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Beginn: 17:23
Ende: 18:05
An diesem kühlen Wintermorgen wurde ich von den sachten, leicht wärmenden Sonnenstrahlen aus dem Schlaf geweckt. Es war wundervoll. Ich streckte mich im Bett, drehte mich nach links und blickte meinen Partner neben mir an. Er schlief noch, also entschied ich mich ihn zu beobachten. Ich mochte es ihn beim Schlafen zu bestaunen. Er sah so friedlich dabei aus. Plötzlich öffnete er langsam seine Augen, sah, dass ich bereits munter war und ein Lächeln zog sich über seine Lippen. „Guten Morgen“, stammelte er verschlafen und streckte sich ebenfalls, wie ich wenige Minuten zuvor. „Guten Morgen Knuffl. Gut geschlafen?“ Knuffl war mein Spitzname für ihn. Ich kann nicht genau sagen wann, aber irgendwann haben sich die Kürzungen Knuffl und Knuffi einfach eingebürgert. Wir mochten es und fanden es irgendwie süß oder halt einfach knuffig. „Ja, sehr gut sogar. Du wohl auch?“ – „Aber natürlich, wie könnte ich hier oben auch nicht gut schlafen“, entgegnete ich ihm. Wir nächtigen seit gestern im Bauernhaus meiner Großeltern. Es befindet sich in Seltschach, was eine kleine und sehr ländliche Gegend mit lediglich 400 Einwohnern ist. Wir lieben es dort. Man hat so gut wie kein Netz, weshalb man sich nicht wirklich mit der Außenwelt in Verbindungen setzen kann, man kann nicht halbstündlich seine Social Media Accounts abchecken und das Beste von allem: Man hatte meterhohen Schnee. Ich liebte Schnee über alles. Und auch wenn es in diesem Winter im Tal keinen gab, lag hier oben mindestens so viel Schnee, dass man eine Winterlandschaft genießen und bestaunen konnte. Ich küsste meinen Freund also noch einmal und sprang dann aus dem Bett. Ich konnte den heutigen Tag kaum mehr abwarten, denn irgendwie wusste ich, dass er großartig wird.
Nachdem ich das Frühstück fertig hatte kam nun auch mein Partner aus dem Schlafzimmer geschlurft und heizte als aller Erstes den Ofen ein, damit es übern Tag wieder warm in der Hütte wurde. Über Nacht wollten wir nicht heizen, da es uns zu riskant war, daher war es morgens immer sehr kalt. Aber das Frühstück mit Tee, Kaffee, Brot, Hummus, Tomaten, Marmelade und Butter wärmte uns für diese paar Stunden, bis der Ofen Wärme abgab.
Beim Frühstück unterhielten wir uns darüber, was wir heute so machen würden. Wir entschieden uns für eine Runde spazieren gehen. Dann könnten wir Fotos machen für unser gemeinsames Fotoalbum, eine Schneeballschlacht veranstalten und mit unseren Körpern Schneeengel in die Natur zaubern. Ich freute mich wie ein kleines Kind, das das erste Mal Schnee sah. Jedes Jahr war es für mich eine einzigartige Jahreszeit. Wir räumten nachdem wir fertig gegessen hatten also gemeinsam den Tisch ab, wuschen und trockneten das Geschirr und zogen uns warme Winterkleidung an. Es war an der Zeit, die Hütte zu verlassen und die Gegend zu erkunden.
Es war ein wunderschöner, sonniger Tag und wir spazierten stundenlang Hand in Hand über die verschneiten Felder und Wiesen und durch die ebenfalls verschneiten und märchenhaft wirkenden Wälder der Umgebung. Zwischendurch machten wir ein paar alberne Fotos vom jeweils anderen zwischen Bäumen oder versuchten mit der Kamera ein halbwegs gutes Selfie von uns beiden hinzubekommen. Auch normale Landschaftsfotos wurden natürlich geschossen. Das ist doch Ehrensache. Es war auf jeden Fall schwieriger als gedacht schöne Bilder von uns zu bekommen, aber wenigstens hatten wir am Ende genügend lustige.
Zu Mittag waren wir wieder zu Hause und ich kochte uns eine wärmende Kürbiscremesuppe mit Brotcroutons. Es war himmlisch. Immer wieder aufs Neue war ich froh, von meiner Mutter kochen gelernt zu haben, um so ein wundervolles Essen in kürzester Zeit auf den Tisch zaubern zu können. Mein Partner wuselte währenddessen in der Küche herum, gab mir hier und da einen Kuss auf die Wange und bestaunte, wie lecker es roch. Allerdings war ich so aufs Kochen vertieft, dass ich gar nicht stutzige wurde, dass er in der Küche war. Er war sonst nie in der Küche. Was machte er nur? Ich wusste es nicht. Als wir gemeinsam zu Abend aßen wirkte er richtig aufgeregt und so als ob er ein Geheimnis vor mir behüten würde. Mehrmals fragte ich, was los sei, aber er meinte nur, dass nichts wäre. Aber ich war eine sture Persönlichkeit und nach dem hundertsten Mal fragen gestand er endlich, dass er eine Überraschung für mich vorbereitet hatte und er so aufgeregt war, weil ich immer ewig fürs Essen brauche und es aber einfach nicht mehr abwarten konnte und wir auch nicht mehr viel Zeit hätten. Ich blickte ihn an, verstand nun noch weniger und fing laut aber liebevoll an zu lachen. Er war so süß, wenn er etwas mich mit etwas überraschen möchte. Was das wohl sein konnte? Da ich nun selbst neugierig war, aß ich meinen Teller schnell leer, stellte alles sporadisch in das Waschbecken und wir zogen uns abermals die Wintersachen an. Offensichtlich war die Überraschung draußen vorbereitet worden.
Auf der Terrasse der Hütte angekommen erblickte ich einen Holzschemel aus der Abstellkammer auf dem ein Teeservice vorbereitet war. Es war zauberhaft. Diese alten Teetassen meiner Großmutter und die dazu passende Teekanne harmonierten mit der weißen Winterlandschaft auf eine Art und Weise, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Allein für diese Geste hätte ich ihn schon umarmen und ihm einen Kuss geben können. Doch das war noch gar nicht das Schönste an dem Ganzen. Sobald wir auf der Terrasse standen, wusste ich, wieso er so ungeduldig war. Er wollte, dass wir noch den Sonnenuntergang bestaunen können. Und es war einer der wunderschönsten Sonnenuntergänge, die ich in meinem Leben bisher gesehen hatte. Ich konnte meine Augen kaum von diesem wundersamen Farbenspiel aus Rot, Gelb und Orange abwenden. Es war bezaubernd. Wieder einmal faszinierte mich die Natur mit ihrer Schönheit. Im Augenwinkel sah ich, wie sich mein Knuffl zu mir drehte, mir einen liebevollen Kuss auf die Wange drückte und mir ins Ohr flüsterte: „Alles liebe zum Jahrestag, Knuffi.“ Ich drehte mich zu ihm um, küsste ihn zärtlich und erwiderte die Glückwünsche, während wir gemeinsam den weiteren Verlauf der Sonne beobachteten und genüsslich, die Zweisamkeit genießend, unseren Lebkuchentee schlürften.