Kapitel 101 Kapitel 101:
»Bevor Ihr etwas dazu sagt, habe ich eine Frage ...!«, sagte Shay und schaute den König fest in die Augen. Er wusste nicht warum, aber er hoffte auf eine Reaktion, auf eine bestimmte Reaktion.
»Nur zu fragt!«, antwortete der König und Shay lächelte etwas. Er war auf dem Weg wieder ein freier Mann zu werden.
»Warum habt Ihr mir die Prophezeiung nicht gleich, nach meinem Aufwachen erzählt? Sicherlich meine Stellung als König wäre da schon weg gewesen, weil Ihr habt mich ohne mein Wissen öffentlich Hinrichten lassen.«
»Ich habe mit dem Gedanken gespielt ...«, der König hielt inne, weil er nach die richtigen Worte suchte.
»Aber er hat es nicht getan, weil er Angst hatte, dass Ihr Euch, wie seine engsten Vasallen gegen ihn stellt und wieder ein Krieg entfachen hätte können... na ist das nicht so Ivo?«, sagte Hal und der König blickte etwas verlegen zur Seite.
»Ja so war es. Ich wusste nicht, wie Ihr darauf reagiert ... erst fange ich den Krieg an, nehme Euch Euer Reich weg und dann komme ich und will, dass Ihr unbemerkt und unbekannt als meine rechte Hand zur Hilfe eilt ... Es war etwas, was ich bei Euch nicht einschätzen konnte.«
»Dachte ich mir, denn hättet Ihr es getan, hättet Ihr mir Euer Leben in die Hände legen müssen, aber dafür hattet Ihr zu viel Angst und ein Versprechen geben und halten, was Vampire mit Stolz verbindet, war damals durch den Krieg und den Verrat, den Ihr durchlebt habt, in euren Augen nichts mehr wert. Mich zu versklaven war die beste und einfachste Alternative und wir stehen jetzt da, wo wir sind! Aber wie Ihr sehen könnt, gibt es immer noch Vampire, die ihr Versprechen bis heute halten. Und nicht nur Vampire auch andere magische Wesen halten ihr Versprechen. Dämonen, Götter und der Teufel selbst, wobei der Teufel kein Versprechen abgegeben hat. Und wenn wir schon dabei sind, auch Menschen haben ihr Versprechen gehalten.«
»Wenn du Jan damit meinst ... die Zungenblockade habe ich aus Versehen auch aufgehoben. Tut mir sorry!«, meinte Hal und hob entschuldigend die Hand. Shay winkte nur ab und hielt immer noch den Blickkontakt mit dem König.
»Dämonen und Götter? Bitte verzeiht, wenn ich das infrage stelle, aber wie kommt Ihr darauf?«, fragte der König und jeder vernahm, dass er mit seinem Sklaven in der förmlichen Form sprach und Shay atmete tief ein.
Wie er es gedacht oder zumindest geahnt hatte, wusste der König nichts von Akame und Yvette und es erfreute ihm, dass es bis heute geheim blieb.
»Akame, Yvette! Würdet ihr bitte sie freundlich sein und euch vorstellen!«, sagte Shay und sie standen von ihren Plätzen auf.
»Wie Ihr wünscht!«, sagten sie gleichzeitig.
»Mein Name ist Akame. Ich bin ein Rachedämon, der vor über 1000 Jahren durch den Groll, Verzweiflung und dem Leid von Abertausenden Frauen geboren worden ist, die von Männern vergewaltigt und zu Handlungen gezwungen worden sind, die sie selbst nicht wollten. Ich bestrafe Männer, die Frauen Gewalt antun!«, stellte sie sich vor. Und während sie es tat, verwandelte sich ihr mädchenhaftes Aussehen zu einer wahnsinnigen schönen silberhaarigen mit noch rötlicheren Augen, als sie bereits hatte, erwachsenen Frau, die jeden Mann in der Sekunde, in der er sie erblickte um den Finger wickeln konnte. Aber ihre Aura, war unheilvoll und gewalttätig. »Ich diene meinem Meister König Shay von den Dunkelvampiren schon seit vielen Jahrhunderten. Und du König kannst von Glück reden, dass ich meinem Meister ein Versprechen gegeben habe ...«
»Übertreib es nicht Akame!«, sagte Shay und in diesem Moment war sie wieder das 12-jährige Mädchen und zuckte nur die Schultern.
»Ist ja schon gut!«, murrte sie und setzte sich wieder. Dennoch war der König überrascht. Sie war ein Dämon und ... er konnte und wollte es sich nicht ausmalen, was hätte alles passieren können, wenn Shay sie nicht unter Kontrolle gehabt hätte.
»Nun jetzt bin ich dran. An meinem richtigen Namen erinnere ich mich nicht. Yvette ... diesen Namen hat mir ... Dark Servant gegeben. Ich nenne ihn so, weil er schon damals der Dark Servant war. Dass er der König der Dunkelvampire gewesen ist, habe ich später erfahren. Für mich ist er mein bester Freund ... okay ... also ich leide an Amnesie, wer ich war, oder wer ich bin, weiß ich nicht, aber es deutet darauf hin, dass ich die Katzengöttin Bastet bin. Wenn ich will, kann ich alle Katzen im Umkreis von ... oh um die ganze Welt befehligen, nicht nur Katzen, alle Tiere und Bestien. Und da ich eine Göttin bin, kann ich Segen und bedingte Fähigkeiten an magische Wesen und Menschen verteilen«, stellte sie sich vor und setzte sich wieder hin.
»Du bist Bastet, es wurde sogar bestätigt, aber du magst diesen Namen nicht!«, sagte Shay.
»Natürlich nicht, Yvette gefällt mir besser! Außerdem habe ich immer noch nicht alle Erinnerungen!«
»Dann wäre es vielleicht angebracht, wenn du dich mit Diva unterhalten würdest. Sie könnte dir da weiter helfen!«, sagte Shay.
»Wer ist Diva?«
Shay rieb sich die Augen, und der König erkannte, dass sogar sein Sklave mit Problemen zu tun hatte und lächelte.
»Auch wenn er mein Sklave war, so hat er doch alles getan, dass Frieden auf der Welt herrscht. Alles für die magischen Wesen und für die Menschen ...«, dachte er.
»Okay jetzt haben wir hier einen Dämon und einen Gott, aber was ist mit dem Teufel?«, fragte der König und merkte aber auch sogleich, dass diese Frage falsch war.
»Sie kommt nicht, wenn man nur einfach mal wissen will, ob der Teufel existiert!«, sagte Eckwin. »Sie kommt vielleicht, wenn sich einer opfert, weil sie braucht ein Medium, aber ich bin es nicht. Ich bin schon sooft gestorben und ich habe keine Lust darauf, jetzt einfach mal so abzukratzen!«, sagte er grausam lächelnd. Aber das reichte für den König, so hatte er Gewissheit, dass es den Teufel wirklich gibt und er verstand, dass das Orakel mit ihrer Prophezeiung recht hatte.
Verbünde dich mit dem König der Dunkelvampire ...
Ivo hatte sich mit dem König der Dunkelvampire verbündet, aber um Umwege. Das wurde ihm klar und er lachte. Es war nie die Rede, wie er sich mit ihm verbünden sollte. Wie wäre es ausgegangen, wenn er sogleich nach seinem erwachen mit der Prophezeiung mit der Tür ins Haus gefallen wäre? Hätte König Shay Nightheart von den Dunkelvampiren alle diese wundervollen Persönlichkeiten für sich gewinnen können, wenn er nicht Dark Servant gewesen war? Das stand in den Sternen und das Schicksal hielt immer noch die Hand darüber.
Ivo hatte vielleicht viel falsch gemacht, vielleicht auch das mit Dark Servant, aber bei einer Sache war er sich sicher, der Dark Servant wird ab jetzt mit ihm Hand in Hand gehen, um die bevorstehende Invasion zu bekämpfen.
»Edward ich brauche jemand, der sich mit Magieblockaden auskennt, und zwar sofort!«, sagte der König und Edward stand mehr als wenig überfordert da.
»Magieblockaden? Für was, wenn ich fragen darf. Im ganzen Schloss sind Blockaden errichtet worden!«
»Das weiß ich selbst, aber was ich jetzt vor habe zu tun ... kann alles im Umkreis von mehreren hundert Kilometern in Schutt und Asche legen, deshalb!«, sagte der König und Shay starrte ihn an.
»Ihr hab vor, die Ringe von mir zu entfernen ...«
»Genau und deshalb brauche ich die Blockade ...«
»Was ist mit meiner Ruhestätte?«
»Reicht nicht aus ... Ich habe fast hundert Jahre gebraucht, um sie Euch erst anzulegen, und diese Zeit haben wir nicht mehr um sie wieder abzunehmen.« Shay verzog seine Mundwinkel. Er wusste, dass die Ringe starke und mächtige Artefakte waren, und beugte sich etwas über den Tisch.
»Was ich?«, fragte Niallan. »Ich kann Blockaden aufstellen, aber ich weiß nicht ob es für diese Größenordnung ausreicht!«
»Wird es, denn du bist die Blockade in Person, Niallan!«, sagte Shay und grinste ihn an.
»Ich hasse es, wenn Ihr mich so anschaut. Warum bin ich hier? Warum bin ich nicht nach dem Turnier gleich wieder zurückgefahren?«, fragte er sich und bekam keine Antwort. Er hob die Hände und atmete tief ein. »Also gut, aber kommt mir ja nicht mit einer Beschwerde daher, wenn Ihr draufgeht!«
»Niemals ... es sei denn, der Teufel schickt mich wieder zurück!«, grinste Shay.
»Mach keine Scherze auf ihre Kosten ... das kann sie auf dem Tod nicht ausstehen!«, murrte Eckwin und Shay kicherte kurz.
Jeder im Raum hatte das Gefühl, in einem Traum gefangen zu sein. Das war nicht die Realität, das konnte nicht die Realität sein, denn der Dark Servant würde nie in der Gegenwart vom König so relaxt sein, geschweige denn überhaupt zu grinsen. Denn wenn er immer in seiner Gegenwart gegrinst hatte, dann war es herablassend und hasserfüllt ...
Was sie alle aber nicht wussten, war, dass es Shay gar nicht gut ging. Als der König ihm die Ringe angelegt hatte, befand er sich im ewigen Schlaf und hatte davon nichts mitbekommen. Er kannte nur die Auswirkungen, die die Ringe hatten und sie waren sehr schmerzhaft. Es hieß aber auch, dass damals vom Schloss starke magische Schwingen zu spüren waren und das einige schwächere magische Wesen, diese Schwingungen nicht lebend überstanden hatten und das die Flora der Natur braun geworden war. Fische im nahe liegenden Fluss oben schwammen und eine etwas zu lange Regenzeit herrschte. Und das trat ungefähr immer alle 10 Jahre auf. Wenn er alles zusammenzählte und das Entfernen der Ringe schief ging ... es würde, wie es der König gesagt hatte, nichts mehr übrig bleiben.
Aber es könnte auch anders verlaufen. Das Anbringen der Ringe hatte viel Magie verbraucht, dass dann wohl beim entfernen, keine Magie vonnöten wäre. Das war ein Gedanke, den Shay hegte und atmete tief ein.
»Die Barriere steht ... es ist eine 100-fache Schutzbarriere, die ich hier, um dieses Zimmer gelegt habe ... sie hält 5000 Atombomben stand ... also dann ... sollte es schief gehen, dann geht nur das Inventar hier drauf ... denke ich ...!«, sagte Niallan und der König schien auf ein Gedanke gekommen zu sein, den er im Moment für sich behielt.
Ohne ein weiteres Wort stand er auf und bittet von Shay das gleiche zu tun. Shay tat es und stand dem König gegenüber.
»Für alles was ich Euch angetan habe. Bitte nehmt meine aufrichtige Entschuldigung an, König Shay Nightheart ...«
»Hört auf mit dem sinnlosen Geschwafel, das kann ich nicht mit anhören! Außerdem bin ich kein König mehr, wie denn auch, ohne ein eigenes Reich ohne ein eigenes Volk. Die Dunkelvampire gehören zum Königreich Leaffall. Sie sind Euer Volk!«
»Also gut ... Ich erbitte von all den Anwesenden Zeuge zu sein. Geht auf die Knie, Shay Nightheart!«, sagte er und Shay tat es, aber es senkte nicht sein Haupt, sondern blickte dem König tief in die Augen. Er hob seine Hand und legte einen Zeigefinger an dem Ring an Shays Hals. Der König schloss seine Augen und murmelte etwas. Danach nahm er seinen Finger weg und Shay verzog schmerzverzerrt seinen Mund.
Keuchend fiel er auf alle vieren und die Magie breitete sich im ganzen Saal aus. Hätte Niallan keine Barriere um alle Anwesenden errichtet, würden alle zu Boden gehen und von der Magie zerfressen werden.
Shay spürte, wie alles Magische was von den Ringen herrührte in seinem Körper zurück zu den Ringen floss. Jede Blutbahn, jedes Organ, jeder Nerv wurde von der fremden Magie, von den vielen Befehlen, die ihn seit über 300 Jahren unterjochte, befreit. Sein Zopf, den er stetig trug, ging auf und seine Haare wehten wie ein Wirbel um ihn herum, peitschten unkontrolliert in alle Richtungen. Plötzlich verkrampfte sich Shay und warf seinen Kopf nach hinten. Seine Haare wurden immer kürzer, bis sie nur noch die Länge besaßen, die er hatte, bevor er versklavt wurde. Seine Reißzähne schossen hervor und erreichten ihre gesamte Länge. Der König erstarrte bei dem Anblick, denn nicht einmal seine Zähne konnte dieses gewaltige und wuchtige Aussehen hervorbringen. Sie waren vielleicht, wenn es hochkam, die Hälfte davon. Blut lief aus Shays Augen, Ohren, Nase und Mund, welches aber sofort verdampfte und während dieses ganzen Prozesses, schrie er aus Leibeskräften.
Niallan der gespürt hatte, dass seine Barriere nicht standhalten würde, erschuf in Sekundentakt immer neue und der Schweiß stand ihm auf der Stirn.
»Bitte wer auch immer eine Barriere erschaffen kann, macht es ... Diese Magie ist verdammt stark ...«, keuchte er und jeder der eine Barriere erstellen konnte, tat es auf seine Art und Weise.
Der Schmerz ließ nach und Shay konnte ruhiger atmen. Er aktivierte seine Magie und schrie noch einmal auf. Die Ringe zerbarsten und lösten sich auf, nach der umgekehrten Reihenfolge, wie sie angebracht worden waren.
Langsam richtete er sich auf, fasste sich an den Hals, zog seine Ärmel hoch und schaute auf seine Handgelenke. Kein schwarzer Ring war mehr da, dann zog er das Hosenbein hoch, auch da war der Ring verschwunden und zuletzt, hegte er einen bösen Gedanken gegen den König ... NICHTS. Es waren keine Ringe mehr da, die sich aktivierten ... Er war frei. Er war wieder ein freier Mann.
»Ich bin Shay Nightheart ...!« Kein Schmerz. »Eckwin, spreche mich mit meinem Namen an ... das ist ein Befehl!«, sagte Shay und blickte mit rot glühenden Augen den Germanen an.
Sofort und ohne widerrede ging Eckwin auf die Knie und bevor er sein Haupt senkte, sah man Tränen über seinen Wagen laufen.
»Jawohl ... wie Ihr befiehlt. Es ist mir eine Ehre, Euch mit Eurem Namen wieder ansprechen zu dürfen. Mein König! Euer Name ist Shay Nightheart. Ihr seid König vom Clan der Dunkelvampire!« Kein Schmerz.
»Somit hebe ich das Versprechen auf, was ihr mir gegeben habt. Es sei euch wieder gestattet, mich mit meinem Geburtsnamen ansprechen zu dürfen! Allerdings bin ich kein König mehr. Shay reicht völlig ...«, sagte er in die Runde und Niallan keuchte erleichtert auf, denn er war wohl der Einzige, der das ganze Ausmaß geahnt hatte, was hätte passieren können, wenn das schief gegangen wäre. Er wollte gar nicht daran denken, stattdessen blickte er aus dem Fenster. »Eine einzige Barriere, wenn versagt hätte, würde jetzt im Umkreis von vielen hundert Kilometer nichts mehr stehen. Was für eine Magie hatte der König nur angewandt?«
»Ihr alle seid Zeuge, dass Dark Servant nicht mehr ist!«, sagte der König. »Aber es wäre schön, wenn ihr das doch noch etwas für euch behalten könnt!«
Sie alle waren viel zu geschockt, als hätte sie sich darüber freuen können. Vor allem bei einigen, die für sich selbst ein Versprechen gaben, ihn daraus zu holen, zu befreien.