Halb acht in der Frühe. Sonntag. Ich war nur halb wach und döste noch so vor mich hin. Alleine im Bett zu sein ist langweilig, stellte ich fest. Da klingelte das Telefon aufgeregt.
„Bist du mir sehr böse?“, hörte ich Lis sagen.
„Mein Engel, warum sollte ich dir böse sein?“
„Ich habe gestern vergessen, dich heute zum Mittagessen einzuladen. Mama kocht persisch. Mit den echten Gewürzen die hat sie in einem neuen türkischen Laden bekommen.“
„Ich sage Mom Bescheid, dann bin ich um zwölf bei euch.“
„Mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich habe leider keine sinnvolle Ausrede, warum ich es vergessen habe. Geht vielleicht: Ich liebe dich?“
„Das ist als Ausrede heute zugelassen. Bis später“, lachte ich zurück.
Beim Frühstück erzählte ich von der Einladung.
„Du bist ein Mann geworden und solltest dich heute vielleicht rasieren. Ein leichtes Rasierwasser kann auch nicht schaden. Ich lege alles für dich bereit, mein lieber großer Sohn“, sagte Mom.
„Jetzt lernst du das Problem der Männer kennen. Das tägliche Rasieren. Ich finde es schlimmer als das vierwöchentliche Menstruieren der Frauen“, lachte Pop, dass die Gläser klirrten.
Mom warf ihren Kaffeelöffel nach ihm, musste aber doch schrecklich lachen. „Ein Halbdackel ist ein ganzes Rindvieh gegen dich“, wurde Pop mit ihrer Ansicht konfrontiert.
Ich glaube wir sind schon eine nette, wenn auch recht seltsame Familie. Ich würde sie gegen nichts in der Welt eintauschen.
***
Um halb zwölf marschierte ich los. Papa Bronner zog mich gleich in sein Zimmer. Ich kam nicht einmal mehr dazu, Mama Bronner zu begrüßen und Lis zu küssen. Von Kristin sah ich gar nichts.
„Paul“, begann er. „Der Besuch von Axel und Kristin in Konstanz war ja ein voller Erfolg. Elisabeth hat dir sicher schon davon erzählt. Axel hat wirklich Initiative gezeigt. Auf die Idee mir einen, nein, gleich drei Zwerge aus dem Zirkus zu holen, darauf wäre ich nie gekommen. Es hat Geld gekostet aber ich gab ihm ja freie Hand. Rama Schmitt auf jeden Fall war begeistert, das konnte ich aus ihrem Schreiben ersehen. Trotzdem habe ich einen bösen Fehler gemacht. Sie hat ihn mir großzügig verziehen. Du mein lieber Paul, du und Elisabeth hätten hinfahren sollen. Nun, ich habe hin und her überlegt, das alles geht ja nicht so schnell. Teppichhändler arbeiten mit Bargeld, mein nächster Einkauf wird teuer aber ohne Risiko. Radama Teppiche kann ich sogar mit Gewinn an andere Händler verkaufen. Die Bank hat mir, nur auf die offiziell übersetzten Briefe hin, sehr viel Geld als Kredit gegeben. Der neue Brief, du weißt, ist zwar noch nicht bestätigt, er ist aber so sicher wie der Sonnenaufgang. Er sagt ganz schlicht: Unser Haus ist dein Haus, Gwaihir Paul.“ Papa sah mich an.
Ich sah ihn ebenfalls an, dann kratzte ich mich unwillkürlich am Kopf. „Und was bedeutet das?“
„Sagen wir es einmal so, ich habe in den Herbstferien für dich und Elisabeth, Axel, Kristin und mich, Flüge erster Klasse nach Teheran und Suiten im besten Hotel der Stadt gebucht. Ich habe inzwischen zu dir und meiner Jüngsten vollstes Vertrauen, so kann ich es furchtlos wagen, euch als Verlobte zu behandeln, denn für den ersten Kontakt brauche ich dich einfach. Die Person alleine, der Gwaihir, der Sohn zählt und natürlich auch seine Braut. So ist das nun mal bei so einem Klan und darauf will ich lieber Rücksicht nehmen, als noch so einen Fehler zu begehen.“ Er lehne sich zurück und sah mich fragen an.
„Du meinst Lis und ich sollen ... Da müssen wir doch sicher ... Lis und ich, einen Pass haben.“ Ich war völlig verblüfft.
„Lis hat einen. Ist deiner ein Problem, hast du womöglich kein Passbild? Weißt du vielleicht auch nicht, woher du eines bekommst?“ Er konnte fast noch lauter lachen als Pop.
„Nein, nein. Einen Pass bekomme ich schon, aber soweit zu reisen. Bis Persien. Und gar fliegen. Nein, davor habe ich natürlich keine Angst aber - Blödsinn. Natürlich komme ich mit. Nach der aufregenden Erzählung von Kristin aus Konstanz, bin ich direkt neugierig, wie denn die Suiten in Teheran sind. Ich hoffe für Kristin, noch viel besser als in Konstanz.“
Bevor Papa wieder mit seinem Gelächter anfing, klopfte es an die Tür. Es war Mama. Das Essen war fertig. Ich hatte endlich Zeit alle zu begrüßen. Mama nahm den Kuss auf die Backe erfreut auf, Kristin begeistert und Lis - nun ja, sie schlabberte. Axel wehrte lachend ab, ihn wollte ich auch gar nicht küssen, eine männliche Umarmung war für ihn absolut genug.
Das Essen war einfach himmlisch. Mama freute sich über mein Lob. „Immerhin hast du bei Rama Schmitt gegessen und kannst vergleichen. Es muss dir also schon geschmeckt haben.“
Zum Schluss gab es Mokka und Baklava.
Papa platzte bald vor Stolz. „Ich habe ihr die ganze Produktion abgekauft. Die Schweizer sollen gefälligst ihre eigene Schokolade essen. Meine Kunden werden sich bestimmt freuen.“
***
Nach dem Essen verzogen wir jungen Leute uns in das Zimmer der Mädchen. Wir hingen ein wenig verlegen herum. So nach einer Viertelstunde sagte ich ganz locker: „In den Herbstferien werden wir zum Schmusen wenigsten unsere eigenen Suiten haben. In Teheran.“
Axel fuhr hoch, Kristin fiel aus ihrem Bett, wegen der abrupten Bewegung von Axel, Lis rang in meinen Armen nach Luft.
„Kannst du das erklären“, wollte Axel wissen. Ich erklärte.
Küsse können fast einen Orgasmus auslösen. Das war mir neu. Dass sich Kristin dabei ganz fest an mich drückte, kam mir zwar seltsam vor, aber gedacht hatte ich mir noch nichts dabei. Axel schaute allerdings schon etwas schräg, als Kristin so gar nicht von mir los wollte.
„Ach Paul, ich bin einfach glücklich. Schon wieder hast du Axel und mir Glück beschert. Da musste ich dich einfach abknutschen. Lis wird es mir verzeihen und Axel bekommt genug davon. Ist es wirklich war? Eine Woche Teheran, in einer Suite?“ Sie hing schon wieder an mir. Lis lächelte, sah sich die Angelegenheit aber ganz von nahem an. Als Kristin versuche mich ins Bett zu ziehen, boxte sie ihr jedoch in die Rippen. „Hallo Schwesterlein, Paul ist meiner. Du hast Axel.“
Kristin erschrak. „Tut mir leid, ich bin wohl ausgeflippt. Nein Paul, der Kuss war schon für dich. Du hast so viel für mich getan, da hast du ihn dir verdient.“ Sie ging zu Axel. „Wen ich aber fast ins Bett gezogen habe, das warst natürlich du mein Schatz.“
„Das wollte ich aber auch gehofft haben“, protestierte Lis. „Ihr könnt zusammen bumsen, und mir gönnst du nicht mal ein Zimmer mit Paul in Teheran. Scheiße! Entschuldigung liebe Schwester. Das hast du ja gar nicht gesagt. Du bist einfach schneller ausgeflippt als ich und hast dir den Falschen gegriffen. Das ist aber auch eine zu fantastische Nachricht. Paul, ist es wirklich wahr? Du lügst doch nicht? Wir Vier dürfen mit nach Teheran. Und wir bekommen alle eine eigene Suite? Mein Gott, Papa muss sich eine goldene Nase verdienen, wenn er so viel Geld ausgibt. Aber uns kann das ja nur recht sein, vor allem zusammen mit euch und natürlich ich mit meinem Paul. Jetzt hoffe ich nur noch, dass die Suiten so schön sind wie in Konstanz.“
„Ja, in den Herbstferien. Und wir bekommen nicht jeder eine Suite, sondern jedes Pärchen bekommt eine. Alleine in einer Suite zu sein würde dir sicher kaum Spaß machen, mein Schatz“, konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen.
Axel kam auf mich zu, umarmte mich. „Du altes Arschloch. Kristin und ich lernen jetzt persisch, da passt die Reise wie bestellt. Ich freue mich darauf.“
Ich empfand das Arschloch als das, was es ist, ein großes Lob. In Stuttgart schwätzt man halt manchmal so blöd. Alt gilt bei uns als Steigerungsform, groß wäre eine sehr schlimme Beleidigung. Viele Nichtschwaben haben das nie begriffen.
Vier Uhr. Kaffee bei Familie Bronner. Papa wurde von den Mädchen abgeschleckt und ließ es sich sehr genüsslich gefallen. Dann gab es einen Cognac. Lis genoss ihn wie Leila, aus dem Glas leckend.
Zu Hause erzählte ich natürlich sofort diese tollen Neuigkeiten. Pop fand es sehr gut und Mom gierte sichtlich auf sensationelle neue Nachrichten.
***
Montag. Business as usual, hatte ich gerade als Redensart gelernt. Direkt nach der Schule ging's ans Entwickeln und Kopieren der Filme von Freitagmittag. Die Bilder waren gut. Onkel Franz machte Passbilder von mir, den Rest übernahm ich natürlich selbst. Um sechs kam Renate zu Mom. Kurz danach kam Lis, noch im Reitdress. Sie wollte nur kurz beschmust werden, dann haute sie wieder ab. Beide bekamen eines der Passbilder von mir, für die Geldbörse. Um neun war ich im Bett und Renate ebenfalls wieder zu Hause.
Die Woche war schnell rum. Am Mittwoch, mit Lis, gab es immer noch nicht viel zum Lernen. Wir gingen den ganzen Stoff noch mal durch und ergänzten unsere Schulhefte gegenseitig. Am Abend kamen noch zwei Anrufe, zwei Shootings.
Renate kam jeden Nachmittag. Rund eine Stunde war sie bei Mom, dann noch kurz bei mir. Jetzt war schon Freitag, meine Frauen waren da und machten Ordnung. Unsere neue Zeiteinteilung war irgendwie optimal. Freitag von drei bis fünf gab es Stress, vor allem für meine Frauen. Dann war Feierabend und wir konnten uns ganz dem Vergnügen hingeben, am nächsten Morgen konnten wir ja ausschlafen.
***
Wir warteten auf Jasmin Käfer. Wie sie wohl aussah? Blond und vollbusig stellte sich heraus. Sie ist neunzehn und arbeitet in einer Metzgerei. Den Tipp mit dem Verlag bekam sie von einer Freundin. Ich hakte nach und Wunder über Wunder, der Name Rosa Häger taucht wieder einmal auf. Wir tranken Sekt und redeten miteinander. Dass sie keine Ahnung hätte, wie sie agieren solle, gestand sie auch noch, aber einige Magazine gesehen hätte und genau wisse was verlangt würde, auch kein Problem damit hätte entsprechend zu posieren.
„Mein Freund liebt es, wenn ich ihn in geiler Unterwäsche scharfmache. Ich werde einfach an ihn denken“, erklärte sie uns.
„Das ist genau die richtige Einstellung, du darfst nur nicht vergessen, stets in die Kamera zu lächeln. Brauchst du vielleicht einen Mutmacher? Renate gibt dir gerne einen Wacholder“, empfahl ich.
„Ja, den nehme ich gerne. Es gibt da noch ein kleines Problem. Ich möchte mich nicht völlig nackt ausziehen. Alles Zeigen schon, aber selbst, wenn ich mit meinem Freund schlafe, behalte ich immer ein Kleidungsstück an. Das ist ein Tick von mir. Nur unter der Dusche bin ich völlig nackt, und das auch nur, wenn ich alleine bin.“ Sie errötete doch tatsächlich. Meine Weiber lächelten nur - sie zogen sich gerne aus.
„Kein Problem, wir werden sehen, wie es läuft.“
Jasmin zog sich um. Sie kam mit einem schwarzen Oberteil aus Lackleder und dazu einem schwarzen Slip aus Spitze. Schwarze Strümpfe vervollständigten ihr aufreizendes Outfit.
Renate murmelte etwas von: „Dazu reicht mein Taschengeld auch.“
Lis war heute der Zerberus, Renate machte sich im Büro zu schaffen und wollte auf die Klingel achten. Dann begann das Shooting. Jasmin folgte meinen Anweisungen. Sie hatte ein strahlendes Lächeln und nette Möpse. Anstelle eines Nacktfotos in der Totalen, präsentierte sie mir ihre rasierte Muschi. Sie behielt die Strümpfe an, strippte sie jedoch ein wenig nach unten, dass sie nicht mit aufs Bild kamen. Das Shooting war vorbei, der Film voll. Nachdem sie den Gang zum Bad hinter sich hatte und wieder angezogen war, klärte Renate die Sache mit den eigenen Bildern. Jasmin wollte gleich zwei Sätze.
Es war noch gut eine Viertelstunde bis Piu Schneider erwartet wurde, unsere nächste Kundin.
„Ihre Aufmachung war ja wirklich supergeil“, begann Renate.
„Ja, so was möchte ich auch gerne haben, für die Suite in Teheran. Was meinst du Paul?“, kicherte Lis.
„Wieso Teheran? Das ist doch in Persien. Nimmt dich dein Papa da mit hin?“, stutzte Renate.
„Ach du Oberscheiße. Es tut mir leid, wir haben völlig vergessen es dir zu sagen“, entschuldigte ich mich. „Es war keine Absicht.“ Und dann erzählte ich die ganze Geschichte.
Renate war von den Socken, freute sich aber ehrlich für uns. Dann kam aber doch etwas Traurigkeit auf. „Ich hatte eigentlich gehofft, ich könnte in den Herbstferien mit Paul wieder mal altes Ehepaar spielen.“
„Das geht nun leider nicht. Ich hatte auch an so was gedacht. Nachdem aber die Sache mit Persien raus kam, fiel mir etwas Besseres ein. Ich habe schon mit Pop und Mom darüber gesprochen, wir beide fahren über Neujahr für fünf Tage nach Wien. Pop hat dort eine Suite reserviert, denn Mom meint, das hättest du dir verdient. Sie werde auch etwas dazu bezahlen. Pop auch, der Rest geht auf Geschäftskosten. Wir behaupten einfach es sei eine notwendige Location. Und überhaupt - das sollte eigentlich mein Weihnachtsgeschenk für dich sein.“ Mitten in ihren Kuss hinein, klingelte es an der Haustür.
Piu Schneider, wie erwartet. Lis brachte sie hoch und servierte den Sekt. Piu war einundzwanzig. Sie kam im Schneiderkostüm, richtig elegant. Es stellte sich heraus, dass sie selbstständige Schneiderin ist. Nomen est omen. Sie gab mir ihre Visitenkarte: „Falls ihr mal Bedarf habt.“
Sie war die Erste, die seit langem mal wieder über mein Alter stolperte. „Paul sieht jünger aus, als er ist, dafür ist er aber ein klasse Fotograf, sonst würde der Verlag nicht Hunderte von Bildern von ihm anfordern. Er ist der absolute Vollprofi und ich denke, nur das zählt. Er kann sehr gut mit uns Frauen umgehen und er betatscht seine Klienten nicht. Was also spielt da das Alter für eine Rolle?“ Es war Renate, die diese feurige Rede hielt und Lis unterstütze sie durch eifriges Nicken.
„Sein Alter ist mir völlig egal - oder auch nicht. Einem knackigen Burschen präsentiere ich mich viel lieber als einem Lustgreis. Glaub mir, es war einfach eine Feststellung, ohne Hintergrund. Ich liebe knackige junge Männer, mein Freund ist achtzehn“, lachte Piu nur.
Lis zeigte ihr das Bad und den Schminkplatz. Sie kam in einem hellblauen Nichts aus Seide zurück. Ich hatte in der Kammer alles vorbereitet; eine kleine Kommode, eine alte Seekiste aus der Rumpelkammer als Deko. Piu hat Erfahrung und bedurfte keiner Anweisung.
„Ich bessere mit den Fotos mein Haushaltsgeld auf, wenn ich mal im Urlaub, als Selbstständige nichts verdiene“, erzählte sie zwischendurch. „Solange die Verlage mich nehmen, bleibe ich dabei. Es macht mir einfach Spaß. Nur mein lieber Freund muss heute Abend wohl leiden, weil es mich halt voll anmacht, mich so zu präsentieren.“
Ihre Figur war gut, ihre Möpse stramm, nur ihr Gesicht sah mir ein wenig zu streng aus. Vielleicht lag es aber auch an der unpassenden Frisur. Sie agierte auf jeden Fall großartig. Zuerst kokettierte sie in ihrem neckischen Kleidchen. Dann zeigte sie ihren strammen Hintern und dann ihren seidenen Slip. Sie setzte sich auf die Kommode, zuvor ließ ihr Kleid fallen. Sie stand wieder auf und zeigte sich erst von hinten, wohl wissend, dass ihr Hintern knackig ist. Dann drehte sie sich zur Kamera. Ihre Figur ähnelte etwas der von Renate, nur ihre Brüste waren spitzer. Der Slip fiel.
Renate reichte ihr Bademantel und Papiertücher. Ungeniert wischte sie sich ab, dann schlüpfte sie in den Mantel und bedankte sich. Sie zog sich um und schenkte Renate das blaue Kleid. Selbst gemacht. Renate war völlig aus dem Häuschen und hätte vor Freude beinahe vergessen, die Privatabzüge für Piu zu notieren.
Piu nahm jetzt ihre Perücke ab. Eine nette Frisur kam zum Vorschein. Sie sah jetzt richtig hübsch aus, kaum wieder zu erkennen. „Ich mache solche Fotos nur mit Perücke, möglichst mit einer die mich völlig unkenntlich macht. Ich möchte nicht irgendwann auf der Straße angesprochen werden“, sagte sie lachend. Dann ging sie.
Lis brachte sie nach unten und Doris Asmund gleich mit hoch. Sie war zu früh und traute sich nicht schon zu läuten. Auf den Set kam sie in flotten Jeans, einem weißen Sommerpullover, dazu trug sie weiße Turnschuhe. Doris schien ein nettes Persönchen mit kastanienfarbenem Haar zu sein. Ihr fester Freund hatte ein Bild von ihr, nackt am Strand von Baltrum, ohne ihr Wissen an den Verlag geschickt. Das Bild wurde veröffentlicht. Mit dem Belegexemplar kam ein Scheck. Da hat es wohl einen fürchterlichen Krach gegeben. Die Freundschaft platzte fast. Die Liebe siegt aber doch.
Nun war sie also da, hatte aber ein wenig Angst. Renate half mit Wacholder und guten Ratschlägen. Lis erklärte, dass sie oder Renate immer dabei sind, um ihre Unschuld zu retten, falls ich unvermuteter Weise ein Attentat vorhätte.
„Die habe ich zwar nicht mehr, aber das gibt doch gleich ein gutes Gefühl“, gab Doris zu. Dann wurde sie von Renate zum Umziehen gebracht. Sie kam in einem dunkelgeblümten kurzen Kleid und eleganten weißen hohen Schuhen wieder. Sie brauchte Anweisungen, befolge diese aber genau und mit lebhaftem Minenspiel. Sie kuschelte aufs Bett, dann kniete sie. Schnell war der schwarze Slip auf die Seite geschoben. Das Kleid fiel langsamer. Sie hatte ein nettes Gesicht und schöne kleine Brüste mit einem recht großen Hof. Die Muschi war frisch rasiert. Sie zeigte sie voller Stolz.
„Das ist das erste Mal, dass sie nackt ist. Mein Freund meinte, das mache sie noch sehenswerter. Ich glaube eher, es macht ihn noch schärfer auf sie. Er wollte gar nicht mehr von ihr ablassen. Nur der Fototermin hat mich gerettet“, erzählte sie uns grinsend.
Das Shooting war durch. Lis tat ihre Pflicht mit Bademantel und Tüchern. Doris bat, die Dusche benutzen zu können. Lis brachte sie hin. Renate verkaufte ihr die Privatbilder zum üblichen Preis, dann ging auch Doris. Es war halb fünf. Der Nachmittag gehörte uns.
„Und nun zu etwas Ernstem - obwohl ernst? Ernst ist übertrieben. Es geht um Wien“, seufzte plötzlich Renate. „Dein lieber Vorschlag hat mich gar arg ins Grübeln gebracht. Die ganze Zeit schon musste ich daran denken.“
„Du willst nicht mit?“, staunte ich.
„Den Teufel werde ich, dann nimmst du womöglich Lis mit. Ich gönne ihr die Reise nach Persien mit dir, aber nicht auch noch Wien. Da würde ich Rotz und Wasser heulen vor Enttäuschung.“ Ein paar Tränen kullerten alleine bei dem Gedanken daran über ihr Gesicht.
„Das brächte ich doch niemals übers Herz. Ich würde mich vor mir selbst schämen meiner besten Freundin so etwas anzutun. Da müsste Paul schon alleine fahren, ich würde niemals mitkommen.“ Lis eilte zu ihr. Tröstend fielen sie sich in die Arme.
„Um was geht die ganze Aufregung dann eigentlich? Warum ist es was Ernstes?“, wollte ich nun doch wissen.
„Ich will ...“ Renate druckste ein wenig herum. Dann gab sie sich einen Ruck. „Ich möchte, dass ich dich meinen Eltern vorstellen kann. Ich kann es mit meinem Gewissen vereinbaren, hier mit dir zu schlafen. Das ist irgendwie - Normal? Sie ahnen halt nichts davon, denke ich. Wenn wir zusammen nach Wien fahren, müsste ich ihnen etwas vorlügen und das ist was völlig anderes als etwas nicht zu sagen.“
„Du hast recht mein Schatz. Ich habe in der Zwischenzeit ja auch Übung im Vorstellen. Bei den Eltern von Lis habe ich doch wohl keine so schlechte Figur gemacht“, lachte ich.
Lis fiel mir um den Hals und küsste mich. „Er war fabelhaft.“
„Bei den Eltern von Leila ging es auch nicht gerade schlecht. Das Ergebnis hat ja vor allem Papa Bronner gespürt.
„Im Ernst. Würdest du es tun?“, bohrte Renate.
„Wenn es dein Wunsch ist - unbedingt. Wie weit soll ich dabei gehen? Darf ich ein wenig schwindeln?“
„Du sollst ihnen erklären, dass wir zusammen schlafen wollen, dass du dies aber nicht tun willst, ohne dich zumindest vorgestellt zu haben. Dann kannst du ruhig sagen du wüsstest, dass ich nächstes Jahr nach Rottweil gehe und, dass du selbst eine lange Ausbildung hast. Sag, ich hätte dich gebeten etwas intimer mit mir zu werden, weil ich meinen Frust mit Männern loswerden wolle. Das wird helfen. Meine Eltern wissen, was los war.“
Lis war mucksmäuschenstill und saß ganz klein an ihrem Platz. Hier ging es wirklich um Ernstes. Das erkannte sie sofort.
„Und wann denkst du wäre ein geeigneter Termin?“
„Ich habe es mir genau überlegt: Heute Abend gehen sie ins Theater, es gibt Romeo und Julia. Sie freuen sich schon sehr lange darauf, da können sie einfach nicht Nein sagen. Wenn doch, dann tun wir es trotzdem. Wir, vielmehr du hast es ihnen gesagt und fertig.“ Sie wirkte plötzlich sehr energisch.
Lis rutschte zu mir rüber, küsste mich, dann ging sie zu Renate. „Ich wünsche euch viel Glück. Sei tapfer Paul, sonst enttäuschst du mich schwer. Ich hau jetzt ab und komme erst morgen wieder.“ Sie ging. Ich hörte sie im Flur noch mit Mom reden, die wohl gerade in die Küche rollte. Das war mein Stichwort.
„Lass uns runter zu Mom gehen Renate. Vielleicht hat sie einen guten Rat. Ich denke, mit ihrer Fantasie kann sie uns sicher auch etwas helfen.“
***
Mom war überrascht über unseren Besuch. Renate erklärte, um was es geht. Dann kam der Rat: „Es ist vielleicht noch besser, wenn ihr deine Eltern einfach vor vollendete Tatsachen stellt. Sagt, der Blitz hätte eingeschlagen, so mir nichts dir nichts. Nach der Tat seid ihr im Bett wieder zu euch gekommen und habt beratschlagt, was nun zu machen sei. Ihr seid der Meinung, da es nun einmal im Rausch der Gefühle geschehen war und diese Gefühle immer noch da seien, wollt ihr einfach beisammenbleiben, bis das Schicksal euch auseinanderreißt. So habt ihr ein schlechtes Gewissen und deine Eltern, Renate, haben es leicht großzügig zu sein.“ Wir bedankten uns.
„Lass mich schnell anrufen“, bat Renate, als wir wieder oben waren, und griff zum Telefon. „Hallo Mama. Nein, es ist nichts passiert. Nein, mir geht es sehr gut. Was ich denn dann wolle? Ach ja - Paul Oktober möchte kurz seine Aufwartung machen.“ Sie war bleich und hektisch. „Er hat es mir schon am Dienstag gesagt, aber ich habe es einfach verschwitzt. Ja? Er kann kommen? Ich küsse dich liebste Mama. In einer Viertelstunde. Ja, ich glaube das würde er schon?“ Zu mir rüber sehend flüsterte sie „Abendessen?“ Ich nickte. „Ja, er wird. Danke, dann bis gleich.“ Sie atmete tief durch. „Mama ist einverstanden. Papa ist auch schon da.“ Sie verschwand in den Garten und holte Blumen, ich rasierte mich und zog mich gut an. Wir zogen los.
***
An der Wohnungstüre reckte ich mich zu voller Größe. Renate öffnete die Türe, wir gingen durch ins Wohnzimmer. Papa und Mama Schäfer erhoben sich. Ich gab ihnen ordentlich die Hand und stelle mich vor. Beinahe hätte ich die Blumen vergessen, ich reichte Mama Schäfer den Strauß. Papa Schäfer bot mir einen Platz an, im Sessel neben sich. Renate setzte sich zu ihrer Mutter.
„Es ist nett, dass sie sich mal bei uns sehen lassen, Herr Oktober. Ich glaube unsere Tochter hat in letzter Zeit verdächtig oft von Ihnen geredet“, begann Herr Schäfer das Gespräch.
„Sagen sie bitte Paul zu mir, sonst komme ich mir albern vor. Also“, ich holte sehr tief Luft. „Renate hat ja im Auftrag meiner Mutter im Urlaub für mich gesorgt. Jetzt schaut sie auch noch nach meinen Räumen, wenn sie unten fertig ist. Sie hat sicher erzählt, wie es bei uns zu Hause zugeht.“ Die Eltern nickten wortlos. „Sie hat bestimmt auch gesagt, dass ich Fotograf werde. Ich mache öfters, vor allem freitagnachmittags, Aufnahmen, wo sie mir ebenfalls hilft, gegen ein kleines Honorar.“ Wieder synchrones Nicken.
„Soweit zu mir. Nun zum eigentlichen Grund für mein hier Sein. Renate wollte zuerst von mir, als Person, nichts wissen. Im Laufe der Zeit verstanden wir uns jedoch immer besser. Vor kurzem fragte ich sie, manchmal bin ich so frech, was sie denn eigentlich gegen mich hätte. Ich würde immer einen tiefen Graben zwischen uns sehen. Da begann sie plötzlich heftig zu weinen und ich musste sie trösten. Bitte entschuldigen sie, wenn ich so ausführlich bin. Sonst macht die Geschichte aber keinen Sinn.“
„Das ist schon in Ordnung“, sagte Herr Schäfer gespannt.
„Renate erzählte mir dann die ganze Geschichte, wie sie von ihren sogenannten Freunden behandelt wurde und, dass sie seither ein sehr gestörtes Verhältnis zu jungen Männern hat. Ich weiß nicht, wie es kam, ich tröstete sie, plötzlich küssten wir uns und dann - bitte entschuldigen sie, dann kamen wir erst im Bett wieder zu uns.“
„Ich habe ihn dorthin verschleppt“, unterbrach Renate. „Ich musste meinen Frust endlich loswerden. Paul hatte sich immer wie ein echter Gentleman benommen und ich hatte mich ein klein wenig in ihn verknallt. Als ich ihm dann die Geschichte erzählte, hatte ich plötzlich Schmetterlinge im Bauch. Es war wie ein Rausch. Ich glaube auch bei Paul hat der Blitz eingeschlagen. Und das Schlimmste ist, ich schäme mich nicht einmal deswegen, es ... es hat mir Spaß gemacht.“ Dann wurde sie rot und schlug die Augen wieder nieder. Ihre Mama legte einen Arm um sie. Seufzend übernahm ich wieder das Reden.
„Mir war die Situation zwar klar aber - sehr, sehr peinlich. Ich hätte Sie wohl vorher fragen sollen. Dummerweise habe ich aber keine Erfahrung. Renate ist das erste Mädchen, mit dem ich ... Bisher gab es nur Schule und Arbeit als Fotograf. Ich helfe hin und wieder meinem Onkel, das Fotogeschäft am Markt. Da blieb viel Freizeit hängen.“ Ich musste erst mal schlucken. „Renate ging es wohl nicht viel besser. Was gab es anderes als im Nachhinein darüber zu reden? Dabei stellten wir fest, wir mögen einander. Da es nun schon einmal geschehen war, fanden wir es am besten, wenn wir zusammenbleiben. Ich erzählte es zuerst meiner Mom. Renate bat um die Auflösung ihres Arbeitsvertrages. Mom widersprach dem energisch: Sie sei ein so liebes Mädchen, da hätte ja so etwas passieren können, auch wenn ich eindringlich gewarnt wurde, mich an Renate zu vergreifen. Danach gestand Renate, wie es war und, dass sie ja der Auslöser sei, mich dabei keine Schuld träfe.“
„Ja, tut es auch nicht“, bestätigte sie nochmals. „Ich war es, die Paul unsittlich belästigte, wenn man das so sagen kann.“
„Dann haben wir noch einmal miteinander geredet. Wir kamen zum Schluss, dass wir intime Freunde sein wollen aber nur unter der Bedingung, dass sie, Renates Eltern, es wissen und wenn möglich billigen. Deswegen bin ich hier und habe in aller Offenheit gestanden. Das ist das Mindeste, was ich in unserer Situation noch tun kann.“ Es war Renate und mir schon klar, dass das Ganze, von uns gewollt, etwas sehr wenig mit der vollen Wahrheit zu tun hatte.
Mama Schäfer zog ihre Tochter näher an sich heran.
Papa Schäfer starrte auf den Tisch. Dann ging ein Ruck durch ihn. „Nun meine Kinder, es ist geschehen und scheinbar sehr zum Wohl von Renate. Sie scheint ihren Frust, den wir alle sehr bedauerten, aber nicht ändern konnten, mit dir überwunden zu haben. Wenn ich sie so ansehe, dann kann ich ein Leuchten in ihren Augen sehen. Ich finde es toll von dir Paul, dass du darauf gedrungen hast uns alles einzugestehen. Ihr hättet es auch so tun können, wir hätten es vielleicht geahnt, aber nicht gewusst. Euere Ehrlichkeit muss einfach belohnt werden. Renate kann mit dir turteln, gell Mama?“ Mama nickte. „Wenn sie Bescheid gibt, dann kann sie auch mal über Nacht wegbleiben. Nur eine Bedingung: Seid vorsichtig. Ich möchte keinen Enkel, solange Renate nicht verheiratet ist. Falls doch, versprich mir das, dann solltest du Paul, die Konsequenz tragen und sie heiraten.“
„Das ist selbstverständlich.“ Ich ging zu ihm hin und gab ihm die Hand. „Das ist versprochen.“ Auch Frau Schäfer schüttelte ich die Hand. „Ich werde Renate lieben und ehren, bis Rottweil uns scheidet.“
Renate küsste den Papa ab und Frau Schäfer bat zum Abendbrot. Das Tischgespräch war locker und völlig unverklemmt. Ich erfuhr von dem Theaterabend und, dass sie Romeo und Julia nun schon das vierte Mal sehen werden, gespannt, wie denn die neue Inszenierung sei.
„Euch geht es ja glücklicherweise nicht so. Da gibt es keine verfeindeten Familien“, erkannte Frau Schäfer lachend.
„Wenn ich dich recht verstanden habe, darf ich auch manchmal über Nacht wegbleiben. Schon der Schule wegen kann und werde ich das nicht oft ausnützen. Die Ausbildung geht vor. Aber heute, an diesem für mich so glücklichen Tag, da würde ich sehr gerne ...“ So rot im Gesicht wie jetzt, hatte ich Renate noch nie gesehen. Ich verstand sehr wohl ihre Aufregung. Alles schien gut gegangen zu sein.
„Wir trinken ein Gläschen Wein zum Anstoßen, dann haut bloß ab, bevor du wieder Frust bekommst, meine Große“, lachte der Papa.
„Und seid glücklich. Ich kann mir vorstellen, wie erleichtert ihr nach dem Geständnis seid. Wann kommst du morgen mein Kind?“, fragte Mama.
„Morgens habe ich Arbeit bei Frau Oktober. Dann muss ich bei Paul aufräumen, danach werde ich das Mittagessen kochen und komme dann nach Hause. Ich hoffe sehr glücklich.“
Herr Schäfer holte den Wein, Renate die Gläser. Es war ein guter Tropfen. Danach zogen wir los, Renate mit einer kleinen Tasche. Sie schwebte wie auf Wolke Sieben zu mir nach Hause.
***
Wir klopften bei Mom. „Es hat geklappt. Paul war wundervoll. Ich darf mit ihm turteln sagte Papa. Paul musste ihm aber versprechen, im Notfall die Konsequenzen zu tragen. Keine Angst, ich nehme die Pille, das habe ich bei unserem Gespräch aber wohl schon gesagt. Ach, ich bin einfach glücklich und ihnen ja so dankbar.“ Mom wurde gedrückt und geküsst als Pop hereinkam.
„Was ist denn hier los? Willst du Mom umbringen? Dazu hast du doch Paul. Oh, das hätte ich wohl nicht wissen dürfen?“
„Sie wissen es ja doch“, erkannte Renate. „Wenn Ehepaare nicht über alles reden, dann stimmt etwas nicht. Und das kann ich mir in dieser Familie nun überhaupt nicht vorstellen. Im Übrigen habe ich mich gerade nur bedankt. Ihre Frau hat uns einen sehr guten Ratschlag gegeben. Wir kommen gerade von meinen Eltern. Paul hat gestanden, wie wir zueinander stehen.“
„Das weiß ich jetzt auch. Dein Vater hat gerade angerufen. Von Mann zu Mann. Er hat mir bestätigt, dass euer Verhältnis von ihm legalisiert sei und, dass es rechtens ist, wenn du manchmal hier übernachtest. Ja, und ob es mir denn auch recht sei. Ich habe Nein gesagt.“
„Nein?“ Renate erschrak bis ins Mark.
„Nein, sagte ich“, lachte Pop, laut wie immer. So schlimm kann es also nicht sein. „Nein, ich werde einen Teufel tun, meinem Sohn etwas zu verbieten, solange er ehrlich, fleißig in der Schule und nett zu seiner Freundin sei. Nein, ich könne es mir auch schon gar nicht leisten, eine wertvolle Hilfe meiner lieben Frau zu vergraulen. Nein, ich hätte gar nichts dagegen.“ Jetzt bekam auch Pop seinen Segen ab, Mom lachte.
Renate nahm mich bei der Hand und zog mich nach oben. Auf der Treppe sagte sie: „Lass uns ein Quickie im Bad machen, danach in der Wanne aalen. Wir werden eine Flasche Sekt aussaufen, dumm rum reden und dann voll legal in die Heia schlüpfen.“
Im Bad packte sie zuerst ihre kleine Tasche aus. Lachend stelle sie Zahnbürste und Becher neben den von Lis. Natürlich stand Renate drauf. Dann holte sie einen Hauch von durchsichtigem Nichts aus der Tasche. Es war ein ‚RS‘ eingestickt. Das erste Nachthemd, das ich je bei ihr sah. Sie legte es auf den Stuhl, die Tasche vor die Tür, dann zog sie ihren Slip aus, beugte sich über die Kloschüssel und forderte: „Tue jetzt deine Pflicht!“
Unsere Quickies finden immer fast angezogen statt. Das gibt ihnen so einen Hauch von Verruchtheit, völlig nackt waren wir eigentlich nur im Bett. Wir badeten danach mit viel Schaum und Gelächter. Den Sekt schlürfte Renate in ihrem Nachthemd im Wohnzimmer. Ohne den Quickie hätte ich sie sofort vernascht, so aufreizend sah sie aus.
Sie huschte zum Telefon. „Ich darf doch?“ Sie wählte. „Hier ist Renate Schäfer, guten Tag Herr Bronner. Dürfte ich bitte mit Elisabeth sprechen? Ja ich warte“, sie lächelte zu mir rüber. „Hallo Lis, ich bin’s, Renate. Ja! Er war einfach toll. Ich bestätigte, es sei wie ein Blitz in uns gefahren und ...“ Sie erzählte die ganze Geschichte. „Ja, richte ich aus. Schlaf gut und träume was Schönes. Du wärst lieber bei uns? Das würde dir natürlich viel mehr Spaß machen.“ Sie legte auf. „Einen Gruß von Lis, du sollst dir besondere Mühe geben.“
Wir plauderten fast bis zehn. So ohne schlechtes Gewissen im Hintergrund ist Liebe noch viel schöner. Renate seufzte glücklich. „Ich bin ja so froh, dass wir uns nun ganz legal lieben können. Lis scheint es auch recht zu sein, sie hatte wohl Angst, dass es irgendwann einmal einen Skandal gibt und sie womöglich dumme Fragen beantworten muss. Jetzt ist sie wieder die einfache Klassenkameradin.“
Am Morgen ging sie nach unten und machte Frühstück. Mom und Pop rief der Kaffeeduft ins Esszimmer.
„Du siehst heute so gelöst und fröhlich aus, dir muss es einfach gut gehen“, sagte Mom zu Renate. Die wurde nicht einmal mehr rot, sondern lächelte nur. Das Mittagessen wurde besprochen. Ich musste los, noch etwas dazu einzukaufen.