„Du hast keine Ehre“, keuchte der Riese und hielt sich die Seite.
Leah war noch immer darauf bedacht, aus seiner Reichweite zu bleiben. Sie wusste nicht, wie lang es dauern würde, bis das Gift wirkte. Vorsichtig beobachtete sie ihn, auf einen Angriff gespannt.
Er knurrte. Eigentlich war er kein Riese, sondern irgendein Werwesen oder sowas in der Art mit der Fähigkeit die eigene Körpergröße zu verändern. Dennoch war er beinahe drei Meter groß. Seine Arme waren haarig, erinnerten an die eines Gorillas.
„Du verflixte …“ Seine Worte kamen ihm nur schwer über die Lippen.
„Du hast es dir selbst zuzuschreiben“, sagte sie. Ihr war keine Wahl geblieben. Und das nicht nur, weil man sie hierfür bezahlte. „Du hast zu viele entführt.“
„Ich habe nicht …“ Er brach den Satz ab, ging in die Knie. „Du verdammte …“
Sie beobachtete ihn, noch immer auf einige Meter Abstand bedacht. Das vergiftete Messer hielt sie weiter in der Hand. Vorsicht war besser als Nachsicht. Das hatte sie schmerzlich gelernt.
„Ich …“ Er hätte sich einen gefallen getan, hätte er aufgehört zu sprechen. Doch der Blick in seinen goldenen Augen wurde immer unfokussierter. Sein Atem ging rasselnd.
Mit einem tiefen Atemzug wagte sich Leah weiter vor. Sie war schnell, schaffte es hinter ihn, ehe seine nun schlappen Hände sie zu greifen bekamen. Schon packte sie seine Schultern, presste den überdimensionierten Kopf nach oben und schnitt schließlich seine Kehle durch.
Das gurgelnde Geräusch, das nun folgte, jagte eine Gänsehaut ihre Arme hinauf.
Sie trat von ihm weg, während sein Körper ausblutete. „Ist das ehrenvoll genug?“, hauchte sie und wandte sich ab.
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Fingerübung
Stichwort: Ehre