Es war später Abend – fast schon dunkle Nacht – als Georg den Innenhof betrat. Bereits als er das tat, wusste er, dass Mira und Niko gegangen waren.
„Wann?“, fragte er einen der Schatten, die die Beiden beobachtet hatten, aber denen er verboten hatte, einzugreifen, sollten sie gehen wollen.
„Bereits kurz nachdem Ihr gegangen seid, Majestät“, kam die Antwort. „Erst Mira, dann Niko. In einem Park hat Niko Mira gefunden und sie sind gemeinsam weiter. Wir haben die Spur verloren, als sie in ein Taxi gestiegen sind.“
„Unsichtbarkeitszauber?“
Der Schatten nickte. „Sollen wir weitersuchen?“
Der König seufzte. „Nein“, meinte er entschieden. Fragend sah der Schatten zu ihm. „Niko weiß, was er tut und ich habe eine Ahnung, bei wem sie sind. Lasst sie dort. Ich will nicht, dass die Gegenseite auf sie aufmerksam wird. Der Tag war anstrengend und sie müssen sich regenerieren.“
Der Schatten nickte und gab den Befehl weiter.
Der König wanderte den Säulengang entlang. Der Schatten folgte ihm.
„Was kam bei der Besprechung heraus?“, fragte der Schatten.
„Nun“, begann der König. „Sie wollen mich zur Rechenschaft ziehen, weil ich meine Tochter weg gab und nun ohne Thronfolger dastehe.“
„Können wir etwas dagegen tun?“
„Nein. Für diese Entscheidung damals muss ich nun die Rechnung tragen. Aber ich werde nicht zurücktreten. Nicht, wenn ich weiß, dass meine Tochter noch da draußen ist.“
„Und Euer Sohn“, fügte ein weiterer Schatten leise hinzu.
Der Kopf des Königs ruckte zu dem Schatten und dieser trat nun aus dem Schatten.
„Was?“, fragte der König entsetzt. „Was wird hier gespielt?“
„Komm, mein alter Freund“, sagte der Mann leise, als sollte niemand von den folgenden Worten wissen. „Ich muss dich von hier fortbringen. Denn es ist zu gefährlich geworden.“
„Wie meinst du das?“
„Es gibt ein Komplott. Und gerade spielen alle Parteien so, wie die Gegenseite es will“, erklärte der Mann leise, aber eindringlich. Er seufzte, ehe er formal weitersprach: „Euer Sohn will Euren Tod, Majestät. Damit er endlich an die Macht kommt. Und nur wenig steht zwischen ihm und Eurem Tod.“