Lilly kam frisch geduscht aus dem Haus. Der Fremde saß mit Großtante Emma am Terrassentisch. Er hatte behauptet, ein Wanderer zu sein, der auf Emmas Gnadenhof Rast machen wollte und sich besonders für Pferde interessierte. Lilly setzte sich dazu. "Können sie denn reiten?", fragte sie. "Nun ja, ich habe vor längerer Zeit damit aufgehört.", erwiderte der Fremde. "Und ein Pferd führen?", bohrte Lilly weiter nach. "Ja, ich denke, das sollte ich hinbekommen. Meiner Nichte habe ich damit auch immer geholfen.", antwortete der Mann. Lilly stand nach einer Weile auf und verkündete: "Ich dreh eine Runde mit Memory. Der braucht seine Bewegung heute noch."
"Lilly, nimm doch unseren Besucher mit.", bat Emma. Lilly nickte. "Kommen sie.", murmelte Lilly. Der Fremde war ihr irgendwie unheimlich. Er stand auf und folgte Lilly in den Stall.
Als sie den Stall betraten, begann Memory plötzlich, in seiner Box auf- und ab zu tigern. Mehrmals trat er gegen seine Boxentür und rollte angsterfüllt mit den Augen. "Ruhig, Memory. Alles ist gut.", murmelte Lilly besänftigend. Memory rannte nach draußen auf sein Paddock. Lilly öffnete die Boxentür und betrat die Box. "Bleiben sie bitte hier. Ich hole Memory.", sagte sie, als der Fremde ihr folgen wollte. Lilly lief auf den Paddock. Memory stand zitternd und schweißnass in einer Ecke. Lilly kam zu ihm und nahm ihn in den Arm, bis er aufgehört hatte zu zittern. Dann streifte sie ihm sanft das Halfter über und lief durch die Hintertür des Paddocks. "Ich gehe lieber alleine mit Memory!", rief sie noch schnell Emma zu. Bevor diese ihr noch widersprechen konnte, dass sie den Fremden mitnehmen sollte, waren Lilly und Memory schon durchs Tor gelaufen und zwischen den Hügeln verschwunden.