Mittlerweile waren sie an den Häusern angekommen und Ryan drehte sich zu einem der kleineren Häuser, als die Türe aufging und Doreen herauskam. Rick der gerade zu seinem Bruder sah, sah nur, wie dieser kurz blass wurde und seine Augen sich weiteten, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte und ein leicht amüsiertes Grinsen auf seinem Gesicht erschien.
„Sieh an, ich hätte es mir eigentlich denken können das du auch hier rumspringst. Du lässt Joan und Rick ja niemals aus den Augen.“ Seine Stimme klang mehr als amüsiert und Doreen quietschte laut auf, als sie den leeren Wäschekorb fallen ließ, bevor sie Ryan ansprang und ihn umarmte. Doch dann sprang sie mit einem Satz zurück und fluchte.
„Ryan, du bist da! … Scheiße verdammte, wieso bist du so nass.“ Sie sah von einem zum anderen und riss die Augen auf. „Ihr beide zusammen … wie schön. Um Himmelswillen, habt ihr euch etwa geprügelt? … Wie bescheuert. Gott... Geht Duschen und dann ins Haupthaus, ich sehe mir das gleich an...“ Entsetzt sah sie von Ryan zu Rick und wieder zurück. Sie beide strafend ansehend, trat sie einen Schritt zurück und Rick der gerade etwas sagen wollte, würde unterbrochen.
„Rick sagte, er habe etwas Besonderes hier gefunden. Wollt ihr endlich heiraten?“ Ryan's Stimme klang amüsiert. „Hast ja lange genug auf ihn gewartet nicht wahr, mein Herz?“
Doreen wurde blass und sah kurz zu Rick der ungläubig den Kopf schüttelte.
„Nein Ryan...“ Doreen biss sich auf die Lippen und wurde unterbrochen, als Rick gleichzeitig mit ihr antwortete.
„Gott, wieso denkt verdammt nochmal jeder, das Doreen und ich ein Paar sind oder werden. Verflucht. Wie zum Teufel kommst du darauf Ryan?“ Fluchend fuhr sich Rick durch die Haare, während Doreen blasser wurde und Ryan's Augen sich etwas verdunkelten.
„Weil sie schon seit Ewigkeiten in dich verliebt ist, Bruderherz. Nicht wahr, Dori?“ Ryan antwortete, ohne Doreen aus den Augen zu lassen, bevor er sich an ihr vorbeidrückte. „Entschuldigung Kleines, aber ich muss wirklich Duschen und mir was anderes anziehen. Wir sehen uns nachher.“ Ryan verschwand nach drinnen und Doreen sah mit Tränen in den Augen zu Rick.
„Rick...“
„Doreen...“
Beide sprachen gleichzeitig und Doreen winkte nur mit der Hand und wollte an ihm vorbeirennen, doch Rick hielt sie blitzschnell fest und drehte sie zu sich herum. Doreen versuchte seinem Blick auszuweichen und die Tränen zu unterdrücken, doch Rick legte ihr sanft einen Finger unter ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich.
„Ich glaube, wir sollten reden und ich glaube, wir sollten es besser jetzt tun. Noch kälter kann mir gerade kaum werden.“ Seine Stimme klang leise und Doreen schüttelte erneut den Kopf.
„Nein ... bitte.“ Doreen wollte sich losreißen, doch Rick hielt sie unerbittlich fest.
„Himmel, stimmt das Doreen? Warum zum Teufel? Gott, ich meine … man kann sich verlieben, aber verdammt...“ Rick ließ sie los und tigerte hin und her, bevor er sie wieder ansah.
„Lass uns was laufen, sonst wird mir zu kalt.“ Er schnappte ihren Arm und zog sie einfach mit.
„Du … Ryan sagte, du hast etwas Besonderes, … es ist Su, oder?“ Doreen sah stur auf den Boden, während sie neben Rick herging.
„Doreen … ich wusste nicht...“ Er wollte noch etwas sagen, doch ihre leise Stimme unterbrach ihn und er konnte ihrer Stimme anhören, dass sie leise weinte.
„Seit wir damals bei euch eingezogen sind, hast du mir immer und immer wieder Blumen auf die Fensterbank gelegt, oder kleine Geschenke. Später hast du angefangen Karten zu schreiben, jeden Valentinstag, jeden Geburtstag, Weihnachten, egal was … immer kamen Karten und Geschenke von dir. Warum Rick?“ Sie schluchzte leise auf und wischte sich wütend über das Gesicht, während Rick sie fassungslos ansah.
„Doreen? … Wie kommst du da drauf das ich dir Geschenke und Karten...“ Immer noch fassungslos sah er sie an und konnte nicht glauben, was er da hörte.
„Ich kenne deine Schrift Rick und ich habe dich ein oder zweimal erwischt, wie du den Garten verlassen hast, zu dem mein Fenster ging und dann waren diese kleinen Geschenke da. Warum hast du das all die Jahre gemacht, wenn du mich nicht liebst?“
„Wann hast du mich gesehen, als ich dir Geschenke hingelegt habe?“
Doreen runzelte die Stirn, während sie nachdachte und sich wieder über die Augen wischte. „Das war im ersten Jahr, als wir damals bei euch eingezogen waren. Der Sommer damals...“
„Stimmt, ihr seid damals bei Frühlingsanfang bei uns eingezogen. Dein erster Frühling in New York … hmm.“ Rick fing langsam an eins und eins zusammenzuzählen und das Ergebnis ließ ihn erstaunt innehalten.
„Warum Rick? … Warum hast du mir all die Jahre sowas angetan, wenn du mich doch gar nicht willst? Warum immer und immer wieder die ganzen Geschenke.“ Sie nahm sich die kleine goldene Kette ab, die sie um den Hals trug und drückte sie Rick in die Hände. „Hör auf damit … Bitte hör auf. Wenn du mich nicht liebst. Lass es sein … du tust mir weh damit, denn jetzt weiß ich, dass du dich in Su verliebt hast, nicht wahr? Sie ist das Besondere was du hier gefunden hast.“
Rick wollte gerade etwas sagen, als Doreen einfach losrannte. Wie erstarrt sah Rick ihr nach und sah, dann stirnrunzelnd auf seine Hand wo die Kette drin lag. Er hatte ihr niemals etwas geschenkt, dass alles war Ryan. Ryan liebte Doreen, seit sie damals zu ihnen gezogen war. Gott, aber warum hatte er es ihr niemals gesagt, als Doreen erwachsen war? Warum war ihm das niemals aufgefallen?
...Weil er mitbekommen hat, dass Doreen scheinbar in dich verliebt ist, du Idiot. Er wollte nicht dazwischen gehen...
Langsam öffnete er die Faust und sah auf die zierliche goldene Kette mit dem kleinen Einhorn, auf dessen Brust ein Herz graviert war und in dem Herz eine winzige Schrift. Nachdenklich zog er die Augen zusammen, bis ihm der Nachhilfe Unterricht einfiel, den Doreen abwechselnd von ihm und Ryan bekommen hatte. Und dass ihr ganzes Zimmer voller Bilder und Poster von Einhörnern gewesen war. Sie hatte diese Tiere geliebt und Unmengen Stofftiere davon gehabt. Selbst Bettzeug und ein Schlafanzug und Rick hatte sich immer köstlich amüsiert, wenn er Doreen als fünfzehnjährige in dem Aufzug gesehen hatte. Er hatte es ihr aber natürlich niemals gezeigt. Ihr Vater hatte ihnen eingebläut, dass sie sie wie eine Schwester behandeln sollten und sich ja nicht wagen sie zu ärgern. Für ihn war sie wirklich eine kleine Schwester, doch Ryan musste sich irgendwann in sie verliebt haben. Und all die Jahre … hatte er ihr niemals auch nur ein Sterbenswörtchen gesagt.
...dir hat er auch nie etwas gesagt und du bist sein Bruder...
Rick sah erneut auf die Kette und das Einhorn. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er die winzige Schrift in dem gravierten Herz zu erkennen 'Always'
...oh scheiße...
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Ryan trat aus der Dusche und schnappte sich ein Handtuch, das er sich kurz um die Hüfte band, bevor er an das Waschbecken trat und sich das Rasierzeug schnappte. Kurz schloss er die Augen. Zum Teufel, er hätte eigentlich damit rechnen müssen das Dori hier ist. Sie war immer da, wo Rick war.
Er verstand nicht, wieso sie all die Jahre immer und immer nur dachte das Rick in sie verliebt sei. Jedes Mal, wenn sie aufeinandertrafen, kam über kurz oder lang das Thema Rick auf. Sie zog nicht einmal ansatzweise in Erwägung, dass sie sich vertan hatte und nicht Rick der war, der sie wollte. Allerdings musste er zugeben, dass sie in den vielen Jahren immer besser darin geworden war, sich nichts anmerken zu lassen und doch durchschaute er sie immer. Ein Blick reichte und er wusste, was sie dachte. Er merkte auch, dass sie in seiner Nähe mehr als verwirrt, nervös und unruhig war und doch klammerte sie sich an Rick. Seufzend fing Ryan sich an zu rasieren. Vielleicht bemerkte sie es irgendwann das sie falsch lag bei ihnen beiden.
Er hatte sie gewollt, schon immer. Er, nicht Rick. Seufzend schloss er kurz die Augen. Und wenn Rick jetzt wirklich jemand gefunden hatte...
...lass es bloß nicht Tina sein, er hat was Besseres verdient, als eine Bitch die ihren Mann betrügt...
Aber wer blieb denn dann noch übrig? Dori wollte er nicht, hatte er noch nie gewollt, Joan war zu alt. Ryan grinste, als er daran dachte und sonst war außer Tina doch keine Frau hier, oder?
...was ist mit der Pflegerin, der der Tiger gehört und die oben bei ihm wohnt?...
Stimmt, die gab es ja noch. Ryan grinste und war gespannt, wie sie aussah und was für ein Typ das wohl war. Blond? Brünett? Schwarzhaarig? Uuuhh oder eine feurige Rothaarige? Früher hatte Rick, genau wie er keinen bestimmten Typ gehabt. Und ihm persönlich, war eh alles egal, Hauptsache die Frau schaffte es ansatzweise Dori aus seinem Kopf zu vertreiben, wenn auch nur für kurze Zeit und Rick? Linda war blond gewesen, aber er wusste, dass sie gefärbt gewesen war, er hatte es gesehen, als er mit ihr im Bett gewesen war. Sie war eigentlich brünett … hmmm.
Wenn Rick seine Frau gefunden hatte … vielleicht würde Dori dann endlich einen klaren Kopf bekommen und merken, wer es war, der ihr seit fast zwanzig Jahren die Geschenke brachte. Spöttisch verzog er den Mund. Wie ein kleiner Welpe der um die Aufmerksamkeit des Frauchens bettelte. Eigentlich sollte er es lassen, doch er wusste, dass er es immer und immer wieder tun würde.
...weil du ein verdammter Idiot bist...
Mit energischen Bewegungen wusch er den restlichen Rasierschaum ab und rieb sich kurz mit etwas Aftershave ein, bevor er das Handtuch in den Wäschekorb warf und aus dem Badezimmer in sein Zimmer trat.
Nachdenklich griff er zu frischer schwarzer Jeans und Shirt und einem weichen Pulli. Schnell mit allen zehn Fingern durch die Haare und dann Stiefel an und rüber ins Haupthaus. Kurz warf er einen Blick auf die Uhr und nickte leicht. Vielleicht hatte Joan ja einen Kaffee für ihn.
Mit langen Schritten verließ er das Zimmer und das Haus und ging den kurzen Weg zum Haupthaus hinüber.
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Su öffnete die Augen und augenblicklich spürte sie jeden einzelnen Muskel, der schmerzhaft danach schrie, bloß nicht bewegt zu werden.
...Oh scheiße...
Vorsichtig bewegte sie Arme und Beine und zuckte zusammen, als sich ein kleiner krampfartiger Schmerz in ihrem Körper breit machte, bis zum Schoß strahlte und ihr das Gefühl gab überall Muskelkater zu haben und wund zu sein. Oh scheiße, … plötzlich fiel ihr wieder alles ein und grinsend drehte sie den Kopf, doch das Bett neben ihr war leer, obwohl noch alles nach Rick roch.
...du liegst in seinem Bett, Dummkopf, nach was soll das bitte sonst riechen, wenn nicht nach ihm?...
Vorsichtig und langsam rollte sie sich auf den Bauch und vergrub ihren Kopf in sein Kissen. Tief atmete sie seinen Duft ein und augenblicklich kamen die Erinnerungen der Nacht wieder in ihren Kopf. Gott hatte er wirklich mit seinem Mund und seiner Zunge … oh Gott. Bilder wirbelten durch ihren Kopf, erneut spürte sie seine Hände, die sanft über ihren Körper glitten, sie streichelten, seine Lippen, die über ihre Haut strichen und wie er immer tiefer wanderte und tiefer … Aufstöhnend verbot sie sich weitere Gedanken und die Bilder.
…„Nicht … nicht weggehen … bitte...“ …„Honey, ich gehe nirgendwo hin…“... „Rick … bitte. Ich … nimm mich, bitte. Ich will dich … jetzt!“...
Oh Himmel, hatte sie wirklich gebettelt das er sie nehmen sollte? Oh scheiße, was musste er von ihr denken? War er deshalb nicht hier? War er weg, weil sie so…? Wie spät war es eigentlich? Sie wollte den Kopf drehen, auf die Uhr sehen, doch sein Geruch auf dem Kissen, die warme weiche Decke, die sie einhüllte und die Gedanken und Erinnerungen der Nacht, sorgten dafür, dass erneut ein Schauer über ihren Körper lief und aufstöhnend schloss sie die Augen. Sie wollte das er hier war, sie in den Arm nahm. Sie drehte sich auf die Seite und umschlang das Kissen von ihm, tief atmete sie erneut seinen Duft ein. Wie bescheuert war das denn, hier liegen und ein Kissen umarmen, nur weil es nach ihm roch?
...gib zu, du willst es nochmal erleben. Du willst schon wieder mit ihm schlafen...
Su gönnte sich einige Minuten und ließ ihre Gedanken frei umherirren. Ließ sich von den Bildern verführen, die durch ihren Kopf huschten und stöhnte erneut leise auf, als sie das Gefühl hatte, das Rick sie berühren würde. Langsam berührte sie mit einem Finger ihre Lippen, sofort fingen sie an zu kribbeln, schickten kleine Stromschläge durch ihren Körper und langsam ließ sie einen Finger über ihren Hals wandern, zu ihrer Brust und spürte, wie sich die Brustwarze zusammenzog. Vorsichtig und sich kaum berührend strich sie mit der Fingerspitze tiefer, über ihren Bauch und noch tiefer und merkte, wie sich alles in ihr anspannte. Keuchend und nach Luft schnappend zog sie schnell ihre Hand weg und riss erschrocken die Augen auf. Oh scheiße...
Ihr Körper war hochsensibel, sie konnte sich kaum berühren, ohne das kleine Stromschläge durch ihren Körper jagten.
...scheiße, ist das jetzt immer so?...
Würde sie jetzt jedes Mal nach Luft keuchen, wenn sie etwas berührte? Sich ihre Brustwarzen so extrem zusammenzogen, dass es schon fast schmerzte? Verdammt, wieso konnte sie niemanden fragen.
...Lisa! … Nein um Gotteswillen, was soll die von mir denken...
Sie sollte endlich aufstehen und Duschen gehen. Su runzelte die Stirn, als sie sich wunderte, das Pie so verdammt ruhig war. Sonst weckte er sie doch immer. Langsam richtete sie sich auf und warf einen Blick auf die Uhr. Scheiße, es war schon Nachmittag, … wo zum Teufel war Pie? Wieso war er so ruhig? Er müsste doch mittlerweile Hunger haben ohne Ende und wieso hatte er sie nicht, wie jeden Morgen wach gepustet? Nachdenklich schlug sie die Decke weg und sah immer blasser werdend auf das Bettlaken, dass zeigte was die Nacht hier passiert war.
...Oh Scheiße verdammte...
Sie hatte natürlich gehört, dass es Schmerzen könnte oder sollte, dass es bluten könnte oder sollte, aber das hier … das war eine verdammte Menge Blut. Geschockt sah sie einfach nur erstarrt und stumm auf das Bettlaken. Blutflecken, die jedem zeigen würde, dass sie mit Rick … OH Gott... Hatte Joan nicht erwähnt, dass sie für alle die Wäsche machte und Doreen immer überall alles einsammelte. Außer hier oben, oder? Himmel, sie hatte doch nicht den Code, oder? Sagte Rick nicht das keiner hier hereinkam oder hereindurfte? Sie wollte nicht das irgendjemand wusste … Nein, um Gottes willen … nein.
Sich auf die Lippe beißend, sprang sie aus dem Bett und zuckte kurz zusammen, bevor sie entschieden das Bett abzog und alles erst einmal neben dem Bett auf den Boden warf.
...wo hatte er die verdammte Bettwäsche?...
Endlich, nachdem sie fast alle Schränke durchsucht hatte, fand sie frische Bettwäsche und bezog das Bett neu. Zufrieden sah sie sich um und überlegte was sie mit der alten Bettwäsche machen sollte.
Vorsichtig schnappte sie den Haufen und ging mit ihm ins Bad, neben dem Wäschekorb legte sie ihn auf den Boden und wollte gerade wieder das Bad verlassen als ihr einfiel das sie, wenn sie gerade eh allein war, doch eigentlich direkt Duschen gehen könnte.
Aber was, wenn er zwischenzeitlich wieder hochkam?
…Gott, der kennt dich doch nun eh schon nackt und jeden Zentimeter von dir...
Schon, aber da war es eben dunkel gewesen und … irgendwie … anders…
…Himmel, stell dich doch nicht so an, Gott…
Su zog schnell das Shirt aus, das sie sich vorhin eilig übergeworfen hatte und stieg unter die Dusche. Zufrieden aufseufzend drehte sie das heiße Wasser ganz auf und blieb einfach nur stehen und spürte, wie ihr Körper sich etwas entspannte.