Riny
nach einem langen Gespräch, in dem nun meine Mutter mit Tränen in den Augen nun Abschied nahm, fühlte ich eine Veränderung in mir, eine wirkliche Veränderung. Die kalten Nächte auf den Dächern waren die einzigen Momente, in denen ich einen kurzen Wind von Freiheit spürte. Aber das hier, nun da ich nun mein altes Leben hinter mir lassen konnte, war dies wirklich echte Freiheit?
Ich schaute noch lange in die Richtung der Straße, wo meine Mutter ihren Weg nun ging. Ein kalter Wind ließ mich zittern, so dass ich meine Arme um meine Brust legte.
Ich hörte hinter mir Schritte und eine warme Hand legte sich auf meine Schulter. „Es wird alles Gut für sie werden.“
„Ich hoffe es. Alyrun, darf ich dir eine Frage stellen?“
„Ja?“
„Dein Gott ist doch Liebe, oder?“
„So wird das durch die Schriften gelehrt.“
„Warum habe ich in der Vergangenheit nichts davon gemerkt?“
Ein langes Schweigen folgte drauf, aber seine Antwort war anders als ich erwartet hatte. „Du solltest davor fragen, ob du erkannt hast, was Liebe eigentlich ist.“
Mit einen lächeln führte mich er zu einen Carriage und ließ mich wissen, dass er und Jones mich zu einem Konzert bringen wollten. Da konnte ich nicht nein sagen, denn Konzerte liebte ich. Aber ich konnte ihnen immer nur aus der Ferne zuschauen, weil ich es nie überwand alleine hinzugehen. Im Carriage schaute ich wieder aus dem Fenster und die Welt zog an mir vorbei.
Während der Fahrt geschah etwas verwunderliches, es war als würde nun ein Lichtstrahl durch die dunklen Wolken brechen. Die Sonne stand über den Berg stand, und strahlte ein warmes, rotgelbes Licht aus. Ich lächelte, denn mit Alyrun hatte sich so vieles auf einmal geändert. Wie ein Sonnenuntergang an diesem Abschnitt meines Lebens.
Ich weiß nicht, wie viel Zeit ich mit Alyrun auf dem Konzert verbrachte, aber die Sonne ging langsam unter und dafür kamen der Mond und die Sterne zum Vorschein. Wie Tänzer am Himmel, die auf die Leute schauten und der Musik ihren Zauber in der Luft einhauchten. Es waren weniger als hundert Leute dort, aber mir viel auf, dass viele von den Heors dort Ilea waren. Auf der Bühne war die Sängerin in Mondlicht eingetaucht, sodass die silbernen Spitzen ihres ansonsten Nachtschwarzen Haares, in einem satten Silberblau erstrahlten.
Die Lieder waren rhythmisch, sanft und doch voller Energie, mit einem wunderschönen Takt, der immer wieder in leichte Schwingungen überging. Immer weiter, immer wieder sog ich die Luft ein, in der die Aura der Freiheit deutlich zu spüren war. Dennoch spürte ich hier eine Verbundenheit, wie ein Sanfter Windhauch. Und dann geschah es. Die Sängerin schaute mich an, als würde sie direkt in meine Seele sehen und aus ihrem Mund kamen die Worte, die mein Herz durchdrangen:
„Vydj, ear unsynen nys.
Nys mayrn nay ndayn,
Ear unsynen nys, ear unsynen nys.
Ear meyrn nayrech.“
Diese Strophe hallte nun in meinem Kopf und die Stimme war die eines Engels, mit der Melodie der Sterne. Erst öffnete sich mein Mund, meine Tränen rannten meine Wangen runter und ich erinnerte mich auf einmal ganz deutlich wieder an die Worte. Sie Waren nicht von Alyrun, sondern von jemand, dessen Stimme wie ein Hall aus Heiligkeit und nie endender Gnade waren. „Hast du erkannt, was Liebe in Wahrheit ist?“
Ich konnte nicht anders als auf die Knie zu gehen und meinen Tränen freien Lauf zu lassen.
Zum ersten Mal in meinem Leben spürte ich tief in mir drin eine unendliche Freude, bei der selbst der Frust, den ich jahrelang in mir getragen hatte, verstummte. Alyrun, der ebenso verwundert war wie ich, kam zu mir und nahm mich in die Arme und ich spürte seinen festen und doch sanften Griff. „Danke“, schluchzte ich, immer noch die Augen geschlossenen. Als ich sie kurz einen Spalt wieder öffnete, war sein Gesicht zum Himmel gerichtet, mit denselben Worten wie den meinen: „Danke.“