Rick zog fröstelnd die Schultern hoch und beschloss endlich zum Haus und unter die Dusche zu gehen. Langsam wurde ihm kalt, richtig kalt. Knapp fünfzehn Grad und ein eiskalter See waren keine guten Freunde, vor allem merkte er, wie sein Gesicht anfing zu brennen und seine Hand tat wieder erbärmlich weh. Stirnrunzelnd sah er sich die geschwollene rechte Hand an, womit er gegen den Baum geboxt hatte und heute Ryan verprügelt.
Langsam steckte er die kleine Kette in die Tasche seiner Lederjacke, er musste sich noch etwas einfallen lassen. Vielleicht konnte er Ryan und Doreen irgendwie verkuppeln. Er musste Doreen nur in die richtige Richtung bringen und ihr klar machen, dass es Ryan war, der in sie verliebt war. In den sie, verliebt war… nachdenklich schlug er den Kragen der Lederjacke höher und beeilte sich endlich ins warme Haus zu kommen.
Kaum betrat er das Haus, als er das gurrende Gekicher von Tina hörte und genervt ging er lieber direkt nach oben, auf ein Zusammentreffen mit ihr, nur wegen einem heißen Kaffee hatte er nun wirklich keine Lust. Leise betrat er den Flur und sah Pie vor seinem Schlafzimmer liegen, langsam ging er näher und bückte sich kurz, um ihn auf der Nase zu krabbeln, was Pie mit einem, wie Rick hoffte, zufriedenem „chrmmmm“ beantwortete, bevor er seinen Kopf wieder fallen ließ und die Augen schloss.
„Na dicker, ist Frauchen noch am Schlafen? Hm?“ Rick sah auf die Türe und bevor er realisieren konnte, was passierte hob Pie erneut den Kopf und hauchte ihm seinen heißen Atem ins Gesicht, ehe er ihm mit seiner rauen Zunge einmal quer durch das Gesicht leckte. Rick zuckte zusammen und wollte aufstehen, doch Pie schien anderer Meinung zu sein. Er krallte eine Pfote auf Rick's Bein und schleckte ihm hingebungsvoll über Haare und Gesicht und Rick war sich nicht sicher, wie er nun reagieren sollte. Er wollte nicht unbedingt von einem Tiger geküsst werden, die Küsse seines Frauchens waren um einiges schöner.
Vorsichtig versuchte er sich aufzurichten und endlich schien Pie damit einverstanden zu sein. Rick öffnete seine Lederjacke und zog dann den Pulli hoch, wie ein Handtuch nutzte er ihn, um sich das Gesicht abzuwischen. Duschen, eine schöne lange heiße Dusche und danach schauen, ob er sein Dornröschen wecken konnte. Vielleicht könnte er ja etwas mit ihr kuscheln, wobei ihm der Sinn gerade eher weniger nach kuscheln als nach einer Fortsetzung der letzten Nacht stand.
...oder wie sagte man dazu … dieses nullachtfünfzehn? … Ahja Kuschelsex…
Scheiße, das hörte sich verdammt gut an, wenn er das mit Su's Namen zusammenpackte. ...Kuschelsex mit Su … heiß!...
„Danke, aber erwarte bitte nicht das ich dich zurück küsse.“ Amüsiert grinsend ging er Richtung Badezimmer und hörte das leise Plätschern. Mit funkelnden Augen überlegte er, ob er einfach ins Badezimmer gehen sollte, schließlich hatte er noch ein Duscherlebnis gut, doch dann ging er weiter in sein Büro, um sich kurz mit einem starken Brandy aufzuwärmen.
...damit kannst du dich dann direkt vom See und küssenden Tigern desinfizieren...
Sie brauchte nach dem Wachwerden bestimmt etwas Zeit für sich. Wenn sie so lange geschlafen hatte, war sie mehr als erledigt gewesen.
...Lass ihr die Zeit, du hast sie dafür wieder heute Nacht...
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Joan sah gerade aus dem Fenster, als sie sah, wie Doreen angerannt kam und in ihr Haus stürmte. Nachdenklich stütze sie sich auf die Fensterbank und drehte sich dann zu Ryan um, der am Küchentisch saß und einen Kaffee trank, während Tina neben ihm saß und ihn immer und immer wieder ansah. Joan schüttelte mit dem Kopf, Tina übertrieb es wirklich mit dem Anhimmeln der Zwillinge.
Ryan sah auf als er Joan's Blick bemerkte und sah ihr Stirnrunzeln, „Was ist los Joan?“
„Doreen ist gerade ins Haus gestürmt, das ist gar nicht ihre Art.“ Sie sah, wie Ryan's Blick kurz flackerte und dann wieder gleichgültig wurde. Schulterzuckend trank er einen Schluck Kaffee und schloss scheinbar genießerisch die Augen.
„Ich vermisse immer deinen Kaffee Joan. Keine Ahnung was mit Dori ist, sie war mit Rick unterwegs. Er war ziemlich sauer, weil ich ihm gesagt habe das Dori schon immer in ihn verschossen war.“
Joan fluchte leise und zog die Schürze ab und warf sie auf die Anrichte. „Verdammt, dann hat er scheinbar nun mit ihr geredet.“ Sie sah den fragenden Blick von Ryan und seufzte leise auf. „Rick will nichts von Doreen Ryan. Für ihn ist sie eine kleine Schwester, nicht mehr, war sie schon immer.“
Ryan zuckte gespielt gleichgültig die Schultern und Joan sah ihn seufzend an. „Wie auch immer. Solange es mich nicht betrifft.“
„Willst du dich nicht einmal verlieben und heiraten Ryan?“ Tina strich mit einem Finger über seinen Arm und sah ihn neugierig an.
„Und so viele Frauen enttäuschen, die mich kennenlernen wollen? Nein Danke. Liebe und Heirat überlasse ich denen, die an so ein Zeug glauben.“
...blablalbla … du würdest Dori vom Fleck weg heiraten, du Laberarsch...
Tina zuckte kurz zusammen und Joan schüttelte erneut den Kopf. „Ich gehe kurz rüber, vielleicht möchte sie reden...“
„Mach das...“ Ryan warf ihr einen Blick hinterher und trank dann erneut einen Schluck Kaffee.
Tina stand auf und beugte sich zu Ryan, sodass ihr Busen sich an seinem Arm rieb und innerlich grinsend, nahm er ihr Angebot zur Kenntnis.
„Ich muss den Tisch decken. Hilfst du mir?“
Amüsiert grinsend stand er auf, „Natürlich, wie könnte ich so einer Anfrage widerstehen.“ Spöttisch sah er sie an und Tina hatte wenigstens den Anstand kurz rot zu werden, als sie seine Anspielung verstand, bevor sie ihren Blick über ihn gleiten ließ und ihn fast damit auszog.
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Su stellte das Wasser ab und trat aus der Dusche. Schnell rubbelte sie sich ab und spürte immer noch einen Muskelkater in Armen und Beinen und auch an Stellen, von denen sie nicht einmal wusste, dass man dort einen Muskelkater bekommen konnte.
...Hoffentlich hält das nicht tagelang an...
Aufstöhnend blieb sie stehen und schloss kurz die Augen. Sie dachte an Rick und warum sie Muskelkater hatte und augenblicklich zog sich alles in ihr zusammen und sie spürte, wie sie mehr als feucht wurde. Toll, ich sollte ab jetzt nur noch in der Dusche stehen bleiben. Da bin ich direkt vor Ort, wenn ich auslaufe wie ein undichter Wasserhahn … Scheiße...
Gott, wie konnte allein ein Gedanke an einen Mann und was der mit einem anstellen konnte, sie dermaßen aus der Bahn werfen und aufregen? Das war doch nicht normal, oder?
Langsam ging sie in ihr Schlafzimmer und schnappte sich frische Sachen. Sie würde jetzt eine Runde mit Pie toben und laufen, ihn füttern und dann gehörte das ziepen in Armen und Beinen hoffentlich der Vergangenheit an, außerdem bekam sie gerade einen Riesen Hunger. Ob sie vorher kurz in die Küche sollte sich ein Sandwich stibitzen?
Nachdenklich fuhr sie mit der Bürste energisch durch ihre Haare, die ihr mittlerweile weit den Rücken hinab reichten und sah sich im Spiegel an. Sah man ihr die Nacht an? Sah man das sie mit Rick geschlafen hatte? Su ging näher an den Spiegel, musterte ihre Augen, ihre Lippen die leicht rot angehauchten Wangen. Nein, man sah nichts, oder?
Das Glitzern in ihren Augen hatte sie schon immer gehabt und ihre Lippen waren auch schon immer so voll und rot gewesen, oder?
...Klar waren sie das...
…Willst du die Haare nicht zu einem Zopf binden, wie immer?...
Su griff automatisch zu ihrem Haargummi, ließ es dann aber wieder fallen. Nein, das wollte sie nicht.
Rick hatte ihr die Nacht zugeflüstert das er ihre Haare liebte, so lang und seidenweich, wie weicher, warmer Honig. Er hatte die Hände darin vergraben, sich ihre Strähnen um die Finger und Hände gewickelt und sie sanft zu sich gezogen. Su stöhnte leise auf als die Erinnerung daran über sie herfiel. Seine warmen Lippen, die sie küssten und dann ihren Hals entlangwanderten, die unendlich zarten Bisse und Küsse auf ihrer Brust, seine Hand, die über ihre Haut glitt und sie strichelte und immer wieder seine leise, raue Stimme. Aufstöhnend stütze sie sich mit den Händen auf den Schminktisch ab und holte zitternd Luft. Gott, der Mann machte sie selbst in Gedanken einfach nur fertig. Tief Luft holend richtete sie sich auf und ging aus dem Schlafzimmer und zur Türe.
„Komm Pie, gehen wir essen und spielen...“ Schnell schnappte sie sich ihre Lederjacke und zog dann die Türe leise hinter sich zu, als Pie schon die Treppe hinunterstürmte.
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Rick verließ gerade sein Büro, als die Türe vorne zufiel. Enttäuscht stellte er fest, dass er Su verpasst hatte. Vielleicht hätte er doch ins Bad gehen sollen?
Seufzend ging er die wenigen Meter zum Badezimmer um endlich zu Duschen. Mittlerweile war ihm mehr als kalt und selbst der Whiskey hatte ihn nicht wirklich gewärmt.
Schnell zog er sich aus und drehte das heiße Wasser auf, während er gleichzeitig den warmen Geruch von Su einatmete. Er wusste immer noch nicht, was das nun war, ob Parfüm oder Duschgel oder was anderes, doch sein Körper reagierte sofort auf diesen Geruch und stöhnend schloss er kurz die Augen.
...Verdammt. Du reagierst wie ein pubertärer Knabe auf den Geruch einer Frau...
Aber eine mehr als heiße Frau, die ihn fix und fertig machte mit ihrer sanften Hingabe. Grinsend nahm er das Duschgel und schäumte sich ein, während seine Gedanken zu letzter Nacht wanderten.
Und heute Nacht würde er sie erneut besitzen und herausfinden, ob sie es erneut schaffte, ihm alles abzuverlangen, ohne es zu wissen und zu merken. Ihn erneut bis an den Rand des Wahnsinns führen konnte und dann darüber hinaus. Er wollte es erneut erleben, sich in ihren Armen einfach fallen lassen. Spüren, wie sie zitternd in seinen Armen lag und seinen Namen hauchte, bevor alles um sie beide herum explodierte. So extreme Gefühle hatte er noch nie gehabt, wenn er mit einer Frau geschlafen hatte und er spürte, dass er mehr als süchtig danach werden könnte.
Sie so nahe, so unendlich nahe an sich heranzulassen, und dann mit ihr zu schlafen ohne etwas Störendes zwischen ihnen, er hätte niemals gedacht, dass es so einen Unterschied machen konnte, ob man jemand liebte oder nicht.
Entschieden verbannte er die Gedanken und schäumte sich erneut ein, bevor er kopfschüttelnd das Wasser abstellte und sich schnell abtrocknete. Nur mit einem Handtuch um die Hüften trat er ans Waschbecken und schnappte sich sein Rasierzeug. Vielleicht sollte er einfach mal den Bart etwas stehen lassen? Nein, da war er kein Typ für. In Gedanken schon wieder ganz woanders, fing er an sich zu Rasieren, als plötzlich sein Blick auf den Wäschekorb und der Bettwäsche daneben fiel. Stirnrunzelnd beendete er die Rasur und fragte sich wieso Su das Bett abgezogen hatte. Er hatte es am Vortag erst neu bezogen. Nachdenklich wischte er sich den restlichen Schaum ab und blieb dann plötzlich wie erstarrt stehen. Mit zwei schnellen Schritten war er am Wäscheberg und hob es langsam hoch. Stirnrunzelnd packte er die Kissen und Bettbezüge in den Wäschekorb und hielt dann das Bettlaken in der Hand. Den Verdacht, den er schon vorher gehabt und den sie in der Hütte weder bestätigt noch abgestritten hatte, wurde ihm nun bestätigt. Er hatte es die Nacht gespürt, den Triumpf darüber verspürt, es aber dann wieder verdrängt und in ihrem Arm vollkommen vergessen. Himmel, er war wirklich ihr erster Mann gewesen.
Fassungslos packte er das Bettlaken zusammen, doch dann fingen seine Augen besitzergreifend an zu funkeln. Vielleicht sollte er es, wie im Mittelalter, aus dem Fenster seines Schlafzimmers hängen um zu zeigen das sie ihm gehörte.
...Ohja, Su wird davon bestimmt restlos beeindruckt und begeistert sein...
Immer noch grinsend, wickelte er das Laken in ein älteres Handtuch ein. Er würde es später entsorgen. Es ging niemanden etwas an, dass Sie noch unberührt gewesen war. Nur Su und ihn, sonst niemanden.
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Su ging langsam die Treppe herunter und in den Keller, um Fleisch für Pie zu holen. Schnuppernd und schnurrend stand er neben ihr und wartete ungeduldig auf seine Abendration.
„Ja ist ja gut.“ Su schnappte sich direkt zwei große Stücke und wickelte sie aus, prüfend untersuchte sie kurz das Fleisch und legte es ihm dann zufrieden vor die Pfoten.
„Na dann guten Appetit mein Dicker. Pie … essen.“ Lächelnd sah sie ihm kurz zu, wie er sich auf das Fleisch stürzte, bevor sie langsam hoch und in die Küche ging. Solange er sie witterte, konnte sie sich ruhig von ihm entfernen, wenn er fraß, ohne dass er ihr direkt hinterherlief. Das war schon ein Fortschritt, vor einem dreiviertel Jahr noch, hatte er sofort aufgehört zu fressen, wenn sie aus seinem Blick verschwunden war.
Sie wollte gerade um die Ecke in die Küche gehen, als sie Tinas leise Stimme hörte, wie sie mit jemanden sprach und dann Rick's Stimme, die ihr amüsiert antwortete. Seine Stimme war die gleiche wie gestern und doch … kopfschüttelnd ging sie langsam mit einem Lächeln um die Ecke und blieb dann erstarrt stehen. Sie konnte durch die Küche hindurch ins Esszimmer sehen, wo Tina mit dem Rücken zu ihr stand und die Arme um Rick's Hals geschlungen hatte. Langsam zog sie ihn zu sich hinunter und sagte leise etwas von einer Hütte, bevor sie ihn küsste.
Rick schlang die Arme um sie und erwiderte den Kuss, hatte seine Hände auf ihrem Rücken liegen, eine wanderte nun hinunter zu Tina's Hintern, wo er feste Zugriff und sie scheinbar enger an sich presste.
Su wurde kalkweiß und keuchte leise auf. Rasender Schmerz jagte durch ihren Körper, ihr wurde schlecht und ohne es zu merken, rannten die Tränen über ihr Gesicht. Schwankend hielt sie sich am Türrahmen fest, als sie das Gefühl hatte, das sie gleich umkippen würde. Jetzt hob Rick langsam den Kopf und sagte leise etwas. Er wollte sie gerade erneut küssen, als sein Blick zufällig hoch ging und er augenblicklich erstarrte. Eine Sekunde sah er sie fassungslos an, bevor er leichenblass wurde und Tina abrupt losließ.
Tina schien zu merken wie Rick erstarrte und blass wurde und drehte sich langsam um.
„Ich hätte es mir denken können. O'Brien...“ Sie wollte noch etwas sagen, doch Su drehte sich panisch um und rannte davon, beinah wäre sie über Pie gestolpert der gerade in die Küche wollte und ihr verdutzt hinterherlief, als sie die Haustüre aufriss und hinausstürmte. Blind vor Tränen rannte sie einfach weiter, immer weiter.
Gott, ich hätte es wissen müssen, er ist und bleibt ein Dreckskerl, wie konnte ich mich auf ihn einlassen. Wie konnte ich glauben, … wie konnte ich denken, dass er vielleicht die Wahrheit gesagt hatte und es einen Bruder gab. Wie konnte ich ihm nur vertrauen...
...weil du dich verliebt hast und es wolltest, blind bist, … blind geworden bist...
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„Biene!“ Fassungslos sah Ryan der Frau nach, die ihn gerade blass angesehen hatte und dann davongerannt war. Was machte Biene hier? Er vergaß, das Tina vor ihm stand und spürte, wie sich alles in ihm zusammenkrampfte. Biene, die einzige Frau, die er mehr als gerne gehabt hatte. Und außer Dori, die einzige Frau, wo er sich hatte vorstellen können, eine langfristige Beziehung mit ihr zu führen. Die ihn von Doreen hatte ablenken können und die ihn nach einer kurzen Affäre von heute auf morgen verlassen hatte.
Immer noch gebannt auf die Türe sehend, hörte er plötzlich Tina's fassungslose und ungläubige Stimme.
„Das ist jetzt nicht wahr, oder? Beide Brüder kippen bei ihrem Anblick um und vergessen alles um sich herum. Was zum Teufel ist an diesem Flittchen so besonderes.“
Ryan schloss kurz die Augen und sah dann Tina mit einem eisigen Blick an. „Pass genau auf was du sagst Tina. Tausend von deiner Sorte, können ihr nicht das Wasser reichen. Flittchen … das bist höchstens du, verheiratet und lässt sich von anderen Männern ficken.“ Er wusste das seine Worte mehr als brutal und hart waren, doch Bienes Anblick hatte ihn absolut aus der Fassung gebracht und Tina's abfällige Worte ihn bis aufs Blut gereizt.
Er ließ Tina einfach stehen, die ihn verletzt und mit offenem Mund ansah und ging mit langen Schritten Richtung Haustüre. Nachlässig schnappte er sich seine Lederjacke und rannte dann fast hinter Biene her.