Der Dark Servant war wohl eingeschlafen und sein Handy, was losging, weckte ihn. Er schaute drauf, wer ihn anrief und ging ran.
»Was ist?«, fragte er.
»Erklär mich auf! Was ist jetzt wieder am Argen?«, fragte Eckwin.
»Hat Kendrick dir nichts erklärt?«, stellte der Dark Servant eine Gegenfrage.
»Ne und wie denn auch? Seit deiner Anfrage habe ich mit niemanden mehr gesprochen!«
»Was machst du jetzt, hast du Zeit?«, fragte der Dark Servant.
»Im Moment sitze ich über einige Prüfungen von den Schülern ...«
»Schade und ich dachte, wir machen eine Spritztour und kehren dann irgendwo ein, so auf eine oder zwei Flaschen Bier!«
»Spritztour? Bier? Wann? Kannst du mich holen?«
»Holen ist schlecht, hab den Befehl mich meinen Gefährten nicht nähern zu dürfen ...«
»Stimmt, ich komm zu dir ... eine Stunde ...« Und schon hatte Eckwin aufgelegt. Der Dark Servant sah noch solange auf sein Handy, bis der Bildschirm erloschen war.
Keine Stunde später stand Eckwin in der Lounge des Hotels und wartete, bis das der Dark Servant kam. Die junge Frau an der Anmeldung, bekam von dem blonden jungen Mann vor ihr nicht genug. Seine Haare waren von einem Profi-Friseur geschnitten, das erkannte sie auf dem ersten Blick, denn sie hatte mit sehr vielen Männern aus der gehobenen Klasse zu tun und sein Anzug, konnte man auch sagen, dass er nicht von der Stange kam, sondern wohl extra für diesen Mann maßgeschneidert wurde.
Die Tür des Aufzuges ging auf und heraus, kam ein Mann und nun kam sie aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. So einen Mann hatte sie in ihrem Leben noch nie gesehen. Dunkelschwarze und extrem lange Haare, die zu einem prächtigen Pferdeschwanz zusammengebunden waren und selbst dann glitten die Spitzen über seine Hüfte. Sein Blick durchdringend und sie hatte sofort, als er sie ansah, das Gefühl, dass er ihre Gedanken durchschaut hatte. Inzwischen wusste sie nicht, wem sie ansehen sollte. Alle beide Männer waren eine Augenweide und sie hatte sich entschieden.
Wenn der Dunkelhaarige wieder zurückkam, würde sie, auch wenn es gegen die Hotelregel verstieß, einen Gast ›anzubaggern‹ um seine Nummer fragen.
»Ahhh Wayne, mein Darling, schön das du hergefunden hast. Ich war so einsam ohne dich!«, begrüßte der Dark Servant Eckwin sehr übertrieben und nahm ihn in die Arme. »Ich hab dich so vermisst!«, sagte er und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.
»Es tut mir leid, dass ich dich alleine gelassen habe, Honey, aber jetzt bin ich ja da!«, ging Eckwin mit ein.
»Ja und dafür schuldest mir was, na!«, tat der Dark Servant verspielt, packte Eckwins Hand und zog ihn aus dem Hotel.
Draußen angekommen ließ er die Hand los, prustete los und lief lachend zum Motorrad.
»Sag mir ja nicht das die junge Lady an der Anmeldung etwa ...«, fragte er und der Dark Servant nickte. »Hoffentlich wollte sie mich, wenn ja, dann verzeihe ich es dir nicht!«
»Nun ja, ich würde sagen, anfänglich dich und dann ...«
»Mist ich wusste es! Du stiehlst mir immer die Show, du verdammter Vampir!«, murrte er und holte den Ersatzhelm aus dem Motorradsitz.
Der Dark Servant gab auf der Autobahn gas und Eckwin hob die Hände. Als alter Germane liebte er Action und genoss die ca. 2-stündige Spritztour.
In einer Kneipe, um genau zu sein, es war die Schenke, kehrten sie ein und setzten sich in eine Ecke.
»Sag mal, sind wir da nicht zu arg aufgebrezelt, für diesen Laden?«, fragte Eckwin und der Dark Servant zuckte nur die Schulter.
»Mir egal!«
Sie bestellten sich ihr Bier und genossen einfach die Atmosphäre. Was Eckwin allerdings bemerkte, war, dass keiner von ihnen Notiz nahm. Sicher manchmal spürte er Blicke auf seinem Rücken, aber diese waren nicht feindlich gesinnt oder beobachtend, es fühlte sich einfach nur normal an und schon bestellte er sein Zweites. Dieses war dann auch bis zur Hälfte leer, als er endlich die Frage wiederholte, die er am Telefon gestellt hatte. Mit kurzen und knappen Worten erzählte der Dark Servant ihn alles und Eckwin starrte ihn sprachlos an.
»Das ist dein Ernst, oder?«, fragte er, als der Dark Servant fertig war und er nickte. »Na dann ... BEDIENUNG NOCH EINS!«
»Du nimmst das relativ relaxt auf!«, sagte der Dark Servant und Eckwin lächelte etwas.
»Weißt du, auch wenn man von mir behauptet, dass ich ein Gehirn so groß wie eine Erbse habe ...«
Irgendwo in Amerika, in einem kleinen Büro bei der Nasa, bekam jemand einen Niesanfall, der gerade dabei war, sämtliche Rechner zu hacken. »Hmm ich glaube, ich bekomme einen Schnupfen. Morgen muss ich mal in die Stadt fahren ...«
»... Lebe ich trotzdem schon über 3000 Jahre und habe schon, sehr, sehr, sehr viel erlebt. Ich bin von einer Hexe verflucht worden, vom Teufel verschont, die meine Gefährtin ist. Bin Abertausendmal gestorben, habe Königreiche aufgehen und untergehen sehen, Kriege erlebt, Eroberungen mitgemacht, war ein Prinzessinnengemahl und für mich war das Schockierende in meinem Leben zu erfahren, dass magische Wesen wirklich existieren. Na ja außer das Wissen, das es Hexen gibt, denn irgendwie gab´s die schon immer. Was sind dann schon Außerirdische die eine Invasion auf die Erde starten ...«, sagte er, prostete und dann beugte er sich über den Tisch. » .. Und weißt du was? Ich werde mich an die Kleine von der Anmeldung ranschmeißen!« Der Dark Servant hob aufgebend die Arme.
»Mach dein Ding! Ich brauche die Kleine nicht!«
»Ja du hast deinen Lan und ich habe Luci ... wenn ich sie mal habe. Aber vielleicht, wenn der Invasionskrieg beginnt, werde ich sie bestimmt wieder öfters sehen können! Siehst du, ein was Gutes hat der Krieg dann ... also für mich!«, sagte Eckwin und der Dark Servant lächelte leicht. Er wusste, wie einsam der alte Germane war. Wenn es schlecht lief, er Jahrhunderte seine Gefährtin nicht sehen konnte. Sicher Luci war vor Kurzem auf der Oberfläche, aber man sah es Eckwin an, dass es ihm nicht reichte. Er wollte sie an seiner Seite haben und nicht von Leben und Tod getrennt sein.
Die dritte Flasche war leer und gleich darauf folgte die vierte.
»Willst du auch noch eins?«, fragte die Bedienung den Dark Servant und verneinte es.
»Aber du könntest mir ein Glas Blut bringen!«
»Sicher, welches willst haben? Wir haben A und 0 da!«
»0 danke!«
»Warm oder kalt?«
»Warm!«
»Warm, kommt sofort!«, sagte sie und war wieder weg.
»Hättest du dir das vor 150 Jahren vorstellen können? Wir sitzen in einer Kneipe und du bestellst dir Blut, als wäre es so wie jetzt alltäglich?«, fragte Eckwin.
»Nein und ehrlich, ich hätte es mir nie vorstellen können!«, sagte der Dark Servant und in dieser Hinsicht bewunderte er sogar den König, dass er die Koexistenz geschaffen hatte. Auch musste er es sich eingestehen, dass dieses Leben um einiges besser war, als damals, als sie noch heimlich und in dunklen Gassen sich an Menschen vergreifen mussten, um nicht zu verhungern. Was dann die Vampirjäger auf den Plan gerufen hatte.
Die Bedienung kam wieder zurück und stellte Eckwin seine fünfte Flasche hin und ihm das Blut. Sie unterhielten sich noch eine Weile und irgendwann rief der Dark Servant ein Taxi, das dann Eckwin nach Hause brachte und er selbst fuhr mit dem Motorrad zurück ins Hotel.
Am nächsten Morgen, als der Wecker losging, fühlte sich Eckwin, als hätte er die ganze Nacht mit einem Rhinozeros gerungen.
»Warum bin ich nur unsterblich. So eine Fähigkeit, um die dröhnenden Schmerzen wegzuzaubern, wäre echt nicht schlecht! Meine Güte dröhnt mir der Schädel!«, murrte er und hievte sich aus dem Bett.
Als er im Bad war, seine morgendliche Routine nachging und schließlich sich in Spiegel betrachtete, sah er sich immer noch doppelt. Er ging raus, ins Schlafzimmer und nahm sein Handy.
Er suchte die Nummer und rief den Dark Servant an.
»Weißt du, wie spät es ist?«
»Japp, ich bin Lehrer und Zeit zum aufstehen. Komm sofort her ...«
»Geht nicht, deine Wohnung liegt unter dem 10 Kilometerradius!«, sagte der Dark Servant und Eckwin atmete tief ein.
»So überlebe ich den Tag nicht. Ich bin immer noch stockbesoffen und wenn ich so in der Akademie auftrete, heute ist das Turnier, verliere ich den Job. Du musst mir den Alkohol aus dem Körper holen, der Direktor ist Gael Leaffall!«
»Scheiße ... du musst dortbleiben, das Leben von Cavon ...«
»Ja eben ...!«, sagte Eckwin, doch dann hielt er inne. »Warte ich gebe dir eine Wegbeschreibung, da treffen wir uns in einer halben Stunde. Der Ort müsste außerhalb des Radius sein! Danke du bist meine Rettung!«, sagte Eckwin und legte auf. Noch etwas überrascht schaute der Dark Servant auf sein Handy, doch dann lächelte er.
»Sieht so aus, als ob dir Lehrersein gefällt. Sonst machst du dir drüber nie Gedanken!«
Der Dark Servant wartete bereits, als Eckwin ankam und er sah wirklich noch richtig schlecht aus.
»Oi oi, das du so schlapp machst, ist echt neu!«, sagte der Dark Servant und grinste.
»Hör auf zu grinsen und hilf mir gefälligst! Ich fühle mich ...«
»Halt die Klappe, endlich!«, sagte der Dark Servant streng und seine Augen glühten rot auf. Wie automatisch sank Eckwin auf die Knie und neigte sein Haupt. Er tat es nicht, weil es ihm befohlen wurde, sondern weil er es aus freien Stücken tat.
»Eckwin du ...«
»Bitte, ich flehe Euch an, mein König ...«
»Eckwin es ist dir verboten, mich so zu nennen!«
»Ich weiß, aber lasst mich, nur ein letztes Mal ... Wenn die Erde schon untergeht, dann will ich ein letztes Mal, Euch meinen Respekt zollen, dem Euch gebührt, mein König!«
»Eckwin ...!«, keuchte der Dark Servant auf und krümmte sich. »Steh auf, sofort ...« Und fiel selbst auf die Knie. Er fasste sich an seinen Hals und schnappte nach Luft. »AHHHHH!«, schrie er auf und erst jetzt wurde es Eckwin bewusst, was er getan hatte.
»Ich bin so ein Idiot!«
Die Ringe reagierten nicht all zu lange und der Dark Servant konnte wieder aufstehen.
»Tut mir leid!«, sagte Eckwin. »Ich war ... ich ...«
»Lass gut sein!«, sagte der Dark Servant und seine Stimme war noch heißer von dem Schmerzenschreien. »Dreh dich mit dem Rücken zu mir!«, sagte er und hustete. Er legte seine Hände auf Eckwins Rücken und schloss seine Augen. Nach wenigen Minuten nahm er die Hände wieder weg und Eckwin fühlte sich frischer, wie nie zuvor.
»Danke!«
»Passt schon und pass auf Lan auf!«, sagte er, setzte den Helm auf und fuhr mit aufheulenden Motor weg.
»Er ist stinksauer!«