00012224
Als wir ankamen, war es öd. Deswegen haben wir den verfluchten Flecken Einöde* genannt.
Wir mochten die zimtige Optik des Staubes. Mehr noch als ihren erdigen Geruch. Die verknöcherten Pflanzen hatten eher die Farbe von Maronen. Auch ihre Früchte waren kaum noch als schmackhaft zu bezeichnen, umso verwirrender war die Farbe ihres Fruchtfleisches gar schon lila. Ihr Saft jedoch von einer zähen Art, die in langgezogenen Tropfen träge vor sich hin quoll wie Sirup. Er schmeckte süßlich und lockte augenblicklich allerhand Insekten an, die den Umber durch ihre Saugrüssel schlürften. Danach sahen wir davon ab, die Früchte selbst verzehren zu wollen. Als wir die Gegend weiter erkundeten stießen wir auf viele Büschel Karamellfarbener Farne, die sich in den lehmigen Boden krallten. Als wir ihnen zu nahe kamen, sprangen sie jedoch auf und wir erkannten, dass es sich um langes Schweifhaar von pelzigen Nager handelte, deren beiges, teilweise kupfernes und sattes Mahagoni Fell sich aufgeregt aufstellte, als sie vor uns davon liefen. Die hinterließen mehrere mit den Pfoten ausgebuddelte Kuhlen, in denen es leicht noch dampfte von ihrer Körperwärme. Wir nahmen Proben ihres Fells. Die Vegetation beschränkte sich auf ein Minimum, unterhalb der Kniehöhe. Die Lufthoheit gehörte den Fliegen. Wasser suchten wir vergebens. Die brackigen, von Schwefel verunreinigten Becken, erstreckten sich über mehreren Terrassen und liefen ineinander über. Erst als wir höher gelegenes Gebiet, weit Abseits unseres Landeplatzes erreichten und der Boden sich in festes Ocker verwandelte, ergaben sich neue Einsichten und wir berechneten den Standort für unsere Station. Es half kein Stück, dass wir dabei ständig über Nougat sprachen. Aber das hatte der ganze Ort einfach so an sich, dass man unweigerlich an deftig leckere Bratensauce und vollmundiges Schokoladeneis denken musste. Wäre da nicht diese trostlose Öde gewesen, die alles verdorrt, kahl und wie Herbstlaub verstorben wirken ließ.
Wir errichteten erst einmal unser provisorisches Lager auf der Anhöhe und warteten darauf, dass die vorausberechneten Sandstürme eintrafen. Sie fielen weniger heftig aus, als wir befürchtet hatten. In großen Schlieren hinterließen sie auf alle Flächen ein Note von Sienna und marmorierten die gesamte Ebene. Wären wir nur eine Woche später eingetroffen, der Ort könnte heute: Bronze oder Mokka heissen. Aber nein, wir mussten ja die Routenberechnung schlagen und dienstbeflissen eher als erwartet eintreffen. Willkommen also in Öd, dem trostlosesten Flecken aller Aufzeichnungen.