Die Zugfahrt war langweilig. Da ich vergessen hatte mir etwas zum Lesen mit-zunehmen, hing ich einfach meinen Gedanken nach. Was war das doch für ein Jahr gewesen. Vor einem Jahr noch war ich fast noch ein Kind. Jetzt wusste ich in etwa Bescheid, wie der Hase bei Erwachsenen so läuft, hatte in der Schule eine sehr gute mittlere Reife geschafft und, nicht zu vergessen, auch die Gesellenprüfung zum Fotografen. Ich kannte mich auch mit Mädchen halbwegs aus, hatte eine feste Freundin, die Lis und obendrein hatte mir diese auch noch eine Freundin beschafft, mit der ich bereits das tun konnte, zu was sie sich aufheben wollte, bis sie achtzehn ist. Renate, eben diese Freundin, ist derzeit auch in den Ferien, im Schwarzwald, in Rottweil. Auf meinem Weg nach Konstanz kam ich dort durch.
Als der Zug in Rottweil hielt, dachte ich zuerst daran auszusteigen, tat es dann aber doch nicht. Endlich kam Singen, dann Radolfzell, ein erster Blick auf den Bodensee - und es war geschafft. Tante Rösle und Onkel Franz, (nicht der Bruder von Pop) freuten sich. Ich bekam ein nettes kleines Zimmer - das Gartenhäuschen. Es war, wenn ich so wollte, eine sturmfreie Bude.
Tante Rösle merkte wohl, was ich dachte und lächelte. „Deine Mom hat mir am Telefon gesagt, du seiest ein richtiger junger Mann geworden, dem man vertrauen kann, der aber auch mit Mädchen verantwortungsvoll umgeht.“
Ich wurde wohl rot. Onkel Franz grinste.
Zuerst besuchte ich Peter, er ist ein halbes Jahr älter als ich und ein Freund, den ich schon seit vielen Jahren in der Nachbarschaft habe. Kein Wunder, seit ich denken kann, kommen wir in den Sommerferien hierher. Es ist ja immerhin Moms Elternhaus in dem Onkel und Tante wohnen.
Peter war da und seine 11 Monate jüngere Schwester Traudl auch. Tante Rösle hatte mich angekündigt. Die Eltern waren weg zum Arbeiten. Wir plauderten im Garten. Peter holte einen Krug Most und Traudl machte ein paar Appetithappen (belegte Brote). Wir kamen auf dies und das, auch von Freunden wurde geredet. Ich unterschlug Renate und sprach nur von Lis. Alles müssen auch Freunde nicht wissen. Dann kam Peter auf mein Steckenpferd zu sprechen, das Fotografieren.
„Was fotografierst du denn jetzt so?“, wollte er wissen.
„Vor allem nackte Mädchen“, gestand ich.
„Ach du Halbdackel“, reagierte Traudl darauf „wer soll dir das schon glauben. Du und nackte Mädchen.“
Ich zog eine meiner neuen Geschäftskarten hervor und erzählte von der geplanten Studienarbeit. Sie merkten schnell, dass ich es so ernst meinte, wie ich es sagte. Wir vertieften das Gespräch, dann sagte Traudel einfach so:
„Würdest du mich auch gerne nackt fotografieren?“, lächelte sie völlig unschuldig.
„So ein hübsches Mädchen immer“, freute ich mich.
Sie zog die Träger ihres Sommerkleides auf die Seite und ließ das Kleid fallen. Sie war völlig nackt darunter. Traudl ist ein sehenswert hübsches Mädchen. Ich bedankte mich und machte ein paar Bilder mit der kleinen Kamera, der von Renate.
„Los Peter, du alter Feigling. Zier dich nicht, Hose runter“, kommandierte sie danach ihren Bruder. Der knurrte erst noch ein wenig, dann zog auch er die Hose aus. Ich fotografierte ihn im Gegenlicht. Er zog seine Hose wieder an, Traudl legte sich dagegen das Kleid nur über den Schoß.
Wir sprachen davon, was wir am nächsten Tag machen wollten. Baden gehen natürlich. Traudl, die nicht zweifelte, mit von der Partie zu sein, hatte den richtigen Vorschlag: „Wir fahren mit den Rädern zu den Naturisten in Bodman. Unsere Familie ist dort Mitglied und wir dürfen einen Gast mitbringen.“
„Von den Naturisten habe ich auch schon gehört“, fiel mir ein. „Die bringen neuerdings sogar ein Magazin raus. Das habe ich mir studienhalber gekauft. Da standen auch die Satzungen drin - sehr keusch, sehr natürlich, auf jeden Fall sexfrei. Nackt durch die Gegend zu turnen macht mir übrigens sehr viel Spaß, nach dem ich es vor wenigen Wochen mit gleich vier hübschen jungen Damen bei uns im Siebenmühlental kennenlernte. Lis war selbstverständlich dabei. Dann ist es in Bodman sicher auch nicht so überlaufen, wie der öffentliche Strand am Horn? “
„Bei Weitem nicht“, antwortete mir Peter. „Du wirst nur ein Problem haben, fotografieren darf man nur mit Erlaubnis der jeweiligen Personen. Da sind die Regeln streng. Es ist dir sicher auch klar, dass du da nicht mit 'nem Steifen rumlaufen kannst“
„Bin ich im Siebenmühlental auch nicht“, bestätigte ich.
***
Wir radelten am frühen Morgen los. Tante Rösle gab mir belegte Brote und Kräutertee mit, in einer Mineralwasserflasche, dazu eine Decke und ein Hand-tuch. Ich war ein willkommener Gast. Wir schlossen unsere Kleider in den Familienspind und suchten uns ein Plätzchen. Die kleine Kamera von Renate pendelte an meiner Hand, um den Hals hatte ich einen Brustbeutel mit etwas Geld und ein paar meiner Visitenkarten. Wer weiß.
Zuerst gingen wir ins Wasser und schwammen, planschten und tobten bis unsere Lippen blau wurden. Wir wärmten uns in der Sonne wieder auf. Später nahm mich Traudl bei der Hand:
„Lass mich ein paar Freundinnen suchen, die darfst du sicher fotografieren, wenn ich sie darum bitte.“
So war es auch. Zuerst trafen wir eine Schulfreundin von Traudl, mit Freund. Dann gleich noch eine. Sie hatten nichts dagegen, fotografiert zu werden. Traudl sagte, ich sei Fotograf aus Stuttgart und würde an einer Dokumentation arbeiten. Alle schluckten es, vor allem als Traudl meine Karte vorzeigte. Traudl ist bekannt und beliebt.
Die Naturisten waren fast alle etwas scheu, aber sehr nett und vor allem sehr natürlich. Nennen sie sich deshalb Naturisten? Ich wollte das Thema nicht vertiefen. Wir trafen dann auch noch auf Bärbel aus der Nachbarschaft und auf Trude, die auch nur ein paar Häuser entfernt wohnte. Sie hatten ebenfalls nichts dagegen, nackt fotografiert zu werden. Es machte ihnen offensichtlich Spaß. So freizügig wie meine Models waren sie aber nicht, von jenem FKK-Magazin her konnte ich es mir auch denken.
„Wir laufen hier gerne nackt rum und finden es gut Naturisten zu sein. Wir haben nur was gegen Spanner“, sagte Trude. Dabei sah sie an mir runter. „Spanner erkennt man schnell. Denen steht er steif in der Gegend rum. Deiner benimmt sich, du kennst dich wohl aus?“ Ich musste es gestehen.
Wir gingen gemeinsam baden. Danach aßen wir unsere Brote und lagen faul in der Sonne herum. Ich fühlte mich wohl, unter all den nackten Menschen, kein bisschen erregt. Klein Paul wusste, was sich gehört. Am Nachmittag machte ich noch reichlich Fotos. Es war mir schon klar, dass ich hier nur nette Fotos machen durfte. Nahaufnahmen oder gar Details waren hier nicht gefragt - nackte Körper in freier Natur schon. Da wurden sogar Abzüge gewünscht, etwas womit ich eigentlich gar nicht gerechnet hatte.
„Ich finde es schön, dass man hier so natürlich miteinander umgeht. Keine Anmache wie in der Schule oder auf der Straße. Schmusen ist natürlich streng untersagt“, erläuterte mir Traudl.
„Und wenn du mit einem Freund einmal lieb sein möchtest?“
„Ich habe doch noch keinen Freund zum lieb haben“, sagte sie errötend und schaute verlegen weg.
„Mach dir nichts daraus, das wird noch. Bei mir hat es auch lange gedauert, bis ich eine Freundin hatte.“
„Das habe ich mir schon gedacht. Jungs, die bei so einer Anhäufung junger knuspriger Mädchen nicht einen Ständer bekommen, sind entweder als Naturisten aufgewachsen wie wir, sind sexuell befriedigt oder sie sind impotent. Sagt Peter.“ Sie sah nach Klein Paul und meinte: „Impotent sieht er nicht aus und wie ein Naturist siehst du nicht aus. Also hast du eine Freundin.“
„Bin sogar schwer verliebt, jetzt zwei lange Wochen ohne ...“
„Ich bin noch zu jung dazu Paul, wenn du aber jemand Nettes als Urlaubsflirt suchst, denke an Leila, die Halbperserin.“
„Die kenne ich. Wird sie und ihre Familie immer noch so gemieden?“
„Ja, und weiß der Teufel warum. Sie ist wirklich sehr nett, aber alle bezeichnen sie nur als Türkengöre und sie hätte hier nichts zu suchen. Die Mutter natürlich auch nicht. Mir tut sie leid. Manchmal treffen wir uns in der Stadt, dann rede ich natürlich mit ihr.“
„Ich glaub schon, dass es für solche Mädchen Probleme gibt. Ich hatte da ne Kundin, noch viel dunkler als Leila. Irgendwie konnte das Mädchen nicht fröhlich lachen, nur traurig lächeln.“
Wir gingen wieder ins Wasser. Die Mädchen aus der Nachbarschaft kamen alle mit. Wir machten sicher einen Höllenlärm, doch die paar Erwachsenen, die heute da waren, sagten nichts sondern lächelten nur über die ungestüme Jugend. Dann radelten wir mit der ganzen Nachbarschaft nach Hause. Wir waren fast ein Dutzend Leute, ein richtiger Fahrradpulk und voll vergnügt.
Peter und Traudl sagten mir bei der Verabschiedung, sie müssten für die nächsten zwei Tage nach Friedrichshafen, der Tante bei der Ernte helfen, danach seien sie aber wieder da.