Ich bemerkte aus dem Augenwinkel, wie jemand zum Eingang rannte. Ich hechtete mich an seine Versen, so schnell mich seine Beine tragen konnten. Zwei Schüsse verließen den Lauf meiner Waffe, aber der Mistkerl sprang und rollte sich ab, sodass meine Kugeln nur Millimeter an ihm vorbei flogen. Ich stutzte für den Bruchteil einer Sekunde. Denn dass sah nach einer militärischen Trainingseinheit aus.
Ich beschleunigte meine Schritte, als er in eine Gasse abbog. Als Ich die Stelle erreichte, fand ich mich in eine Sackgasse wieder. Ich kontrollierte den Adapter meiner Waffe und sah mich um. Langsam ging auf den Mann zu, der wie angewurzelt dastand, seine Schultern mir gegenüber kalt und abweisend.
„Es ist lange her, Jones.“
Meine Waffe fuhr hoch, bereit zum Abdrücken. „Woher kennst du kennen sie meinen Namen?“, fragte ich ihn.
Langsam dreht er sich zu mir um. Das gebräunte Gesicht, dass sich in mir zuwandte, löste in mir einen Schock aus. Die dunklen Augen, das zerzauste, schwarze Haar. Weder die Narbe noch die Brille konnten verhindern, dass ich ihn erkannte. „Assur?“
Ich hielt die Waffe immer noch auf ihn gerichtet. Aber ich war entzweigerissen zwischen meiner einstigen Freundschaft mit ihm und dem Gedanken, dass mit Sicherheit mit Kriminellen zusammenarbeitet. „Warum hast du dich mit einer solchen Bande von Verbrechern eingelassen? Sag mir die Wahrheit! Ich weiß, dass du mit drinsteckst!!!“
Mein einstiger Freund sah mich traurig an. „Ich bin ein wichtiger Mann in einer angesehenen Position. Was hast du vor? Mich einsperren, erschießen?“
„Was ist aus dem Mann geworden, dem ich damals im Krieg beigebracht habe, seine Familie zu beschützen?“
Jetzt zeigte sich der Zorn in Assurs Gesicht. „Beschützen? Keiner war da, um uns zu helfen! Warst du es nicht, der mich im Stich gelassen hat?! Wo warst du, als meine Tochter und meine Frau ermordet wurden?”
Ich erinnerte mich, als ich verwundet worden war und im Lazarett gelegen hatte. Ich war damals nicht bei ihm gewesen, als die Bomben in Ashad abgeworfen wurden. Aber als man mir berichtete, dass die feindlichen Soldaten das Dorf zerstört hatten, war ich von Kummer verzehrt gewesen. „Ich dachte, alle im Dorf wären tot. Es tut mir leid, Assur, aber du kannst mir nicht die Schuld dafür geben. Ich war schwer verwundet! Wäre es nicht so gewesen, hätte ich mein Leben für euch gegeben!“
„Erzähl das meiner Tochter! Es sind ihre Knochen, die jetzt im Sand von Sardos vermodern. Ein Jahr, Jones... ein Jahr lang hast du dir mit deinen Kameraden mein Vertrauen erschlichen, aber am Ende kam keiner von euch, um uns zu helfen. Ich dachte wirklich, das Schicksal des grausamen Krieges würde zumindest meiner Familie erspart bleiben!”
Ich wollte antworten, doch er unterbrach mich: “Aber ich habe dabei eine wichtige Sache gelernt: Du kannst niemandem vertrauen, vor allem dann nicht, wenn jemand sich als dein Freund ausgibt.“
„Assur...“
„Genug geredet. Du stehst mir im Weg!“
Ich bemerkte, wie er eine Waffe aus seiner Jacke zog. Ich hatte meine noch immer auf ihn gerichtet, aber irgendetwas ließ mich zögern abzudrücken. Ich konnte mich aber zum Glück noch zusammenreißen und schoss, bevor er seine Pistole auf mich richten konnte. Er sprang jedoch zur Seite, bevor ihn die Kugel auch nur streifen konnte „Wenn du richtig kämpfen willst, dann mach jetzt ernst!“
In meiner Torheit war ich so auf seine Waffe fixiert, dass ich das Messer, das aus seinem Ärmel ragte, nicht bemerkte, bis es bereits auf mich zu schnellte und genau die Stelle traf, an der meine alte Wunde lag. Ich spürte den Schmerz deutlich pochen, Mein Hemd färbte sich blutrot. Assur nutzte den Moment der Ablenkung, um mir meine Waffe aus der Hand zu schlagen. Aber so schnell gab ich nicht auf. Assur sah, wie ich meine Faust ballte, ich verfehlte ihn aber knapp, sodass der Schlag sein Kinn streifte. Er wich zurück. „Seit wann ist dein Ashur denn so stark!?“
„Die Ahnenseele meinst du? Ich habe nie mit dem Training aufgehört.“
„Nicht genug, um mich zu schlagen. Ich habe auch dazugelernt.“