Licht. Strahlend hell umgab es mich. Und in dem Licht sah ich IHN.
Er war noch viel schöner, als ich ihn in Erinnerung hatte. Und er lächelte mich an.
„Oh Holde, du hast es geschafft. Du hast uns die Goldene Klobürste gebracht. Doch wer ist der Typ da?“
Er meinte Kurt, der die Augen zusammengekniffen hatte. „Oh, das ist mein Freund Kurt. Er tut alles für mich, doch keine Angst, für dich ist er keine Konkurrenz, denn er ist nicht einmal annähernd so geheimnisvoll wie du.“
„Das wär ja auch unverschämt, ich bin schließlich der Gott der Geheimnisse. Und der Sexgott.“
„Und mein Gott“, flüsterte ich und dann küssten wir uns und es war noch tausendmal besser, als ich es in Erinnerung gehabt hatte.
„Merle?“, unterbrach uns Kurts Stimme. „Knutschst du jetzt mit diesem Schlaumeier herum oder was? Ich kann leider nicht viel erkennen, weil es so sauhell ist.“
„Oh ja, er ist ein Mensch“, erklärte mir Schicksal. „Menschen ertragen unsere Reinheit nicht. Er kann nichts sehen. Du darfst ihn heimschicken, seine Aufgabe ist hier erfüllt.“
„Aber Schicksal“, widersprach ich. „Ohne ihn wäre ich nie hierhergekommen. Ich möchte, dass er bei unserer Hochzeit dabei ist.“
„Also weißt du was“, meinte Kurt. „Eigentlich würd ich mir das sowieso gern ersparen. Ich gehe freiwillig und lasse dich hier in dieser Meister-Proper-Welt mit deinem Schicksal knutschen. Da muss ich echt nicht zusehen. Ich weiß ja, dass ich nur ein unwichtiger Mensch bin.“
„Oh Kurt, nein, so darfst du das nicht sehen“, rief ich und umarmte ihn. „Du bist nicht unwichtig, du bist sehr wichtig für mich. Du bist nur eben kein Elf und deshalb kann ich dich nicht heiraten. Doch bevor du gehst, nimm dies hier als Zeichen meiner Dankbarkeit.“ Ich öffnete seine Hand und legte den Kompass hinein. „Ich brauche ihn nicht mehr, denn ich werde hier bleiben und Königin werden. Doch dich wird er sicher nach Hause geleiten.“
„Tja, das war’s dann wohl“, meinte Kurt. „Ich sollte jetzt wahrscheinlich um dich weinen, aber ich habe keine Lust mehr. Also dann, macht’s gut.“
„Warte mal, Kurt!“, rief ich ihm nach. „Würdest du mir einen letzten Gefallen tun?“
„Also gut, wenn’s sein muss.“
„Würdest du bitte die Frauen ausfindig machen von der Tankstellentoilette und ihnen das geben? Als Wiedergutmachung für meine Schuld?“ Ich reichte ihm die Messingklobürste.
„Natürlich.“
Er machte sich von mir los und ging zurück in den See. Ich sah ihm traurig nach.
„Trauere nicht um ihn“, sprach Schicksal mir ins Ohr. „Dieser Ort ist für Menschen nicht bestimmt. Es wird ihm in seiner Welt besser gehen. Und nun lass uns die Klobürste an ihren rechtmäßigen Ort bringen.“
Schicksal führte mich durch eine strahlend weiße Landschaft, die nur gelegentlich von rosa Häusern durchbrochen wurde. Der berauschende Duft von Zitronenreiniger lag hier überall in der Luft. „Dies ist das Land der Elfen“, sprach Schicksal. „Deine Heimat. Und dies ist der Persilpalast, der Ort, an den die Klobürste gehört.“
Wir betraten ein strahlend weißes Gebäude, das rund herum mit weißen Keramikfliesen verputzt war, und gelangten in einen Thronsaal von unglaublicher Pracht und Reinheit. Durch eine Hintertür gelangten wir zur königlichen Toilette.
Hier hielt Schicksal an und sah mich ernst an. „Bitte erschrick nicht bei diesem Anblick. Das Klo ist in keinem guten Zustand.“
Ich schluckte, doch ich blieb tapfer. Für Schicksal. „Ich werde es aushalten.“
Der Anblick war entsetzlich: Das Wasser in dem Klo stand so hoch, dass es fast überlief. Reste von Klopapier schwammen darin und sogar eine Spur von Urin glaubte ich zu riechen.
„Diese Toilette bildet das Tor zum Land der Hosenscheißer. Durch sie versuchen sie, unser Land zu verunreinigen. Doch nun können wir es verhindern. Willst du?“
Ich nickte entschlossen, fasste die Goldene Klobürste fest mit beiden Händen und stieß sie mitten in das Klo hinein.
Die Wirkung war unglaublich: Wie von Zauberhand sank das Wasser, das Klopapier wurde zurückgedrängt und der unangenehme Geruch verflog. Stattdessen erstrahlte das Klo nun wieder in vollkommener, makelloser, unschuldiger Reinheit.
„Du hast es vollbracht, Holde“, flüsterte Schicksal, vor mir kniend. „Unser Land ist gerettet.“
Ich kniete mich zu ihm. „Ohne deine Hilfe hätte ich es niemals geschafft“, flüsterte ich.
Und dann fanden sich unsere Lippen und eine verschnörkelte Schrift verkündete das Ende.