Erster Schultag. Zu meinem Entsetzen ein neuer Stundenplan. Zu meiner Erleichterung aber kein Nachmittagsunterricht. Dienstags und donnerstags nur jeweils eine Stunde länger. Es gab keine aufregenden neuen Fächer. Neue Schulbücher wurden verteilt, dann war die Schule für heute aus. Das Wochenende konnte kommen.
Am Nachmittag klingelte das Telefon gleich dreimal. Fototermine. Renate kam nur kurz vorbei, sie arbeitete für Mom. Dafür kam Lis. Ich bat beide, doch Freitagmittag zu kommen, als Schützenhilfe bei den neuen Kundinnen. Sie sagten zu. Lis und ich stöberten durch die neuen Schulbücher, fanden aber keine Haken. Wir einigten uns, den Mittwoch als Lerntag vorläufig beizubehalten. Andere Termine legten wir nicht fest, außer dass Lis montags weiter zum Reiten geht und der Freitag nach der Schule für den Verlag reserviert ist. Ich legte für mich den Montag als Kopiertag bei Onkel Franz fest.
Als Lis ging, übertrug ich diese Termine in meinen neuen Terminkalender. Am Abend informierte ich Pop über den neuen Terminplan. An der Planung selbst hat sich eigentlich nichts geändert. Der Alltag belegte jedoch die kleinste Ritze. Selbst die Nächte waren eingeplant, zumindest theoretisch.
***
Freitag. Ich hatte keine Ahnung, was Irena Wallbusch für eine Dekoration braucht. Etwas Passendes werden wir aber schnell finden. Meine Weiber sind da sehr erfinderisch. Für die anderen Shootings bereitete ich alles vor. Renate kam schon vor eins. Eine Stunde war sie mit Mom im Garten. Die Wildnis brauchte dringend ihre Hilfe. Danach gab es ein Quickie. Ich las diese Bezeichnung in einem der Magazine. Kurz danach wurden wir gerufen.
Mom hatte den frühen Kaffee fertig. Sie lächelte uns an: „Ich habe ja so viel neuen Stoff für meine Romane. Die persische Prinzessin ist fast fertig. Fünf Belegexemplare gehen an dich Paul, du kannst sie dann verteilen. Als Nächstes kommt der geliehene Mann. Da muss ich die Belegexemplare wohl an Renate geben. Oder ebenfalls an den geliehenen Mann? Genau genommen ist der ja die Hauptperson.“
Pop spielte klein Doofi, der von nichts weiß. Renate wurde rot, was in letzter Zeit öfters vorkam und ich lachte lauthals. Was sich Mom da bloß wieder ausgedacht hat. Schade, dass Lis noch nicht da ist. Dann ist meine Familie komplett dachte ich gerade, als es läutete. Es war Lis. Gedankenübertragung? Sie küsste mich, es war ja kein Geheimnis mehr, wie es um uns stand. Mom, Pop und Renate bekamen auch einen, dann schaufelte sie tüchtig mit. Zwetschgenknödel. Sie fand die Romantitel auch gut. Dann hatte sie aber eine völlig neue Story:
„Kristin war ja mit Axel in Konstanz“, begann sie. „Davon konnte ich ja noch gar nicht erzählen. Also, sie war voll durch und weg. Das Inselhotel ist ja wohl das Beste, was es in Konstanz und Umgebung so gibt. Papa hatte eine Suite für zwei Nächte gebucht. Sie kam sich vor wie im Märchen. Axel auch. Zur Begrüßung stand echter Champagner kalt und für die Dame Kristin Bronner, die gnädige Frau, ein Rosenstrauß. Dazu eine Notiz, dass am Abend gegen 20 Uhr, ein Tisch für sieben Personen im maurischen Saal reserviert sei. Axel der Banause wusste davon aber hatte Kristin nichts gesagt. Dann nahmen sie ein Taxi und fuhren zur Familie Schmitt. Rama Schmitt war natürlich da. Ich versuche zu zitieren: ‚Haben Nachricht bekommen. Freuen sehr auf Einladung. Kommen pünktlich’, soll sie gesagt haben. Spricht sie so?“, wollte Lis jetzt wissen.
„Ja, merkwürdig abgekürzt und leicht verdreht, aber doch verständlich und ohne jeden Akzent.“
„Sie bat also Kristin und Axel herein und bewirtete sie mit Baklava und Mokka. Dann rätselten sie alle über die Zahl Sieben. Herr und Frau Schmitt, Axel und Kristin. Macht erst vier.
„Vielleicht die Tochter Leila?“, schlug Kristin vor.
„Dann auch Peter“, wusste Frau Schmitt.
Leila hatte die richtige Idee. „Dann fehlt eigentlich nur Traudl. Die Urlaubsfreundin von Paul im nächsten Jahr. Das erzählt sie neuerdings ja jedem, der es nicht hören will.“
Und jetzt kommt das Schärfste, genau diese Namen standen auf den Tischkarten. Seither rätseln Kristin und ich, woher Papa das wusste. Denn er hat die Reservierung natürlich gemacht.“
„Oh, oh. Das ist ganz einfach. Papa hat mich angerufen und gefragt, wen ich am liebsten, hier in Stuttgart, als Besuch aus Konstanz haben wollte“, löste ich das Rätsel.
„Dann wusstest du es also?“
„Nein, ich schwöre, ich hielt das für eine rein theoretische Frage“, verteidigte ich mich.
Mom saugte alles in sich hinein. Pop hörte recht interessiert zu.
„Na dann“, fuhr Lis fort. „Traudl und Peters Eltern wurden von Frau Schmitt informiert. Das ist ein Geschenk von meinem Paul, soll sie gesagt haben“, lachte Lis mich an. „Kristin gab mir aber Entwarnung. Traudl ist nur auf eine Urlaubsfreundschaft aus, mit den gleichen Voraussetzungen, wie ich sie habe, nicht bum ... Ihr wisst schon. Weiter! Axel fragte herum. Das Essen war in einem der nobelsten Restaurants der Stadt. Frau Hartmann war begeistert; sie zog mit Traudl und Leila los und besorgte für die Mädchen tolle Kleider für den Abend. Peter hatte einen schwarzen Anzug, unsere Zwei hatten was dabei. Axel das Schlitzohr, hatte zu Kristin nur gesagt sie würden abends mal schick ausgehen. Aber weiter. Alle kamen. Frau Schmitt schoss jedoch wohl den Vogel ab. Es muss ein fantastisches Kleid gewesen sein, das sie da trug. Kristin schwärmte fast zehn Minuten davon. Etwas aus dunkelgrüner Seide, mit echten Pfauenfedern, hohem Kragen und Hunderten von kleinen Perlen und grünen Steinen. Kristin sprach von Tausenden Smaragden und Papa nickte zustimmend. Aber ich glaube das einfach nicht. So reich ist doch keiner. Auf jeden Fall guckten die anderen Gäste wohl ganz schön blöd. Rama war unumstritten der Mittelpunkt. Die zwei Mädchen müssen aber auch bezaubernd ausgesehen haben. Sie hatten lange dunkelgrüne Samtkleider an, mit viel Brüsseler Spitze. Traudl plapperte aus, dass die Kleider 200 Mark gekostet hätten. Das war es der Familie Hartmann aber wohl wert, in so ehrenwerter Gesellschaft zu sein. Traudl sagte auch etwas von Wiedergutmachung. Das wirst du Paul, mir wohl nachher erklären.“
Sie holte tief Luft, aß noch zwei weitere Zwetschgenknödel und wollte einen Saft. Mom hatte ihren Notizblock auf dem Tisch und stenografierte mit. Lis erzählte weiter.
„Das Essen war prima, sagte Kristin. Es war nicht, wie man aus dem Namen des Restaurants schließen könnte, arabische, sondern beste französische Küche, was immer das ist. Vor dem Dessert kam aber der Höhepunkt. An der Türe des maurischen Saals entstand eine Art Aufruhr. Drei Zwerge drangen ein. Ja, echte Zwerge, aus einem Zirkus, der gerade gastierte, geliehen, gestand uns Axel. In voller Uniform. Sie schleppten einen goldenen Blumenkübel; gut polierte Bronze, sagte Axel. In dem waren 101 langstielige dunkelrote Baccara Rosen. Sie schoben den Kübel, ihr glaubt es nicht, auf dem Boden kriechend vor sich her. Zu Füßen von Rama. Dann erhob sich einer der Zwerge auf die Knie und las eine Dankeslitanei vor, auf Persisch. Papa hatte sie verfasst und Axel beschworen einen Menschen zu finden, der das vorlesen kann. Axel hat für den Notfall sogar geübt, es selbst vorzutragen. Papa hatte es ihm auch phonetisch aufgeschrieben.
Der Zwerg muss aber spitze gewesen sein. Rama nahm die Litanei stehend entgegen. Dann rief sie hoheitsvoll in den Saal: ‚Geben meine Freunde Essen und Trinken, was Herz begehrt, und stellen Blumengabe neben mich’. Die Ober flitzten. Dann setzte sie sich, nahm eine Rose, küsste sie und gab sie Herrn Schmitt.
Dann kam der Nachtisch. Kristin konnte ihn nicht richtig beschreiben. Eis, Früchte, Waffeln und Pralinen, eine Art Eisbombe mit Feuerwerk, vermute ich aus ihren Worten.
Danach stand Rama wieder auf und sprach. Ich hoffe ich bekomme es wieder zusammen. Sie sagte in etwa: ‚Ich vielen Dank für prächtigen Empfang für kleine Freude an unserem Sohne Paul. Ich ihn vermissen heute sehr. Aber Schwester von seine Freundin sein da. Das sein gut. Nun ahnen wie nett Freundin. Sagen an Sohn Paul danke. Ich leben jetzt glücklich und heute haben großes Fest für mich. Auch sagen, Leila sein glücklich mit seine Freund Peter. Viele Dank auch an Papa von Freundin. Haben gute Worte gefunden. Werden berichten. Bitte kommen nach meine Haus, bevor gehen zurück nach Stuttgart’.
Sie sank danach in ihren Sessel zurück und Herr Schmitt legte einen Arm um sie. Alles klatschte, obwohl Kristin sich sicher ist, keiner wusste, um was es geht. Königinnen werden aber wohl immer beklatscht und Rama war an diesem Abend eine Königin. Sagt zumindest Kristin.“
Lis machte erneut eine Pause und mampfte noch einen Zwetschgenknödel. Dann fuhr sie fort:
„Kristin und Axel gingen am nächsten Morgen hin und bekamen ein großes Paket Baklava sowie einen Brief für Papa mit. Das kann dir Papa aber bei Gelegenheit selber sagen. Er war auf jeden Fall sehr, sehr aufgeregt. Er knuddelte mich vor Schreck ganz toll. Das hat er so noch nie mit mir macht. Ach ja, Kristin sagte, sie wolle nie mehr in ein anderes Hotel. Die Suite im Inselhotel sei nicht zu überbieten. Ich glaube ihr das zwar, die Hauptsache aber, da bin ich ganz sicher, war Axel mit dem Segen von oben in ihrem Bett.“ Das quittierte nun Pop mit einem so dröhnenden Lachen, dass sich Lis, einiges von ihrem Vater gewohnt, die Ohren zuhielt. „Axel bekam für die Idee mit den Zwergen, von Papa ein Lob und einen Briefumschlag. Da war natürlich Geld drin, aber schaut ihr mal nem echten Teppichhändler in die Börse.“
Pop musste jetzt raus gehen, sonst wären die Gläser in der Vitrine gesprungen, so lachte er. Nur Mom wirkte etwas unglücklich. „Jetzt hatte ich so einen schönen Schluss für meine Geschichte, da bringt ihr mir eine ganz neue Episode.“ Sie seufzte tief. „Auf der anderen Seite“, überlegte sie laut, „wenn der Roman läuft, dann schreibe ich einfach einen zweiten Teil: Der Sohn der persischen Prinzessin oder so was. Ihr werdet schon dafür sorgen, dass da aufregendes Neues geschieht. Gell mein lieber Paul“, lachte sie wieder fröhlich.
„Auf, auf, meine Weiber, es gibt Arbeit“, brach ich für heute die Tafel ab. „Der erste Kunde kommt gleich.“
***
Lis spielte heute das Serviermädchen. Bei der Gelegenheit sagte ich ihr, dass auch sie ein kleines Taschengeld bekommt für ihre Hilfe bei der Arbeit. 50 Mark. Sie war glücklich und keinesfalls erbost, dass Renate das Doppelte bekam. „Renate macht ja auch viel mehr“, war ihr ganzer Kommentar.
Es klingelte. Irena Wallbusch.
Lis sauste runter und bat sie herauf. Renate und ich erwarteten sie im Wohnzimmer. Irena war noch jung, gerade achtzehn, sie belegte es mit ihrem Ausweis. Wir waren angehalten, das zu kontrollieren. Lis servierte ihr Sekt, den sie gierig trank, dann fragte ich, um was es den eigentlich geht.
„Wir müssen halt wissen, wie wir das Shooting gestalten“, begründete ich es.
„Ich war mit meinen Eltern im letzten Herbst in den USA“, begann sie zu erzählen. „Im Süden. Ich freundete mich mit ein paar Girls an und die erzählten mir eine irre Story: Immer, bevor der Mais reif wird, will der Geist des Maisfeldes, die Felder sind dort riesig, besänftigt werden. Er will nichts Geringeres als eine Jungfrau, die sich einem frischen Maiskolben hingibt. Ich habe die Mädchen natürlich ausgelacht. Da haben sie mir vorgeführt, wie das geht. Der Maiskolben wird mit Butter beschmiert und dann da unten - ihr wisst schon. Es machte mich so an, dass ich es nachmachte. Blöderweise habe ich nicht daran gedacht, dass ich wirklich noch Jungfrau war. Es tat weh und der Maiskolben wurde blutig. Die Girls wurden ganz aufgeregt. Und jetzt kommt das Schärfste: Im letzten Jahr kam weder Sturm, Regen noch Viehzeug. Es wurde die beste Ernte seit Jahrzehnten, schrieben mir die Girls später und schickten mir 2000 Dollar, die sie für meine Leistung bei den Farmern sammelten. Der bewusste Maiskolben liegt, mit den Blutflecken, unter Glas, im Gemeindehaus. Zum Beweis. Auf Anraten einer Freundin schrieb ich die Geschichte auf und schickte sie an den Verlag. Als Leserbrief. Der Verlag schrieb zurück, er wolle sie als Titelstory. Das Shooting - ich soll einfach das nachmachen, was ich damals machte, wurde mir mitgeteilt.“
Lis, Renate und ich hatten gebannt zugehört. Renate schlug vor „die kleine Kammer ist die richtige Location. Das eine Eck, wenn du mit der Kamera aufpasst, sieht aus wie in einer Farmerküche. So ein bisschen ärmlich denke ich, ist es dort wohl auch.“
„Renate du bist dein Geld wert“, lobte ich sie. „Lis kümmere dich um unseren Gast, wir machen die Location fertig. In zehn Minuten kann es losgehen.“
Renate wischte die Ecke aus, ich rollte Fotolampen an und lud die Kamera. Irena wurde von Lis gebracht. Sie hatte zwei Maiskolben und Butter dabei. Dann kam sie ernsthaft zur Sache. Sie brauchte keinerlei Anweisungen. Was hätte ich auch sagen können? Zuerst ein Portrait mit Maiskolben. Dann fiel das Kleid. Sie hatte sich im Bad schon soweit entblättert, nur ein Slip war noch darunter. Der fiel ebenfalls. Andeutungsweise wurde der mit Butter bestrichene Maiskolben vor die reichlich behaarte Muschi gehalten, nun ließ sie sich in der Ecke der Küche zu Boden gleiten. Völlig selbstversunken spielte sie mit dem Maiskolben an ihrer Muschi und dann...
Sie steckte ihn tatsächlich rein. Die Butter war teilweise zerlaufen und bildete so ein ideales Gleitmittel. Sie schob den Maiskolben tief rein und tat es mit ihm, stöhnend und keuchend. Sie war völlig weggetreten. Ich glaube sie sah uns gar nicht. Sie machte es sich gute zehn Minuten, dann schreckte sie hoch. „Verzeihung“, murmelte sie. „Das ist wohl der Fluch des Geistes, es macht mir wirklich Spaß. Ich habe es mit einem Dildo versucht - sogar mit einem Mann. Ein frischer Maiskolben ist das Beste, was ich bekommen konnte“, seufzte sie tief.
Geschmolzene Butter tropfte auf den Fußboden. Sie drehte sich um. Der Film war zu Ende, ich griff zur vorbereiteten zweiten Kamera. Der zweite Maiskolben, frisch mit Butter beschmiert, wie das ganze Mädchen in der Zwischenzeit auch, wurde von hinten, ganz tief rein gerammt. Irena hatte ihren wilden Spaß daran und ich knipste und knipste. Zum guten Schluss, gab es etwas Neues für mich - sie schob sich den Maiskolben mit Genuss, das konnte man hören, in den Hintern. Nicht ganz so tief wie vorher in die Muschi, aber tief genug um auch dort damit zu bumsen. Sie hatte knapp 30 Minuten mit dem ganzen Spiel zugebracht. Jetzt war sie fertig. Sie warf die Maiskolben in den Papierkorb und richtete sich auf.
Lis kam mit Papiertüchern und Bademantel. Irena nahm beides dankend entgegen. Renate ging mit ihr ins Bad, wo die volle Wanne schon wartete, mit ordentlich Schaum. Lis wischte die Butterflecken weg. Renate schrubbte derweil bei Irena das Butterfett ab. Ich war stolz auf mein völlig gelassenes Team. Nachher saßen wir mit der sauberen und wieder voll angekleideten Irena im Wohnzimmer zusammen. Ich fragte sie:
„War das jetzt nur eine Geschichte oder die Wahrheit, Irena?“
„Leider die Wahrheit - wenn auch nicht die Ganze. Ich tat es damals nicht aus freien Stücken. Ich hatte mit den Girls einen Tauchgang in den dortigen Whisky gemacht und war sturzbetrunken, bekam eigentlich nichts mit. Aber geil auf Maiskolben, das bin ich jetzt wirklich. Diese kleinen Noppen ... und dann sind sie nicht so kalt wie ein Dildo. Ich kann nur empfehlen, es einmal zu versuchen.“ Sie trank ihr Sektglas aus und wollte mehr. Lis schenkte nach und reichte Salzgebäck.
Meine Frauen quatschten mit Irena über die USA. Ich sah auf die Uhr. Fünf vor vier. Ich sah zu Lis und deutete auf die Uhr.
***
Lis nickte und ging runter. Sie brachte Jutta Heinte ins Wohnzimmer und servierte ihr ebenfalls Sekt. Ich begrüßte sie ebenfalls freundlich und ließ mir den Auftrag geben. Jutta war 22 Jahre alt, wie ich erfuhr, und verheiratet. Ihr Mann hatte an den Verlag geschrieben. Er ließ sich das Magazin wohl per Post schicken. Er hatte ein sehr schlechtes Foto seiner Frau an den Verlag geschickt, nun hatte ich den Auftrag. Ich fragte sie: „Wo willst du gerne posieren, Jutta? Vor einer Wand, in einem Sessel oder in einem Bett?“
„Am liebsten im Bett, da fühl ich mich wohl“, lachte sie.
Lis brachte sie zum Umziehen ins Gästezimmer. Als ich kam, hatte sie einen blauen Seidenpyjama an und schminkte sich noch. Dann kam das übliche Shooting. Ihre Figur war gut, die Brüste klein. Das Shooting ging flott über die Bühne.
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Sören Svenson, die nächste Kundin, war eine Überraschung. Sie ist Schwedin, tiefbraun gebräunt und dazu hellblonde Haare. Sie kam recht einfach gekleidet, Jeans und T-Shirt, denn draußen war es warm. Sie wollte keinen Sekt, sondern Cola, das hatten wir nicht. Es gibt also Leute, die das Zeug wirklich trinken, wir müssen in Zukunft wohl welche besorgen. Ich schickte Sören mit Lis los, umziehen. Sie kam in roter Lederjacke und enger schwarzer Lederhose bekleidet wieder, dazu hatte sie einen Lolli im Mund. Ich stellte sie vor die helle Wand und ließ sie agieren. Es waren nur wenige Anweisungen nötig. Sie ist eine dieser schlanken Typen, vermittelte aber irgendwie den Eindruck von - wie will ich es bloß beschreiben? Unsauberkeit? Sie roch auf jeden Fall nicht schlecht. Das Shooting war schnell erledigt. Langsam wurde es für mich zur Routine.
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Es war schon halb sechs und ich saß mit fünf Damen im Wohnzimmer. Es war ein ganz schreckliches Geschnatter und die zweite Flasche Sekt war auch schon wieder leer. Ich winkte Renate zur Seite.
„Schmeiße sie raus, es reicht. Es sind zwar Kunden aber sie haben ihre Arbeit getan und verdienen Geld damit. Sag neue Kunden kommen.“
Renate nickte und warf. Zehn Minuten später waren wir wieder unter uns. Die Damen waren nicht mal vergrault, sie fanden es völlig normal. Renate hatte sich die Adressen geben und einen Auftrag für den jeweiligen Fotosatz unterschreiben lassen. Es herrschte endlich Ruhe.
Später machte Renate das Abendessen. Heute für drei. Brote, Wurst und Käse, dazu einen Kräutertee. Sonst herrschte Schweigen.
„Mahlzeit“, sagte Renate.
„Guten Appetit“, sagte Lis.
„Ich liebe euch“, sagte ich.
„Das war ja ein heißer Nachmittag, obwohl, ich hatte es mir fast noch schlimmer vorgestellt. Aber 5500 Mark in der Kasse, da kann man schon mal tüchtig zulangen. Oder bist du arg kaputt?“, unterbrach Renate die erste Schweigsamkeit beim Essen.
„Ach meine Schätzchen. Ihr seid es doch, die wirklich Arbeit hatten. Ihr habt mir all den Kram vom Hals gehalten. So konnte ich mich voll auf meine Aufgabe konzentrieren. Ich stehe tief in eurer Schuld.“ Dann bekam jede einen dicken Kuss. Lis zuerst, sie ist die Hauptfrau.
„Also diese Halb-, vielmehr Viertelneger, die sind voll sauber, das hatte ich gesehen, aber sie wirken irgendwie ungepflegt“, gab Lis einen ersten Kommentar ab.
„Sören ist Schwarz? Habe ich das richtig gehört?“, staunte ich.
„Ja. Hast du es denn nicht gesehen?“
„Ich hab's auch nicht bemerkt, nur der Eindruck gefärbter Haare war unverkennbar. Jetzt ist es mir jedoch voll klar, die Haare passten nicht zur Haut, daher der ungepflegte Eindruck“, erkannte Renate.
„Jutta war ja ganz in Ordnung. Ich hatte nur Probleme mit ihrem Pelz da unten. Man konnte mit der Kamera nichts sehen, meine ich. Ob sie im Verlag mit allen Bildern zufrieden sind?“
„Ich hab’s ja schon verstanden“, maulte Lis. „Sie kommen ab. Ich muss nur noch Mama darauf vorbereiten. Kristin hat ja das gleiche Problem, Axel mag keine Haare im Mund. Bei uns beiden spielt das zwar noch keine Rolle, weil sich noch nichts abspielt, aber du behauptest, es würde besser zu meinem Typ passen, und gefallen darf ich dir ja …“
„Und euer Kommentar zu Irena?“
„Wenn sie uns nicht die Hucke voll gelogen hat, ist sie ein armes Wesen. Dieser Vollrausch, und das war es ja wohl, hat in ihrem Sexualleben viel Schaden angerichtet. Wenn ich da so an Kristin nach ihrer [i)Vergewaltigung[/i] denke, wage ich fast zu sagen, dass Irena vom Alkohol vergewaltigt wurde“, vermutete meine clevere Lis.
„Ich fürchte noch viel, viel mehr, dass die Farmer womöglich bald noch eine Jungfrau opfern werden“, meinte Renate recht ernst.
„Wieso das denn?“, erschrak ich.
„Denk doch mal nach: Da geht es um Millionen von Dollars. Die alte Legende scheint ja auch wahr zu sein, nach diesem Vorfall. Was zählt da der Frust eines kleinen Mädchens? Es wird also wohl eine neue Jungfrau daran glauben müssen. Ich bin da recht sicher, wenn sich keine Freiwillige findet, dann notfalls eine mit Gewalt.“
„Das ist wohl wahr. Darüber bin ich wirklich froh, es ist nichts, auf das wir irgendeinen Einfluss haben“, erkannte Lis.
„Leider. Aber was sagt ihr dazu, dass uns Irena so völlig ungehemmt und freizügig dieses Maiskolbenspiel vorführte. Wir sind ihr doch fremd; ich gar ein Mann. Ich meine im Zuge eines Shootings, mal die Muschi zu zeigen, sie auch mal anzufassen, wie Rosa es tat, das finde ich okay. Schließlich geht es zumindest am Schluss ja auch um Nacktaufnahmen. Aber solch intime Dinge, wie mit einem …“
„Mach dir da keine Gedanken Paul“, brachte mich Renate auf den rechten Weg. „Für Irena war das eine Befreiung; sie hat es für sich getan. Wir waren ihr völlig unwichtig. Sei dir aber völlig im Klaren darüber, solche Models sind eher selten.“
„Das fürchte ich auch. Mir ist aber etwas eingefallen, Mom würde sich mit Sicherheit auf diese Geschichte stürzen. Meint ihr, wir sollten sie ihr erzählen? Sie könnte vielleicht ...“ fiel mir ein.
Renate zögerte, dann hatte sie eine Antwort. „Ich glaube es kann nichts schaden. In Europa haben wir das Problem ja nicht. Wegen Einzelheiten in den USA kann sie Irena noch einmal direkt fragen oder sich bei einer Agentur in Amerika erkundigenden. Eine derartige Geschichte, als Warnung vor Alkoholmissbrauch, kann auf jeden Fall nicht schaden.“
Lis nickte. Ich war auch dieser Meinung. Wir aßen gemütlich zu Abend, dann gingen meine Zwei schon früh nach Hause. Pop hatte heute Stammtisch. Ich ging runter zu Mom und erzählte ihr die Geschichte von Irena. Sie war begeistert und meinte mir stehe ja fast ein Beraterhonorar zu. Dann bat sie mich ein nicht so ganz wildes Foto, exklusive als Titelbild und gegen Honorar, aufzuheben. Ich erklärte ihr, da müsse ich erst mit Pop die Rechtslage klären, ich würde auf jeden Fall ein passendes Stück des Films abschneiden.
***
Mom bot mir einen Likör an, ich schenkte uns ein. Unser Verhältnis war so vertrauensvoll, wie es nur sein kann, ihre Neugierde als Schriftstellerin war gestillt. Die Mutter kehrte sie schon lange nicht mehr raus, wir waren eher vertraute Freunde. Das neue Buch solle erst mal Der Geist im Maisfeld als Arbeitstitel heißen.
Der Likör war mir zu süß. Ich sagte Gute Nacht und ging nach oben und ins Bett. Ich dachte noch einmal an Irena und was sie sagte: Ein Maiskolben sei besser als ein Dildo. Dann fiel mir ein, Renate hatte doch vor kurzem gestanden, dass sie es mit einer kleinen Gurke getan hätte. Ich holte mir mal wieder den Van der Velde, fand aber nichts über Dildos, geschweige denn über Gurken oder Maiskolben darin. Nun fragte ich mich, ob solcher Ersatz, anders konnte ich es kaum nennen, von allen Frauen benutzt wird. Darüber schlief ich ein.