Angestrengt überlege ich: "Roten Wein aus der Gegend um Punin!", kommt meine Antwort gerade noch rechtzeitig.
Mein Vater nickt knapp. Hoffentlich muss ich nicht noch mehr solcher Fragen beantworten. Was man der Baronin Yanis Solvai di Rastino von Nordhain vorsetzen sollte, um ihr Wohlwollen zu erregen, weiß ich noch nicht lange. Aber ich habe es mir gemerkt!
So stolz ich auf diese Leistung bin, ich spüre doch, dass mein Vater mal wieder mehr erwartet hat. Immerhin habe ich mich mit dieser Antwort für einen weiteren Bissen Abendessen qualifiziert, den ich begierig hinunterschlinge.
"So isst man Hirschbraten nicht!", donnert seine Stimme sofort über den Tisch.
Verdammt. Mehr Eleganz, weniger Hast. Ich nicke gehorsam.
Etikette ist schwierig, aber er sagte noch vor wenigen Tagen, dass ich nun alt genug sei, die richtigen Umgangsformen zu erlernen. Und er ist streng, das weiß ich nur zu gut. Das ist er schon immer gewesen. Bloß nichts falsch machen! Die Strafe dafür kenne und fürchte ich. Gerne würde ich ihn ja stolz machen, aber ich weiß einfach nicht, wie ich das anstellen soll.
Er entlässt mich mit einer knappen Geste, und einer der Diener bringt mich auf mein Zimmer, wo ich erschöpft auf mein Nachtlager sinke und die Sicherheit der Wand in meinem Rücken genieße.
Ich hasse es, sechs zu sein. Und ich hasse, allein zu sein, keine Geschwister zu haben. Und auch nie haben werde, weil man dafür ja eine Mutter braucht, die noch lebt.
Mit Geschwistern wäre alles einfacher! Das hatte ich nämlich einige der Dienerinnen flüstern hören, dass mein Vater "allzu streng" mit mir sei, und das nur, weil ich das einzige Kind sei und daher "das Schicksal der Familia" an mir hinge. Was auch immer das bedeutet ... hoffentlich werde ich es herausfinden und dann alles richtig machen! Mit Sicherheit wird er dann sehr stolz auf mich sein können!