„Miau“, machte Salem und sah sie aus großen, goldenen Augen an. Es lag eine Aufforderung in diesen Augen und eine Entrüstung in dem Mauzen.
Sina seufzte und schüttelte den Kopf. „Du kannst nicht schon wieder Hunger haben.“
Der schwarze Kater sah zum geleerten Futternapf und schaute sie wieder an. „Miau.“
Die junge Magierin stöhnte. Es war in ihrer Familie üblich, einen Familiar zu haben. Natürlich hatte sie eine Katze gewollt, wie sie es aus Film und Fernsehen kannte. Mittlerweile fragte sie sich, ob alle Familiare so waren, ob es nur Katzenfamiliare waren oder Salem ein Sonderfall war. Und ja, natürlich hatte sie den schwarzen Kater „Salem“ nennen müssen. Sie war sich damals klever dafür vorgekommen, immerhin war sie nur ein Teenager gewesen. Mittlerweile konnte sie sich nur zu gut vorstellen, dass dieser Kater irgendwann Weltherrschaftspläne schmiedete.
„Miau.“ Dieses Mauzen hatte einen gewissen Nachdruck. Als wolle er sagen: „Ja, ich warte noch immer. Also Hops-Hops, kleine Hexe, die Dosen öffnen sich nicht von selbst.“
„Du treibst mich noch irgendwann in den Ruin“, beschwerte sie sich und stand auf.
Prompt sprang der Kater auf den Boden und folgte ihr in die Küche - wohl um sicher zu stellen, dass sie wirklich Futter holte. Er positionierte sich vor dem Küchenregal und beobachtete sie mit einem leicht zuckenden linken Ohr, während sie das Futter herausholte. Eine Dose viel zu teuren Futters.
Jemand hatte ihr einmal gesagt, Katzen seien leise, vorsichtige Tiere, doch das hatte wohl niemand Salem verraten. Als er ihr zurück ins Wohnzimmer folgte, trappelten seine Pfoten laut über die alten Holzdielen des Anwesens.
Manchmal kam sie sich vor, wie die Sklavin des Katers, aber was wollte sie tun? Sie hatte immerhin einen Teil ihrer Essenz an ihn gebunden, um ihre Magie durch ihn besser zu fokussieren. Und außerdem ... es ging doch nichts darüber, wie er seinen Kopf an ihrer Hand rieb und ihr einen liebevollen Blick schenkte, ehe er darauf wartete, dass sie das Futter in seinen Napf schaufelte. Einen Moment später aber galt seine Liebe vor allem dem Hühnchen-Cocktail im Futternapf, den er schnurrend verschlang.
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FINGERÜBUNG
Prompt: Katzenpfoten