Auch dieses Kapitel ist aus dem Prompt "Abenteuer" der Gruppe "Fingerübungen" entstanden.
Er liebte die Stille, leise Musik, am liebsten Klassik. Bach mochte er besonders, denn seine Musik war in Noten gepresste Mathematik. Lukas, sein bester Freund, hatte heute Geburtstag und hat sich gewünscht, dass er mit ihm auf den Jahrmarkt geht. Genau genommen graute ihm davor, alleine die vielen Menschen, dazu der Alkohol der aus den Menschenmengen etwas machte, das so irrational war, dass es ihm förmlich schmerzte, es mit ansehen zu müssen. Doch Lukas meinte, dass er immer an seiner Seite bleiben würde und er keine Angst haben braucht. Nur ein paar Fahrgeschäfte würde er gerne fahren wollen, da würde er auf ihn unten warten müssen. Denn wozu gibt man denn das Geld aus für eine Achterbahn? Von wegen ‚Wilde Maus‘. Es war Teufelszeug, dass einem das Gehirn verwirbelte.
Trotzdem stimmte er zu, denn Lukas war der Inbegriff der Fröhlichkeit und der einzige Mensch auf der Welt, dem er die Irrationalität gestattete, denn er wusste, dass er immer für ihn da war. „Ach Lukas“, seufzte er vor sich hin. Dann entschied er sich, sich bereits startklar zu machen, Schuhe anzuziehen, noch einmal die Haare glatt zu kämmen. Ein wenig aufgeregt wartete er noch, bis es endlich 17 Uhr war. Es klingelte und er sprang sofort zur Tür, um Lukas zu öffnen.
„Du bist schon bereit? Dann lass uns los!“ begrüßte ihn Lukas.
„Alles Gute zum Geburtstag“, sprach Walter und nahm das Lächeln auf Lukas Gesicht wahr.
Sie fuhren mit der Straßenbahn, zum Glück war sie pünktlich, zum Festplatz. Noch war nicht so viel los, es war ja auch noch hell. Walter sah den Zuckerstand und das erste richtige Lächeln war auf seinen Lippen zu sehen. Zwei Portionen Zuckerwatte kaufte er und gab eine davon Lukas. Für einen Moment waren beide wieder Jungs aus der ersten Klasse, die mit Lukas Vater auf dem Jahrmarkt waren. Schöne Kindheitstage. Mit großen Augen bestaunten Sie die Menschen, die in die Sitze des übergroßen Kettenkarussells stiegen. In fünfundsechzig Metern Höhe konnte man die Aussicht genießen. Lukas und Walter leckten fast gleichzeitig den letzten Rest Zucker vom Stab, als Walter sagte: „Das fahren wir jetzt.“
„Was?“ Lukas bekam einen Schreck, damit hatte er nicht gerechnet. Er konnte ja alles fahren, aber das hier war ihm einfach zu hoch. Doch er konnte sich nicht wehren, Walter hatte schon die Chips gekauft. Mit zittrigen Knien folgte er dem Menschen, den er für seine Ordnung und Zurückhaltung so sehr liebte, in einen Doppelsitz. Mit diesem Abenteuer hat er nicht gerechnet.