Andreas runzelte die Stirn, als er das Schreiben von Niko las. Je weiter er las, desto größer wurden die Furchen auf seiner Stirn.
„So schlimm?“, fragte Niko zähneknirschend. Er hatte gehofft, die Kritik gut verpackt zu haben.
„An sich nicht“, begann Andreas. „Ich finde es inhaltlich gut gelungen. Du gehst gut vor. Erst die positiven Sachen aufzählen, dann die negativen Punkte kritisieren, aber auch mögliche Ansatzpunkte zum Verbessern nennen.“ Dann sah er zu Niko. „Stilistisch gefällt es mir. Aber…“
„Aber?“, wollte Niko wissen. „Was ist denn nun dein Problem?“
„Deine Satzzeichen. Du setzt Kommas, wo du willst. Die Punkte sind in Ordnung. Aber die Kommas“, sagte Andreas. „Von Kommaregeln hast du noch nie was gehört, oder?“
Niko schluckte. „Ähm.“
„Was ist denn hier los?“, fragte da Mira.
Sie hatte das Büro von Niko, in dem sich die beiden Männer befanden, betreten. Diese schreckten nun zusammen, da sie sich auf Nikos Schreiben konzentriert und alles um sich herum ausgeblendet hatten.
„Ich hatte doch diese Analyse von den Studenten bekommen“, begann Niko, nachdem er sich gefangen hatte. „Und diese war sehr, sehr fehlerhaft vom Inhalt her. Daher habe ich ein Schreiben an die Studentengruppe aufgesetzt, um ihnen ihre Fehler aufzuzeigen.“ Verlegen kratzte er sich am Kopf. „Und ich habe Andreas gebeten, drüber zu schauen.“ Er biss sich verlegen auf die Lippe. „Du kennst ja…“
„Deinen Kampf mit der Rechtschreibung?“, beendete Mira lachend. Niko nickte betreten. „Und den ewigen Konflikt mit den Satzzeichen?“
Andreas lachte auf. „Du kennst das Problem?“
„Ja“, gab Mira unumwunden zu. „Aber das ist wenigstens eine Sache, wo Niko nicht perfekt ist.“ Liebevoll sah sie ihn an. „Und es macht ihn noch perfekter für mich.“
Niko trat zu seiner Verlobten und küsste sie, als plötzlich ein Greifvogel laut schrie.
Überrascht zuckten alle drei zusammen. Dieser Schrei kam ihnen doch sehr bekannt vor.