Connor lehnt an der Veranda? Wusste er das ich kommen werde? Er kommt zum Taxi und öffnet die Tür. Vorsichtig nimmt er Connor an sich und flüstert, er würde Connor noch zu Sumo legen, dann können wir reden. Ich nicke und steige aus.
Ich wusste gar nicht, dass Hank eine kleine Gartenhütte hat. Sie ist alt und marode wie einst das Schiff der Androiden von dem Markus mir erzählt hat, aber es ist noch soweit intakt, dass wir beide auf zwei Holzhockern aus einer Bar Platz finden. Er macht eine kleine Neonlampe an, damit wir uns sehen können.
"Sie sehen betrübt aus. Ich sehe so viele Fragen, die Sie auf Ihrem Herzen haben, das belastet Sie sehr. Kann ich Fragen beantworten?"
"Warum wollen mich Markus, Simon und Josh? Sie kennen mich doch nicht. Nur weil ich bei euch putze und du wieder für Hank den Haushalt schmeißen willst? Ihr seid doch schlauer wie jeder Mensch und weshalb mich? Ich kann nicht mit Menschen umgehen, bin nicht gerne mit Menschen zusammen. Man sagte mir zwar, ich brauche nur an ihrer Seite sein und den Leuten begreiflich machen, dass die Androiden harmlos sind, aber...Connor, ich kann, kann das nicht!"
"Madeleine, sie trauen Ihnen mehr zu, wie Sie sich selbst. Sie können es. Es wäre gut, wenn eine Frau bei ihren Verhandlungen dabei wäre. Dann bemerken sie, dass sie ein ganz falsches Bild von den Androiden haben und ganz sanft sind. Ich übrigens auch."
Zu so später Stunde bringt er mich noch zum Schmunzeln. Es stimmt, Connor ist schon wie mein Hund und er ist sanft zu meinem Connor und auch zu mir. Er legt seine schmale Hand auf meine und ich verstehe nun, dass die Menschen ihnen aus dem Weg gehen. Würde ich vielleicht auch, wenn ich sie nicht so kennen würde, sondern nur aus den Nachrichten. Trotzdem verstehe ich immer noch nicht, warum gerade mich? Sie hätten doch schon längst eine Frau um Hilfe bitten können.
"Warum ich? Warum kann ich nicht einfach nur putzen?"
Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und mir kommen die Tränen. Ich spüre eine Hand auf meinem Rücken die auf und wieder hinab wandert.
"Schlafen Sie ein paar Nächte über die Sache. Kommen Sie, ich bringe Sie in das Zimmer, wo Sie einst übernachten wollten."
"Bis ich erfahren habe, dass du hier wohnst." Connor nickt und er entlockt mir wieder ein Lächeln.
Beide Hunde schlafen friedlich. Ich möchte Connor nicht wecken, so auch nicht Sumo und meinen Hund aus der Umgebung reißen, wo er sich so wohlfühlt.
Deshalb schleiche ich zusammen mit Connor die Treppenstufen hinauf und er öffnet das Zimmer, wo ich schon zumindest zwei Nächte geschlafen hätte. Nun ist es erst die erste Nacht in dem Haus. Er öffnet die Tür und wünscht mir eine geruhsame Nacht. Ich greife nach seinem Arm und danke ihm für das Gespräch.
Ich setze mich auf das Bett, aber mir gehen zu viele Gedanken durch den Kopf. Wo habe ich mein Büro in diesem Gebäude? Habe ich überhaupt ein Büro? Was mache ich, wenn die Androiden nicht unterwegs sind? Muss ich stets umständlich durch den Wald laufen, was niemand wissen darf, außer ich, Hank und Connor? Warum denn ich? Sind sie nur auf mich gekommen, weil bei Hank arbeite? Es muss doch noch mehr dahinter stecken.
Ich lege mich auf die Matratze und sehe an die Sternendecke. Hier muss wohl mal Andersons Sohn gewohnt haben, der das Universum geliebt hat, sonst würde nicht jetzt noch eine Sternentapete an der Decke kleben. Ich kann nicht schlafen. Es ist nicht wegen Connor, es ist diese verdammte Situation mit der ich einfach nicht zurechtkomme.
Ich sehe mich einfach nicht dafür geschaffen. Es wird keine befriedigende Arbeit sein, da ich schon immer Einzelgänger war. Habe mich schon in der Highschool abgekapselt und wurde deshalb von Mitschülern gemieden, deshalb aber auch gemobbt. Ich bin eben Ich und so soll es auch bleiben!
Ich öffne leise die Tür und schleiche auf Zehenspitzen die Treppen hinunter, diesmal auf Strümpfen. Ich bin froh, dass mich weder Connor, noch die Hunde hören. Ich drehe leise den Haustürschlüssel um, ziehe meine Stiefel an und zucke zusammen als Connor vor mir auf der Veranda steht und mir den Weg versperrt. Er trägt nun Jeans und einen grauen Hoodie. Sein Gesicht ist wieder monoton.
"Bitte, bitte lass mich vorbei. Bitte! Es ist nicht wegen dir, dass ich nicht bleiben kann. Mich macht die ganze Situation wahnsinnig. Das bin nicht Ich. Ich muss allein sein."
"Okay, aber ich bringe Sie noch nach Hause."
"Das musst du nicht, dass..."
"Widerspruch ist zwecklos! Ich begleite Sie."
Ich schweige. Ich schweige bis zur Wohnungstür und nur sehr leise kommt ein leises Danke und eine Entschuldigung von meinen Lippen. Er nickt, aber er bleibt weiterhin vor der Tür stehen wie als wünscht er sich, dass ich ihn in meine Wohnung heinein bitte und das nach Mitternacht.
"Connor ich..."
"Schon gut. Allmählich lerne ich die Menschen immer besser kennen, auch wenn ich nicht verstehen kann, warum sie es tun."
"Ich auch nicht."
"Gute Nacht, Miss Holmes, Madeleine."
Er steigt wieder in den Aufzug. Ich verhalte mich wirklich dämlich. Ich hätte auch in dem Zimmer bleiben und schweigen können.
Was macht es hier anders? Überhaupt gar nichts. Jetzt fühle ich mich allein. Es war eine wirklich dumme Idee. Ich schließe die Wohnungstür auf und bevor ich das Licht einschalten kann, wird es schon eingeschaltet.
"ÜBERRASCHUNG!"