Zu Hause lag Post vom Verlag. Ich besprach den Donnerstag mit meinen Frauen. Kristin und Axel werden dazu kommen. Dann ging Renate nach Hause. Sie schützte vor, das von Rama Gelernte aufschreiben zu müssen. Mir war klar, dass sie Lis noch ein wenig Zeit mit mir gönnen wollte. Diese hatte ja am Samstag nichts von mir.
Dienstag gab es eine Überraschung der besonderen Art, beim gemeinsamen Abendessen gab mir Pop einen Briefumschlag aus dem Sekretariat der Uni Stuttgart und was war drin? Nichts anderes als ein Studentenausweis, ausgestellt auf mich. Wenn auch leicht verspätet, war ich als Student anerkannt. Das war Grund genug, nach dem Abendessen Lis anzurufen. Ab nächsten Montag werde ich beurlaubte Fehlstunden an der Schule haben, um an der Uni Vorlesungen zu besuchen. Pop riet mir zu einer Monatskarte mit bei der Straßenbahn, vergünstigt mit dem Studentenausweis.
Mittwoch war Klassenarbeit. Weder Lis noch ich hatten ein Problem damit. Wir waren einfach gut vorbereitet. Der Ehrgeiz hatte uns gepackt. Lis wollte mir in nichts nachstehen. Sogar die Liebe kam da im Notfall etwas zu kurz, aber wir haben ja noch so viel Zeit.
Donnerstag. Ein alter Bus fuhr vor. Leise und diszipliniert, ohne das typische Gekicher, kamen die Mädchen ins Haus. Ihre Augen glänzten vor Vorfreude. Sie waren in nichts von den Mädchen aus unserer Abiturklasse zu unterscheiden. In der Halle wurde gestaunt. Sie ist schon recht imponierend.
Mom wusste Bescheid, das hatte ich noch am Sonntag erledigt. Sie hatte genügend Stenoblöcke und Bleistifte bereit und auf ihrem Tisch lagen verschiedene Romane von ihr. Jedes der interviewten Mädchen sollte einen bekommen. Mit Widmung. Mom hatte auch anstandslos ihre Privatkasse geplündert und meine Weiber hatten alles für ein Buffet eingekauft. Renate hatte vorgeschlagen, dieses in der Halle anzurichten. Da sei genügend Platz, warm genug sei es auch. Vor allem aber sei dort alles schnell auf und abgebaut und genau so schnell alles wieder ausgewischt. Wir hätten sicher genug damit zu tun, später das Studio, und wohl auch meine Wohnung, wieder einigermaßen klar zu bekommen.
Meine Mannschaft, verstärkt durch Kristin und Axel, führte die Mädchen herum. Dann besprachen wir die Einstellungen. Ich dachte an schwarze und weiße Wand. Das Hauptgeschehen sollte sich aber, um die neue Bar sowie die Sitzecke rechts und links davon, und der neuen Kaminattrappe ranken. Dann gab ich, unter Bewachung meiner drei Assistentinnen, die Wäsche frei. Ich war noch nicht draußen, da war die Hälfte der Mädchen bereits nackt. Dabei herrschte fast völlige Ruhe, ein kleines Kichern hier, ein kleiner Quietscher dort, sonst nichts.
„Ich denke dir macht der Anblick nackter Mädchen nichts aus. Du könntest mir beim Ausleuchten helfen, du siehst ja selber, wo’s dunkel ist“, bat ich Axel. „Du hast auch schnell raus, mir die Kameras zu be- und entladen. Geht das?“
„Die Worte des Meisters sind mir Befehl“, lachte er. „Ich befürchte nur, dass ich am Ende der Arbeit womöglich euer Gästezimmer mal wieder brauche.“
Kristin kam, um mich zu holen. Sie hörte Axels letzte Worte und lachte. Zwei Mädchen standen bereit. Eine fesche Blondine am Lamellenvorhang, eine Brünette an der Tapetenwand. Ich gab Anweisung, wie ich die Lampen wollte und los ging es. Die Blonde führte Unterwäsche hinter den Lamellen vor. Sie sah gut aus - die Blonde.
„Ein wenig mehr Action bitte!“, bat ich.
Gekicher. „Ich bin Blondi und das ist Action!“ Sie streckte mir den nackten Popo hin. Ich ließ ihn mir nicht entgehen - für die Kamera natürlich.
Dann kam die Brünette. Sie hatte Talent. Gekonnt präsentierte sie Hemdchen, Body, BH und Höschen. Am Schluss sich selbst, nackt. Sie zog sich derart blitzartig um, dass ich das Shooting mit ihr in knapp 15 Minuten durchhatte. Über diese Bilder wird sich Willi freuen. Alle recht dezent.
„Wenn wir in diesem Tempo weitermachen, kommen wir ganz prima durch. Ihr seid ja Schönheiten, diese Fotos bekommt ihr sicher aus den Händen gerissen“, lobte ich schon mal.
„Da haben wir aber auch schwer daran arbeiten müssen. Vor zwei Jahren hättest du uns sicher nicht so betitelt. Bei mancher musste der Onkel Doktor ran. Ausgeleierte Hängebrüste mussten gestützt werden und vereiterte Piercings operiert. Doofe Tätowierungen wurden entfernt, durch Hauttransplantation oder mit weiteren Tätowierungen verschönert“, berichtigte Micki, die hinter mir stand, um die ersten Shootings als zusätzlicher Aufpasser zu überwachen. „Blondi hat inzwischen eine Schulung zum Modell gemacht. Bei Modevorführungen muss es schnell gehen, das kann sie jetzt. Gut aussehen tut sie wohl auch wieder“, fügte Micki hinzu.
„Wenn der Rest von euch Mädchen nur halb so gut ist, dann wird es ein voller Erfolg. Das garantiere ich. An mir soll es keinesfalls liegen.“
An der Bar saß inzwischen eine rothaarige Schönheit bereit. Sie posierte erst ein wenig ungelenk. Ich machte ein Portrait von ihr und sprach ihr Mut zu. Die Sache mit dem Freund ließ ich raus. Hier war es wohl besser einen anderen Schmus zu erfinden. Irgendwas mit gesundem Körper und gesundem Geist. Langsam kam Freude bei ihr auf, es lief wundervoll. Als sie sich umdrehte, sah ich zum ersten Mal eine große Tätowierung. Auf der Lende des Mädchens. Ein Blumenornament. Ich fand es eigentlich recht hübsch.
„Hat das sehr wehgetan?“, wollte ausgerechnet Lis aus dem Hintergrund wissen.
„Was hat wehgetan?“
„Die hübsche Tätowierung.“
„Ich war High oder Betrunken. Ich habe nichts davon gemerkt.“
„Also ich würde sie dir abnehmen, wenn ich könnte“, behauptete Lis aus dem Dunkeln heraus.
„Ich finde sie auch hübsch und werde sie behalten“, lachte das Mädchen, inzwischen bis auf einen kleinen Slip entkleidet. Mehr wollte sie auch nicht ausziehen. Ihr gutes Recht.
Vor der weißen Wand stand eine kesse Brünette in einem Nichts von Zweiteiler. Sie hatte nicht die schöne Figur von Blondi. Das machte sie durch ihr freches Aussehen wett. Ohne jede Scheu zog sie ihr Programm durch. Sie hatte sichtlich Freude daran, sich zu produzieren.
„Das ist Röschen, wir nennen sie Frettchen, weil sie so frech ist. Sie ist gerade Achtzehn geworden und die Jüngste von uns. Sie sollte eigentlich nicht mit uns zusammenbleiben, die Richterin hatte aber ein Einsehen. Sie war damals völlig verhungert und verwahrlost. Schau sie dir jetzt an, das ist doch sprühende Lebenslust in Reinkultur. Sie hat den Albtraum wohl vergessen. Man sollte es kaum für möglich halten, was ein Mensch wegstecken kann“, erklärte mir Micki.
Frettchen posierte zum Schluss auch nackt. Mit einem Riesendildo, den die Mädchen mitbrachten, zog sie eine recht sinnliche, eher erotische Show ab.
Ich musste Pause machen, der Morgenkaffee trieb wohl. Auf dem Rückweg sah ich überall kurz rein. Keine erkennbaren Katastrophen bisher. Lis und Renate waren voll gelassen. Auch keinerlei Anzeichen von Panik.
„Du solltest vielleicht mal ins kleine Zimmer reinschauen“, ermutigte mich Kristin, als ich gerade wieder nach oben wollte. Ich fand eine vollschlanke junge Frau, die gerade ein rotes Hemdchen anprobierte.
„Oh Schreck. Ich bin die Tanzlehrerin der Mädchen und habe sie hergefahren. Ich gehöre nicht dazu, aber dieses Hemdchen hat mich doch sehr gereizt. Es ist unverantwortlich von mir“, sagte sie lächelnd.
„Ja. Da haben wir jetzt halt ein Problem. Das Anziehen dieser Wäsche impliziert, dass man sich damit auch fotografieren lassen muss. Axel, Kamera!“, brüllte ich auf den Flur.
Axel kam. Die Lehrerin grinste und posierte. Sie hatte Riesenmöpse mit einer Tätowierung drauf, einen buschigen Urwald zwischen den Beinen und keinerlei Hemmungen ihn auch der Kamera zu zeigen.
„Ich verstehe die Mädchen nur zu gut. Ich war früher eine von ihnen. Vielleicht habe ich deswegen einen so guten Draht zu ihnen. Ich bin über dreißig und unabhängig von allem und allen. Die Bilder können veröffentlicht werden. Wem es gefällt ...“
***
Ich eilte wieder hoch. Die Strohblonde hatte sich umgezogen und saß jetzt an der Bar. „Micki hat mich geschimpft“, erfuhr ich. „Sie hat ja recht. Wir ziehen doch alle an einem Strang und ich möchte will kein Mauerblümchen sein. Darf ich noch mal posieren? Ich tue es freiwillig. Vorher hatte ich ganz einfach ein wenig Schiss. Wir wurden hart umerzogen.“
Sie ist die Sekretärin. Sie bat mich, doch auch ein paar vernünftige Bilder in meinem Büro von ihr zu machen. Für Bewerbungen und so was.
„Warum nicht. Eine von meinen Assistentinnen wird dich hinbringen“, gestand ich ihr zu. Später fotografierte ich sie unten im kleinen Büro. Sie sah wirklich gut aus. In meinem Sessel machte sie sich auch ganz gut. Ohne Höschen besonders. Schon wieder war ein Film durch. Wenn es so weiter ging, würde ich einen Rekord schaffen. Den Einsatz der Filme hatte ich mit Sicherheit schon raus.
Renate sagte mir, irgendwann zwischen der Arbeit, dass alle Verträge unterschrieben seien. Auch alle Ausweise geprüft. Sie hätte sie sogar fotokopiert. Wenn sich die Mädchen auch sehr ordentlich benehmen würden, sicher sei sicher. Renate ist halt ein Schatz.
Danach kam die heiße Blonde wieder. Sie posierte für eine ganze Bandbreite von netten Wäschefotos. Sie hat eine Tätowierung in der rechten Leiste, die war zwar schon etwas verblasst, sah aber doch recht nett aus. Auch sie wirkte sehr gepflegt. Ich lobte ihre gute Figur, vor allem ihre strammen Brüste.
Sie strahlte. „Jetzt sehen sie ja wieder aus. Ich hatte einen fürchterlichen Hängebusen, weil ich nie einen BH trug. Es hat uns 4000 Mark gekostet, ihn wieder so hin zu bekommen. Da ist jetzt zwar etwas Silikon drin, aber ich sehe wenigstens wieder aus, wie es sich für eine junge Frau wohl so gehört.“
„Du sagtest uns?“, wurde ich neugierig.
„Ja, uns. Wir legen unser Geld zusammen. Jede bekam oder bekommt das, was sie braucht, wenn die Gemeinschaft dem zustimmt. Jede hat natürlich auch ihr eigenes Taschengeld.“
Wir waren durch, da meldete sich Lis. „Ich habe eine sehr freche Bitte. Darf ich deinen Busen einmal anfassen. Wegen des Silikons, das da drin ist.“
„Bitte, bediene dich“, gestattete es ihr Blondi.
Zurück an der Bar war eine Brünette bereit, fotografiert zu werden. Auch sie hatte, wie die sofort im Anschluss posierenden Blondinen, eine gute Figur. Die Mädchen müssen wirklich hart an sich gearbeitet haben. Sie aalten sich in der Freude, so viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ich fotografierte sie nur mit Augenmerk auf das Motiv. Ich meinte zwar einmal gewisse Körperteile schon mal gesehen zu haben, auch andere Ähnlichkeiten zu erkennen, Maskenbildnerin, Friseurin und … sollen sie doch ihren Verkleidungsspaß haben.
Axel kam etwas ins Schleudern. Wir hatten keine Filme mehr oben. „Lass dir von Lis welche geben, bringe gleich alle mit“, bat ich ihn. „Die Kameras fressen die Filme ja nur so.“ Dann fiel mir etwas ein: „Renate, was ist mit dem Mittagessen. Haben wir nicht auch Köchinnen dabei?“
„Mach dir keine Gedanken. Eine arbeitet bereits nach Anweisung und Klarissa, die dir eben posierte, geht jetzt auch gleich runter zum Helfen.“
Eben posierte? Hatte ich es doch geahnt. Irgendetwas kam mir an der Figur bekannt vor. Unnahbar und elegant in brünett, verwegen und frech als dumme Blondine zurechtgemacht. Ich sag’s ja schon immer - Weiber!
Axel brachte die Filme. Die besonders hübsche Blonde posierte noch einmal in einem roten Fähnchen. An der Bar.
Dann stand Micki da, im langen schwarzen Kleid. Sie wirkte absolut damenhaft. Groß und schlank. „Wir haben die Reihenfolge ausgelost. Nun bin ich halt dran. Ihr versteht eueren Job aber wirklich. Was ein Glück wir hatten, dass ich im Zug den Mut fand, mit dir zu reden.“
Micki machte ihre Sache gut. Als Braut des Anführers der Bande, wie ich inzwischen wusste, war sie sehr stark tätowiert. An der linken Brust ein kleines Herz und in der Leiste eine kleine Gans waren nur winzige Stellen. Auf der Schulter und im Nacken waren große Tattoos. Die meisten schon etwas verblasst. Ihre Brustnippel waren durchstochen und trugen einen Ring.
„Ich habe mich dafür gequält, jetzt behalte ich sie auch. Nur den Knopf in der Zunge habe ich rausgenommen“, erfuhr ich während Micki agierte. Kleid an, Kleid aus. Sie scheute auch vor einer Show mit einem der Mädchen, als kokettes Pärchen, nicht zurück. Sie wirkte absolut natürlich.
„Als Nächstes in dieser Abteilung kommt Marie, meine Vorgängerin beim Chef. Damals hatte er noch etwas mehr Geschmack als bei mir. Da war er meist nur noch betrunken“, kündigte sie an. „Ich gehe jetzt auch unten helfen. Nach Marie sollten wir eine Pause machen. Nicht wegen uns, aber ihr habt ja durchgearbeitet.“
Marie ist eine blitzsaubere junge Frau. Sie kam in einem offenherzigen roten Kleid aus Kunstleder. Es schien für sie wie geschaffen. Sie zog es langsam und gekonnt aus. Ihre Tätowierungen wirkten etwas überladen, waren aber alle entweder sehr ästhetisch oder, wie die auf dem Bauch, einfach lustig. Zwei Tiger tollten dort als Comics rum. Auf der einen Schulter trug sie einen Papagei, auf der anderen eine Schlange. Ich bat sie, Nahaufnahmen von dem Ring in der Brust und den Tigern auf dem Bauch machen zu dürfen. Es hat sich wohl rumgesprochen, dass ich nicht beiße und Axel nur im Hintergrund sei. Es gab kein Anzeichen von Furcht, als ich ihr auf die Pelle rückte.
Marie spielte für die Kamera auch mit dem mitgebrachten Riesendildo. „Wenn du möchtest, steck ich ihn für dich auch mal tiefer rein. Ich hatte schon zwei Babys, da ist da unten alles weit genug.“ Da tat sie es auch schon, wohl der Kamera oder mir zum Gefallen.
„Und was ist jetzt mit den Babys?“, wollte dagegen Lis wissen.
„Adoptiert. Ich musste tausend Eide schwören nie und nimmer in deren Leben zu treten, dann hat mir die Mutter Oberin die Adresse beschafft. Ich habe sie gesehen. Es sind wohlerzogene, süße kleine Racker. Ich habe drei Tage geheult und sie dann schweren Herzens innerlich abgeschrieben. Ich werde es in 15 Jahren noch einmal versuchen, wenn ich die Nerven dazu habe.“
Lis eilte mit Tüchern und Bademantel zu ihr. Sie sprach ihr Bedauern aus, wegen der Babys, dann wollte sie die Tätowierungen noch einmal genau sehen. Dazu begleitete sie Marie ins Bad. Sie schien mir da irgendetwas auszukochen. Ich fürchte sie will auch eine Tätowierung. Im Prinzip habe ich nichts dagegen, aber was ist in fünf oder zehn Jahren? Die Mädchen klagten fast alle, dass es eine sehr dumme Jugendsünde war. Und dann die Sache mit dem Silikon. Da muss ich äußerst wachsam sein. Lis jammerte auffällig oft wegen ihres kleinen Busens, dabei passt er doch ganz prima zu ihrer schlanken Figur. Mit großen Möpsen muss man auch eine große Figur haben, wie Renate. Es ist gerade dieser Unterschied, zwischen den beiden, der sie mir so liebenswert macht. Oder doch nicht? Meine Gedanken schweiften ab, ich sollte mich verdammt noch mal auf die Arbeit konzentrieren und keine Vergleiche zwischen meinen Frauen anstellen.
Der nächste Kunde. Ratsch, Film durch. Noch ein Kunde. Es war inzwischen kurz vor zwölf. Axel und ich gingen ins Wohnzimmer, ich hatte fast ohne Pause fotografiert. Wir brauchten eine kurze Auszeit vor dem Essen. Kristin schenkte mir ein Gläschen Sekt ein. Axel wollte ein Bier. Er sah auch ein wenig geschafft aus. Er war ja ebenso konzentriert bei der Arbeit wie ich. Die Scheinwerfer auszurichten ist nicht gerade ein Honigschlecken. Vor allem meine uralten Lampen nicht. Mir wurde klar, ich muss mir dringend moderne Leuchten und eine gute Blitzanlage kaufen. Da gibt es diese neuen Satellitenblitze...
Ich fragte Kristin, wie es denn bei ihr so liefe.
„Ich dachte die Mädchen würden viel mehr trinken“, berichtete sie. „Trinken schon, dein Vorrat an Cola ist bald alle. Alkohol dafür kaum. Nur deine ersten beiden Kandidatinnen ließen sich von Renate einen Wacholder geben. Die meisten, die von der Arbeit zurückkamen, tranken ein kleines Glas Sekt. Micki hat angeordnet, zum Essen den mitgebrachten Früchtetee zu kochen. Also Alkoholiker scheinen keine dabei zu sein. Sonst keine Vorkommnisse. Die Models vor 14 Tagen waren da sehr viel schlechter zu hüten. Ach ja, es sind noch zwei Mädchen aufgetaucht. Sie kamen mit dem Zug und gehören irgendwie dazu. Wenn ich es richtig verstand, sind sie in der gleichen Klasse beim Tanzunterricht. Heute Nachmittag wollen ein paar der Mädchen wohl die einstudierte Tanzeinlage mit einem Strip verbinden. Sie finden das sei eine lustige Idee.
Ich bin es in der Zwischenzeit ja schon gewohnt, aber es war nicht zu überhören, eine große Erleichterung ging durch die Mädchen, als sie feststellten, dass sie bei uns nicht in eine Räuberhöhle geraten sind.“
„Weißt du, wie es mit den Interviews der Mädchen bei Mom klappt, Kristin?“, hakte ich nach.
„Die Mädchen, die schon unten waren, kamen etwas verwirrt zurück. Manche hatten traurige Augen. Als sie das Buch aufschlugen, dass ihnen deine Mom, mit Widmung, schenkte, da strahlten ihre Augen. Wie meine damals sicher auch. Keine hat bisher jedoch ein Wort verlauten lassen. Sie frisst keine bösen Mädchen, war der einzige Kommentar. Nicht ‚die‘, sondern ‚sie‘. Das fand ich doch bemerkenswert.“
***
Renate kam hoch. „Die Truppe hat bestens funktioniert. Pop ist abgehauen in die Kneipe. Zu viel holde Weiblichkeit schade seiner Gesundheit. Ich soll dir aber sagen‚ der Haufen Bienen würde nur sehr gedämpft summen. Auch wenn Allerheiligen sei, Gott kann nichts gegen ein fröhliches Lachen haben und Mom - hat heute den Mittagsschlaf ausgesetzt. Sie würde dir danken für eine deiner glorreichen und herrlich verrückten Ideen. Ach ja, Pop hat drei Flaschen von seinem Trollinger rausgerückt. Wenn du entnervt seiest, stehe da noch eine halbe Flasche Cognac am gewohnten Platz.“
Endlich Mittagspause. Ich erschrak richtig, als ich in die Halle kam. Es war fast ein Festbankett, das da aufgebaut war. Mom saß am Kopfende einer langen Tafel. Aus den 14 Mädchen waren 16 geworden. Dazu die Busfahrerin und wir fünf vom Team. So voll war die Halle wohl noch nie.
Ich konnte Pop verstehen, aber Mom fühlte sich sichtlich wohl. „Nachdem nun auch die Letzten da sind, erkläre ich das Buffet für eröffnet“, rief sie so richtig fröhlich, als wir dir Treppe runterkamen.
Ich saß am anderen Ende der Tafel. Mir blieb nur ein fernes Winken zu Mom. Dort entstand gerade ein kleiner leiser Streit, dann wurde sie von einem Mädchen langsam entlang des Buffets geschoben. Eine Zweite füllte einen Teller mit den Leckereien, die sich Mom aussuchte. Die Dritte sorgte für Getränke. Mom strahlte. Es ging wohl darum, wer was für sie tun darf.
Meine Assistentinnen, Axel und ich wurden von Micki aufgefordert, jetzt ebenfalls das Buffet zu nutzen. „Wenn meine Heuschrecken erst einmal darüber herfallen, dann sieht es schnell schlecht aus. Die verdammten ... oh, entschuldigt, die lieben Mädchen wissen inzwischen, dass es außer Hamburger auch etwas anderes gibt.“
Das löste allgemeines Gekicher aus.
Ich zitierte Pop, von wegen der Bienen und des Lachens. Es brach prompt aus. Bei Weitem nicht in der Stärke von Pop, aber es klang richtig befreit. Auch Mom lachte laut mit.
„Wie viele Flaschen Trollinger hast du gesagt, hat Pop rausgerückt, Renate?“, stutzte ich, denn alle Mädchen tranken aus großen Gläsern Rotwein.
„Drei. Die stehen hier neben mir auf dem Boden. Voll. Die Mädchen trinken Tee. Der sieht so aus, es ist Hibiskustee. Micki hat mir gesagt, Alkohol gibt es nur nach der Arbeit und nur in kleinen Mengen. Ein paar trinken gar keinen, sicherheitshalber. Sie meiden schlechte Gewohnheiten wie der Teufel das Weihwasser. Ganz sicher wissen sie sehr genau warum.“
Das Buffet war ein Wunder. Tomaten mutierten zu Rosen, einfache Zutaten zu wundervollen Gerichten. Kalt, warm, es war alles da. Da hatten die Mädchen wohl auch noch was mitgebracht, was mir Renate später bestätigte.
Micki hatte recht, nach uns fielen die Mädchen wie die Heuschrecken über das Buffet her. Mir fiel ein netter Name für die Bande ein: Mickimäuse - nach Micki.
„Wir sind es gewohnt, einfach zu haushalten. So ein Festessen ist natürlich die Ausnahme. Spätzle mit Soße oder Krautwickel, meist nur Eintopf, ist da eher die Regel. Heute ist für alle etwas dabei. Das räumt ein Buffet sehr schnell ab“, erklärte Klarissa.
„Du kennst Klarissa ja schon“, sagte Renate zu mir. „Sie ist nicht nur ein gutes Model, sie ist auch eine begnadete Köchin. Wir haben in der Küche miteinander geplaudert. Ihr macht es Spaß zu kochen und sie scheint dabei, sehr kreativ zu sein. Ich habe ihr vorgeschlagen, wenn sie noch ein paar Jahre dabei bleibt, tüchtig zupackt und lernt, hätte ich nichts dagegen, sie als Chefkoch einzustellen.“
„Ich würde das verda... sehr gerne tun“, lächelte Klarissa zu uns rüber. „Ich will mir richtig Mühe geben. Unsere WG hat in spätestens zwei Jahren ausgedient. Ich glaube schon, dass wir es jetzt alle packen. Unsere früheren Königinnen hatten und haben uns fest im Griff. Heute im wirklich guten Sinne. Es sind nur zwei von uns unter die Räder gekommen, abgehauen aus dem Kloster und auf dem Strich gelandet. Wir haben gehört, dass eine davon elend an einer GK starb. Die andere ist nach wie vor alkohol- und drogenabhängig dazu völlig verwahrlost. Das drückt uns schon ein wenig aber - wir haben es wohl fast geschafft. Den Rest packen wir auch noch. Das Licht am Horizont leuchtet schon sehr hell. Ich werde mich auf alle Fälle an den Vorschlag von Fräulein Renate klammern. Mit sehr viel Glück finde ich auch einen Mann. Ein Portier oder ein Ober, das könnte ich mir schon sehr gut vorstellen und Fräulein Renate hat sicher auch einen Posten für ihn.“
„Um Gotteswillen, Fräulein. Du bist älter als ich. Auch, wenn ich vielleicht einmal deine Chefin sein werde, um mich werden nur Duzfreunde sein. Sonst wird mein Laden nicht so funktionieren, wie er laufen soll.“
Die Augen von Klarissa glitzerten. Da schwamm wohl eine kleine Träne drin.
Mom winkte nach Renate und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Renate winkte Klarissa, die zwei verschwanden in der Küche. Ich hatte es fast geahnt, Kaffee zwar, kein Mokka, der war mit unseren Mittel bei der Menge von Leuten kaum zu machen, aber reichlich Baklava. Das Summen am Tisch wurde sehr laut. Mom bekam als Einzige ihren gewohnten Mokka.
„Meine Damen, um halb drei erwarte ich die nächsten Kandidaten. Ihr könnt euch in den oberen Stockwerken ausbreiten. Mein Büro und mein Schlafzimmer sind jedoch tabu für alle.“
Micki rief ein paar Namen. „Räumt bitte ab. Jetzt seid ihr dran. Ich würde gerne klar Schiff haben, ich helfe auch mit. Wir sind hier Gast. Klarissa weiß, wo alles hingehört. Du Frettchen, bringst Frau Oktober auf ihr Zimmer, du bist sowieso die Nächste, die dran ist.“
Kein Murren war zu hören, die Truppe funktionierte tadellos. Wir zogen uns ins Esszimmer zurück.
Renate ging nochmals in die Küche, war aber schnell zurück. „Klarissa hat es voll im Griff. Die ist so ganz, wie ich mir wünsche, selbst zu sein. Sie geht voll in ihrer Arbeit auf. Wie du auch geliebter Paul“, bekam ich zu hören.
„Endlich mal wieder brennende verlangende Lippen auf meinem Mund“, stöhnte ich, als sie mich danach küsste.
„Ich will auch endlich geküsst werden“, murrte Kristin. Axel tat seine Pflicht. Ich hörte ihn flüstern er hätte das Gästezimmer reserviert und heute Nacht müsse sie für seinen Frust herhalten. Lis kam natürlich prompt auch noch angeschmust.
Als Röschen von Mom, mit einem ihrer Bücher in der Hand, raus kam, schlüpfte ich schnell rein. Meine Frauen gingen schon mal nach oben.
„Hallo Mom. Tut mir leid, dass wir Pop vertrieben haben. Ich hatte aber gefragt, gestört können wir euch doch nicht haben?“
„Nein, mein lieber Sohn, das habt ihr nicht. Pop hatte einfach Lust auf Stammtischbrüder. Er wird spät und keinesfalls sehr aufrecht gehend Heim kommen. Die Gelegenheit war für ihn einfach zu günstig und ich gönne sie ihm. Andere Ehemänner sind viel öfters weg. Bei ihm ist es, wie du weißt, höchstens alle 4 Wochen mal soweit. Aber du mein Sohn, du hast wieder einmal die richtige Nase gehabt. Die Mädchen sind einfach toll, ihr Schicksal sicher nicht. Ich musste mir manchmal Mühe geben, nicht mit ihnen loszuheulen. Diese Micki und Marie haben die Gruppe aber voll im Griff. Marie sagte mir, die Oberin hätte wohl einen guten Kern in ihnen entdeckt und sie mühsam aufgebaut. Sie kamen zusammen mit der Oberin darauf, dass die andern an die vorher herrschende Kommandostruktur gewöhnt waren. Es wurde beraten und die Zwei als Chefin und Subchef anerkannt. Es gab sogar eine richtige Wahl. Micki und Marie wurden danach durch eine besonders harte Schulung gedreht.
Die beide haben ihren inneren Schweinehund begraben und sich dann um die anderen gekümmert. Micki sagte mir, sie hätten Wert darauf gelegt, dass jede ihre Eigenarten behält. Absolut verboten ist Rauschgift. Zigaretten und Alkohol sind unerwünscht, jedoch nicht verboten. Einige rauchen wohl noch, vier trinken Alkohol in kleinen Mengen, sie waren wohl nicht süchtig. Rauschgift ist allen ein rotes Tuch.
Dann ging es an die Körperpflege. Das hatten sie wohl am schnellsten drauf. Marie erzählte mir von der Gemeinschaftskasse und was da alles zu reparieren sei. Sie zeigten mir auch ihre Tätowierungen. Das Geld sie wegzumachen, sei noch nicht zusammen. Ich finde es toll, was die Mädchen aus eigener Kraft leisten“, strahlte Mom.
„Ich habe auch einen sehr guten Eindruck. In zwei Jahren spätestens haben sie wieder Selbstvertrauen. Wenn sie auch noch Menschenkenntnis bekommen, dann sind sie bis dahin glücklich verheiratet. Ich würde in ihrem Fall glatt zu einer Lüge tendieren: Nichts sagen.“
„Ob sie damit leben können. Glücklich?“, zweifelte Mom.
„Ob die Ehe deswegen geschieden wird? Unglücklich?“
Wir sagten gleichzeitige Scheiße und meinten es auch so.
„Ich habe mir den Kopf zerbrochen“, sagte Mom nach einer Weile. „Mein Sohn macht Fotos. Ich denke kaum nur für IGDuM. Könnte ich für den Verlag da nicht eine Story dazu schreiben, die alles erklärt was es da zu erklären gibt?“
„Du? Auf Englisch? In einem Sexmagazin? Werden da deine Leserinnen nicht erstaunt sein? Hast du es dir wirklich genau und gut überlegt?“
„Ja. Beatrix Mai kann doch auch mal eine Geschichte in einem englischen Magazin schreiben? Ein paar Dutzend Exemplare für die Mädchen sind sicher zu bekommen. Ernst zu nehmende Bewerber bekommen eines der Hefte, dann hängen sie am Haken oder bleiben weg. Gewinn oder kaum Verlust. Die Mädchen können nur gewinnen, wenn sie ehrlich sind!“, wirkte Mom richtig energisch.
Ich konnte nicht anders, ich gab ihr einen Kuss. „Du bist und bleibst mir die Liebste. Mach bis Montag einen Entwurf, in Englisch. Die Mädchen haben es sich verdient und der Verlag wird begeistert sein. Da bin ich sicher. Was ich bis jetzt an Fotos habe, das muss einfach begeistern. Willi und den Verlag.“
Ich ging hoch, warf alle aus dem Bad und machte mich frisch. Frettchen kam doch rein, ein Versehen, da bin ich sicher. Ihre Reaktion war interessant. „Oh, so was hab ich doch schon mal gesehen. Deine Verlobte hat es gut.“ Dann ging sie ohne rot zu werden raus.
***
Die zweite Schicht wartete auf mich. Ich wurde einfach vor das Set gestellt, Kristin als Drachenbewacher. Axel machte im Hintergrund seine Arbeit prima. Kommentar- und wortlos. Vor der schwarzen Wand stand eine kleine Aschblonde, in einem sehr reizvollen Minikleid. Es dauerte nicht lange da fiel das Kleid. Die Brüste ähnelten denen von Lis. Eine kleine Handvoll. Um den Bauchnabel rankten sich Rosen. Ich sah genau hin, was sonst nicht meine Art ist. Ich wollte es aber Lis schildern können. Das sagte ich dem Mädchen auch. Sie lachte nur fröhlich.
Auf dem kurzen Weg zur Bar zog sie ein anderes Minikleid über, gereicht von Kristin. Sie war genauso schnell wieder raus. Ein süßer Käfer. Kristin zog mich in meiner Betrachtung der Figur weg. Zwei alte Bekannte agierten als Paar an der Weißwand. Köchin und Friseurin boten einen Wirbel von heißen Badeanzügen und hatten einen enormen Spaß dabei. Scheu? Null.
Ich nutze es nicht, dass sie sich vor mir umzogen. Blitzschnell. Im Hintergrund hörte ich Gekicher. Eine mahnende Stimme verlangte Ruhe. Die zwei Hübschen trugen nur noch lange, schwarze Stiefel und spielten auf verruchte Lesben. Die lachenden Gesichter passten nicht dazu, die Fotos würden aber bestimmt gut.
Dann kam ein Mädchen, das ich noch nicht gesehen hatte. Es sei denn, eine hätte ihre Schamhaare schnell gefärbt. Ich verlor, erstmals seit ich diese Arbeit mache, ein wenig die Übersicht. Ich verließ mich jedoch voll auf meine Mitarbeiter und konzentrierte mich auf die richtigen Bildausschnitte und nicht auf das wer und was. Ein bekannter Busen kam mir vor die Linse. Ah, blond, Klarissa. Die Köchin mit dem Herzchen auf der linken Bauchseite posierte vor der Schwarzwand. Wer würde sich da nicht gerne bekochen lassen. Obwohl, nackt wird sie wohl kaum kochen, also sieht man das Herzchen ja auch nicht. Konzentrieren! Schon wieder diese dumme Fantasie in meinen Gedanken. Es gibt noch viele Filme zu füllen. Ritsch, knips, ratsch.
Pause. Ich gab Axel die volle Kamera zum Filmwechsel. Lis hatte inzwischen Kristin abgelöst. „Mein Liebling, bringe mir bitte ein großes Glas Sekt. Ich brauche leider schon wieder eine kurze Auszeit. Irgendwie bin ich heute Mittag nicht so richtig in Form. Dann warf ich mich auf das Sofa neben der Bar. Irgendwas blondes Vollbusiges massierte meinen Rücken. Der Busen war nackt. Ich denke es war einfach Fürsorge. Sex? Nein, der war sicher nicht im Spiel. Die Massage tat mir gut. Diese halb gebückte Stellung beim Fotografieren ist teuflisch. Ein Glas Sekt wurde mir an den Mund gehalten. Die Massage ging ununterbrochen weiter. Ich kam langsam wieder zu mir. Ich konnte den Busen nicht erkennen, dann sah ich das Herzchen. Klarissa.
An der Weißwand wartete gelassen die Nächste. Eine Blonde an der Bar, sehr sinnlich hing sie da auf dem Hocker. Drei Blonde präsentierten erst Bademoden, dann sich selbst. Ein lila Minikleid zeigte Teile aus der eingeübten Show. Eine hübsche Tätowierung schmückte einen Rücken, knapp über dem Hosenbund. Es sah gut aus. Ob Lis es wohl auch gesehen hat? Micki präsentierte noch mal Mode an der Bar. Ein weißes Top und einen rosa Bikini. Er war sicher von der IGDuM, langsam kannte ich mich in deren Kollektion aus. Er passte ihr ganz ausgezeichnet.
Drei der Mädchen standen vor mir. Sie boten eine sehr erotische Show. Wenn die Girls nur wenig mit Männer zu tun haben, ob sie solche Spiele dann wohl auch in der WG treiben?
Meine Fantasie ging schon wieder mit mir durch. Was war heute nur los mit mir. Waren es einfach zu viele Mädchen auf einmal? Das konnte ich mir nicht so recht vorstellen. Klein Paul schien auch keinerlei Meinung zu haben. Sexwahn konnte es kaum sein, das hätte mein ganzes Weltbild durcheinandergebracht. Ich richtete mich am Set hoch und drückte mein Rückgrat durch. Dann ging es wieder.
Jetzt kam ein hellblaues Minikleid mit tollen Brüsten, die nicht sehr lange bedeckt blieben. Nach dem Kleid wurde mir alles gezeigt, was an einer Frau begehrenswert ist. Das muss für den Verlag einfach ein Festessen sein.
„Die Beine hoch“, ja, die kesse Blondi ist eine tolle Frau. Ich machte eine Nahaufnahme. Noch näher. „Jetzt die Beine zusammen - bring sie richtig geil zur Geltung ... und jetzt die Beine breit! Zeig sie in ihrer vollen Schönheit ...“ Die hübsche Muschi, kam auf mich zu. Ich hörte einen Schrei. Das Licht ging aus. Ich spürte noch, wie mich jemand hochhob.
***
Irgendwann fand ich mich in meinem Bett wieder. Dr. Korr, unser Hausarzt, stand vor mir und murmelte Unverständliches. Wo kommt der bloß her? Was will er? Warum stört er mich im Schlaf? Irgendetwas pikste in meinen Arm. Jemand wollte mir ein bitteres Gebräu einflößen. Mit meinen Beinen geschah etwas nasses Kaltes. Dann wurde mein Kopf auch noch nass und kalt. Ein Sack Zement lag auf meiner Brust. Jede Bewegung schmerzte. Ein Albtraum? Hatte ich zu viel gegessen? Was zum Teufel ist denn nur los mit mir...
***
Warum saß Lis denn neben meinem Bett und lag nicht drin? Ich wollte etwas sagen, schlief aber wohl wieder ein. Als ich wieder erwachte, saß Renate da und hielt meine Hand. „Was ist los?“
„Schlaf. Dich hat eine böse Grippe erwischt.“
***
Ich wachte auf. In meinem Kopf brummte es. An meinem Bett saß Kristin und las in einem Buch. Ich machte die Augen noch mal zu. Dann zwinkerte ich. Kristin saß immer noch da.
„Hallo Kristin. Was tust du denn hier? Was ist los?“
„Oh Paul. Geht es dir wieder besser? Deine Augen sind klar.“
Ich erfuhr, dass es eine böse, unbeachtete Grippe war, die mich da so einfach ins Bett warf. Daher wohl auch diese Kopfschmerzen gegen Ende des Shootings. Dr. Korr war schon dreimal da, erfuhr ich ebenfalls.
„Wie spät ist es?“
„Samstagmorgen 11:30 Uhr.“
„Samstag? Das ist nicht wahr - oder? Wirklich, Samstag?“
„Es ist wahr. Bitte rede nicht so viel, hör zu. Ich erzähle dir alles, vorher wechsle ich dir nur noch schnell die Wadenwickel und gebe dir deine Medizin“, und das tat sie dann auch. Die Wadenwickel waren eiskalt und munterten mich etwas auf.
„Alsdann. Du hattest noch fünf Bilder im letzten Film. Alle Mädchen … wie hast du sie genannt? Ach ja, alle Mickimäuse waren längst durch. Sie posierten halt noch, weil sie Spaß daran hatten und du immer weiter gemacht hast. Wir haben uns überlegt, du hast fast wie ein Roboter funktioniert. Du musstest die Grippe ja längst spüren. Lis machte sich Vorwürfe von allem nichts bemerkt zu haben. Dass du Sekt mitten in einem Shooting willst, hätte uns alle stutzig machen müssen. Auch dass du wie ein Weltmeister geschwitzt hast. Ich gab dir immer wieder eines der Tücher zum Abwischen. Du hattest die knackige Blondi vor der Kamera, sie zeigte dir gerade ihr bestes Stück. Du wolltest offensichtlich eine Nahaufnahme davon machen ...“
Ich ahnte fast, was jetzt kommt.
„Dabei bist du langsam vornüber gekippt. Axel merkte, dass diese Bewegung unkontrolliert war. Er packte dich, Blondi schrie und ich wohl auch. Du hattest glasige Augen und warst voll weggetreten.“
„Oh, Scheiße! Wie geht es Blondi? Das tut mir sehr leid.“
„Sie gestand, nach dem ersten Schreck, dass sie keinen Pieps von sich gegeben hätte, wenn du wirklich an sie gegangen wärst. Sie sei total scharf gewesen. Ich glaube sie bedauerte es sogar, dass dich Axel vor der Landung zwischen ihren Beinen wegzog. Ich kann sie sogar verstehen, sie war ja gerade in einer Stellung, die doch sehr intim ist.“
„Was ist mit Lis und Renate?“
„Sie sind bei deinem Onkel Franz. Er war gleich bereit, sie in die Arbeit am Automat einzuweisen. Deshalb habe ich ja auch den Dienst an deinem Bett für sie übernommen. Lis rief vorhin an, sie werden kaum vor fünf zurück sein. Sie machen vier Satz Kopien, haben sie überlegt. Für die Mädchen, den Verlag, für IGDuM und für uns. Die jungen Damen sind übrigens gut nach Hause gekommen. Dauernd ruft jedoch eine davon an und erkundigt sich nach deiner Gesundheit. Micki und Klarissa wollen morgen früh noch mal anrufen. Wenn es dir besser geht, möchten sie kommen. Und jetzt lieber Paul, schläfst du wieder. Gegen eins bekommst du eine kräftige Brühe. Ich gehe jetzt runter zu Mom und Pop und berichte, dass du kurz munter warst.“
Beim Nicken muss ich wieder eingeschlafen sein.
***
Kristin löffelte mir eine Fleischbrühe in den Mund, dann schlief ich gleich wieder ein. Ich träumte völlig wilde Dinge und muss dabei wohl geredet haben. Kristin war immer noch da. Ich spürte einen kalten Lappen auf der Stirn.
„Die Termine ...“
„Sind abgesagt und auf Abruf verschoben. Dein Laden läuft.“
***
Ich wachte auf, weil ich zärtlich geküsst wurde. Von Lis - auf die Stirn, dann auf die Nase.
„Steck dich nicht an“, krächzte ich.
„Oh Paul, was sind wir froh wieder deine Stimme zu hören. Keine Angst, als Dr. Korr erkannte was los war mir dir, gab er uns allen eine Spritze. Auch den Mickimäusen. Bei uns wird es höchstens eine leichte Erkältung. Dr. Korr dachte, wir hätten eine Party oder so was. Die Mädchen waren ja bereits wieder adrett angezogen und hockten wohlerzogen im Wohnzimmer, als er kam.“
„Bin ich fertig geworden mit den Aufnahmen?“
„Fix und fertig. Keine blieb verschont.“
„Und die Bilder?“
„Sind prächtig geworden. Du hast dich, trotz Grippe, selbst übertroffen. Du hast fast 1200 Bilder gemacht. Nur zwanzig sind unscharf, verwackelt oder einfach daneben gegangen. Lass uns bitte morgen darüber reden. Viel wichtiger ist, was möchtest du zum Abendessen?“
„Eigentlich - einen Grießbrei? Nicht zu heiß, mit eingemachten Pflaumen. Kannst du das?“
„Das mache ich dir gerne. Renate bleibt bei dir.“ Lis ging.
***
Renate kam. Küsschen auf die Stirne. „Mein armer Schatz. Wir haben uns alle große Sorgen um dich gemacht. Dann haben wir abwechselnd bei dir gewacht. Auch Kristin war dabei. Mach dir aber vor allem keine Sorgen, nichts brennt an. Nächstes Wochenende kannst du wieder eine Stunde leichte Arbeit machen, sagt der Onkel Doktor. Ich habe den Kundinnen versprochen, sie Donnerstag anzurufen. Ganz besonders lieb lassen dich die Singenerinnen grüßen. Dass Micki und Klarissa morgen kommen wollen, hat dir sicher schon Lis gesagt.“
Dann kam der Brei. Renate fütterte mich. „Heute Nacht bleibt Lis bei dir. Ich komme morgen früh wieder. Ich war gestern dran und bin jetzt etwas müde. Ich brauche dringend Schlaf.“
***
Ich habe den Brei wohl nicht aufgegessen, sondern bin darüber eingeschlafen. Sonntagmorgen war ich klar. Die Knochen taten noch weh aber das Hirn arbeitete wieder. Renate brachte ein leichtes Frühstück und informierte mich:
„Lis schläft jetzt im Gästezimmer. Du bist fieberfrei. Bleibt die Frage, willst du Micki und Klarissa empfangen?“
„Wenn sie sich die Mühe machen, wollen zu kommen, dann sollen sie es.“
Renate rief dort an, dann kam sie zurück. Papiere in der Hand. Begleitschreiben an IGDuM und den Verlag. Sie las mir vor. Beim Verlag musste sie etwas ändern. „Die Bilder muss ich aber vorher unbedingt sehen“, beharrte ich darauf.
„Das wirst du mein Schatz, schlaf jetzt! Ich weck dich, wenn Micki da ist, dann schauen wir uns die Bilder gemeinsam an.“
***
Ein wohlbekannter Geruch stieg mir in die Nase. Lis hielt mir eine kleine Portion meines Leibgerichtes, Rostbraten mit Spätzle, unter die Nase. Ich fraß alles auf und wollte noch mehr.
„Das ehrt mich. Ich habe heute gekocht. Pop wollte auch mehr. Ein Glück, ich hatte zu viel gemacht“, freute sich Lis.
***
Plötzlich standen Micki und Klarissa an meinem Bett. Ich wurde von zärtlichen Küssen aufgeweckt.
„Da muss man ja gesund werden“, konnte ich auch wieder lachen. Bäume ausreißen ging aber sicher noch nicht.
Lis kam mit den Bildern. Ich wurde in die Mitte des Bettes verschoben, bekam ein paar Kissen ins Kreuz, dann hüpften vier spärlich bekleidete Damen ins Bett. Zwei links, zwei rechts.
„Sonst zerknittern die Kleider nur“, rechtfertigte sich Micki.
Lis ließ die Bilder kreisen. Ich war zufrieden, die Mädchen waren begeistert. Zwischendurch gab es von allen Seiten Lebenselixier in Form von Küssen. Ich fühlte mich wohl, genau gesagt sauwohl. Die Bilder wurden natürlich kommentiert. Spöttisch, ironisch aber keinesfalls bösartig. Der Fotograf wurde sogar gelobt.
Micki kam zum Grund des Besuches (neben der Neugierde). Sie zog aus einer großen Papprolle einen Liebesbrief heraus, an mich. Groß wie ein Plakat. Von allen Mädchen gemacht und unterschrieben, Lippen, Herzen, Blumen und Schmetterlinge, auch Nachzeichnungen von Tätowierungen erkannte ich. Im Siegel steckte gar ein Bauchnabelring darin. Wer hat ihn wohl gespendet? Micki erklärte:
„Wir wollten dir danken, dass du uns so viel Selbstvertrauen und auch wieder Vertrauen zu Männern gegeben hast. Axel hat sich ebenfalls vorbildlich verhalten. Kein gieriger Blick, kein schmieriges Wort und schon gar kein antatschen. Blondi hat natürlich einen kleinen Schreck bekommen. Sie ist dir aber höchstens böse, weil du nicht dort gelandet bist. Auf dem Plakat kannst du als Siegel, in dem der Ring steckt, eine Vagina erkennen. Blondi legt Wert darauf, dass ich dir sage, es sei die ihre. Ich denke sie wird sehr überrascht sein, dass dein letztes Bild so gut und so scharf, in jeder Beziehung, geworden ist“, lachte Micki und küsste mein Ohr. „Mit Renate haben wir alles Geschäftliche geregelt. Es sind dir alle Rechte übertragen. Renate sagte, du würdest uns sicher einen besseren Anteil aushandeln, als wir es je könnten. Lass dir alle notwendige Zeit damit. Es wäre schön, wenn es klappt.“
Es wurde wieder öde und leer in meinem Bett. Später kam Lis nochmals, um sich zu verabschieden. „Mach dir keine Gedanken wegen der Klausur in Deutsch. Knorr sagt, du hättest ja zwei Arbeiten bei der Reportage geschrieben, das würde er dafür anrechnen. Von Mathe am Donnerstag bist du auch befreit. Deine Mitarbeit im Unterricht wird angerechnet und Wolf meinte, es sei sowieso langweilig deine Arbeiten zu korrigieren. Nun, dann bis Montag. Da bleibe ich wieder. Reiten lassen wir ausfallen, denn Renate hat Dienstag Klausur.“
***
Am Donnerstag stand ich gegen Mittag auf und ging zu Mom. Sie freute sich, als ich kam, und bot mir sofort einen Stuhl an.
„Was eine Freude dich wieder mit klaren Augen zu sehen. Dr. Korr hat mir berichtet, dass es dich wirklich sehr schlimm erwischt hat. Er war sehr in Sorge. Du hast es aber wohl gut überstanden.“ Dann berichtete sie von den Mickimäusen. Keine Einzelheiten, pauschal. Sie war hin- und hergerissen zwischen Zorn und Achtung. Der Titel für den Roman stand auch fest: Die Zöglinge. Dann zeigte sie mir einen Stapel Durchschläge. „Ich habe eine Story für den Verlag geschrieben. Ich habe es als Entwurf bezeichnet. Renate hat ihn zu den Bildern gelegt. Nun mein Sohn, gehe bitte besser wieder ins Bett. Deine Frauen versorgen dich liebevoll. Wenn ich nur daran denke, wie sie bei dir wachten. Auch Kristin hat ihren Axel einfach abgeschoben. Pop war in den ersten zwei Nächten ein paar Mal oben. Falls Hilfe gebraucht würde. Er wurde wieder ins Bett geschickt. Übrigens, dein erster Auftritt in der Uni, wird halt später erfolgen. Pop hat dich entschuldigt.“
Ich war gerade wieder oben da läutete das Telefon. Der Verlag war dran. Um es kurz zu machen: Moms Story war angenommen. Die Bilder wurden pauschal für 50.000 Mark genommen. Als mein Honorar sei ein Scheck über 20.000 Mark unterwegs. Sie nennen IGDuM kostenlos. Im Gegenzug erwarten sie den Hinweis auf ein Sonderheft Fiesta. Sie brauchen die Filme, leihweise für Repros, so schnell wie möglich. Das Sonderheft soll schon zum Januar erscheinen. Jedes Foto der Mädchen aus der Zeit im Kloster oder gar in der Gang ist 300 Mark wert, wenn es halbwegs brauchbar sei. Es eilt.
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Ich rief Willi an. „Ich war auf Reisen“, erfuhr ich. „Jetzt hocke ich vor deinen Bildern. Die sind ja enorm. Ein Drittel liegt schon auf der Habenseite. Ich schätze 150 wird der Vorstand nehmen, ich fürchte eher mehr. Falls dem so ist, müssen sie mir einen Nachschlag im Etat geben. Sage aber auf alle Fälle den Mädchen Bescheid, ich brauche eine Rechnung über 7000 Mark für Honorar und Spesen. Sie haben es sich ehrlich verdient.“
Ich sagte ihm, dass der Verlag gerade angerufen hätte, und dass sie den Text der IGDuM im Gegenzug zum Hinweis auf ein Sonderheft Fiesta nennen würden. Sie seien bereit auch eine doppelseitige Anzeige kostenlos zu schalten. Willi war sprachlos. Er grunzte erst nach einer Weile: „Doppelseite? Gratis? Mach 8000 Mark aus den Sieben. Ich gehe noch heute zum Vorstand wegen des Nachschlages.“
Meine Frauen waren in der Zwischenzeit gekommen. Nun zerrten sie mich von Telefon weg und verfrachteten mich wieder ins Bett. Sie schimpften mit mir - wegen totaler Unvernunft.
„Ruft in Singen an“, bat ich sie. „Vom Verlag bekommen die Mädchen 35.000 Mark, netto, meine Provision ist da schon runter. Von Willi achttausend, er braucht eine Rechnung für Modell stehen und Transport. Jedes Foto von früher kann 300 Mark wert sein. Es eilt. Und ja, schickt alle Filme mit Lieferschein leihweise an den Verlag. Er plant ein Sonderheft zum Januar.“
Dann schlief ich ein bis meine Frauen mich mit Küssen überfielen. „Wir tun das im Auftrag der Mädchen aus Singen. Sie haben zwar noch viel schärfere Dinge in Auftrag gegeben, aber noch bist du krank. Wir werden es aber auf alle Fälle nachholen.“
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Freitag kam Dr. Korr. Ich wurde noch eine Woche krankgeschrieben. Vor allem zur Erholung gedacht. Ordentlich essen, viel laufen, frische Luft und keine Aufregung wurde verordnet.
Am Samstag wagte ich es einfach. Anna musste ihren Termin wahrnehmen, sie fuhr danach für ein Jahr nach Frankreich, als Au Pair Mädchen. Das Shooting machte mir wieder richtig Spaß. Leider war Anna ein völlig unbegabtes Model. Sie hatte wenigstens eine gute Figur; ein Ring im Bauchnabel bürgt nicht automatisch für hohe Qualität.
Renate büffelte persisch, sie hatte es auch auf der Nachtwache getan. Am Sonntagmittag war sie verzweifelt. „Der Crashkurs ist gut, die Menge macht mir zu schaffen. Der Sklaventreiber von Lehrer meint zwar, das sei absolut normal, die Worte kämen automatisch, wenn man sie braucht. Irgendwie zweifle ich ...“
Ich ging zum Telefon und wählte. Lis war dran, sie reichte mich weiter an ihren Papa.
„Renate hat ein Tief. Entschuldige, dass ich störe. Kannst du mit ihr ein paar Sätze in Persisch wechseln?“, bat ich. Er konnte und wollte. Renate übernahm den Hörer. Erst stockend, dann flüssig begann ein Dialog, dann gab sie mir lachend den Hörer.
„Was will sie eigentlich?“, fragte Papa Bronner. „Ich wollte ich hätte in so kurzer Zeit so viel gekonnt. Sie ist absolut sprachbegabt, kein Zweifel. Aber, wie geht es dir denn, was macht die Grippe?“
Ich berichtete ihm, danach gab ich seinen Kommentar, sprachbegabt zu sein, weiter.
„Ich glaube der Sklaventreiber hat doch recht. Plötzlich war es da. Er hat zwar ein paar Worte gesagt, die ich nicht verstand, aber ich konnte mir die Bedeutung zusammenreimen“, lachte Renate. Dann weinte sie ein bisschen glücklich vor sich hin. Später hatte ich genug Kraft für einen liebevollen Quickie mit ihr. Nach fast zwei Wochen war es überfällig. Bei uns beiden …
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Der Termin für Renate kam, Persien war für sie jetzt angesagt. Sie hatte jetzt doch etwas Angst, die konnte ich ihr aber nehmen. In den drei Wochen kann ja nicht viel passieren, dafür weiß sie über die Verhältnisse dort dann aber genauer Bescheid. Ich gab ihr eine Empfehlung an Kitty mit, man kann ja nie wissen. Kitty schien mir sehr verständnisvoll und mit Lis hat sie gezeigt, dass sie auch mit Frauen umgehen kann. Ihre Ausbildung war wohl umfassend und gut.
Am Donnerstag kam ein Telegramm aus Persien: love from Princess Marni, Kitty and your friend Renate. I am very happy. Das war doch mal eine gute Nachricht.