In den kommenden Monaten begleite ich meinen Vater immer häufiger auf den Markt. Auch die Häufigkeit meiner Fechtübungen hat er heraufsetzen lassen, und ich muss lernen, seine Pferde zu reiten. Ich bin mir nicht sicher, woher seine Bestrebungen kommen, meine Ausbildung plötzlich noch stärker zu forcieren. Kaum ein Tag, an dem ich nicht völlig erschöpft auf mein Nachtlager falle und einschlafe, bevor mein Kopf das Kissen berührt. Und dann noch die Unterweisungen durch die Geweihten: Mein Geburtssegen erlischt bald, ich werde in die Gemeinschaft der zwölfgöttlichen Kirche aufgenommen und gelte damit als so gut wie erwachsen!
Einige Geweihte, die mein Vater in unser Haus eingeladen hat, überprüfen mein Wissen über die Zwölfe, lehren mich über ihren jeweiligen Gott, was ich noch nicht weiß, um möglichst allen von ihnen Ehre erweisen zu können, wenn ich meine Initiation erfahre. Wo keine passenden Geweihten greifbar waren, hat mein Vater selbst mich über die Götter belehrt. Natürlich darf ich bei der Zeremonie keinen der Zwölfe vergessen, das würde meine Familia außerordentlich blamieren.
Besonders interessiere ich mich für die Göttin Rahja, versuche aber, es mir nicht anmerken zu lassen. Die Geschichten über sie und ihre Geweihten lassen mir regelmäßig die Röte ins Gesicht schießen, und auch in meinem Körper führen sie zu mir bislang unbekannten Hitzewellen. Ich ertappe mich sogar, von der Rahjageweihten, die mich gestern kurz unterwies, geträumt zu haben, und der bloße Gedanke daran lässt es nun am nächsten Morgen in meinem Untergewand unangenehm eng werden.
Wie kann ich das nur verbergen? Hoffentlich passiert das nicht, wenn ich Menschen um mich herum habe - es würde mich und meinen Vater blamieren! Ich atme tief durch, um mich zu kontrollieren, aber meine lange geübte Selbstbeherrschung lässt mich da im Stich, und ich bin unglaublich froh, alleine in meinem Zimmer zu sein, als ich herausfinde, wie ich dieser Enge Abhilfe schaffen kann.
So erleichternd die darauf folgenden Entspannung auch ist, ich muss mich besser beherrschen und verbanne all meine Gedanken an Rahja, um sie mit den anderen elf Göttern zu füllen und mich auf die Initiation vorzubereiten. Im Geiste zähle ich sie auf ... bei elf stocke ich kurz. Ah, ja, Phex, der Gott der Händler, fehlt noch.
Ob mein Vater, selbst Händler, es für unnötig hält, mich genauer in diesem Glauben unterrichten zu lassen, obwohl die Kaiserin höchstpersönlich unter dem Schutz dieses Gottes steht? Aber sicherlich hat er damit recht, denn was könnte es schon über den Handel zu wissen geben, das ich noch nicht kenne! Ich vollende also die Liste der Zwölfe in meinem Geiste mit dem Namen von Phex, dem Gott der Händler.