Ich bin mit der Bahn Richtung Detroit unterwegs. Mich erwartet ein neuer Job. Es ist zwar nicht gut bezahlteste Job und er ist auch sehr anstrengend, aber ich kann meine Miete bezahlen, essen und meinen Hund, der unter dem Sitz liegt mit Futter versorgen.
Meine Freundinnen haben mir die Freundschaft gekündigt, nachdem ich ihnen erzählt habe, dass ich nach Detroit fahre und einen Job und auch eine Wohnung habe. Dort werde ich sicherlich auch Freunde finden. Wann und wie ist sicherlich noch unsicher, aber ich bin wenigenstens zufrieden.
Ramona, Chantall, Penny haben immer sehr auf ihr Aussehen geachtet. Wenn dann jedoch vom vielen Shoppen von Schuhen und Kleidung sie keinen Dollar mehr für Make up hatten, sind sie nicht vor die Tür gegangen.
Mich bezeichnen sie, ich sei eine Schande für die ganze Männerwelt, denn Männer stehen auf Frauen mit Make up und High Heels. Ist vielleicht ganz gut so, dass sie nicht mehr meine Freunde sind, denn ich hasse dieses ganze Zeug. Mein Gesicht ist von makelloser Schönheit, ich brauche kein Make up und niemand schätzt mich als 24 ein, sondern wahrscheinlich erst ab 18.
Mein kleiner Malteser winselt unter dem Sitz und sehe zu ihm hinunter und kraulen ihn hinter den Ohren. In mein Abteil setzt sich ein Blondhaariger und schaut aus dem Fenster. Connor winselt immer mehr.
"Nehmen Sie Ihren Hund doch auf den Schoß," bittet der Blondhaarige mich.
Ich nicke nur, denn mir ist sofort aufgefallen, dass er ein Android ist. Er sieht genauso aus wie der Android, der mit dem Mädchen vom Dach gesprungen ist. Wahrscheinlich dieselbe Marke. Ich nehme meinen Hund auf den Schoß und er beruhigt sich sofort.
"Seine erste Fahrt? Bestimmt, er ist noch ein Welpe," bestätigt er auch prompt und stellt sich mit Simon vor.
"Madeleine."
"Sie scheinen Androiden nicht zu mögen, darf ich fragen wieso?"
"Weil es viele Menschenopfer durch euch gibt, sogar ein Kind kam ums Leben."
"Ich habe von dem Fall in den Nachrichten gehört. Aber wir wollen nur unseren Frieden. Ich bin gar nicht da. Beachten Sie mich nicht. Ich werde die ganze Zeit aus dem Fenster sehen.
"Wie heißt du?"
"Simon."
"Gut Simon, dann mach' das. Schau aus dem Fenster und beschäftige dich mit dir selbst."
Connor ist immer noch unruhig. Entweder ist es wegen dem Androiden oder er tatsächlich von der Zugfahrt an. Jetzt zerrt mein kleiner Welpe auch noch und möchte zu Simon. Nur ungern lasse ich die Leine los, aber mein Hund springt den Androiden sofort an und er landet auf seinem Schoß.
Plötzlich ist himmlische Ruhe im Zugabteil. Womit habe ich das nur verdient? Weil ich Connor aus seiner gewohnten Umgebung gerissen habe? Aber Ramona, Chantall und Penny hätten sich nicht um meinen Hund kümmern können, zu wichtig ist ihnen Mode, Kosmetik und gutaussehende Männer, da hat doch kein Welpe Platz.
Außerdem müssten sie dann auch bei Wind und Wetter mit Connor vor die Tür und wären selbst mal klitschnass, denn Hunde müssen bei jeglichem Wetter nach draußen. Aber es könnte ihrer Frisur ja schaden. Welch ein Jammer! Ich muss grinsen. Simons Blick ist auf mich gerichtet und seine LED rotiert Gelb. Wahrscheinlich, ob ich mich über ihn lustig mache.
"Stimmt etwas nicht, weil Sie grinsen? Ihr Hund fühlt sich wohl bei mir."
"Ja ich sehe. Nein, ich musste gerade an ehemaligen Freunde denken, denen ich zuerst Connor überlassen wollte, aber mich dann doch dagegen entschieden habe, weil sie nur ihre Schönheit im Kopf haben, aber sie auch mal bei schlechtem Wetter vor die Tür müssen wie zum Beispiel jetzt."
An die Scheiben des Zuges klatscht der Regen und der Wind pfeift durch die Ritzen des Zuges. Mir wird frisch und ich ziehe mir eine Jacke über. Der Android lächelt und fragt, ob ich auch meinen Hund ein Jäckchen habe, denn er friert. Ich nicke.
Ich reiche dem Androiden das rosa Wollmäntelchen, den er Connor vorsichtig überzieht und jetzt schmiegt sich mein Hund gemütlich an den Androiden. Ich muss tatsächlich schmunzeln und mir vielleicht ein anderes Bild von Androiden machen, denn der Android, seiner Art mit der Geisel, das liegt ja auch schon einige Jahre zurück.
Der Zug kommt allmählich zum Stehen und die Schienen quietschen wegen der Nässe. Ich stöhne, weil ich nun in die Kälte und Nässe muss.
"Soll ich Sie mit Connor zu Ihrem Standort bringen?" Er ist nun jetzt wirklich freundlich und warum sollte er mich umbringen? Ich habe ihm nichts getan und er kennt mich nicht.
"Okay. Hier ist die Adresse."
"Das ist fast hier um die Ecke, aber eine gefährliche Gegend mit dunklen Gassen. An Ihrer Stelle würde ich besser am Tage hier herumlaufen und sonst jemanden darum bitten, Sie nach Hause zu bringen."
"Danke für den Hinweis."
Vor der Haustür angekommen, schließe ich die Tür auf und nehme Connor dankend entgegen. Ich weiß nicht was meinen Hund zu dem Androiden hingezogen fühlt, aber es ist einfach so. Vielleicht geben Sie Connor irgendwann wieder die Gelegenheit michzu sehen. Er scheint mich zu mögen. Der Android streichelt über den Kopf des Welpen, sieht mich kurz freundlich an, dann geht durch den Regen, was ihn völlig egal ist und ihn nicht stört.
Ich stelle meinen Koffer im Flur ab. Ziehe meinem Hündchen das Mäntelchen aus sowie löse die Leine und sehe mich um. Es sind noch nicht alle Möbel angekommen. Ramona und Penny wollen mir zur gegebenen Zeit die restlichen Möbel an meine Adresse schicken lassen, wenn sie nicht zu neugierig sind und selbst vorbeikommen. Denn davon gehe ich noch eher aus.
Connor hat es sich vor dem Kamin gemütlich gemacht, wobei ich ganz genau weiß, dass ich wohl eher die Heizung laufen lassen werde als je den Kamin anheizen werde, denn ich weiß gar nicht, wie man einen Kamin anzündet.
Ein altes knarrendes Bett mit heruntergekommen Tapeten ist vorhanden. Ein oder zwei Nächte kann ich sicher darin schlafen, denn ich bin von der langen Fahrt totmüde. Es riecht hier irgendwie moderig und hinter dem Bett entdecke ich Schimmelreste. Ich stöhne.
Warum musst mir das denn passieren? Vielleicht hat der Mieter für mich noch eine andere Wohnung parat. Ansonsten muss ich erstmal mit meinem Hund in einer Pension wohnen. Aber Schimmel geht gar nicht. Also lege ich mich auf die Couch, die bereits in der Wohnung stand, aber die ist noch unbequemer wie das Bett. Aber auf irgendetwas muss ich ja schlafen, um den morgigen Tag als Putzhilfe einigermaßen überstehen zu können.
Vorsichtig setze ich mich auf die zerranste Couch, stelle mir den Wecker und bin von nur kürzester Zeit eingeschlafen.