„Wie viele Chips willst du dir auszahlen lassen?" keiner in unserer Runde schien mich leiden zu können. Vor allem weil wir alle abgezogen hatten. Aber nur weil sie in der vierten Runde alle mitgezogen waren, als Ethan seine Reserven gesetzt hatte. „Wie viel Geld sollen wir uns auszahlen lassen, von deinem für mich erspielten?" Ethan stemmte die Hände in die Hüfte und ich musste lachen.
„Na hör Mal! Ich hab gesagt ich kann Pokern!" ich klammerte mich an ihn, weil ich nicht mehr richtig stehen konnte. „Hast du nicht! Und außerdem dachte ich nicht, dass du wirklich so viel Geld gewinnst!" er schien wirklich wütend zu sein! „Sei nicht böse! Wir werden eines Tages reich!" flüsterte ich in sein Ohr.
„Wir müssen nicht eines Tages reich werden, wir hätten genauso gut verlieren können!" schimpfte Ethan mich und nahm sein Geld entgegen. Dafür rückte er seine Spielchips heraus und ich musste wieder lachen. „Ich bekomm aber auch was!" forderte ich. „Wenn wir zu Hause sind. Sonst verliere ich auch noch den letzten Rest meiner Freunde!".
Gott war mir schwindelig! Ethan war nur kurz zur Toilette gegangen und ich musst für ein paar Minuten versuchen, alleine zu stehen. „Hey! Du hast echt gut gespielt!" einer von Ethan Freunden, der das Spiel verfolgt hatte, stellte sich neben mich und zwinkerte mir freundschaftlich zu. „Danke. Ich bin eben gut!" ich lachte und er nickte.
„Ich weiß. Wir haben eine kleine Runde, in der wir immer so ein paar Spiele spielen und wenn du Lust hast, dann kannst du gerne übermorgen kommen!" lud er mich ein. „Klar! Aber Eth muss mich fahren, also kommt er mit!" nuschelte ich und trank noch mehr. „Kein Problem! Er ist ja keine Belastung!" der Mann lachte und in dem Moment wurde ich zurückgezogen. „Komm Dennis, wir müssen langsam nach Hause!" Ethan Stimme war ziemlich streng.
Warum war er so ein Spielverderber? Gerade hatte ich doch einen Menschen gefunden, der mich nicht hasste! „Ach Ethan! Lass uns noch ein bisschen reden! Ich weiß doch noch nichts über deinen süßen, neuen Freund!" das Mädchen von vorhin war zu uns gekommen und hatte sich meinen Arm geschnappt.
Sie zog mich mit, bis nach draußen, wo wir uns auf die Wiese setzten. „Also Dennis, erzähl Mal was von dir!" forderte sie und ich begann zu erzählen. „Also, ich heiße Dennis, ich bin siebzehn, werde aber bald achtzehn und ich komme aus Deutschland. Ich habe drei Geschwister und einen Hund." erzählte ich stolz.
„Cool! Ich heiße Ramona. Ich bin schon ein bisschen älter als du, und ich bin zum Glück Einzelkind! Außerdem Ethan Exfreundin!" sie lachte und Ethan rollte mit den Augen. „Komm Dennis, wir müssen langsam gehen!" forderte er mich auf, aber ich blieb bei Ramona sitzen. Sie war ein wunderschönes Mädchen wenn ich sie mir so ansah.
Warum wollte Ethan nicht mit ihr zusammen sein? „Du bist wirklich hübsch Dennis!" sie gab mir einen Kuss auf die Wange und reichte mir einen Zettel. „Schreib mir wenn du Mal Zeit hast, wir sollten und umbedingt besser kennenlernen!" schlug sie zwinkernd vor, dann stand sie auf und verließ uns wieder.
„Da hat es sich ja richtig gelohnt nach draußen zu gehen!" beschwerte ich mich ironisch bei Ethan, welcher beleidigt schnaubte. „Ich hasse sie. Und wenn du nur eine Sekunde daran gedacht hast, ihr zu schreiben, werde ich dir den Hals umdrehen!" drohte er und zog mich dann hoch. „Wir gehen jetzt besser wirklich! Du musst umbedingt in ein Bett und deinen Rausch ausschlafen!".
Weil Ethan nicht um die Hütte herumgehen wollte, mussten wir nochmal rein und wurden jeden Meter von einem neuen Menschen aufgehalten, der mit Ethan umbedingt noch reden musste! Und jeder betonte, wie toll es doch war das er sein Studium endlich richtig beginnen konnte. Man, das war ja langweilig!
Ethan konnte sich nach einer extrem langen Zeit endlich von seinem Freund losreißen, aber ich hatte in dieser Zeit wieder einen Drink in der Hand. „Dennis! Dir geht es doch jetzt schon nicht gut, musst du umbedingt noch mehr trinken?" ermahnte er mich und ich nickte grinsen. „Wenn du diese langweiligen Gespräche immer so in die Länge ziehst, muss ich was trinken um es auszuhalten!".
Als wir nach draußen gingen, trug Ethan mich mehr als das ich meine Beine benutzte. Mir war viel zu schwindelig von dem ganzen Alkohol, den ich in mich hineingekippt hatte. „Gott, wieso hast du so viel getrunken? Und warum hab ich dich überhaupt was trinken lassen?" er schüttelte den Kopf und ich musste lachen, mich aber an ihm festhalten, um nicht umzufallen. „So viel war es auch nicht! Hör auf das so zu überspitzen!" schimpfte ich und er ließ mich auf die Rückbank fallen.
„Ich überspitze es nicht! Du bist fürchterlich betrunken! das ist doch nicht mehr schön!" Ethan setzte sich neben mich und ich kuschelte mich an ihn. „Ich mag dich Eth!". Es war schön gewesen den Abend mit Ethan uns seinen Kumpels zu verbringen. Auch wenn die alle etwas arrogant waren. „Ich mag dich auch Dennis. Aber es gefällt meinen Freunden überhaupt nicht, wenn jemand sie so abzockt." er strich mir sanft durch die Haare.
In dem Moment musste ich mich wegdrehen und ich übergab mich direkt aus der, zum Glück noch geöffneten, Autotüre. „Also ich finde sie zum kotzen!" ich drehte mich grinsend um und Ethan wischte mir die Mundwinkel mit einem Taschentuch ab. Meinen Kommentar ließ er einfach im Raum stehen. „Sie sind alle so arrogant!" beschwerte ich mich weiter.
„Sie sind einfach die Kinder von Menschen, die Geld haben. Viele kommen auch aus der Stadt und sind ziemlich verwöhnt. Dafür können sie ja nichts!" verteidigte er seinen Freundeskreis. „Also ich mag Rufus mehr als diese Idioten! Ist Rufus denn dein Freund?" fraget ich neugierig. „Er war es Mal, aber wir haben uns auseinandergelebt." antwortete Ethan kurz und seine Stimme war ziemlich kalt geworden.
Irgendwas musste zwischen den beiden passiert sein, dass sie sich nicht mehr verstanden, und ich würde herausbekommen was! „Komm, machen wir uns wieder auf den Weg nach Hause!" Ethan zog lange die Luft durch die Nase ein und stieg dann auf seiner Seite aus dem Auto, nur um sich hinter das Lenkrad zu setzen.
„Bleibst du hinten? Ich lass das Fenster offen, dann kannst du im Notfall den Kopf raushalten." er tätschelte sanft meinen Oberschenkel und startete dann den Motor. „Hab ich dir den Abend versaut?" mir stiegen Tränen in die Augen und kaum hatte ich mich versehen, tropften heiße, salzige Tröpfchen von meinem Kinn auf die Hände.
„Ach! Wie kommst du denn darauf? Ich hab dich doch eingeladen, und ich fahr dich auch zu diesem Abend." er schüttelte den Kopf und ich weinte noch mehr. „Aber ich will dich doch nicht so ausnutzen!" ich schniefte und drückte mich an den Sitz vor mir. „Dennis, du nutzt mich nicht aus, ich mache es doch freiwillig!" versuchte er mich zu trösten.
Und wieder hasste ich mich. Warum trank ich auch so viel? „Brauchst du noch was?" Ethan hielt mich im Arm und tupfte immer wieder meine Mundwinkel mit einem nassen Handtuch ab. „Bleib da." langsam legte ich mein Kopf auf seiner Schulter ab und er streichelte meinen Rücken und den Hinterkopf sanft auf und ab.
„Es tut mir leid das er dir solche Umstände macht!" meine Mutter brachte Ethan einen Kaffee, welchen er dankbar entgegennahm. „Er macht keine Umstände! Glauben sie mir! Ich hab ihn eingeladen und ich hab ihm auch was zu trinken gegeben. Also bin ich eigentlich selbst Schuld daran. Und es wäre ja auch ziemlich gemein von mir, ihn einfach alleine hierzulassen." erklärte er während ich wieder einen Schwall mehr Mageninhalt in die Kloschüssel entleerte.
Wie hatte Xenia das bloß Jahrelang durchgestanden? Und wie hatte ich das immer geschafft? Früher hatte ich niemals kotzen müssen, das war neu für mich. Vor allem weil es ja nicht unbedingt so viel Alkohol gewesen war. „Du bist ein guter Junge. Danke das du dich um ihn kümmerst!" meine Mutter klopfte ihm auf die Schulter und verließ dann das Badezimmer.
Zum Glück, jetzt wurde mir nicht ich schlechter, weil ich ihr Gesicht nicht mehr sehen musste. Ach ja, ich war ein gemeiner Kerl. Aber warum verstanden das die meisten nicht? Immerhin hatten viele einen schwarzen Humor und ich eben auch, war daran was verwerfliches?
„Geht es wieder?" Ethan drehte meinen Kopf am Kinn zu sich und ich nickte. Ja, es war wieder OK. Alles war OK. Wie immer war alles OK. Nichts war schlecht, alles OK. „Warum weinst du denn schon wieder?" er strich mir mit dem Daumen die Tränen von den Wangen und ich schüttelte den Kopf. „Alles OK."
Ethan erlaubte mir in seinem Bett zu schlafen! Weil ich es nicht weit bis in ein Bad hatte und er aufpassen wollte, dass ich nicht aus versehen in mein Bett kotzte. „Du bist so nett zu mir, ich mag dich Eth!" ich kuschelte mich an ihn und er legte den Arm um mich. „Ich mag dich auch. Du bist so süß!" er wuschelte mir durch die Haare und ich musste grinsen.
Niemand hatte mich vor Ethan süß genannt, das war etwas vollkommen neues! Aber es tat gut, von einem hübschen Mann wie diesem so bezeichnet zu werden! „Was machen wir morgen?" ich spielte mit der Fernbedienung, die ich im Bett gefunden hatte. „Erstmal schlafen wir, und dann können wir morgen früh schauen, ob du dich in deiner Verfassung auf ein Pferd setzen kannst!" Ethan nahm mir die Fernbedienung ab und legte sie auf seinen Nachttisch.
„OK. Gut Nacht Ethan!" ich legte meinen Kopf auf seiner Brust ab und schloss meine Augen. Ich hatte heute einen ganzen Schwall an Emotionen hinter mir, aber jetzt war ich glücklich. Ausnahmsweise war ich zufrieden mit mir selbst und der Welt, und musste nicht immer an all die bösen Sachen denken. Xenia wäre stolz auf mich!