Mira gähnte, als sie am nächsten Tag aufwachte. Die Sonne strahlte in das Fenster, neben dem ihr Bett stand. Vorsichtig sah sie sich in dem Raum um. Neben ihrem Bett stand ein weiteres, das gemacht war. Dazwischen stand auf dem Boden ihr Rucksack.
Die junge Frau sah zu dem Bett und fragte sich, ob Niko überhaupt in der Nacht geschlafen hatte. Sie wusste es nicht. Doch sie entschied sich dazu aufzustehen und sich etwas frisch zu machen. Zum Glück hatte sie bei Wandertouren immer Wechselkleidung dabei, falls ein Wetterumbruch sie überraschte und sie irgendwo über Nacht Unterschlupf suchen musste.
Im Bad duschte sie und nutzte die Zahnbürste, die dort unbenutzt bereit lag. Gerade, als sie aus dem Bad trat, klopfte es.
„Ja?“, meinte sie vorsichtig.
Die Tür öffnete sich und ein Schäferhund stürmte herein. „Lotus, aus!“, rief Niko. Doch der Schäferhund hielt aufgeregt auf Mira zu. Vor ihr legte er sich hin und wedelte mit dem Schwanz.
„Entschuldige“, meinte Niko und beäugte das Verhalten von Lotus skeptisch. „Ich wollte nur schauen, ob du schon wach bist und wenn ja, dich zum Mittagessen holen.“
„Was gibt es denn?“, fragte Mira.
„Pasta.“
„Oh“, machte Mira.
„Keine Angst“, meinte Niko. „Die sind selbstgemacht. Ich hatte Anna gesagt, dass du Pasta nicht magst. Aber du musst sie wenigstens probieren.“
Mira nickte dankbar und folgte Niko nach unten. „Wer ist Anna?“
„Meine Tante und die Besitzerin dieser Herberge.“
„Oh“, machte Mira. „Daher kanntest du diesen Ort.“
„Nein“, meinte Niko ehrlich. „Eigentlich eher durch meinen Vater. Er ist… war ein enger Vertrauter des Königs und hat ihn daher oft besucht. Dabei hat er immer hier übernachtet. Wahrscheinlich um mich zu schützen. Anna hat sich dann immer um mich gekümmert, wenn ich hier war.“
Mira nickte. „Was ist mit deinem Vater passiert?“, fragte sie vorsichtig.
Niko seufzte und Lotus drängte sich an ihn, um ihm Trost zu spenden. Niko atmete tief durch und drehte sich zu Mira um. „Wir hatten einen riesigen Streit, ehe er auf eine Mission mit dem Thronfolger verschwand. Er sagte mir, dass du die verschwundene Tochter des Königs seist und dass der König dich in Sicherheit wissen wollte. Ich habe meinem Vater nicht geglaubt und heftig mit ihm deswegen gestritten. Wie das halt manchmal zwischen Vater und Sohn ist. Früher hatten wir ein gutes Verhältnis, aber mit der Zeit ist das verloren gegangen. Zu viele Geheimnisse auf Seiten meines Vaters. Tja… und dann, dann ging diese Mission schief. Mein Vater und der Thronfolger starben dabei. Und seitdem überschlagen sich die Ereignisse.“
Mira trat auf Niko zu. „Das mit deinem Vater tut mir leid“, meinte sie ehrlich.
„Danke“, meinte Niko. „Komm. Lass uns erstmal essen, dann reden wir.“