Rick betrat das Haus und öffnete die Jacke, bevor er Richtung Küche ging, um Joan und Doreen zu informieren, dass ein Tiger im Haus wohnen würde. Kaum betrat er die Küche, sah er wie Joan geschäftig hin und her rannte und das Abendessen vorbereitete.
Tagsüber konnte jeder sich selbst verpflegen, doch abends wurde grundsätzlich zusammen gegessen. Dann gab es warmes Essen und man konnte noch miteinander über die Ereignisse des Tages reden. Danach zogen sich alle zurück, einige gingen schlafen, andere plauderten und auf einige Bitten hin, hatten sie den hinteren Bereich des Hauses, der noch ungenutzt gewesen war, in einen kleinen gemütlichen Salon verwandelt, mit einem Billard Tisch und einer Dartscheibe und gemütlichen Sitzgruppen mit Fernseher, wo man auch mal eine Runde Karten spielen konnte, alles, um mal abzuschalten oder sich zu amüsieren.
„Hey Rick. Kaffee?“ Doreen grinste ihn kurz an und goss ihm einen Kaffee ein, ohne seine Antwort abzuwarten. Tina saß am Küchentisch und verzog kurz das Gesicht, als Doreen Rick anstrahlte. Rick sah kurz stirnrunzelnd zu Tina und lehnte sich dann an die Theke, als Joan zur Türe sah und mit einem Schlag blass wurde. Doreen schnappte nach Luft und ging einige Schritte zurück. Rick seufzte leise, er brauchte sich nicht umdrehen, um zu wissen, das Pie in der Türe stand.
„Joan, Doreen...“ Er sah kurz zur Türe, um sich zu vergewissern, dass Su ebenfalls dastand, obwohl er genau wusste, dass sie dort war, er konnte den Geruch ihres Parfüms, oder was auch immer das war, riechen. „...das sind O'Brien und Pie, sie werden oben bei mir wohnen. O'Brien das ist die gute Seele unseres Hauses Joan und ihre bezaubernde Tochter Doreen. Beide kümmern sich um unser leibliches Wohl hier.“
Rick sah aus den Augenwinkeln, wie Tina blass wurde und die Lippen kurz zusammenpresste, bevor sie einen Schluck Kaffee trank und dadurch ihr Gesicht verdeckte. Irgendwie machte sie den Eindruck, als würde ihr etwas ganz und gar nicht passen. Verwirrt sah Rick sie kurz an und schüttelte dann den Kopf, bevor er wieder auf Joan und Doreen sah.
Su betrat langsam die Küche und Pie ließ sich wie ein nasser Sack neben die Türe fallen. Rick musste zähneknirschend zugeben, dass der Tiger bis jetzt wirklich eher den Eindruck eines Hündchens machte, als das er sich wie eine Raubkatze benahm.
...es ist ein verdammter Tiger, kein verfluchter Hund...
„Sie können mich Su nennen.“ Su ging auf Joan und Doreen zu und reichte ihnen die Hände. „Ich hoffe das Pie sie nicht allzu sehr stört, er ist ganz lieb und brav. Sie werden ihn kaum bemerken.“
Joan sah nervös auf den Tiger, doch dann lächelte sie und drückte kurz Su's Hand. „Willkommen Su.“ Doreen überraschte alle anwesenden, indem sie mit großen Augen Pie ansah und dann fragte, ob sie ihn anfassen dürfte.
Su lachte leise und Rick spürte, wie sein Herz einen Schlag aussetzte und dann anfing zu rasen. Zum Teufel, das leise Lachen erwischte ihn sowas von eiskalt, leise, warm und weich war ihre Stimme wie ein sanftes Streicheln und Rick musste sich zwingen den Blick von Su abzuwenden und zu Doreen zu sehen.
„Natürlich können Sie ihn streicheln, er liebt das. Ganz besonders auf dem Nasenrücken.“ Su grinste und sah Doreen an.
„Nein, verdammt. Das ist ein verdammter Tiger, der in einen Käfig gehört.“ Tina's Stimme klang scharf und leicht gereizt und Rick sah, wie Su einen kurzen Blick in Tina's Richtung warf und ihre Augen kurz wütend aufblitzten.
„Genau wie manche Menschen.“ Su's Stimme klang wieder spöttisch und nichts erinnerte mehr an den leisen warmen Ton von gerade und fast bedauernd sah Rick in seine Kaffeetasse.
...Vergiss nicht, dass sie wieder weggeht und das so schnell wie möglich. Am besten schon gestern...
Er wollte gerade etwas dazu sagen, als er aus den Augenwinkeln sah, wie Doreen sich bückte und mit der Hand vorsichtig über den Nasenrücken von Pie strich. „Sei bitte vorsichtig Doreen.“ Rick sah zu der kleinen und mehr als kurvigen Doreen hinüber, die ihn kurz ansah und mit ihren himmelblauen Augen anstrahlte.
„Hast du Angst um mich Rick?“ Lächelnd sah sie ihn an und eine leichte Röte zog über ihr Gesicht, während sie weiter mit der Hand über den Nasenrücken des Tigers streichelte.
Tina verdrehte genervt die Augen und sah dann mit zusammengepressten Lippen in ihre Kaffeetasse, bevor sie den Blick hob und direkt in Su's spöttisch blickende Augen sah.
...meine Schwester war verliebt in ihn und jetzt buhlen die beiden um ihn. Gott, so besonders ist der Kerl nun auch nicht, verdammt...
Obwohl, … Su warf einen kleinen Blick auf Rick, der gerade scheinbar entspannt an der Anrichte lehnte und seinen Kaffee trank und musste sich eingestehen, dass er eine verdammt anziehende, sexy Ausstrahlung besaß. Er hatte die Knöchel entspannt überkreuzt und seine Beine lang ausgestreckt, die rechte Hand in seiner dunklen Jeans vergraben und mit der linken hielt er seinen Kaffee, dazu die offene schwarze Lederjacke, die einen Blick auf seinen muskulösen Oberkörper in dem dunklen Pulli freigab.
Er zog einen magisch an, braungebrannt, mit diesen sexy goldenen Pünktchen in seinen grünbraunen Augen und den etwas Längeren und strubbelig wirkenden, hellbraunen Haaren. Himmel, vereinzelt sah es aus, als hätte er von der Sonne ausgebleichte Strähnchen in den Haaren. Und irgendwie schrie jede einzelne Haarsträhne von ihm danach, das sie ihre Hände in seinen Haaren vergraben sollte, ihn an sich anziehen und…
...Oh Scheiße verdammte...
Su versuchte die Bilder aus ihrem Kopf zu vertreiben, die sich ihr gerade aufdrängten … Verdammt, er sah einfach nicht aus wie ein Doktor für Natur und Tierwissenschaften, nein … wenn man ihn ansah, dachte man eher, das er Sportler oder etwas ähnliches wäre und man wollte unbedingt nachsehen ob sein Körper unter den Klamotten das hielt was er augenscheinlich versprach...
...STOP, der Dreckskerl hat Biene geschwängert und dann sitzenlassen. Der Kerl ist alles, aber ganz bestimmt nicht sexy oder attraktiv...
Pie musterte Doreen einen Moment, bevor er halb die Augen schloss und man sein zufriedenes „chrmmmm“ in dem mit einem Mal totenstillen Raum hörte. Plötzlich blieb Rick das Herz fast stehen und Tina sprang auf als der Tiger plötzlich sein Maul weit ausriss. Alle sahen seine riesigen Zähne und befürchteten schon das schlimmste, als er plötzlich mit seiner langen rauen Zunge über Doreen Gesicht schlabberte. Sie zuckte zurück und wischte sich über das Gesicht, während Su in ein lautes Lachen ausbrach.
...zum Teufel, sie hatte ein total sexy und warmes Lachen, Mist...
Rick sah kurz erstaunt auf und sah dann wieder in seine Kaffeetasse. Verdammt, sie regte all seine Sinne an, nicht nur durch ihr Aussehen, auch ihre Stimme war einfach nur hoch erotisch in seinen Ohren. Dieser weiche, sanfte Klang mit dem leicht rauchigen Unterton machte ihn wahnsinnig. Scheiße verdammt. Sie musste wirklich weg.
„Er mag Sie Doreen.“
„Ja, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es mag von einem Tiger geküsst zu werden.“ Doreen stand wieder auf und ging an die Spüle, um sich kurz das Gesicht und die Hände zu waschen.
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Ryan speicherte das laufende Programm und rieb sich müde über den Nacken. Den ganzen Tag hatte er hier verbracht, um die Quartalszahlen der Firma einzutragen und zu vergleichen. Er hasste diese Arbeit. Nachdenklich sah er aus dem Fenster seines Büros im 48. Stock des Olympic Tower's und ließ seinen Blick über New York gleiten. Er bereute keine Minute seinen Umzug, von Frisco nach New York vor einigen Monaten und dass er den Job bei Darsteen als neuer CEO angenommen hatte. Gut, wetterbedingt war es kein Vergleich, nichts kam an Frisco oder L.A. heran, aber dafür hatte die Stadt verdammt viel anderes zu bieten.
Die Stadt pulsierte, lebte und das rund um die Uhr und er fühlte sich hier pudelwohl. Genervt sah er wieder auf seinen Monitor und runzelte die Stirn als er den Stapel Papiere sah, den er noch abarbeiten musste. Außer heute … heute wäre er lieber woanders als in seinem Büro. Er war unruhig, brauchte dringend wieder etwas Spaß, heute wäre er lieber draußen unterwegs, oder etwas die Frauenwelt bewundern, es war Frühling, es war schön warm und die Frauen fingen an wieder luftige Kleider zu tragen, etwas dem er einfach nicht widerstehen konnte.
Aber das ging alles nicht, solange er nicht die aktuellen Zahlen des Unternehmens überprüft und die Quartalsabrechnung abgeschlossen hatte. Genervt drückte er auf die Sprechanlage. „Miriam? Bring mir bitte einen Kaffee.“
Er hörte gerade noch das leise „natür-...“ als er den Knopf schon wieder losließ und wieder auf den Monitor sah. Doch erneut ließ er sich ablenken und lehnte sich zurück. Vielleicht sollte er wirklich für zwei oder drei Tage nach Alaska fliegen. Sein Bruder würde zwar nicht begeistert sein, aber Tina würde sich dafür umso mehr freuen und wenn ihr Mann nicht da war … konnte sie ihn über dieses verdammt kalte Wetter da hinwegtrösten. Nachdenklich zog er die Augen zusammen, vielleicht taten ihn ein oder zwei Tage Urlaub mal ganz gut.
Grinsend dachte er an sein verlängertes Wochenende letztens in Frisco, um mal nach dem alten Jagdrevier zu sehen und an die Kleine, die ihn zu sich eingeladen hatte. Es war eine verdammt heiße Nacht gewesen, bis Rick ihm den morgendlichen Spaß unter der Dusche verdorben hatte. Ein oder zwei Tage netten Sex mit Tina wäre auch nicht schlecht. Sofern Stan in Fairbanks war und nicht in dieser verdammten Station.
Aber wahrscheinlich war ihr Mann nicht da, schließlich hatte Tina ihn heute angerufen und gefragt, ob er nicht herunterkommen wollte. Während des kurzen Gespräches hatte er auch erfahren, dass nicht nur Männer auf der Station waren, sondern auch ein paar Frauen und vielleicht sollte er sich die mal ansehen. Grinsend fuhr er sich durch die Haare, vielleicht war ja was Interessantes dabei.
Leise betrat Miriam sein Büro und sah ihn an, während sie langsam auf seinen Schreibtisch zuging. Sie hatten ein oder zwei Nächte zusammen verbracht und immer noch kribbelte ihre Haut, wenn sie daran dachte. Langsam ließ sie ihren Blick über seine etwas längeren hellbraunen Haare wandern und sah ihm in diese seltsamen, aber faszinierenden grünbraunen Augen mit diesen seltsamen goldenen Pünktchen, die einen gefangen nahmen, wenn man dicht genug vor ihm stand, um sie zu sehen. „Dein Kaffee Ryan.“ Lächelnd stellte sie die Tasse auf den Schreibtisch und wartete, dass er etwas sagen würde, doch er nickte nur und sah wieder aus dem Fenster.
„Kommst du heute Abend zu mir? Ich könnte und etwas bestellen und wir...“ Miriam sah ihn fragend an und wurde unterbrochen, bevor sie zu Ende reden konnte. Sein Blick war unergründlich und strich nur kurz über sie hinweg, bevor er wieder aus dem Fenster sah.
Etwas ließ ihn gerade äußerst unruhig werden und ihm war warm, mehr als warm. Und das war nicht das erste Mal das das heute geschah.
...was treibst du gerade Brüderchen?...
„Ich habe schon eine Verabredung für heute Abend. Vielleicht ein anderes Mal.“
„Oh … natürlich.“ Miriam drehte sich um und verließ schnell das Büro, damit er nicht sah, dass die Worte sie getroffen hatten. Wie konnte sie denken, dass er sie gerne haben konnte, … also mehr als nur gerne. Zum Teufel, jede Woche hatte er eine neue, nie blieb er lange bei einer Frau. Sie hätte es vorher schon wissen müssen, dass sie ihn nicht einfangen konnte. Langsam ließ sie sich auf ihren Stuhl im Vorraum fallen und schloss kurz die Augen. Ryan war und blieb einfach nur ein verdammter Playboy, der mit allen ins Bett ging, die bei drei nicht verschwunden waren.
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„Kommen Sie O'Brien. Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer.“ Rick stieß sich von der Anrichte ab und stellte seinen Kaffeebecher in die Spüle, bevor er Doreen anlächelte, die wieder rot wurde und sich schnell wieder den Töpfen zu wand. Su verdrehte kurz die Augen und sah dann, wie Tina sie abschätzend ansah und dann zu Rick sah.
„Du willst doch nicht wirklich … mit ihr … und dem Tiger oben wohnen?“ Tina bemühte sich um einen normalen Tonfall und Rick sah sie erneut prüfend an, irgendetwas an Tina war die letzte Zeit seltsam und stirnrunzelnd schüttelte er kurz den Kopf.
„Ich habe kaum eine andere Möglichkeit, oder?“
„Oh toll, redet ruhig über mich, als wäre ich gar nicht da.“ Su's Stimme klang mehr als spöttisch und beide sahen sie kurz an.
„Wir brauchen Sie hier nicht O'Brien, wir brauchen nur Ihren Tiger, also erwarten Sie von mir keine Samthandschuhe. Wir haben genug Pfleger hier. Sie sind absolut überflüssig.“ Tina sah sie kühl und abschätzend an und Su sah die unterschwellige Wut in ihren Augen.
„Ich weiß nicht was Sie für ein Problem haben Dr. Wieauchimmer. Sie bezahlen weder mein Gehalt, noch sind sie mein Chef und keine Angst, ich werde Ihnen bestimmt nicht in die Quere kommen, wenn sie sich von Dr. Anderson bespringen lassen wollen. Sie brauchen nicht die eifersüchtige und besitzergreifende Pute raushängen zu lassen, die Angst hat, dass jemand ihr den Freund oder Liebhaber wegnimmt.“ Su hörte wie Joan und Doreen nach Luft schnappten, sah, wie Rick sie geschockt ansah und Tina vor Wut blass wurde.
„Ich bin verheiratet.“ Tina's Stimme klang eisig und Su sah sie mehr als spöttisch an.
„Ich mag zwar um einiges jünger sein als Sie. Aber ich bin ganz bestimmt nicht bescheuert oder blind. Wenn Sie wirklich verheiratet sind, tut mir Ihr Mann mehr als leid. Denn Sie scheinen nicht gerade zu den treusten Ehefrauen zu gehören, nicht wahr? Zumindest ziehen Sie den Doktor jedes Mal aus, wenn Sie ihn ansehen und winken mit Ihrer Unterwäsche.“
„Sie verdammtes Mist-...“ Tina sprang auf und sah aus, als wollte sie sich auf Su stürzen, doch Rick konnte sie gerade noch am Ärmel festhalten.
„Beruhige dich Tina.“
„Rick? Ihr habt doch nicht … ich meine, ihr seid doch nicht...?“ Doreen's verlegene und leise Stimme war mehr als verletzt und Su stöhnte genervt auf.
„Was zum Teufel ist das hier? Ihr ganz privater Harem? Mein Gott...“
„Sind Sie dann fertig O'Brien?“ Rick's Stimme klang mehr als eisig und seine Augen glitzerten vor Wut, er sah aus, als würde er jeden Augenblick explodieren und Su schluckte nervös, als er sie ansah.
„Ich habe nicht angefangen.“ Su verschränkte die Arme vor der Brust und sah Rick herausfordernd an, doch plötzlich huschte ein Lächeln über ihr Gesicht und Rick sah sie verwirrt an, bevor er ihrem Blick folgte und sah, wie Pie vorsichtig um die Ecke schaute, so als wollte er fragen, ob die Luft wieder rein war und er in die Küche konnte.
Rick schüttelte den Kopf, bei dem ganzen Streit und Gerede gerade, hatte er völlig den Tiger vergessen. Aus den Augenwinkeln sah er kurz zu Su, die immer noch leicht lächelte und nun langsam zu dem Tiger ging und ihm an den Ohren krabbelte.
Gott, wie kam sie darauf das er und Tina … oder er und Doreen … um Himmelswillen, was dachte sie eigentlich? Er war weder jemand der sich mit einer verheirateten Frau einließ, noch würde er die Tochter einer Angestellten Daten. Wobei er sie nicht wirklich als Angestellte betrachtete … zum Teufel, Doreen war süß und nett, aber konnte ihn absolut nicht reizen und außerdem kannte er sie, seit sie zehn war. Sie war wie eine kleine Schwester. Gott, außerdem war er nicht mehr wie sein Bruder, der immer noch wahllos mit absolut Jeder ins Bett ging.
„Rick? … Es ist doch nicht, ich meine … da ist doch...“ Doreen sah ihn immer noch an und Rick wurde klar, dass seit der Eskalation gerade, vielleicht gerade mal ein oder zwei Minuten vergangenen waren und Doreen immer noch auf eine Antwort wartete. Wieso, zum Teufel, wollte sie überhaupt eine Antwort? Sie kannten sich seit Ewigkeiten und noch nie, hatte er ihr irgendwann einen Wink gegeben, dass er mehr von ihr wollte … Gott. Allein der Gedanke schockte ihn.
Tina ließ sich wieder mit zusammengepressten Lippen auf ihren Stuhl fallen und sah aus als würde sie Su am liebsten langsam und genüsslich erwürgen, während diese ihr den Rücken zudrehte und immer noch Pie an den Ohren krabbelte.
Er sah zu ihr herüber und sah auch den prüfenden Blick von Joan, so als wollte sie wissen, ob er sich an ihre Tochter herangemacht hatte und der dann langsam zwischen ihm und Su hin und herging. Um Gottes willen, waren jetzt alle hier wahnsinnig geworden? Rick schloss die Augen und stöhnte innerlich auf. Was wollten jetzt plötzlich alle von ihm?
Er öffnete wieder die Augen. „NEIN verdammt. Ich habe weder mit Tina etwas, noch mit Doreen oder würde mit Einer von beiden etwas anfangen. Himmelherrgott nochmal.“ Er sah, wie Doreen etwas blasser wurde und Tina ihm einen kurzen verletzten Blick zuwarf, während O'Brien ihn kurz ansah und spöttisch ihren Mund verzog. Gott, ihre Lippen luden zum Küssen ein, sie sollten nicht so spöttisch verzogen sein, sondern lächeln
…Hast du jetzt völlig den Verstand verloren? Seit sie hier ist, ist hier Mord und Totschlag, sie muss wieder weg, schleunigst...
Energisch stieß er sich von der Anrichte ab und drehte sich Richtung Türe. Seine Stimme klang wütend und fauchend und Pie sah ihn vorwurfsvoll an. „O'Brien, kommen Sie endlich, damit ich Ihnen Ihr Zimmer zeigen kann und die Zugangsdaten für oben geben … und nein, verdammt ich will jetzt keinen Kommentar dazu hören. Von niemanden … verflucht und zugenäht.“ Er sah kurz zu Tina und Doreen und verließ mit langen, wütenden Schritten die Küche.
Su beeilte sich ihm zu folgen und konnte Tina's Blick weiterhin förmlich im Rücken spüren. Rick ging schon die Treppe rauf und tippte oben etwas in das Zahlenfeld. Leise entriegelte sich die Türe und er öffnete sie, während er gleichzeitig etwas auf seinem Handy tippte. Kaum eine Sekunde später piepste ihr Handy und Rick sah sie kurz an.
„Ich habe Ihnen den Zahlencode geschickt. Bitte sorgen Sie dafür, dass ihn niemand erhält. Ich will hier oben meine Ruhe.“ Er wartete, bis Su und Pie an ihm vorbei waren und warf die Türe dann wieder zu.
Su zuckte kurz zusammen, als sie das leise Klicken hörte und schluckte nervös. „Warum soll ich dann hier wohnen, wenn Sie so um Ihre Privatsphäre besorgt sind?“
„Weil ich kaum von meinen Leuten verlangen kann mit einem Tiger zusammen zu wohnen. Und Sie nicht bereit sind, das Tier in sein Gehege zu bringen, wo er hingehört.“ Er warf ihr einen genervten Blick zu und ging den gemütlichen und breiten Flur entlang. Nacheinander öffnete er die Türen und zeigte ihr die Räume. „Küche und Esszimmer, Badezimmer, Wohnzimmer, mein Schlafzimmer, Ihr Schlafzimmer, mein Büro und da hinten ist noch ein weiteres kleineres Zimmer. Da ich nicht erwartet habe, mit jemanden zusammen zu wohnen, werden Sie sich das alles mit mir teilen müssen. Wenn Ihre Sachen nachher ausgeladen sind, können wir die hochbringen.“
Su fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über ihre plötzlich trockenen Lippen. Himmel, sie sollte mit dem Kerl zusammenwohnen? Wirklich? Das war kein Scherz? Gott, der Kerl war ein Mistkerl, sie wollte nicht so dicht bei ihm bleiben. Er hatte mit ihrer Schwester geschlafen und sie dann sitzenlassen.
...und hatte die schönsten Augen, die sie je bei einem Mann gesehen hatte. Verdammt...
„Pie kann in kein Gehege Dr. Anderson. Wir haben das in Frisco mehrmals versucht. Er schreit und versucht sich durch das Gitter zu beißen und zu kratzen. Wenn Sie also keinen Tiger wollen, der keine Zähne oder Krallen mehr besitzt, können Sie es vergessen ihn irgendwo einzusperren. Das wird er niemals ertragen.“
„Das ist ein verdammter Tiger, O'Brien und keine Hauskatze. Verflucht.“
„Sagen Sie das Pie, Dr. Anderson.“ Su sah ihn wieder herausfordernd an und Rick spürte, wie er kurz davor war endgültig die Beherrschung zu verlieren. Die Frau machte ihn einfach nur wahnsinnig und am liebsten würde er jetzt in den Trainingsraum gehen und den Sandsack verprügeln oder joggen gehen, irgendetwas, um die Wut abzubauen die langsam aber unaufhörlich höher kroch, nicht mehr lange, dann würde er förmlich explodieren.
„Ich habe einige Telefonate zu führen. Sehen Sie sich um und bitte … mein Büro und mein Schlafzimmer sind tabu, klar?“ Er ging Richtung seines Büros, als er ihre leicht spöttische Stimme hörte.
„Ich brauche Ihr Büro nicht zum Arbeiten und was bitte … soll ich in Ihrem Schlafzimmer? Das ist der letzte Ort in dieser verdammten Eis Hölle, wo ich sein will.“
„Sehr gut, dann sind wir uns ja einmal einig. Denn Sie sind die letzte Frau in dieser, wie Sie sie nennen, Eis Hölle, die ich in meinem Schlafzimmer haben will.“ Kühl und schneidend klang seine Stimme zu ihr hinüber und er wollte gerade sein Büro betreten als er ihre spöttische Stimme vernahm.
„Ich würde mich ja geehrt fühlen, dass ich die letzte Frau sein soll und es nach mir keine mehr geben wird. Aber ich habe kein Interesse Ihrem Harem beizutreten. Danke für das Angebot, aber ich verzichte.“ Su sah ihn spöttisch an und betrat das Schlafzimmer, das er ihr gezeigt hatte und für sie sein sollte und schloss nachdrücklich die Türe.
Rick atmete tief ein, um nicht zu explodieren, schnell betrat er sein Büro und schloss leise die Türe hinter sich.
...musste sie verdammt nochmal immer das letzte Wort haben? … verflucht und zugenäht...
Langsam ging er zur Bar und goss sich einen Whiskey ein. So viel wie er in der letzten Woche und heute geflucht hatte, hatte er davor in seinem ganzen Leben nicht.
Verdammt, in seinen ganzen siebenunddreißig Jahren hatte ihn keine Frau derart schnell auf die Palme bringen können wie diese verdammte Blondine. Spöttisch verzog er den Mund und nippte an seinem Glas, nicht das er und Ryan früher Kostverächter gewesen wären, doch während er vor etwas über fünf Jahren die Lust verloren hatte, jede Nacht eine Frau abzuschleppen und sich endlich seinem Traumprojekt zugewandt hatte, war sein Bruder immer noch der Playboy, der am liebsten jede Nacht eine andere abschleppte.
...und der oft genug deinen Namen benutzt, sodass du seinen Mist dann ausbügeln darfst...