Das Gefühl, wie der Druck mich nach hinten trieb und ich kurzseitig von Boden abhob, war wie der starke Flügelschlag eines Greifens der drei Meter vor dir stand. Der anfängliche Mut wich nun Zweifel und als ich mit meinem Arm auf dem Boden aufkam, durchzog mich der Schmerz wie eine 1000 Volt Ladung. Mit zugekniffenen Augen kämpfte ich gegen den Schmerz an, aber der Frust in meinem inneren staute sich wieder auf und brüllte wie ein verletztes Tier. Ein Tier das danach bettelte, endlich in den Schatten einzutauchen. Aber als ich die Augen wieder aufmachte, vernahm ich den Blick von Alyrun. Kühl, aber bestimmt und mit einem Licht im inneren. Und es war als könnte ich seine Gedanken lesen. Kämpfe weiter! Hier und jetzt!
Erst setzte ich meine Hand auf den Boden, stützte mich am und versuchte aufzustehen. Meine Knochen taten weh und mein Arm hing schlaff an der Seite runter, aber ich kam wieder auf die Beine.
Der Große Mann spuckte auf den Boden und bedachte mich mit einem abfälligen Blick. “Erbärmlich, du willst Soldat gewesen sein? Kein Wunder, dass Assur so ein Schwächling war.“
„Und was beweist deine Stärke?“
„Ich beweise es jeden Tag und meine Kraft spricht für sich. Aber du kannst mir auch eine Frage beantworten.“
„Welche wäre das?“
„Warum du dich für ihn einsetzt, obwohl er zu solch einem erbärmlicher Abschaum geworden ist? Sein Hass wird auch weiterhin tief in ihm drin lodern. Meinst du ernsthaft er wird dir je vergeben können?“
„Er war mein Freund! Das ist das Einzige, was zählt.“
„Pah! Sieh ihn dir an! Ein Stück Dreck, blutend am Boden, der nichts mehr in seinen Leben hat. Sein Tod wäre für alle besser. Mit ihm stirbt deine Vergangenheit und er muss nicht mehr sein erbärmliches Leben ertragen.“
Einen Moment lang stand ich still, wie eine Statue, stumm und starr. Mein Blick wanderte zu Assur, dessen Kleidung von Blut verschmiert war. Es könnte vorbei für ihm sein, aber ich hatte meinen Entschluss gefasst. „Du verstehst gar nichts!“
„Was?“
„Ich könnte ihm das Leiden ersparen, aber zu welchem Preis?“
„Was für ein Preis?“
„Auf Kosten seiner Zukunft? Auf Kosten seiner Möglichkeiten, die er noch hat? Er selbst ist vielleicht ein Haufen Scherben, aber sollte mir das gleichgültig sein? Wer wäre ich dann selbst? jemand der sich damit zufrieden damit gibt, dass andere nur Staub und Asche in ihrer Hand halten? Nein! Ein solcher Mensch will ich nicht sein!“
„Du willst also das Leid in Kauf nehmen?“
„Ja.“
„Dann leidet in der Hölle!“
Der Kolossale Kerl nahm Anlauf, seine Faust schnellte nach vorne und ich sah die Klinge auf mein Auge zurasen.
yr nayn ayn nys ryan. Ich wusste nicht wieso ich diese Wörter verstand oder vom wem ich sie hörte. Aber ich erinnerte mich an das Kind von Assur, an ihren Blick der stets ein lächeln ins Gesicht zauberte. Ich wich zu Seite aus, die Faustwaffe glitt um die Breite eines Seidenfadens an meinem Kopf vorbei. Er versucht nun mit der anderen Hand meinen Arm zu packen. Wenn er ihn erreichen würden, würde er ihn zerquetschen. Aber was er nicht kommen sah, war, dass ich mich fallen ließ und die Spitze meiner Waffe nach oben fuhr. Der Schmerz, als ich am Boden aufkam, war zwar groß, aber diesmal vorhersehbar. Mein Fuß krachte gegen das Knie meines Gegners, der dadurch den halt verlor. Ich schwang wieder mein Schwert und die Klinge schnitt durch Stoff und Fleisch. Der Koloss verlor den Halt und viel voran mit seinem Brustkorb auf den staubigen Boden. Ich konnte grade noch mich seitlich abrollen, sonst hätte er mich mit seinem massiven Gewicht zerquetscht. Langsam versuchte ich mich aufzurichten, während er wütend seine Faust in den Boden hämmerte. Als er sich mir wieder zuwendete, hielt er seine Hand vor seinen Augen, die nun durchlöchert war. Blut floss aus seinen Wunden. “Verdammt seist du und dein Freund! Ich werde das jetzt beenden!“
Ich richtete wieder mein Schwert auf ihn, aber mit einem Mal fuhr sein Blick zur Seite und er lachte leise. Bevor ich begriff, was er vorhatte, löste er seine Faustklinge aus seinem Griff und warf es in Richtung Assur, der immer noch bewusstlos war. „Nein!“, schrie ich, erwartend dass die Waffe den Schädel durchbrechen würde. Aber nichts davon trat ein, nur ein Klirren und Kreischen von Metall. Entsetzt starrte der Gigant auf Alyrun. Seine Hand umgab eine weiße Schicht aus Eis, seine Finger zu krallen geformt und in der Handfläche eine Kerbe, wo die Klinge eingedrungen war und nun Blut heraussickerte. Seine Augenbrauen zogen sich immer weiter nach unten, sein Mund verzerrte sich vor Zorn und er starrte meinen Gegner mit seinem kaltem Blick an. „Esch..ar! Das tat weh.“
Der Koloss wich einen Schritt zurück, hielt dann seine Hand hoch. Dann ein Knacken, ein Rauschen und plötzlich war er von Dunkelheit umgeben. Genauso plötzlich wie es kam, war es auch verschwunden und er mit ihm. Alyrun, der erstaunt über die Entwicklung der Situation war, schritt schnell zu der Stelle, an der ein kleiner Gegenstand ein schwaches Licht ausstrahlte. Als er es in seinen Händen hielt, sah es nach zwei zerbrochenen Stücken eines geschliffenen Kristalls aus. Und eine kleine, schwarze Glaskugel, die wohl mit diesem verschmolzen war. „Alyrun?“
„Ich habe keine Ahnung was das sein könnte.“
„Und was noch?“
„Was meinst du?“
„Assur natürlich, verdammt noch mal!“
„Oh! Stimmt“, Alyrun klopfte sich gegen die Stirn, was fasst nie vorkam. „Gut, dann bringen wir ihn besser ins Krankenhaus!“