Hallo Ihr Lieben,
in diesem Kapitel ist die Sprache von einem ‚Camilla‘s Cup‘. Ich dachte, dass passt, so kurz vor der Krönung. Ich hab das selbst schon gemacht. Ist wirklich lecker.
Lasst es Euch schmecken!!!!
______________________________________________
Pünktlich wie die Maurer wurde am Abend das Essen angeliefert. Eine große Papiertüte mit Lebensmitteln jeder Art. Dazu ein Umschlag, den ich sofort öffnete. Offensichtlich waren die Rezepte darin. Und weil ich eh nichts zu tun hatte, griff ich nach dem Dessert-Rezept, das klang doch so, als ob ich es schaffen konnte. Also suchte ich mir alle Zutaten raus und begann mit der Zubereitung des „Camilla’s Cup“.
Erst einmal musste ich dafür sorgen, das die Pfirsiche ihr Haut verloren. Im Rezept stand was davon, sie kurz in heißes Wasser zu tauchen. Also setzte ich Wasser in einem Topf auf und wartete bis es sprudelte. So, wie jetzt die Pfirsiche da rein, ohne dass ich mich verbrühe? Suppenkelle! Also jeden Pfirsich in die Kelle, dann ins Wasser getaucht, bis 10 zählen und wieder raus damit. Geschafft! Ohne Verletzung. Jetzt noch die Haut abziehen. Ganz schön glitschige Angelegenheit. Aber ich schaffte es. Dann entkernte ich die Pfirsiche, schnitt sie in unregelmäßige Stücke und stellte sie kurz zur Seite. Jetzt kam der knifflige Teil der Aufgabe. Zucker karamellisieren. Das hatte ich nur unter Anleitung einmal gemacht. Aber es gelang mir. Ich löschte den Karamell mit Grand Marnier und Orangensaft ab und gab dann die Pfirsiche hinzu. Und während die Früchte im Topf vor sich hin köchelten holte ich eine Schüssel heraus. Laut Rezept schlug ich die mitgelieferte Sahne mit meinem Rührgerät auf, auch eine Sache, die ich vielleicht einmal vorher gemacht hatte. Sahne war eigentlich nicht so mein Ding. Als ich endlich der Meinung war, die Sahne sei steif, las ich wieder im Rezept. Ah, also, nun die Mascarpone mit der Sahne vermischen und das Mark einer Vanilleschote hinzufügen. Außerdem noch Zucker und… dann sollte die Creme fertig sein. Ich nahm einen Löffel und probierte und befand das Gemisch als lecker. Nun zu Schritt drei der Rezeptanleitung: Gläser, 4 Stück. Eine ganze Weile stand ich vor meinem Schrank und überlegte, welche am Besten für mein Vorhaben waren. Schließlich griff ich zu 4 großen Rotweingläsern. Die würden wir sicher heute Abend nicht brauchen. Es sollte ja Bier geben.
Weiter im Text: ‚Die mitgelieferten Amarettini zerbröseln. Dafür können Sie einen Mixer nehmen oder sie mit Hilfe eines Topfes oder ähnlich schweren Gegenstandes zerkleinern.‘ Ich überlegte kurz und entschied mich für die Holzfäller-Methode. Muss ich mir merken: Schöne Art einmal Dampf abzulassen. Mit Wucht nahm ich die schwere kleine Pfanne und lies sie auf die geschlossene Tüte mit Amerettini knallen. Das ganze fünf mal und die Dinger waren nur noch feine kleine Krümel. Dann teilte ich die zerbröselten Süßigkeiten in vier Portionen und gab sie als erstes in die Gläser. Als zweite Schicht kamen die lecker süßen Pfirsiche hinzu und dann als Abschluss die Mascarpone Creme.
Stolz schaute ich auf mein Werk. Das erste selbst gemachte Dessert meines Lebens. Ich war sehr zufrieden mit mir. Da ich schon lange nichts mehr aus meinem Leben gepostet hatte, nahm ich mein Handy, öffnete meinen Instagram Account und machte schnell ein Foto vom ‚Camilla’s Cup. Ein paar Worte darunter und dann musste ich mich beeilen. Die drei anderen würden in Kürze hier aufschlagen.
Ich kam gerade aus meinem Schlafzimmer, frisch geduscht und angezogen, als es an meiner Türe klingelte. Paul wusste, das die drei kommen und hatte sie bereits rauf gelassen. Mit Schwung öffnete ich die schwere Türe und sah in drei grinsende Gesichter.
„Hey, schau sich einer mal diese schnieke Bude an.“ meinte Eddy, der direkt an mir vorbei ging und nun in meinem Wohnzimmer stand.
Wir begrüßten uns wie alte Freunde und dann bat ich den Dreien ein Bier an. Sie griffen gerne zu und ich machte eine kleine Führung mit ihnen durch mein Penthouse. Es gefiel ihnen, dass konnte ich aus ihren Reaktionen lesen. Auf der Dachterrasse besprachen wir kurz, wer welche Aufgabe in der Küche übernimmt. Da ich das Dessert schon gemacht hatte, wurde ich zum Tischdecken verdonnert.
Keine Stunde später waren die Ofenkartoffeln, Steaks und Bohnen fertig und wir saßen schweigend beim Essen. Offensichtlich schmeckte es allen. Jamie hatte uns eine Soße gemacht, die war sensationell. Erst kürzlich war er in einer englischen Kochshow mit Mary McCartney und die hatte ihm die Soße beigebracht. Wir erzählten viel, alberten rum und tranken eine Flasche Bier nach der nächsten. Extra für Jamie hatte ich Guiness besorgt. Der Ire liebte dieses Gesöff. Ich eher nicht. Für mich war deutsches Bier immer noch das Beste. Heute gab es allerdings klassisches Budweiser.
Nachdem wir auf der Dachterrasse das Dessert gelöffelt hatten, beschlossen wir eine Runde Fifa Fußball an der Playstation zu spielen. Ich war schon der ausgemachte Verlierer. Dachten die Anderen. Aber was sie nicht wussten, ich hatte bei meinem letzten Dreh ein deutsches Stuntdouble. Der hat mir alles beigebracht, was ich für dieses Spiel wissen muss. Soccer, wie wir hier in den USA sagen ist eine eher unbedeutende Sportart. Ganz anders in Europa. Dort spielt fast jeder und von Jamie weiß ich, dass er darin gar nicht schlecht ist, auch wenn er immer mehr Rugby gespielt hat.
Im Moment duellieren sich Eddy und Andrew und so stehe ich in der Küche und räume die Spülmaschine wieder aus als Jamie mich zur Seite nimmt. Er steht mir von den Dreien am nächsten, da wir schon zweimal zusammen gearbeitet haben. Die beiden anderen kenne ich, aber wir hatten noch kein gemeinsames Projekt. Außerdem sind sie, wenn ich ehrlich bin, eine ganz andere Liga. Beide wurden schon mit Preisen überhäuft. Eddie Redmayne hat bereits einen Oskar und Andrew Garfield schon zwei Nominierungen für selbigen in der Tasche. Nur eine Frage der Zeit, wann er ihn bekommen wird. Jamie wurde im letzten Jahr für ‚Belfast‘ auch hoch gehandelt aber leider war die Konkurrenz in dem Jahr zu groß. Sogar aus dem eigenen Film. Schließlich wurde Cieran Hinds nominiert, nicht Jamie, was ich persönlich schade fand.
„Wie sieht Deine Planung für die nächsten Monate aus?“ Unterbricht Jamie meine Gedanken.
„Eigentlich wollte ich mal eine Pause machen. Außer den üblichen Promotion-Sachen. Festivals, Fotoshootings. Du kennst das.“ erkläre ich ihm.
„Schade, eigentlich wollte ich Dich für unser nächstes Projekt. Dachte, das könnte Dir gefallen.“ In seiner Stimme schwingt Enttäuschung mit. Das wollte ich nicht.
„Wann habt Ihr denn die Dreharbeiten angedacht?“ Kann ja nichts schaden mal nachzufragen. Vielleicht lohnt es sich ja.
„Hängt ein bisschen von Deinem Co-Star ab. Sie dreht eine Serie in Deutschland. Wir wollten Ende Januar anfangen. Da wir den Film zu Weihnachten vermarkten wollen. Dafür brauchen wir Schnee. Und wir wollten ein paar Szenen vor Weihnachten hier drehen. Rockefeller Weihnachtsbaum, Eislaufbahn Central Park und so was. Dafür ist eine Woche im Dezember eingeplant.“ Hört sich so an, als habe er fest mit mir gerechnet.
„Worum geht es?“ hake ich nach.
„Ein Mann, Elitesoldat, Mitglied einer Spezialtruppe. Kämpft mit seiner Schuld. Schuld am Tod von unschuldigen Kindern und Frauen.“ Na ja, hört sich nicht besonders interessant an.
„Hast Du ein Script?“ frage ich höflich nach. Kann nichts schaden, wenn ich es mir mal durchlese.
„Hab ich Dir schon per Mail gesendet. Lese es Dir durch. Du bist ideal für die Rolle.“ versichert Jamie mir und sein Gesichtsausdruck sagt mir, dass er sehr enttäuscht wäre, wenn ich absage.
„Und wen habt Ihr als Co-Star vorgesehen?“ Immer eine wichtige Information. Speziell für mich.
„Ich würde Sie Dir gerne vorstellen. Aber dafür müssten wir nach München.“ Weicht er mir aus.
„Muss das sein? Sag mir den Namen und dann…“ Ich mag solche Spielchen nicht. Aber Jamie ist niemand, der mich über den Tisch ziehen will. Er wird seine Gründe haben und meint: „Mir wäre es lieber, ich stelle sie Dir persönlich vor.“ Warum das? Jetzt hat er mich echt neugierig gemacht.
„Na ja, eigentlich hatte ich eh geplant nach Europa zu reisen. Das könnten wir verbinden. Aber nicht vor nächster Woche.“ sage ich bestimmt und sehe, wie ein Lächeln über sein Gesicht huscht. Ich kann ja immer noch absagen, wenn mir was nicht gefällt.
„Das hört sich super an.“ stimmt er mir zu und wendet sich an seine Beiden Freunde. Er zeigt ihnen Daumen hoch, also sind auch sie in das Projekt involviert.
Während der Abend so dahin geht, werde ich immer neugieriger auf dieses Projekt. Immer wieder fallen kleine Sätze, die mich irgendwie teasern. Die drei sind kaum aus der Wohnung, da greife ich mir mein IPad und suche mir die Mail von Jamie.
Irgendwas an der Rolle reizt mich. Ein Kerl, der wahrscheinlich im Alter ähnlich wie ich bin. Innerlich angegriffen durch die vielen Dinge, die er als Seal während verschiedener Spezialeinsätze machen musste. Ein Mann der sich seiner Verantwortung sehr bewusst ist und daher auch einen Auftrag annimmt, der ihn an den Ort seiner Kindheit zurück führt und zu der Frau, die er nur als kleines Kind kannte. Er verspricht sie mit seinem Leben zu schützen und macht doch den größten Fehler, den er machen kann, er läßt sich auf eine Affäre ein. Übersieht etwas und sie wird fast getötet. Hin und her gerissen zwischen Pflicht, Verantwortung und seinen Gefühlen trennt er sich, geht zurück in die USA. Ja, ich denke Jamie hat Recht, die Rolle würde zu mir passen. Und deshalb sitze ich jetzt im Flieger nach München. Nach einem kurzen Auftritt in einer Morning Show hab ich mich auf den Weg gemacht.
Bevor ich mich allerdings zur Abreise entschlossen habe, hatte ich einen riesigen Streit mit meiner Mutter. Sie hat der Presse gesteckt, dass ich angeblich eine Beziehung zu Claire habe. Die Journalisten haben uns natürlich mit Fragen gelöchert und Claire hat natürlich fröhlich mitgemacht und allen erzählt, dass wir seit den Dreharbeiten zusammen sind. Mum weigert sich, dass zurück zu nehmen. Mir ist der Kragen geplatzt. Am liebsten würde ich mir jemand anderen als Agenten suchen. Jamie meint das auch. Er würde mich gerne bei Maggie sehen. Aber das kann er vergessen. Dieser Frau werde ich nie wieder vertrauen. Sie ist zwar die beste, aber nicht die Richtige für mich.
Jamie und ich werden uns am Flughafen in München treffen. Ich hab immer noch nicht heraus bekommen, wer mein Co-Star werden soll. Ich für meinen Teil hab schon unterschrieben. Das Projekt gefällt mir. Sam Taylor-Johnson wird Regie führen. Auch sonst ist der Cast mit jeder Menge guter Namen gespickt. David James Elliot wird mitspielen. Auch ein super Kollege, mit dem ich schon zweimal gearbeitet habe.
Eine Stunde später sind wir endlich gelandet. Jamie wartet schon auf mich. Er hat einen Wagen gemietet, mit dem wir in die Stadt zu unserem Hotel fahren. Von dort aus geht es direkt weiter in die Bavaria Filmstudios. Ich hab gerade mal Zeit mich frisch zu machen und kurz ein anderes Hemd anzuziehen.
„Und, bereit Deinen Co-Star zu treffen?“ fragt er mich als wir uns wieder am Auto treffen, das vor dem Hotel geparkt wurde.
„Aber so was von. Mittlerweile bin ich gerade zu nervös bis in die Haarspitzen. Ich versteh nicht, warum Du das ganze so spannend machst?“
Er schaut mich mit einem verschmitzten Lächeln an und sagt:„Du wirst mich verstehen, wenn Du sie getroffen hast. Komm. Wir werden am Set erwartet. Die haben da ziemlich strenge Sicherheitsmaßnahmen. Wenn wir die Zeit vertrödeln, dann werde wir sie wohl nicht mehr sehen können, die nächsten Tage.“
„Na, dann mal los.“ sporne ich uns beide an.
Als wir durch das Tor der Filmstudios fahren erklärt mit Jamie, dass hier DAS BOOT gedreht wurde. Diesen Film liebe ich.
„Hier steht auch ein Modell des U-Bootes.“ fügt er noch hinzu.
Er lenkt den Wagen zielsicher auf den Besucher-Parkplatz. Nachdem wir unseren Wagen abgestellt haben, gehen wir zu Fuß weiter. Jamie scheint sich hier auszukennen.
Nach ein paar hundert Meter stehen wir vor einer der typischen Produktionshallen. Die Türe ist durch einen Bodyguard gesichert. Wir nennen unsere Namen und er versichert sich zurück, dass wir eintreten dürfen. Vor uns öffnet sich eine Halle mit einem typischen Filmset. Uns kommt eine Frau entgegen. Sie hat einen Kopfhörer auf und lächelt, als sie uns sieht.
„Mr. Dornan, Mr. Harper. Sie werden schon erwartet.“ begrüßt sie uns.
„Susanne, schön Sie wieder zu sehen. Wie läuft`s? Haben Sie über meinen Vorschlag nachgedacht?“ fragt Jamie die etwa 1,80m große rothaarige Schönheit.
„Hab ich und… ich nehme ihr Angebot an. Allerdings nur für Deutschland. Wenn sie in USA drehen, dann kann ich leider nicht dabei sein. Wegen der Familie und so. Ich hab`s Ihnen ja erklärt.“ Sie strahlt ihn an und dann schaut sie kurz zu mir. Ihre grünen Augen fallen mir auf. Diese Frau ist mal wirklich keine alltägliche Erscheinung. Sie würde sich sicher auch gut vor der Kamera machen.
„Kein Problem. Das sagte ich ja schon. Ich freue mich wirklich.“ Er drückt sie an sich.
„Dann… auf gute Zusammenarbeit. Jess ist in ihrer Garderobe.“ verabschiedet sie sich von uns. Ich mag sie schon jetzt und freue mich, dass sie offensichtlich bei unserem Projekt dabei ist.
„Du hast sie für unser Projekt engagiert?“ frage ich trotzdem nach.
„Ja, sie hat schon einige Filmdrehs mitgemacht. Jeder schwärmt von Ihr. Sie wird eine 1A Produktionsassistentin.“ erklärt Jamie mir. Tolle Aussichten würde ich mal sagen. Eine Produktionsassistentin hatte ich auch noch nie im Bett. Es gibt für alles eine Premiere. Herr Gott, was hab ich denn schon wieder für Gedanken? Ich muss selbst über mich den Kopf schütteln, als ich Jamie durch die Gänge der Halle folge.
Keine Minute später stehen wir vor der Garderobe und Jamie klopft an. Die Türe geht auf und ich hab das Gefühl ich werde um 15 Jahre zurück geschleudert. Mein Herz schlägt deutlich schneller. Vor meinem inneren Auge sehe ich Szenen, die ich eigentlich gerne vergessen hätte. Ich bleibe stehen. Kann mich nicht bewegen.