Nach einigen Momenten raffte sich Niko wieder auf. Er sah zu Mira und lächelte, als er sie friedlich schlafen sah. Er fragte sich, ob sie träumte und wenn ja von was. Damit er ihre dringend benötigte Ruhe nicht störte, stand er auf und verließ das Zimmer. Hinter der Herberge befand sich ein Garten, in dem Anna schon immer Lotusblumen angepflanzt hatte.
Kurz nach dem großen Streit mit seinem Vater war er hier gewesen. Denn dieser kleine Garten hatte immer eine beruhigende Wirkung auf ihn. So wie jetzt. Als er dort ankam, holte Niko tief Luft und genoss die friedliche Ruhe hier. Wieder einmal war er beeindruckt davon, was Magie alles erschaffen konnte. Denn nicht weit von der Herberge führte eine Autobahn entlang, von der man innerhalb des Geländes der Herberge nichts hörte. Niko grinste kurz, ehe er sich auf einer der Bänke niederließ. Dann ließ er seine Gedanken schweifen, grübelte über die Geschehnisse und Ereignisse. Bis er schließlich Klarheit erlangte.
Plötzlich stürmte ein großer Schäferhund auf ihn zu und sprang ihn an, so dass Niko von der Bank fiel.
„Lotus!“, rief er lachend. Doch der Schäferhund dachte nicht daran, von Niko abzulassen. Im Gegenteil er platzierte sich auf Niko und schleckte dessen Gesicht ab.
„Bah“, machte Niko. „Aus, Lotus!“
„Du solltest eigentlich wissen, dass Lotus einen eigenwilligen Charakter hat“, meinte eine sanfte Stimme aus dem Hintergrund.
Niko lachte auf und begann, den Schäferhund zu streicheln. „Das stimmt“, meinte er. Nach einigen Minuten ließ Lotus dann doch von Niko ab, so dass dieser sich aufsetzen konnte.
Mittlerweile hatte sich Anna auf die Bank gesetzt und beobachtete Niko. Sie forderte Niko stumm auf sich, neben sie zu setzen.
Beide schwiegen und genossen gemeinsam die Ruhe des Gartens.
„Ist sie es?“, fragte Anna schließlich.
„Hm?“, machte Niko unbestimmt.
„Die Frau, nach der sich dein Herz verzehrt“, wurde Anna genauer und legte die Hand auf die Stelle ihres Herzens.
„Hmpf.“
Skeptisch sah Anna zu Niko.
„Die Gefühle sind falsch“, flüsterte er. „Ich bin unbewusst in die Fußstapfen meines Vaters getreten. Ich muss sie doch beschützen.“
„Was nicht bedeutet, dass du sie nicht lieben darfst“, meinte Anna.
Niko schnaubte. „Wenn ich das tue, kann ich mich gleich ausliefern“, erwiderte er.
„Nein“, meinte Anna. „Mein Bruder hatte in vielen Sachen recht, Niko. Aber er hat die Liebe immer unterschätzt. Und ich denke, das ist es, was alle unterschätzen. Bildet eine Gemeinschaft, seid zusammen stark.“
„Ich weiß doch gar nicht, was sie empfindet“, meinte Niko.
„Dann finde es heraus und stell dich ihr und deinen Gefühlen“, meinte Anna. „Du kannst nur gewinnen.“
Beide schwiegen daraufhin.
„Seit Theos Tod ist viel passiert“, meinte Anna schließlich. Dann sah sie zu ihrem Neffen. „Nicht nur Gutes, auch viel Schlechtes.“
„Wir haben eine ernsthafte Krise“, erwiderte Niko. „Der Thronfolger ist tot und seine Schwester für die Welt da draußen verschollen.“
„Frederick ist nicht tot“, meinte da Anna.
Niko sah entsetzt zu ihr. „Bitte?“