Wir beginnen mit der Bildsprache, da diese von allen drei Komponenten (für mich) noch am einfachsten zu verstehen ist. An dieser Stelle ist es wünschenswert, das Video einmal gesehen zu haben, aber nicht absolut notwendig.
Es beginnt mit einem weißen Bild, auf dem ein Zitat von Pablo Picasso erscheint: "Art is the lie that enables us to see the truth." Die Schrift verschwindet und blendet über in ein gemächliches Bild, welches noch immer von sehr hellen Tönen dominiert wird. Man sieht zwei Personen von hinten, ein junger Mann mit dunklen Zöpfen und eine ebenso junge Frau mit weißen Haaren, die durch eine Tür treten. Daneben hängt halb verschwommen ein Schild: "Restricted Area: Keep out". Der helle Raum, den sie betreten, ist geflutet von weißem Licht aus Leuchtstofflampen, die an der Decke und an den Wänden hängen. Die zwei Personen bleiben nebeneinander stehen und betrachten das, was vor ihnen liegt: Ein heilloses Durcheinander, in dessen Mitte sich ein Turm aus Röhrenfernsehern befindet, die teilweise flimmern und eigentlich nur durch etwas Klebeband und viel gutem Willen zusammengehalten werden. Man erhält die Möglichkeit, sich die zwei Personen genauer anzusehen. Beide tragen sehr weite, weiße Kleidung, die in ein T-Shirt und eine Hose aufgeteilt ist. Dabei tragt die Frau das Shirt so, dass ihre linke Schulter entblößt ist. Ihre schulterlangen Haare hat sie mit einem kleinen Zopf zurückgebunden, sodass ihr Gesicht zwar frei ist, das Haar aber dennoch offen wirkt. Zudem trägt sie Armbinden, die ihre Unterarme bedecken. Der Mann neben ihr hat seine dunklen Haare zu zwei Knoten gebunden und trägt ein paar unauffällige Accecoires. Ansonsten gibt es bei ihm keine weiteren besonderen Auffälligkeiten. In dieser Sequenz werden außerdem durch eine weiße Schrift am Rand die mitwirkenden Künstler eingeblendet: LORD OF THE LOST und FORMALIN.
Die Personen gehen los, um sich die herumliegenden Dinge genauer anzusehen. Nun erkennt der Zuschauer, dass es sich dabei großteilig um veraltete Technologien im Medien- und Kunstbereich handelt. Die Frau zum Beispiel sieht sich eine Schallplatte an, fährt mit sauberen Fingern über eine große Version der Mona Lisa, bevor sie vorsichtig einen Kamerafilm in die Höhe hält. Währenddessen sieht sich der Mann ein Grammophon näher an und blättert durch einen Plattenkasten, in dem man besonders deutlich eine Single von den BEATLES erkennen kann.
Nach dieser Prozedur stehen beide wieder vor den Fernsehern. Nun sieht man, dass auf dem obersten Fernseher ein VHS-Recorder steht, in dem bereits eine Kassette mit der Aufschrift "Raining Stars" steckt. Langsam hebt die Frau den Arm, um den Film reinzuschieben und damit die Videowiedergabe zu starten.
Der Bildschirm des Fernsehers flimmert ein wenig, bevor er in Vollbild gezeigt wird. Hier wird ein vollkommen anderes Bild geboten: Man hat ein düsteres Bild vor sich. Der einzige helle Fleck ist das weiß geschminkte Gesicht des Sängers, der die ersten Zeilen des Liedes von sich gibt. (Spätestens an dieser Stelle verschmelzen Bild und Ton miteinander, doch darauf will ich erst später genauer eingehen.) Ab hier lässt sich das Video in ein Inneres - das, welches gerade gestartet wurde - und ein Äußeres aufteilen. Um etwaigen Verwirrungen vorzubeugen, werde ich zunächst nur das äußere Video betrachten und später das Video von der Kassette analysieren und interpretieren.
Die zwei Personen betrachten das Video interessiert und setzen sich nach einer Weile auf den Boden. In dem Bildschirm wird indes in eine Totale gewechselt, in der man erkennt, dass die Bandmitglieder sich in demselben Raum befinden wie die zwei weißen gestalten. Allerdings ist ihr Raum leer bis auf das nötigste. So bilden sich die Musiker mit ihren Instrumenten teils einzeln, teils in der Gruppe wie Silhouetten vor den grellen Lichtern hinter ihnen ab. Trotzdem wirkt die ganze Szenerie düsterer als das äußere Bild. Im Verlauf der VHS-Kassette passiert nicht viel: Die einzelnen Musiker werden abwechselnd gezeigt, manchmal auch im Portrait.
Als der Refrain beginnt, tauchen auf einmal die Gegenstände hinter den Musikern auf, die die weiß gekleideten soeben noch inspiziert haben. Diese Stelle scheint die zwei besonders zu berühren: Das Gesicht der Frau schmückt ein erleichtertes Lächeln und eine Träne rinnt über ihre Wange, während der Mann sich die Stirn reibt und gefasst die Bilder betrachtet.
Mit dem Ende des ersten Refrains werden die beiden gestört: Hinter ihnen geht die Tür auf, und in einem strahlend weißen Licht betreten zwei schwarz uniformierte Gestalten den Raum. Sie haben Sturmgewehre bei sich und ihre Gesichter sind durch düstere Masken verhüllt. Die Laserzielhilfen ihrer Gewehre deuten klar erkennbar auf die Stirne der hockenden Personen.
Als das Video weitergeht, senken sie ihre Gewehre ab und die zwei Personen wenden sich dem Fernseher wieder zu. Zu viert gucken sie weiter. Emotionslos und kalt stehen die Maskierten hinter den Menschen. Der Mann sieht interessiert aus, während die Frau sich mit schmerzerfülltem Gesicht zusammenkauert.
Als der dritte Refrain beginnt, heben die Maskierten ihre Gewehre und beginnen, zu schießen. Ab jetzt werden die weißen Personen nicht mehr gezeigt, stattdessen bekommt man mehrere Detailaufnahmen der nun teilweise zerstörten umliegenden Gegenständen. Zum Schluss nehmen die Uniformierten ihre Masken ab. Zum Vorschein kommen die Mitglieder von FORMALIN, die im Vorspann erwähnt wurden, und die jetzt kühl und überheblich die Szenerie vor sich betrachten.
Damit endet das Video und der Abspann beginnt. Es bleibt noch zu erwähnen, dass in den letzten Sekunden das Geräusch einer VHS-Kassette zu hören ist, die gerade ausgeworfen wird. Zudem ist das gesamte Video von Signalstörungen durchzogen: Sowohl das Video der Kassette, als auch das Bild, das der Zuschauer verfolgt.
Gehen wir nun alles Schritt für Schritt durch. Das Zitat zu Anfang - "Art is the lie that enables us to see the truth" (dt.: Kunst ist die Lüge, die es uns ermöglicht, die Wahrheit zu erkennen) - stammt, wie bereits angegeben, von dem spanischen Künstler Pablo Picasso. Hinter dem Zitat steht eine in vielerlei Hinsicht besondere Person, die in gewissem Sinne ein Sinnbild der künstlerischen Revolution ist - Mehr dazu in den Quellen. Nimmt man die Worte selbst auseinander, so bedeuten sie, dass die Kunst nie die tatsächliche Wahrheit abbildet. In den zwei Jahren, in denen ich mir dieses Zitat immer und immer wieder durch den Kopf habe gehen lassen, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Kunst dem Zitat zufolge die Wirklichkeit so weit verzerrt, bis sie einen Aspekt daraus so deutlich wiederspiegelt, dass man nur noch diesen erkennen kann. Das wird zum Beispiel in Picassos "Guernica" deutlich: Das Grauen und Schrecken der abgebildeten Ereignisse werden in verzerrten Grimassen dargestellt, während die politischen Hintergründe ignoriert werden. Dieses Gemälde ist pure Emotion, Angst, Verzweiflung. Es beschränkt sich auf das Innenleben der damals getöteten Personen. Das Zitat verrät uns zwei wesentliche Dinge über das nachfolgende Video: Erstens ist es Kunst und als solche zu betrachten, zweitens ist es eine starke Verzerrung. Nichts, was gezeigt wird, entspricht der direkten Realität, doch das Zitat erlaubt uns, jeden Aspekt der nachfolgenden Bilder auf unsere Realität zu beziehen. Das Zitat ist folglich eine geschickte Erlaubnis zur freien Interpretation.
Nun beginnt das eigentliche Video. Zwei Aspekte sind in der ersten Sequenz besonders nennenswert, da sie später nicht mehr auftauchen oder keine sichtbare Rolle mehr spielen: Die Tür und das Schild daneben. Eine Tür bietet metaphorisch gesehen eine Möglichkeit, einen neuen Abschnitt zu betreten. Öffnet man eine Tür und sieht hindurch, erblickt man eine neue Situation. Schreitet man hindurch, so verlässt man etwas Altbekanntes und begibt sich in das Neue. In der alltäglichen Realität erlebt man das zum Beispiel in Bewerbungsgesprächen, bei Umzügen oder bei Verabredungen. Bei all dem können Türen im Spiel sein, hinter denen sich etwas Unbekanntes befindet. In jedem Fall sind sie eine Metapher für Veränderungen. Neben der Tür im Video hängt allerdings ein Schild, das vor dem Betreten warnt und es zudem ausdrücklich verbietet. Das lässt darauf schließen, dass die Veränderung, die durch das Durchschreiten der Tür durchlebt wird, Gefahren birgt, auf die man verzichten sollte. Die später folgenden Bilder werfen für diesen Moment folgende Frage auf: Lieber unwissend und friedlich weiterleben, oder sich für neue Erfahrungen der Gefahr aussetzen? Ein wenig ist diese Situation mit der Szene in dem 1999-erschienenen Science-Fiction-Film Matrix zu vergleichen, in der Morpheus dem Hauptcharakter Neo die berühmten Pillen anbietet: Die eine lässt ihn das Wissen um die Simulation, in der er sich befindet, vergessen und friedlich sein unechtes Leben weiterleben, während ihm die andere ermöglicht, mit dem Wissen um die Wahrheit seiner Existenz zu arbeiten und gegen das System vorzugehen. Eine weitere Frage könnte aber auch sein: Was soll an einigen Schallplatten und Kunstwerken so gefährlich sein? Bei den Videokassetten ist die Vermutung naheliegend, dass sie etwas dokumentieren, was nicht gesehen werden sollte. Doch wenn dem so ist - Warum gibt es sie dann noch?
Die zwei Hauptcharaktere jedenfalls treten über die Schwelle, als wäre es die einzige Möglichkeit. Ihre Gesichter sind entspannt, vielleicht sogar neugierig, während sie sich umsehen. Bei den technologischen Geräten, die sich im Raum befinden, fällt sehr schnell auf, dass nichts von dem aus diesem Jahrhundert stammt. Alle Geräte wurden in den neunziger-Jahren entwickelt oder verbreitet; Nur die Mona Lisa fällt aus dem Rahmen. Als einziges Gemälde im Raum wurde sie zwischen 1501 und 1503 von dem italienischen Multitalent Leonarco da Vinci erschaffen, jedoch nie vollständig beendet. Sie ist berühmt für ihr vieldeutiges Lächeln, bei dem man nie ganz weiß, was sich dahinter verbirgt. Ein ebenso großes Mysterium ist die Frage, wer die Mona Lisa überhaupt ist - hierzu gibt es viele Theorien und Spekulationen. Die originalen Maße des Bildes (77cm x 53cm) dürften bei der Version im Video ungefähr stimmen. Über die Zeit hinweg musste jedoch auch Mona Lisa trotz ihrer Erhabenheit leiden: 1956 wurde sie durch Säure und Steine beschädigt - Was wiederum in das Zeitschema der anderen Gerätschaften passt. Die Finger der Frau, die vorsichtig über die Textur der Farbe fahren, könnten ein Hinweis darauf sein. Die Mona Lisa fasst zusammen, was all die anderen Dinge möglicherweise ausdrücken will: Etwas Altes, Wunderschönes, was jedoch mutwillig zerstört wurde. Allerdings ist die Mona Lisa um einiges älter als die anderen Gegenstände und erfreut sich noch immer großer Beliebtheit. Fairerweise kommen momentan allerdings auch die Schallplatten wieder in Mode - womöglich ein Hinweis darauf, dass jene alten Dinge nicht komplett vergessen sind. Unterstützt wird dies durch die deutlich zu erkennende BEATLES-Platte, da die Band sich nach wie vor einer gewissen Beliebtheit erfreut und unbestreitbar eine Musikikone ist.
Im Kontrast zu all diesen Gegenständen wirkt die äußere Umgebung sehr futuristisch. Die Personen sehen gepflegt und fast schon unnatürlich sauber aus, und von überall kommt strahlend weißes Licht. Bestärkt wird das ganze von elektrisch erzeugten Tönen, wozu ich aber später noch komme. Rechnerisch könnte man folgende Theorie aufstellen: Die Zeitspanne zwischen der Entstehung der Mona Lisa und der Entwicklung der anderen Gerätschaften soll die Zeitspanne aufführen, die sich zwischen dem Erscheinungsjahr des Liedes und den Handlungen des Videos befindet. Das würde bedeuten, dass es in der Zukunft spielt, was wiederum die unverständlichen und neugierigen Blicke der zwei Personen erklären würde. Vielleicht ist es aber auch bloß eine leicht übertriebene Darstellung der heutigen Zeit, in der man schon differenziert zwischen Menschen, die noch VHS-Kassetten kennen, und denen, die "zu jung" dafür sind.
Ein permanentes Merkmal ist der Kontrast zwischen hell und dunkel, der auch in dem Video der VHS-Kassette deutlich zu sehen ist. Hierzu sind mehrere Interpretationen möglich: Zunächst einmal steht die Farbe weiß oft für Unschuld, Reinheit und das grundsätzlich Gute, während schwarz mit Dunkelheit, Angst und dem Bösen in Verbindung gebracht wird. Natürlich lässt sich diese Formulierung auch auf die Bildsprache des Videos anwenden, doch mir persönlich fällt besonders bei den nahezu ausdruckslosen Gesichtern der Protagonisten in den ersten Szenen eine andere Möglichkeit ein: Sie wirken wie unbeschriebene Blätter, wie kleine Kinder, die die ganze Welt noch zu entdecken haben. Gemessen daran, aus welcher Zeit die Medien stammen, entdecken sie vielleicht tatsächlich eine ganz neue Welt. Aus dieser Perspektive könnte man die weiße Farbe mit Unwissenheit gleichsetzen. Dadurch würden die schwarze Kleidung der schießenden Menschen bedeuten, dass sie über ein Wissen verfügen, welches den ersten zwei bisher vorenthalten wurde. Die dunkle Tür, durch die die Protagonisten zu Anfang gekommen sind, könnte mit diesem Ansatz den Übergang zum Wissen symbolisieren, ähnlich wie die Tür zu einer Bibliothek oder Schule. Hinzu kommen noch die Bilder der Videokassette, die eine ganz eigene Farbgebung haben - Hierzu aber später mehr.
Dennoch ist anzumerken, dass etwas mit den Protagonisten passiert, während sie sich das Video ansehen: Besonders die Frau scheint eine ganze Palette an heftigen Emotionen zu durchleben.
Gegen Ende des Videos beginnen die schwarzen Gestalten, auf die zwei Personen zu schießen. Zuvor liegen die Laserpointer ihrer Gewehre auf den Stirnen ihrer Opfer - Was wiederum mit der Theorie in Verbindung gebracht werden kann, dass es hier um Wissen geht. Denn später sehen wir, dass ordentlich Munition in den Waffen steckt. Es wäre theoretisch kein Problem, die Eindringlinge so lange zu beschießen, bis sie definitiv tot sind. Verschwenderisch, ja, aber diese Munition wird der Länge der Szene und den Geräuschen zufolge ohnehin verwendet. Warum also nutzen sie die Laserzielvorrichtungen? Naheliegend wäre, dass ein Kopfschuss schnell und effektiv ist - Was allerdings auch nur die halbe Wahrheit ist, denn die Chancen, eine solche Wunde zu überleben, sind sogar vergleichsweise hoch. Zudem ist die Zielfläche so klein, dass Scharfschützen bereits von Beginn ihrer Ausbildung an davon abgeraten wird, auf den Kopf zu schießen. Wesentlich schneller und sicherer tötet ein Schuss ins Herz. Interpretiert man die Sekunden der Stille, die dieser Einstellung ihre Intensität verleihen, so liegt direkt hinter der Stirn auch das Gehirn des Menschen, wo das gesamte Wissen gespeichert ist, das der jeweilige Mensch bisher sammeln konnte. Schießt man hinein, zerstört man - ob mit oder ohne tödlichem Ausgang - unweigerlich Gehirnmasse und damit auch Wissen, erlerntes Verhalten oder Erfahrungen.
Interessanterweise schießen die Gestalten aber nicht sofort. Zunächst senken sie die Waffen, um sich das Video mitanzusehen, bevor sie auf die hellen Personen schießen. Es wirkt fast ein wenig so, als wollten sie ihnen die Zeit geben, etwas Essentielles zu verstehen, nur, um sie dann zu töten. An der Stelle fällt besonders die Träne auf, die die Frau weint: sie gräbt eine Furche in die weiße Haut und stört somit das makellose Gesicht; Wie eine dünne Zeile Schrift auf einem weißen Blatt.
Eine Strophe später heben die schwarzen Gestalten ihre Waffen erneut und schießen. Durch die Laserzielvorrichtung, die man zuvor gesehen hat, müssen sie nicht selbst zielen, weshalb man davon ausgehen kann, dass sie trotz des ersten Eindrucks nicht wahllos durch die Gegend ballern. Das letzte Bild der weißen Personen ist das Gesicht der Frau, die sich umdreht - danach erst fallen scheinbar die ersten Schüsse. Ab sofort sieht man nur noch zerstörte Schallplatten, zerfetzte Musikkassetten und unidentifizierbares Gerümpel. Auch das Gemälde der Mona Lisa wird noch einmal am Rande eingeblendet. Tatsächlich sind bereits am Anfang des Videos einige Objekte kaputt, was allerdings nicht so sehr auffällt. Jetzt allerdings stehen sie statt der weißen Personen im Fokus. Entweder sind diese Bilder eine Ablenkung vom Töten der Menschen, oder sie verdeutlichen das Vernichten von Überlieferungen jeder Art.
Die Sturmgewehre werden gesenkt und ganz allmählich gehen die bewaffneten Personen in den Raum hinein. Es wirkt fast, als würden sie selbst anfangen, sich die Gegenstände zu besehen, während sie die Masken abnehmen. Zum Vorschein kommen die Gesichter der Band FORMALIN, die bereits im Intro angekündigt wurden. Von ihrer Position aus sehen sie sich gelassen um, wobei auch ein Hauch von Entrüstung im Blick des Vorderen zu erkennen ist. Genau betrachtet ist diese Szene recht merkwürdig: Warum erschießen die zwei Männer die weißen Personen, nur um dann noch länger im Raum zu bleiben? Warum nehmen sie ihre Masken ab? Sie betreten den Raum als Soldaten, als seelenlose Körper, die ohne ersichtlichen Grund jemanden erschießen. Vielleicht üben sie einen Befehl aus, vielleicht haben sie eine gänzlich andere Motivation. Erst durch das Enthüllen ihrer Gesichter werden sie für den Zuschauer zu Menschen. Je öfter ich mir das Video angeguckt habe, desto öfter habe ich mich gefragt: Was tun sie da? Was denken sie gerade? Und warum um alles in der Welt nehmen sie die Masken ab? Hätten sie sie aufbehalten, wären sie leere Soldaten geblieben. Sie hätten wieder gehen können und die Grenze zwischen dem klischeehaften Gut und Böse wäre klar geblieben. So allerdings werden sie menschlich, sie rücken dem Zuschauer einen Schritt näher. Scheinbar interessieren sie sich für den Inhalt des Raumes, als wären sie erst nach dem Schießen zu Bewusstsein gekommen. Betrachtet man die Blickrichtungen der Männer, so bemerkt man, dass zumindest der vordere leicht verstört dorthin sieht, wo zuvor die weißen Personen gesessen haben, während der andere starr in etwa die Richung sieht, wo die Mona Lisa stehen dürfte. Und doch ist es fast so, als hätten die zwei weiß gekleideten nicht existiert, oder als wären sie gänzlich ausgelöscht worden.
Es kommt nun nur noch der Abspann, bei dem im Hintergrund noch einmal der Raum in ruhigen Nahaufnahmen gezeigt wird. Hierbei fällt auf, dass der Boden wesentlich verwüsteter aussieht als noch zu Anfang. Auch die Signalstörungen sind stärker vorhanden. An dieser Stelle verschmelzen die Videokassette und das äußere Geschehen endgültig miteinander, weil der Zuschauer nicht mehr weiß, welche Wirklichkeit er nun betrachtet. Unterstützt wird dies von dem Geräusch des Kassettenauswurfs am Ende des Abspanns, durch das uns suggeriert wird, gerade selbst so ein Video gesehen zu haben. Daher können wir uns ruhig fragen, was genau die zwei weiß gekleideten Personen in diesem Video eigentlich gesehen haben könnten.