde Jan per Videokonferenz zugeschaltet, aber er wusste bereits über alles Bescheid. Akame und Kendrick hatten ihn während der gesamten Konferenz auf dem Laufenden gehalten und nun ging es darum, wie man sich gegen die Invasion rüsten konnte, wie und wann sie es öffentlich machen wollten und noch einiges mehr.
»Da wir nichts über sie wissen, denke ich, wäre es angebracht, noch etwas nachzuforschen«, sagte Jan. »Die Nasa ist dabei, die besten der Besten zu holen ...«
»Aber ist es nicht besser, wenn die Öffentlichkeit, jetzt schon darüber in Kenntnis gesetzt wird?«, fragte der König.
»Würde ich noch nicht. Es fehlen uns noch viel zu viele Daten. Im Moment ist das nur ein IST-Zustand. Es kann sich in den nächsten Tagen oder Wochen um einiges ändern. Allein die Zeitspanne, bis das Raumschiff die Erde erreicht ... ist, wie soll ich sagen eine Hochrechnung. Es gibt viele Variablen und eine davon ist ... Es mag sich jetzt wie eine Science-Fiction anhören, dass das Mutterschiff sich gar nicht mehr weiterbewegt, sondern, bemannte Shuttles aussendet ... Dann wäre unsere Schätzung hinfällig. Und da wären da noch die Planeten, die sie passieren müssen und so weiter. Die Gravitationsfelder ... Dann wissen wir nicht, wie groß das Mutterschiff überhaupt ist. Wie weit, es von Jupiter noch entfernt ist ... es kann sein, dass es sich bereits kurz vorm Orbit befindet, dann ist es etwas größer als Jupiter, aber wenn es sich noch Lichtjahre weiter von Jupiter befindet, dann ist das Schiff größer als alle Planeten aus unserem Sonnensystem zusammengerechnet ... dann würde ich sagen ... haben wie kein Problem mehr, sondern im wahrsten Sinne des Wortes ausgeschissen. Dann würde das Schiff alleine ausreichen, um das ganze Sonnensystem ins Nirwana zu schicken, ohne einen Finger krumm zu machen ...«
Durch die vielen ›danns‹ die Jan in die Sätze einbrachte, wusste Shay, dass sein Gehirn auf Hochtouren arbeitete und er rieb sich die Augen.
»Ich würde sagen, wir machen ab da eine Pause und reden morgen weiter!«, sagte Shay und der König war damit nicht gerade einverstanden. Er wollte sofort eine Lösung.
»Das geht nicht ... es sind noch viele Fragen offen!«
»Eure Majestät mit Verlaub ... Heute kommen wir eh auf keinen nennenswerten Weg mehr. Warten wir ab, was die Wissenschaftler der Nasa in den kommenden Tagen herausfinden und können dann weiter reden. Jetzt alles zu überstürzen bringt nichts! Jan danke für deine Zeit und ruh dich aus. Ich denke, du hast wieder Tage durchgearbeitet!«
Hal war darüber etwas überrascht und auch wenn er wusste, dass es nicht nötig war, überkam ihm so etwas wie ein Anflug an Eifersucht. Shay kannte seinen Gefährten in- und auswendig und das passte ihm nicht. Hal hatte nicht erkannt, dass Jan müde war und es wurde im erst jetzt bewusst, dass Shay recht hatte. Jan hatte, seit das mit dem Raumschiff bekannt wurde, kein Auge mehr zugemacht.
Somit wurde auch die Sitzung geschlossen und alle machten sich auf dem Weg nach Hause oder zurück in ihr Gästezimmer.
Der König, der als letzter im Saal zurückblieb, streckte sich durch und als er gehen wollte, wurde die Seitentür geöffnet.
Aithne kam rein und anstatt einen Knicks zu machen, kniete sie sich hin. Der König war etwas darüber überrascht, denn es war ein Zeichen, der absoluten Loyalität.
»Aithne ...!«
»Eure Majestät ich bitte, um Erlaubnis sprechen zu dürfen!«, kam sie mit der alten Umgangsform und er erlaubte es. »Bitte erlaubt mir, ab jetzt meine Mission Phelan Talfon zu beschützen, antreten zu dürfen. Ich weiß, dass es vielleicht unnötig ist, aber ich möchte ihn gerne besser kennenlernen und mir selbst eine Meinung über ihn bilden. Ich weiß, dass sein Schutz äußerst wichtig ist, und es ist eine sehr wichtige Aufgabe, ein Leibwächter zu sein, aber bitte entschuldigt, wenn ich so anmaßend bin ... ich kann niemanden beschützen, mit dem ich nicht auskomme.«
»Ich verstehe dich Aithne und ich erlaube es dir. Lerne Phelan deinen Neffen kennen und entscheide selbst, ob du sein Leibwächter werden willst, ob du dafür geeignet bist! Ich habe dir die Aufgabe übertragen, da ihr beide zur selben Zeit in die Akademie eintretet, und du wirst nicht die Einzige bleiben. Loan wird ebenfalls eintreten.«
»Meinen Neffen?«, fragte sie sich überrascht. Davon wusste sie gar nichts und überhaupt ... wie? Wenn er wirklich ihr Neffe war, dann sah die Sache ein klein wenig anders aus, aber das musste sie erst bestätigt bekommen. »Ich danke Euch, eure Majestät«, sagte sie und stand wieder auf.
***
»Shay ist was?«, rief Lavinia aus.
»Ein freier Mann. Der König hat ihn aus dem Sklavenstand enthoben«, antwortete Cedric und sah, wie Tränen über das Gesicht seiner Gefährtin liefen.
»Das heißt ... er ist wieder König?« Cedric schüttelte den Kopf.
»Nein kein König. Ich glaube sogar, er will es gar nicht mehr! Allerdings soll das nicht öffentlich hinausgetragen werden, dass König Shay Nightheart von den Toten auferstanden ist. Wahrscheinlich lassen sie sich irgendeine Geschichte, von einem verschollenen Bruder, Neffen oder Enkel einfallen, der wieder aufgetaucht ist und der reinzufällig totale Ähnlichkeit aufweist und denselben Namen trägt und ich weiß nicht, was der König und Shay aushandeln, aber ich denke, dass der König ihn den Posten des Kommandeurs der königlichen Ritterleibgarde gibt.«
»Aber ist das nicht dein Posten?«
»Nur noch auf dem Blatt, wenn man es so sieht. Ich habe viel zu viel mit der Grafschaft zu tun, die mir Elmet aufgezwungen hat!«, grinste er und Lavinia nickte verstehend.
Lavinia konnte im Moment nicht glücklicher sein. Sie war schon glücklich ihren Bruder lebendig wiederzusehen und nun war er frei.
»Mama, Papa!«, schrie es und die Tür wurde aufgerissen. Lavinias Augennerven zuckten, als ihre Tochter reingestürmt kam.
»Aithne wie oft soll ich dir noch sagen, dass wir uns hier auf dem Schloss befinden und du dich nicht wie ein Bauerntrampel benehmen sollst!«, schimpfte Lavinia und Cedric grinste nur.
»Tja!«, dachte er. »Wie du Mutter so die Tochter!«
»Ja, ja!«, war nur die Antwort. »Phelan Talfon ist er mein Neffe? Stimmt das?«, fragte sie geradeaus. Cedric überlegte kurz, doch dann nickte er.
»Ja, wenn man es so sieht, ist er das.«
»Aber er ist kein Vampir ... er ist ein magisches Wesen, ja, aber kein Vampir!«, sagte sie und sie konnte sich immer gut auf ihr Gespür verlassen.
»Er ist ein Vampir ... zu einem drittel Teil, wenn man es genau nehmen will und er ist mein 500. Ur-Enkel.«
»Hä? Wie ...«
»Was Papa sagen will, ist, das Phelan das Knightblood in sich trägt!«
»Mach es nicht so kompliziert Vinia. Er ist mein Enkel, weil ich mich vor 2000 Jahren in eine Menschenfrau verliebt habe und daraus ist wohl ein Kind entstanden und jetzt nach all den Jahrtausenden ist mein Blut in Phelan erwacht. Somit gehört er zur Familie und ist mein Enkel!«
»Ach Familie ... Cedric Lan ist mein Schwager!«, rief Lavinia plötzlich aus und nun war Aithne komplett verwirrt.
»Japp, das ist er!«
»Kann mich mal jemand aufklären?«, fragte Aithne.
»Natürlich, das ist ja jetzt kein Verbot mehr, aber trotzdem sollen wir noch darüber schweigen!«, fing ihr Vater an und erklärte den Zusammenhang.
Das Lan sein Ur-Enkel war und auch ihr Neffe, hatte sie schon etwas begriffen, aber warum Lan jetzt auch noch der Schwager ihrer Mutter sein sollte, das war ihr etwas zu hoch.
»Also du warst doch dabei, wie der König, Dark Servant seine Freiheit wiedergegeben hat ...«, sie nickte. »Nun der Mann ist Mamas ältester Bruder, Shay und der Gefährte von Phelan Talfon.«
»Ah ... du meinst ... der Shay ... König Shay von dem immer gesprochen wurde, wie großartig er war und das kein König an ihn herankommt ... der tot ist, dieser Shay ...?«, fragte sie und ihre Eltern nickten und dennoch rieb sich Cedric die Augen.
Jetzt war sie bei der Konferenz dabei, aber er fragte sich, wo war sie mit ihren Gedanken? Wahrscheinlich waren ihre Gedanken genauso in ein vakuumverpacktes Loch verpackt, als wenn sie in Mathe unterrichtet wurde.
»Also ist er nicht tot! Was hat er denn die ganze Zeit gemacht?«
Cedric gab es auf und hoffte, dass die Zeit, die sie hatte, ihr Verständnis auf Trab brachte. Immerhin war sie ja erst 17 und ihre Volljährigkeitszeremonie hatte sie auch noch nicht hinter sich. Wenigstens waren seine anderen Kinder nicht so muskelbepackt und kampfwütig wie seine Jüngste.
Arc 4 Ende
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