Auch wenn Ethan mir angeboten hatte, das Pferd mit ihm zusammen in den Stall zu bringen und zu versorgen, wollte ich nicht und hatte abgelehnt. Nur weil ich mich raufgesetzt hatte, hieß das nicht, dass ich das Vieh jetzt auf einmal mochte! Und ich hatte immer noch Angst vor ihm.
„Oh, schaut Mal wer wieder da ist, der neue Profireiter der Familie!" neckte mein Vater mich. „Hör auf damit Dad!" ich streckte ihm die Zunge heraus. „Ach was! Du hast dich doch gut geschlagen! Wir werden ab jetzt jeden Tag an deinen Reitkünsten feilen!" er zwinkerte mir zu und Selina begann zu lachen.
Meine Eltern sahen ziemlich zufrieden aus und als ich mich an den Tisch setzte, zeigte mein Vater mir beide Daumen nach oben, als wollte er mir sagen, ich hätte etwas gut gemacht. Aber das musste er mir nicht sagen, ich wusste selbst, dass ich Mal wieder über meinen Schatten gesprungen war.
Auch wenn ich es nicht gewollt hatte, ich fand es schön, auf dem Rücken des Tieres zu sitzen, dessen Namen ich immer noch nicht kannte. „Wir haben uns dazu entschlossen, heute Abend alle zusammen einen Film zu schauen, wollt ihr auch mitschauen?" fragte Hillary und Ethan schüttelte den Kopf. „Ich bin kein so großer Fan von Filmen." lehnte er das Angebot ab.
„Und du Dennis?" „Nein, ich möchte heute lieber etwas früher schlafen gehen, damit ich morgen besser aufstehen kann." antwortete ich Ethan Mutter, welche nur verständnisvoll nickte. „Gut, dann darf wohl Selina einen Film aussuchen!"
Bis zum Abend taten wir nicht mehr viel. Meine Eltern bekamen von Rufus einen Chrashkurs im Satteln und kamen gar nicht richtig mit, im Gegensatz zu mir. Ich konnte es ihnen nach dem dritten Mal zusehen schon erklären. Rufus war auch richtig zufrieden und klopfte mir anerkennend auf die Schulter.
Und als wir wieder nach drinnen gingen, war ich schon ziemlich geschafft. Und der Film den Selina ausgesucht hatte, interessierte mich überhaupt nicht. Es war irgendwas mit Prinzessin und Liebe. Kotz. Also verzog ich mich nach oben in mein Zimmer.
Aus dem Zimmer gegenüber von mir hörte ich leise Videospielgeräusche, die lauter wurden, als ich kurz den Atem anhielt um zu erkennen, welches es denn war. Als ich zu dem Schluss kam, dass ich es nicht kannte, entschloss ich mich nach drüben zu gehen und zu fragen, ob ich mitspielen konnte.
„Hey Ethan?" vorsichtig streckte ich den Kopf in das Zimmer. „Ja, Dennis?" antwortete der angesprochene, welcher Oberkörperfrei auf seinem Bett saß und einen Controller in der Hand hielt.
Auch auf seinem Oberkörper befanden sich nicht wenige Narben. Er sah aus, als hätten die Deutschen wieder einen Krieg begonnen, aber diesmal auf seinem Oberkörper. „Was spielst du da. Und bevor du antwortest, hast du einen zweiten Controller?" wollte ich wissen und er lachte.
„Nur weil du es bist hab ich einen Controller für dich!" er warf ihn mir zu und klopfte dann neben sich auf das Bett. „Komm her zu mir, oder hast du Angst, ich könnte über dich herfallen?" er schaute mich herausfordernd an und ich warf mich zu ihm auf das Bett. „Wer hat Angst vor was?"
Wir fingen an zu spielen und ich besiegte Ethan in allen drei Runden Mario Party 9. „Ach komm schon! Ich bin normalerweise der Beste in diesem Spiel!" beschwerte er sich und kitzelte meinen Bauch. „Lass das! Hör auf!" schimpfte ich ihn. „Bist du etwa kitzelig?" neckte er mich und begann, mich immer mehr zu kitzeln.
„Wenn du jetzt nicht aufhörst, dann schlage ich dich!" drohte ich ihm und er ließ mich tatsächlich los. „Du denkst doch nicht, dass du eine Chance gegen mich hast, oder?" fragte er mich und ich schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Tut mir leid!" entschuldigte ich mich.
Irgendwie war diese ganze Situation ziemlich komisch. Auch wenn Ethan ein hübscher Mann war, fühlte ich mich komisch in dieser Position. „Du hast gar keine Lust auf diesen Urlaub, oder?" er hatte sich wieder aufgesetzt und das Spiel pausiert. „Nein. Ich wollte nicht her. Und ich hab Angst vor Pferden. Und neuen Menschen.
Und ich hasse Hitze. Und Rostlauben wie euer Auto, andere Umgebungen, fremde Betten, Staub, Sand, Krabbeltiere, Blümchenbettwäsche, Menschen, Bohnen und vor allem das frühe Aufstehen!" jammerte ich. Er hatte angefangen zu grinsen und gab mir einen Stoß in die Seite. „Ach komm, bis jetzt ist es doch nicht so schlimm!"
„Ich glaube bei den meisten Urlauben und allgemein Dingen die wir tun, tun wir weil meine Eltern krampfhaft etwas suchen, was mir Spaß macht. Und mich begeistern kann." erzählte ich ihm von meinen Vermutungen. „Warum sollte sie denn das tun? Dafür ist der Urlaub bei uns nämlich etwas teuer!" er zog beide Augenbrauen nach oben.
„Ist kein Problem, mein Vater verdient echt viel Geld bei seinem komischen Job.". Das stimmte. Mein Vater hatte einen unheimlich guten Job dafür, dass er gar nichts tat. Oder zumindest kam es mir so vor. Er war immer zu Hause und schmiss den Haushalt. Während meine Mutter sehr viel arbeitet und noch mehr verdiente als er.
Und wenn sie wiedermal genug Geld zusammenhatten, zahlten sie einen Urlaub mit Delfintherapie für mich, weil meine Depressionen ja so schlimm geworden waren. Ich hasste sie dafür, dass sie mich aus meinem Zimmer herauszogen und dazu zwangen mich zu irgendwelchen Aktivitäten mit ihn.
Als würde es mir Spaß machen, einen ganzen Tag in der prallen Hitze herumzustehen und auf eine zweiminütige Fahrt mit einer Achterbahnfahrt zu warten, bei der ich in eine Tüte reiherte. „Und die Frage nach dem Warum ist noch immer nicht geklärt." er sah tatsächlich noch immer ziemlich fragend aus.
Aber der Gesichtsausdruck war auch vergleichbar mit dem Gesicht einer Ente. „Weil sie denken sie tun mir was Gutes und ich würde Spaß dabei haben. Aber im Ende hasse ich es sowieso. Ich hasse alles auf dieser Welt!" erklärte ich ihm und er lehnte den Kopf leicht schief.
„Wie kann man denn alles hassen? Ich meine, irgendwas musst du doch mögen! Ich mag zum Beispiel Pferde. Jetzt du!" er lachte und ich dachte kurz nach. „Ich glaube, ich mag Essen." antwortete ich ihm dann. Ja, Essen war vollkommen in Ordnung.
Ethan war gerade aus dem Bett aufgestanden und hielt mir die Hand hin, damit zeigte er mir, dass ich auch aufstehen sollte. „Nein, ich bleib lieber liegen." lehnte ich die Hilfe ab und verkroch mich in Ethan Bett. „Ach komm, du magst doch bestimmt hübsche junge Männer wie mich, oder?" er zwinkerte mir zu und ich zog mir die Bettdecke über den Kopf.
Darüber wollte ich mit ihm nicht reden! Woher wusste er überhaupt das ich schwul war? „Hey, spielen wir jetzt verstecken?" Ethan war zu mir unter die Bettdecke gekrochen und lag so nahe neben mir, dass ich seinen warmen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte.
„Kannst du bitte gehen, ich würde gerne etwas Privatsphäre haben!" forderte ich und er musste lachen. „Das hier ist mein Bett! Also hör auf mir Vorschriften zu machen!" wies er mich zurecht und hab mir einen Klaps auf den Oberschenkel. „Ein bisschen zu intimer Bereich." ich schob seine Hand weg und rückten ein Stückchen weg.
Das wiederum brachte mich zum schwanken und beinahe wäre ich vom Bettrand gefallen, wenn Ethan mich nicht gerade noch zu sich gezogen hätte. „Danke." ich konnte nur noch hauchen, denn jetzt lag ich viel zu nahe bei ihm. Ich konnte sein Six-Pack an meinem Bauch spüren. Genauso wie eine andere Sache, die ziemlich mächtig sein musste!
„Zu nahe?" fragte er mich etwas besorgt und ich nickte, woraufhin er mich ein bisschen wegschob. „Danke." wiederhole ich. „Kein Ding, tut mir leid. Ich wollte nicht das du dich unwohl fühlst." entschuldigte er sich. „Macht nichts. Aber könntest du mir sagen warum du weißt, dass ich schwul bin?" bat ich und er nickte. „Ja, aber bitte komm unter der Decke hervor, sonst ersticken wir beide!" lachte er.
Wir kamen also beide unter der Decke hervor und als ich ein leises Kichern hörte, drehte ich meinen Kopf in Richtung der Tür. Dort standen Selina und Sam, welche uns beide von dort aus beobachteten. „Wie lange steht ihr beiden schon da?" wollte Ethan wissen und Sam dachte kurz nach.
„Ich denke seit etwa drei Minuten. Da wart ihr schon unter der Decke. War der Handjob gut Dennis?" fragte er mich dann. „Wenigstens muss ich es mir nicht selbst machen." gab ich frech zurück. „Ich auch nicht!" Sam lächelte provokant zu Ethan, bevor er mit Rufus an der Hand wegging.
Ethan sah aus, als würde er gerne aufspringen und Rufus auf der Stelle die Nase brechen. Aber er ließ es bleiben und bat Selina lieber die Tür zu schließen. „Ok, jetzt wieder zu dir.". Nochmal ein Kichern von draußen. „Verpiss dich Selina!" schrie ich und Ethan musste lachen. „Ach komm, das ist doch nicht so schlimm!" besänftigte er mich.
„Jetzt beantworte meine Frage!" forderte ich ihn auf und er nickte. „Du hast recht. Ok, du darfst es aber niemals deinen Eltern erzählen!" ermahnte er mich und ich versicherte ihm, dass es niemand von mir erfahren würde. „Gut, denn die haben uns alle Informationen über deinen Zustand geschickt. Wie du gesagt hast, sie haben es mit unheimlich vielen Therapien versucht.
Und sie suchen eben nach etwas, dass dich glücklich macht." er klopfte mir bekräftigend auf die Schultern. „Oh Gott, du bist nur nett, weil meine Eltern mich dafür zahlen?" ich stand vom Bett auf und wollte gehen, aber Ethan zog mich zurück zu sich.
„Nein! Du bist cool und hübsch! Zu hübschen Menschen muss man einfach nett sein!" er gab mir einen Kuss auf die Wange und ich wurde röter als eine Tomate während ich mir seinen Speichel von der Wange wischte. „Lass das." befahl ich und er nahm sich unsere Controller vom Boden, bevor er mir einen der beiden zuwarf. „Hier, lass uns weiterspielen."