»Audra, Elmet, darf ich vorstellen Dark Servant und ...!« Der König hielt inne. Man sah ihm an, dass es ihm schwerfiel und er kräftig schlucken musste.
»Warum sieht der Dark Servant wie mein Sohn aus. Bis jetzt, wenn ich ihn gesehen hatte, war er vermummt!«, fragte Elmet und Audra nickte ihm bestätigend zu. »Nun spricht schon, eure Majestät!«
»Weil er Euer Sohn ist, der vor euch steht und ist lebendig. Euer Sohn Shay Nightheart!«, sagte der König schließlich und der Dark Servant, nein Shay ballte seine Hände zu einer Faust. Er würde dem König am liebsten eine reinhauen, oder irgendjemand verprügeln. Am liebsten wirklich den König.
»Das ist ein makabrer Scherz. Das hätte ich von Euch nicht gedacht! Ich war dabei, wie mein Sohn, NEIN König Shay Nightheart von den Dunkelvampiren öffentlich hingerichtet worden war. Ich musste anwesend sein, wie alle anderen auch ... es wurde von Euch extra verlangt ...«, sprach Elmet und seine Stimme, fing bei jeden gesprochenem Wort mehr an zu zittern. Beschwichtigend hob der König seine Hand.
»Ja das stimmt. Damals haben mich die Umstände dazu gezwungen, genauso, wie ihn zu versklaven!«
»Welche Umstände?«, fragte Audra, doch dann winkte sie ab und trat auf Shay zu. Sie war die Erste, die ihre Fassung wieder zurückfand. »Das ist jetzt unwichtig. Wichtig ist nur, herauszufinden, ob das ein Scherz auf unsere Kosten ist oder nicht. Wenn er wirklich unser Sohn ist, dann kann er eine Frage ganz einfach beantworten, dessen Antwort nur er kennt«, sagte sie und drehte sich zum König, in der Hoffnung, dass es wirklich Shay war und der König sie nicht angelogen hatte. Aber sie stellte sich gleichzeitig die Frage, warum er so ein Spiel treiben sollte, aus welchen Grund? Der König gab ihr die Erlaubnis.
»Nur zu, wenn es etwas ist, was nur er weiß, dann bitte!«
»Wie war der Name deiner richtigen Mutter?«, fragte sie und nun wurde Kendrick hellhörig, denn es wurde immer ein großes Geheimnis darum gemacht. Selbst er wusste nicht, wer die leibliche Mutter seines Bruders war.
»Ist das dein ernst?«, fragte Shay zurück und schaute Elmet an.
»Wenn du wirklich Shay bist, dann weißt du es! Also antworte, ansonsten müssen wir dich als Lügner entlarven! Und Euch ebenso Eure Majestät!«, antwortete Elmet und sah Dark Servant mit einem vernichtenden Blick an.
»In Ordnung! Ich wurde von keiner Frau auf die Welt gebracht. Ein Omega brachte mich auf die Welt und sein Name war Siridean! Vater du hast bei der Geburt geholfen, aber konntest ihn nicht retten und er ist mit einem Lächeln in deinen Armen gestorben«, antwortete Shay und Elmet atmete stockend ein.
»Ein Omega ...? Das erklärt einiges, warum er so stark ist!«, dachte der König und starrte Shay an. »Wieder ein Geheimnis, welches offenbart wurde ...«
Elmet stand wie angewurzelt da. Er wusste nicht was er tun, geschweige denn sagen sollte. Sein Verstand hatte sich komplett von ihm verabschiedet. Doch dann realisierte er es, dass der Mann vor ihm ... der genauso wie sein verstorbener Sohn aussah, auch wirklich sein Sohn war und der letzte Schub, um es auch richtig zu verstehen, gab Audra. Weinend ging sie auf Shay zu und nahm ihn in die Arme.
»Mein Sohn ... bist du wirklich mein Sohn?«, fragte er keuchend und auch bei ihm liefen die Tränen runter. Das Einzige was Shay tun konnte, war zu nicken, denn auch er war zu nichts mehr anderem fähig. Genauso wie die anderen, die sich nicht zu bewegen trauten, die gewusst hatten, wer der Dark Servant war. Die jahrhundertelang mit dem Geheimnis lebten, die immer und immer wieder einen Weg gesucht hatten, um ihn zu retten. Ihre Verzweiflung stand ihnen im Gesicht, denn sie wussten nicht, was der König damit bezwecken wollte. Wollte er Dark Servant weiter quälen, ihn weiter unterjochen, den letzten Rest seines Willens auslöschen, wollte er nun endgültig den Clan Nightheart in den Boden stampfen ... wollte er sich an das Leid laben ...?
»Das ist ja alles gut und schön ... dieses Wiedersehenszeug ... aber warum sind dann alle hier?«, unterbrach Lorcc die grausame Stille, weil keiner gewagt hatte, etwas zu sagen. »Wegen dem sind wir nicht gerufen worden, oder sehe ich das falsch?«
»Nein!«, antwortete der König und als er seine Stimme erhob, erwachten alle aus ihrer Starre und dachten, dass es ja klar war. Der König bezweckte etwas, aber was? Das was viele sich gedacht hatten oder doch was ganz anderes, denn so einfach und aus dem Nichts heraus, würde er die wahre Identität seines Leibsklavens so offenbaren. »Das wollte ich vorab geklärt haben, weil es sich gerade angeboten hat und noch etwas, bevor die anderen kommen!«
»Noch etwas?«, fragte Eckwin und fragte wohl für alle. »Was gibt es noch? Außer das seine Eltern erfahren haben, dass ihr Sohn und nicht zu vergessen, der König der Dunkelvampire noch am Leben ist!«, sagte er gerade aus. Er sah nichts mehr darin, sein Versprechen zu halten, und der König lächelte etwas.
»Da stimmt, es gibt noch einiges, was ich heute besprechen will und es hier in diesem Raum bleiben soll, Sir Eckwin!«
»Sag mir nicht ... der große Dark Servant ist der König der Dunkelvampire, der König?«, fragte Lorcc überrascht.
»Ja, wo hast du denn die ganze Zeit gelebt du Neandertaler?«, warf Akame ein und Eckwin kicherte kurz.
»Hey bin ich der Einzige von euch, der das nicht gewusst hat?«, fragte er und alle nickten.
»Kendrick du hast es die ganze Zeit gewusst, dass dein Bruder lebt!« Das war von Elmets Seite keine Frage, eher eine Feststellung und Kendrick nickte. »Aber warum hast du nie etwas gesagt?«
»Weil er es nicht konnte. Sei ihm nicht böse Vater!«, antwortete Shay.
»Du hast es ihm verboten?«
»Nein, es war kein Verbot. Ein Verbot kann man ungehen. Es war ein Versprechen.«
»So ein Versprechen!« Elmet wusste, dass es in der Natur eines Vampirs lag, die Versprechen zu halten, egal von welcher Art. »Verstehe ... aber ... warum so weit gehen? Und warum ...?«, Elmet konnte nicht mehr klar denken. Viele Gedanken und Fragen kreisten in seinem Verstand und fand nicht den Faden um die richtige Antwort darauf zu finden.
»Ich würde sagen, wir setzten uns erstmal alle und ich werde alles erklären. Wir haben noch etwas Zeit, bevor die anderen kommen!«, sagte der König und war heilfroh, dass Elmet oder Audra nicht ausgerastet waren. Er hatte sich das Schlimmste, was eintreten konnte bereits ausgemalt und deshalb Dark Servant den Befehl gegeben, seine Eltern aufzuhalten.
Kaum saßen alle, rief der König nach dem Butler. Shay war überrascht das Edward und Andrew heute gemeinsam Dienst hatten.
»Bitte meine Gäste möchten Speis und Trank!«, sagte der König, die beiden verbeugten sich kurz und gingen wieder. Und keine Minute später kamen sie mit zwei Servierwagen wieder. Sie bedienten die Gäste und als alle versorgt waren, traten sie hinter dem König. Shay hob kurz seine Augenbrauen und sein Blick traf den von Edward, da wurde es ihm klar. Der König wusste es. Er wusste, dass er und Edward zusammenarbeiteten und er pustete kurz aus.
»Nun dann werde ich zu Erzählen anfangen und euch die Antworten liefern, warum ich so gehandelt habe, wie ich es getan habe. Alles fing vor über 400 Jahren an ... und ich sage es gleich zu Anfang. Wenn ich eine Möglichkeit gesehen hätte, es hätte anders machen zu können, dann hätte ich es getan!«
Der König erzählte alles, von der Prophezeiung bis hin zum heutigen Tag. » ... und das war auch der Grund, warum ich euren König Shay Nightheart am leben gelassen habe und letztendlich versklavte. Die Prophezeiung ...«
»Aber bitte verzeiht, wenn ich Euch unterbreche ... aber warum, und die Frage stellt sich mir immer wieder ... warum seid Ihr nicht als Erstes zu ihm gegangen. Sondern habt Euch in den Ruf des verrückten Königs begeben ... ich denke, Shay hätte einen Weg gefunden ...«, warf Audra ein und alle Augen blickten nun zum König, denn einige hatten wohl den gleichen Gedanken. »Sicher damals hat man ja auch noch geglaubt, die Erde sei eine Scheibe, aber ich denke, wenn Ihr die Tatsache klar und deutlich dargelegt hättet, denke ich, wäre es erst gar nicht soweit gekommen!«, sprach sie weiter und einige nickten.
»Ihr vergisst, das die damaligen Könige und Clanoberhäupter viel zu stolz und uneinsichtig waren. Sie hielten mich nicht für verrückt, weil ich die Prophezeiung angesprochen habe, sondern, weil ich alle unter mir vereinigen sollte. Viele sahen sich in ihrer Position bedroht und mit Diplomatie kam ich nicht mehr weiter. So fing ich damals zu denken an und war in dem Glauben festgefahren, dass der König der Dunkelvampire genauso handeln würde«, antwortete der König und Shay nickte.
»Mit der Zeit wurde aber die Tatsache, dass es sich um eine Prophezeiung handelte vergessen oder viele wussten davon nichts. Mich eingeschlossen. Ich sah nur die Gefahr, die mein Volk ereilte. Ich sah nur den Krieg, der herrschte und der Glaube daran, dass er verrückt sei und der Angriff der Außerirdische nur ein Vorwand war, um Krieg zu führen, wurde darin bestärkt. Aber um ehrlich zu sein, ich kann heute nicht sagen, wie ich damals reagiert hätte, wenn er als Erstes zu mir gekommen wäre. Hätte ich ihn ausgelacht? Hätte ich mich genauso meiner Position bedroht gefühlt, wie die anderen? Hätte ich ihm geglaubt? Das kann ich hier und jetzt nicht mehr beantworten und es würde einer Lüge gleichen, wenn ich jetzt sagen würde, wärst doch als Erstes zu mir gekommen, denn wie gesagt, ich weiß nicht, wie ich reagiert hätte«, beantwortete Shay die Frage seiner Adoptivmutter.
»Aber jetzt lügst du dir was vor!«, sagte Kendrick. »Wie Mutter gesagt hat, hättest du einen Weg gefunden. Vielleicht hättest du Ivo nicht gleich geglaubt, aber du hättest nachgeforscht, um Gewissheit zu haben. Du warst und bist auch heute kein Mann, der Dinge nicht auf den Grund geht! Es gibt einen guten Grund, warum das Orakel, dich und Ivo erwähnt hat, um gegen die Außerirdische zu kämpfen. Das ist der Teil, den sogar Ivo vergessen hatte oder zumindest für eine kurze Zeit, denn wäre er nach der Prophezeiung gegangen, so meine Meinung, hätte er wirklich als Erstes zu dir gehen müssen.« Der König versank in Gedanken.
»Das hätte ich vielleicht tun sollen, aber ich habe mich wohl falsch entschieden!«
»Ja indem du deinen Vasallen vertraut hast, die dich dann fallen lassen haben!«, sagte plötzlich eine neue Stimme und jeder blickte zu der einen Person, die unbemerkt mit einer anderen eingetreten war.
»Hal?«, fragte der König überrascht. Der Angesprochene hob seine Hand und sagte: »Jo!«
»Was machst du denn hier?«, fragte der König weiter.
»Nun sagen wir mal ... ich arbeite seit Kurzem mit jemanden zusammen, der sehr interessant ist!«, antwortet Hal und blickte zu Shay.
»Ihr beide?«, fragte der König wieder überrascht und Hal lachte laut auf.
»Nein ...!« Plötzlich stockte er, weil er messerscharfe Fingernägel an seinem Hals spürte und glühende rote Augen ihm tief in die Augen blickten.
»Wer auch immer du bist ... nach deinen Klamotten zu urteilen, arbeitest du bei der Nasa und ich werde kurzen Prozess machen, wenn du ihm auch nur ein einzelnes Haar gekrümmt hast oder auch nur den Gedanken daran verschwendest!«
»Hoi hoi ruhig! Ich habe Jan nichts angetan. Er ist zu interessant und nicht so langweilig, wie die anderen dort!«
»Interessant, also?«, fragte Shay weiter und schon stürmte Akame auf Hal zu ...
»Was hast du meinem Oni-chan angetan? Ich wunder mich schon die ganze Zeit, warum er sich noch nicht gemeldet hat«, zischte sie und nun wurde es ihm etwas mulmig. So hatte er das Wiedersehen mit dem König seinem kleinen Bruder, für ihn er auf den Thron verzichtet hatte, nicht vorgestellt. Vor allem, hatte er nicht gedacht, wie gefährlich Jans Freunde waren. Jan hatte sie immer als freundlich und nett beschrieben und natürlich auch als völlig durchgeknallt ...