Su zog sich schnell an und lief dann eilig in ihr Zimmer rüber. Prüfend sah sie sich um, bis sie endlich ihren Rucksack sah, den sie nur nachlässig in den Raum geworfen hatte, nachdem Rick ihr das Zimmer gezeigt hatte. Seufzend hob sie ihn auf und wühlte darin herum, irgendwo hier drinnen musste eine Bürste sein. Endlich zog sie sie mit einem triumphierenden Laut aus dem Rucksack und fing an ihre langen Haare energisch zu bürsten. Kurz überlegte sie, ob sie ihre Haare wieder zu einem Zopf binden sollte, doch dann ließ sie es bleiben. Sie hasste es, wenn die Haare nass und gebunden waren, dann bekam sie immer Kopfschmerz und ihr Föhn war in einem anderen Koffer. Und im Badezimmer war natürlich keiner gewesen.
Kurz überlegte sie, ob sie noch ein Pulli über ihr Shirt ziehen sollte, nach dem Essen wollte sie noch mit Pie eine Runde drehen und sich etwas umsehen. Aber sie könnte dann einen Pulli und Jacke von oben holen, oder? Nachdenklich biss sie sich auf die Lippen und schüttelte dann den Kopf. Die Möglichkeit hatte sich eh erledigt, denn der Koffer mit ihren Pullis war ja noch unten. Missmutig zog sie wieder ihre weichen kniehohen Lederstiefel an, die Pie sich noch nicht geschnappt hatte und griff nach ihrer Lederjacke. Es musste halt so gehen. Zufrieden sah sie an sich herunter. Eine gemütliche löchrige schwarze Jeans, schwarzes Shirt und die Stiefel, das sollte reichen, nachlässig schob sie sich ihre Haare auf den Rücken zurück, als sie ihr über die Schulter nach vorne fielen. Vielleicht sollte sie sie endlich abschneiden lassen, damit liebäugelte sie schon eine längere Zeit. Viele, die sie von hinten sahen, hielten sie immer für Biene. Bis sie näher kamen und sahen das Su etwas kleiner und jünger war.
Deshalb verstand sie auch nicht wirklich, dass bei Rick keinerlei Reaktion zu sehen war, weder aufgrund ihres Aussehens, noch aufgrund ihres Namens. Sie müsste ihn doch an Biene erinnern. Oder war ihm ihre Schwester so egal gewesen, dass er ihren Namen und ihr Aussehen schon wieder vergessen hatte? Zum Teufel, eine Frau, mit der man schlief und die man schwängerte, vergaß man doch nicht einfach, auch nicht nach einigen Jahren, oder? Doch darüber konnte sie keinen fragen, sie konnte schließlich nicht einfach einen Mann, selbst wenn sie ihn kannte, zu so etwas befragen und sie selbst hatte nun mal keine Erfahrungen mit Männern. Und es interessierte sie auch nicht wirklich wie sie tickten, das Wissen was sie anrichten konnten, reichte ihr, um einen Bogen um sie zu machen. Als Freunde mochten sie vielleicht gehen, aber mehr? Niemals. Sie hatte bis jetzt nie das Verlangen gehabt einen Mann näher kennenzulernen oder etwas mit ihm anzufangen. Die ganzen Schwärmereien ihrer Bekannten während ihrer Ausbildung und auch später als sie sich auf Raubkatzen spezialisiert hatte, von Männern, ihrem Aussehen und dem tollen Sex mit ihnen war an ihr vorbeigegangen. Erst hatte sie keine Zeit gehabt wegen ihres Jobs und als das mit ihrer Schwester passiert war … Su schüttelte den Kopf und griff zur Türklinke, nein danach hatte sich das Thema dann ganz erledigt. Sie würde sich nicht verlieben, nicht wehtun lassen.
Nachdenklich biss sie sich erneut auf die Lippen. Aber warum warf sie der Anblick von Rick's Körper so aus der Fassung? Matt hatte sie auch mit nacktem Oberkörper und kurzen Shorts gesehen und es hatte sie absolut nicht gestört, aber bei Rick's nackter Brust … Selbst jetzt brauchte sie nur die Augen schließen und sah ihn wieder unter der Dusche stehen und sofort wurde ihr wieder heiß und ihr Magen zog sich zusammen.
Sie mochte zwar keine Erfahrung haben, aber sie war nicht dumm, sie hatte in Matt's Augen damals das Interesse gesehen und sie hatte in Rick's Augen etwas gesehen. In diesen Haselnussaugen mit den tanzenden goldenen Pünktchen und den langen tiefschwarzen Wimpern. Interesse, begehren und etwas anderes, was ihr zusätzlich den Atem geraubt hatte.
Plötzlich kam ihr ein wahnwitziger Gedanke, vielleicht konnte sie das ausnutzen? Sein scheinbares Interesse an ihr? Oder war das nur aus der Situation gewachsen? Vielleicht... ihn verliebt machen oder irgendetwas das er sie unbedingt näher, viel näher kennenlernen wollte? Das ging doch, oder? Und dann, wenn er ihr irgendwann näherkam, … würde sie ihn abweisen und ihm das mit ihrer Schwester an den Kopf werfen. Ihm wehtun und ihn leiden lassen. Su öffnete die Türe und pfiff leise nach Pie, vielleicht sollte sie sich dazu mal einen Plan machen? Leise verließ sie mit Pie ihr Schlafzimmer und ging den Flur entlang, um nach unten zu gehen.
Kaum stand sie unten an der Treppe kam ihr Alan lächelnd entgegen. Nachlässig warf er seine Jacke über die Garderobe und hielt ihr fragend die Hand hin, als er sie unsicher an der Treppe stehen sah.
„Soll ich die Jacke aufhängen? Und dann einfach rein in die Küche und auf der anderen Seite wieder hinaus, da ist das Esszimmer.“ Bewundernd sah er sie kurz an und warf einen schnellen vorsichtigen Blick auf Pie. „Es ist mehr als seltsam, einem Tiger gegenüberzustehen, ohne das Glas oder Gitter dazwischen sind, oder er betäubt ist.“
Su warf ihre Haare zurück und lächelte Alan dankbar an, bevor sie ihm die Jacke reichte. „Dankeschön und Pie ist wirklich absolut harmlos, wie eine etwas zu große Schmusekatze.“ Vorsichtig knipste sie etwas von ihrem Charme an, von dem ihre Schwester früher immer gesagt hatte, dass er eine Eiskugel zum Schmelzen bringen könnte und bekam prompt ein neues bewunderndes Lächeln von Alan geschenkt. Vielleicht konnte sie sich etwas mit ihm anfreunden, während sie sich einen Plan überlegte, wie sie es Rick heimzahlen konnte, dass er ihre Schwester mehr oder weniger umgebracht hatte.
„Müsste er nicht mittlerweile eigentlich in seinem Gehege im Zoo sein? Selbst wenn du ihn von Hand aufgezogen hast? Die gängige Methode ist doch eigentlich, ihn so schnell wie möglich wieder an seine Artgenossen und an sein Gehege zu gewöhnen, oder?“ Alan begleitete sie langsam durch die Küche und sah sie neugierig an, nicht ohne immer wieder einen Blick auf den Tiger zu werfen, der ihnen dicht folgte. Alan fühlte sich leicht unbehaglich, seine Nackenhaare sträubten sich und es gefiel im ganz und gar nicht einem Tiger den Rücken zuzudrehen, doch Su schien das alles nicht zu interessieren, entspannt ging sie neben ihm und sah nicht einmal auf den Kater zurück. Alan hielt ihr galant die Küchentüre auf und schluckte kurz, als Pie an ihm vorbeiging und ihn nur kurz ansah.
„Ja, aber das funktionierte bei ihm nicht. Wir haben es immer und immer wieder versucht. Er dreht total durch, wenn er in einen Käfig eingesperrt wird und ich nicht da bin. Er kratzt und beißt so lange an den Wänden, Gittern oder was auch immer ihn von mir trennt, bis seine Krallen und Zähne total blutig sind und selbst dann hört er nicht auf. Er schreit sich heiser und wirft sich, wie irre, gegen die Türe wo ich raus bin.“
„Ziemlich seltsames Verhalten für eine Raubkatze.“
„Ja und keiner, selbst ich nicht, verstehen, warum er so ist. Als Selena, seine Mutter ihn geboren hatte, hatte sie schon alle ihre anderen Babys tot gebissen, er war mehr oder weniger ein Nachzügler. In der Natur, wäre eigentlich er derjenige aus dem Wurf gewesen, der nicht überlebt hätte. Er war schwach, klein, seine Geschwister waren alle größer…“ Su hing einen Moment den Gedanken nach, bevor sie Alan wieder ansah. „...sie wollte gerade auch ihn töten, als wir ihn mit einem Stab aus der Box ziehen konnten. Keiner gab ihm eine Überlebenschance und ich … ich wollte nicht aufgeben. Der Tierarzt und der Direktor meinten, dass ich sein Leiden nur verlängern würde, ihn nicht retten könnte … doch, wie durch ein Wunder hat er überlebt...“
„Wow...“ Alan wollte noch etwas sagen, doch sie hatten das Esszimmer erreicht und Joan unterbrach sie...
„Wurde auch Zeit, dass ihr beiden kommt, alle anderen sind schon da. Wir wollten schon ohne euch anfangen. Setzt euch, damit wir endlich essen können.“
Su sah über den riesigen Tisch, an dem schon alle saßen. Neben Rick saß, natürlich, Tina und auf der anderen Seite hatte sich Doreen hingesetzt. Als sie den Blick von Rick sah, verzog sie spöttisch ihren Mund und sah auf die andere Seite des Tisches wo Joan neben James und Thomas saß. Daneben saß Diego und Alan setze sich nun neben Toby, sodass sie den Platz auf der anderen Seite von Alan hatte und direkt gegenüber von Rick saß. Langsam ging sie durch den Raum, sich darüber bewusst, dass alle sie und Pie ansahen und etwas unruhig waren, auch wenn sie es nicht zugeben wollten.
„Pie...“ Su deutete auf einen Platz in der Ecke der riesigen Küche und setzte sich dann auf den Stuhl, der ihr mit dem gedeckten Platz zugewiesen worden war. Einige Plätze waren noch frei und Su fragte sich unwillkürlich, ob noch einige kommen würden.
Alan der ihren Blick gesehen hatte, grinste und beugte sich etwas rüber. „Es kommen noch die Laborratten, aber erst im Laufe der nächsten Monate. Momentan losen wir die Sitzplätze immer per Zettelchen aus, Joan meinte, dass wir uns so alle besser kennenlernen und sich nicht direkt Grüppchen bilden. Also werden alle Namen in ein Glas geworfen und wenn der Tisch gedeckt ist, die Namen dann gezogen und auf den Teller gelegt.“ Alan warf Joan einen leicht amüsierten Blick zu, die diesen schulterzuckend zurückgab.
„Es werden sich hier im Laufe der Jahre sowieso Grüppchen bilden, auch beim Essen, aber man muss das ja nicht direkt am Anfang unterstützen.“
„Du bist unhöflich und beleidigend Alan.“ Rick sah Alan mahnend an und knüpfte an seiner Laborraten Aussage an, ohne den Rest zu beachten, doch Alan grinste nur.
„Na stimmt doch aber, die Leute kommen so gut wie nie aus ihren Labors heraus, sind blass und steril … wie Laborratten...“
„Ja und sie machen ihren Job. Also denk dir deinen Teil, aber behalte die Anrede für dich, klar?“
„Sicher...“ Alan wollte noch etwas sagen, als Rick's Handy schellte und er stirnrunzelnd danach griff.
Mist, er hatte total vergessen es auf stumm zu schellen. Er wusste doch ganz genau, dass Joan Handys beim Essen hasste und prompt kam auch die Ansage von ihr.
Er kannte sie seit gut zwanzig Jahren, seit sie damals zu ihnen gekommen war, um für seinen Vater den Haushalt zu führen und sie erfahren hatte, das er und sein Bruder keine Mutter hatten, hatte sie ihn und Ryan mehr oder weniger unter ihre Fittiche genommen und quasi einfach adoptiert, ob sie wollten oder nicht.
Grinsend dachte er daran, dass er sie nun quasi seinem Vater abgeluchst hatte. Denn als sie zufällig mitbekommen hatte das Rick nach Alaska ging und warum, hatte sie beschlossen mitzugehen und absolut keine Diskussion darüber erlaubt. Sie meinte, dass er eine gute Haushälterin benötigen würde und jemanden der sich um das Wohlergehen aller kümmerte. Und Doreen war natürlich auch mitgegangen, sie ließ ihre Mutter nicht allein. Doch seit heute fragte sich Rick, ob das wirklich der einzige Grund war.
„Verdammt Rick, du weißt, dass ich beim Essen Handygebimmel hasse.“ Joan sah ihn missbilligend an und Rick stand entschuldigend auf
„Verzeihung Joan, ich habe vergessen es stumm zuschalten. Liegt wohl daran das ich noch in Gedanken bei … einem interessanten Duscherlebnis war.“ Grinsend sah er zu Su, die ihn fassungslos ansah und unwillkürlich rot wurde. Tina holte zischend Luft und sah von Rick zu Su, bevor sie diese verächtlich und wütend anblitzte. Alle sahen nun von einem zum anderen und Rick stand grinsend auf.
„T'schuldigung … da muss ich ran gehen. Das ist wichtig.“ Mit einem entschuldigenden Lächeln zu Joan verschwand er aus dem Esszimmer, während alle nun auf Su sahen, die unbehaglich hin und her rutschte.
...sehr schön, je unbehaglicher sie sich fühlt, umso eher fliegt sie vielleicht doch wieder ab...
„Ich glaube, … du möchtest uns was sagen, ja?“ Tina sah sie wütend an und presste die Lippen zusammen, während sie sich um einen freundlichen Ton bemühte und Su dann absichtlich strahlend ansah. Su wollte ihr schon eine passende Antwort geben, als sie merkte, dass alle sie ansahen und keiner die unterschwellige Feindseligkeit von Tina mitbekam oder mitbekommen wollte.
...Himmel, er konnte doch nicht einfach so etwas in den Raum werfen und sich dann verziehen … Mistkerl...
Tief einatmend sah sie hoch und grinste absichtlich spöttisch, als sie einen nach dem anderen ansah. „Nichts Besonderes, ich wollte duschen und Dr. Anderson, ehm … stand noch unter der Dusche. Und da dort oben ja nur ein Badezimmer ist, … nun ja...“ Sie sah die Blicke der anderen und zuckte die Schulter. „Er hatte die Türe nicht abgeschlossen.“
„Na er wohnt ja sonst allein da oben.“
„Habt ihr etwa...?“
„Hat er bestimmt vergessen...“
„War bestimmt ein Schock, oder? … für beide.“
„Um Gottes willen, wir haben nicht … ich meine … Um Himmelswillen. Wir kennen uns doch gar nicht … ich meine … er ist doch gar nicht mein Typ.“ Su sah von einem zum anderen, bis ihr Blick bei Doreen und Tina ankam. Tina hatte ihre Augen halb geschlossen und bemühte sich um einen gleichgültigen Gesichtsausdruck, doch ihr Blick war mehr als wütend auf Su gerichtet und Doreen schien in ihrem Sitz etwas zusammengesunken zu sein.
...wetten, dass sie beiden sich irgendwann um den prügeln? Wahrscheinlich aber erst, wenn sie dich aus dem Weg geschafft haben. Gott, bescheuerte Hühner...
Joan sah sie prüfend an und lächelte dann. „Ich habe Sie auch nicht für so ein Mädchen gehalten Su.“
„Danke.“
„Und? Ist er gut gebaut O'Brien?“ Toby sah sie amüsiert und fragend an und Alan verzog kurz missmutig das Gesicht, bevor er wieder gleichgültig aussah.
„Bitte? Gott, keine Ahnung … ich … ich war mehr von seinen Tattoos fasziniert.“
„Toby, benimm dich.“ Joan's scharfe Stimme unterbrach ihn und sie wollte gerade noch etwas hinzufügen als Tina und Doreen ihr zuvorkamen.
„Tattoos?“ Tina sah sie ungläubig an und sprach gleichzeitig mit Doreen, die sie ebenfalls fragend und fassungslos ansah.
„Rick ist tätowiert?“
Su sah von Tina zu Doreen. „Ja, an beiden Oberarmen.“
...sieh an, ihr habt ihn beide noch nicht mit nacktem Oberkörper gesehen oder ganz nackt? Soso...
Sie wusste nicht warum, aber irgendwie machte sie das mehr als zufrieden, dass keine der beiden, seine Tattoos kannte.
...ist doch scheißegal, ob sie sie kennen oder nicht. Du willst nix von ihm, verdammt...
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„Dad. Ziemlich spät für einen Anruf. Ist bei Euch jetzt nicht irgendetwas mit halb eins oder eins nachts?“ Rick sah kurz auf die große Küchenuhr, die knapp halb neun abends anzeigte und rechnete schnell die Uhrzeit durch. Währenddessen ging er durch die Küche Richtung Flur und zog sich im Laufen die Jacke über. Langsam verließ er das Haus und lehnte sich auf der Veranda an dem Stützpfeiler.
„Ja, beides … Rick, mein Junge. Wie geht es dir?“ Dean Anderson's Stimme klang tief und warm und Rick runzelte die Stirn.
„Du rufst mich doch bestimmt nicht um diese Zeit an, um zu fragen, wie es mir geht, oder?“ Amüsiert hob er eine Augenbraue und konnte seinen Vater förmlich vor sich sehen.
„Doch … auch. Naja. Ich brauche deine Hilfe Sohn. Ein Freund braucht für eine Freundin für einige Zeit eine Unterkunft oder ein Versteck, wie immer man das auch sehen will.“
„Dad! Ich habe hier ein Zuchtprogramm und kein Hotel für irgendwelche...“
„Rick, es ist wichtig, ok? Sie kann nicht zu ihren Freunden, weil sie da zu leicht zu finden wäre. Sie braucht Ruhe und Zeit zum Nachdenken.“
„Sie? Was zum Teufel … willst du mich schon wieder verkuppeln?“ Rick schloss genervt die Augen, mindestens einmal im Jahr, versuchten Joan und sein alter Herr ihn und Ryan mit irgendwelchen Frauen zu verkuppeln. Und wenn sie etwas sagten, kam von ihm nur die Antwort, dass er auch nicht jünger würde und gerne noch erleben würde, Enkel zu bekommen. Während Joan sie nur angrinste und sagte, dass sie beide jemanden bräuchten der sich um sie kümmert.
Dean lachte leise und Rick verzog erst missmutig und dann aufatmend, sein Gesicht. „Nein, diesmal nicht Junge. Lisa ist mit jemanden zusammen. Es ist … kompliziert...“
„Kompliziert? Schön, entweder erzählst du mir alles Dad, oder ich passe. Ich habe hier kein Hotel oder Ausflugspark oder Nachdenkzentrum.“
Dean seufzte und holte dann Luft. „Ok, also pass auf ... sie ist die Cousine von Louis unserem Firmenanwalt und mit jemandem zusammen. Jetzt ist sie schwanger, er will scheinbar keine Kinder und sie ... braucht Zeit für sich, zum Nachdenken oder so. Sie kann aber nicht zu Louis oder zu Freunden, denn da würde er sie suchen … keine Ahnung, was da genau los ist Junge. Aber ich bin Louis einen Gefallen schuldig … längere Geschichte und ich dachte, ich kann Lisa bei dir verstecken, als Louis mich fragte, ob ich was wüsste wo man sie unterbringen könnte.“ Dean erzählte kurz, das was er wusste und hörte, wie Rick seufzte.
„Ok Dad, schick diese Miss Baker her. Sie kann sich hier verstecken. Mach alles soweit mit ihr klar und dann schick mir eine Nachricht, wann ich sie in Fairbanks abholen kann. Sonst findet sie niemals hier raus. Sie weiß aber, dass hier draußen nichts ist, oder? Nur Natur, ein paar Leute und einige Tiger.“
„Ja, das weiß sie, Rick. Danke Junge.“
„Dafür nicht Dad. Kann ich dann jetzt essen gehen? Oder ist noch etwas?“
„Nein, alles gut Junge. Ich melde mich. Pass auf dich auf, ok?“
„Du auch Dad.“ Rick wollte gerade auflegen als ihn die Stimme seines Vaters aufhielt.
„Rick?...“
„Ja?“
„Ruf deinen Bruder an. Seit Jahren sprecht ihr kaum miteinander. Ihr seid mehr als Brüder, vergiss das nicht.“
...scheiße, warum hast du nicht schneller aufgelegt...
„Das Thema hatten wir schon Dad. Ich hab genug davon, dass er meinen Namen benutzt, wenn er sich mit Frauen trifft. Er soll mich in Ruhe lassen. Oder bin ich immer noch nicht weit genug weg? Andauernd muss ich seine Scheiße ausbaden.“
„Er ist dein Bruder.“
Rick fluchte und biss dann die Zähne zusammen. „Schick diese Frau her … und ich überlege es mir mit Ryan.“ Rick legte auf und steckte das Handy in die Jeans, wütend sah er auf den See hinaus. Der Appetit war ihm gründlich vergangen. Gott, was sollte er mit dieser Frau, die herkommen wollte, anfangen. Hier gab es absolut nichts, auf tausende Quadratkilometer absolut nichts. Außer sie blieb in Fairbanks oder Anchorage. Zum Teufel, was sollte er hier mit einer schwangeren Frau? Aber wie immer hatte sein alter Herr ihn absolut überrumpelt. Fluchend schob er die Hände noch tiefer in die Jacke und verließ die Veranda, um etwas zu laufen.