Freitag - Hauptkampftag. Renate kam wie immer früh und arbeitete erst für Mom. Sie hat freitags schon früh Schulschluss. Lis kam um halb zwei. Meine Frauen hatten sich die Arbeit eingeteilt: Lis machte das Gästezimmer, den Schminkplatz und das Bad sauber, Renate brachte das Wohnzimmer auf Vordermann und richtet auf einem Servierwagen, Sekt im Eiskübel, Säfte und Gläser her. Wacholder stand auch kalt. Die Bühnen waren längst klar.
„Meine Damen“, verkündete ich. „Es stehen vier Shootings an. Wir werden uns überraschen lassen, was da auf uns zukommt. Zuerst Kathrin Stolze, Bea Neumann, dann Walburga Häger. Als Letztes kommt ein Shooting mit Amber Wieland.“
„Häger? Wie Rosa Häger? Na ja, Rosa hat keine Schwester“, überlegte Lis. „Walburga, die Mutter? Kaum“, grinste sie dann.
Kathrin war zehn Minuten zu früh. Heute war ich froh darüber. Ein sehr hübsches Mädchen. Genau so, wie ich mir Lis vorstelle, wenn sie erst einmal zwanzig ist. Kathrin war zwanzig. Wir müssen ja die Ausweise prüfen, dass auch keines der Mädchen jünger als achtzehn ist. In der Beziehung waren die Anweisungen des Verlages sehr streng.
Sie wollte den Sekt erst nachher. „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“, sagte sie. Ich brachte sie ins Atelier, wo ich einen netten Platz gerichtet hatte. Kathrin agierte wundervoll. Ich fand ihren Körper, ihre Figur, einfach zum Verlieben. Ich dachte dabei an Lis, sie war bei dem Shooting Wachhund. Ich konnte jetzt Axel noch besser verstehen. Er hatte mit Kristin wohl das Gleiche erlebt. Lis merkte, dass mit mir irgendetwas nicht stimmte.
Nach 15 Minuten hatte ich den Film voll. Renate erledigte das mit der Adresse und den Privatbildern. Wir hatten inzwischen gedruckte Formulare dafür. Kathrin erzählte nicht viel. Die Bilder mache sie, weil es ihr Spaß bereite und sie Geld brauche. Sie trank ihren Sekt aus und schon war sie wieder weg.
„Paul, mein Liebster. Was war los? Du warst heute irgendwie seltsam. Als ob du neben dir stehst“, sorgte sich Lis.
„Bist du nur kurzsichtig oder vielleicht doch blöd?“, fragte Renate lachend. „Diese Kathrin ist dir doch fast wie aus dem Gesicht geschnitten. So wirst du in drei Jahren aussehen. Paul hat das mit seinem fotografischen Blick sofort erkannt, während ich hier unten noch grübelte, was mit ihr nicht stimmt. Das ist doch so, Paul?“
„Ja, es war zwar kein Schock, aber Lis zu sehen, wie sie als meine noch junge Ehefrau aussehen wird, das war in der Tat ein Erlebnis. Unwillkürlich fielen mir Axel und Kristin ein. Jetzt verstehe ich, dass da damals der Blitz bei ihm einschlug.“
„Ich bin wirklich blöde“, gab Lis zu. „Diese Kathrin war mir so unheimlich vertraut und sehr sympathisch. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht dauernd in den Spiegel schaue. Die Fotos, die Paul machte, zeigten ja auch nur wenig, wenn auch Aussagekräftiges. Jetzt, wo ihr es sagt - ja, so möchte ich mal aussehen.“
Bea Neumann. Sie wollte Sekt und von Renates Wacholder. Sie war reichlich verklemmt. Ich stellte sie einfach vor die schwarze Wand. Wenn man nichts zum Festhalten hat, ist es leichter zu agieren. Lächeln konnte sie, für jede Position brauchte sie aber genaue Anweisung. Wir übten. Danach brauchte sie viele Tücher und noch einen Wacholder.
Sie hatte einen Freund aus England, der bei Mercedes arbeitet. Der hatte das Magazin abonniert und wollte mit seiner deutschen Freundin angeben. Seltsame Motive gibt es schon.
„Wenn es dem Papa auf die Mama hilft, dann kann es uns eigentlich egal sein“, wusste Renate.
Dann kam Walburga Häger. Renate war dran, sie abzuholen.
„Guten Tag Frau Häger. Sie hätte ich nun nicht erwartet. Wie geht es denn Rosa?“, staunte Lis.
Es war Frau Häger überhaupt nicht peinlich, erkannt zu werden. „Rosa geht es prächtig. Sie ist mit Modeschauen voll im Geschäft. Als ich sie letzte Woche besuchte, stellte sie mir ihren festen Freund vor. Ein netter Bursche, der ein sehr wachsames, vielleicht sogar eifersüchtiges Auge auf sie hat. Für Rosa ist das nur gut. Sie jammert aber, dass Paul … ich darf doch so sagen, ihr Lieblingsfotograf, so weit weg sei. Viele Grüße soll ich ausrichten und - ich verstand es nicht ganz, aber eine Japanerin sei gefunden. Du wüsstest schon, was gemeint ist.
Nun, ihr wundert euch, mich hier zu sehen. Der, wo mein Mann ist, sagte, ich mit meinen 41 Jahren, sei noch knackig genug, um zu zeigen, was ich hätte. Rosa hat erzählt, wie nett und wie gut du bist. Da dachte ich, so ein Shooting könnte nicht schaden und die Flamme wieder voll zum Lodern bringen. Meine freche Tochter, wir lieben sie natürlich, hat gesagt ich solle nackt unter einem Mantel in so einen Fotoautomaten gehen. Es hat funktioniert, der Fotoauftrag kam nach zwei Wochen. Und jetzt Paul sehe in mir einfach die Kundin. Hätte mich Elisabeth nicht erkannt, wäre es für dich vielleicht leichter. Gesagt hätte ich es erst nach dem Shooting. Ich musste doch die Grüße von Rosa ausrichten.“
„Ich habe da keine Probleme. Jede Kundin hat das gleiche Recht. Ich habe fast alles gesehen, aber durch die Optik der Kamera. Ein Körper ist da nur noch ein Objekt, das ich möglichst gut fotografieren will. Entschuldige, ich duze prinzipiell meinen Kunden. Kommst du bitte als Assistentin mit, Renate?“
Walburga hatte recht reizvolle schwarze Unterwäsche an. Die präsentierte sie fast vollkommen. Rosa hat es also von der Mutter. Sie hat zwar schwarze Haare mit reichlich grauen Strähnen, aber wie die Tochter keine Hemmungen sich zu zeigen. Eine andere Altersklasse wird dem Verlag und IGDuM gefallen. Das sagte ich Walburga natürlich auch.
„Du bist ein gefährlicher Schmeichler mein lieber Paul. Rosa hat mich davor gewarnt.“ Dann kam sie auf Rosa zu sprechen. „Dass mein Mann und ich, Rosa in diesem etwas halbseidenen Beruf unterstützen, nun, das Mädchen ist nur mäßig intelligent. Dass sie schön ist, konnten wir lange kaschieren. Wir wollten nicht, dass alle jungen Männer ums Haus heulen. Das hatte sogar Rosa schnell begriffen.
Die Bilder, die du von ihr gemacht hast, waren aber ihr entscheidender Sprung nach oben. Ein Teil davon ist wirklich obergeil, ein Teil ist sehr attraktiv. Alle sind sehr gut. Das geliehene Geld hat sie längst zurückbezahlt.“
***
Unten läutete es. Lis war dran, Amber Wieland hoch zu holen. Renate brachte Walburga ins Gästezimmer zum Umziehen. Amber trank keinen Sekt. Sie tränke nur Champagner. Sie ist ein vollbusiges ausgestopftes Nichts mit blonden Haaren. So benahm sie sich auch. Es war unmöglich etwas aus ihr herauszuholen. Sie hatte durchaus ihre Reize, diese zur Schau zu stellen fand sie aber nicht für nötig. Amber kam mir vor wie ein Backsteinkäse in einer Portion Sauerkraut. Alleine bei dem Gedanken wurde mir schon schlecht. Leider, es war zum ersten Mal, musste ich mir sagen, dass es auch eingebildete und dazu völlig unfähige Kunden gibt. Ich zwang mich zur Ruhe und mein Verstand zwang mich zu einer guten Arbeit. Lis war der Wachhund. Amber Wieland bekam von ihr den vollen Service. Dann wurde sie sehr freundlich aber kühl verabschiedet. Das Formular von Renate zur Bestellung von Privatfotos füllte sie gar nicht erst aus. Keiner drängte sie.
„Die war wohl zu affig für dich. Das ist doch ein zurückgebliebenes Vollweib. Ich habe mir schon manchmal blondes Haar gewünscht, dachte schon ans Färben, aber das, das war mir eine Lehre. Die hat das Stroh nicht nur auf dem ... entschuldige Paul. Es steht mir nicht zu über unsere Kunden zu lästern“, ereiferte sich Lis.
„Du hast ja so recht, liebste Lis. Renate meine Hübsche, im Begleitschreiben zu den Bildern werden wir erwähnen, dass wir leider nicht in der Lage waren aus Amber Wieland mehr als ein Dutzend gute Fotos herauszuholen, trotz unserer Erfahrung. Schreibe bitte, sie war sehr unwillig und nicht kooperativ. Und - ich will sie nie wieder hier sehen. Niemals!“
„War sie denn wirklich so schlimm?“, wollte Renate wissen.
„Unser so freundlicher, kaum aus der Ruhe zu bringender Paul, wäre ihr fast an die Gurgel gegangen. Ich sah, wie seine Halsmuskeln arbeiteten. Er musste sich ganz offensichtlich sehr zusammenreißen. Dieses Weib war so arrogant und dummdreist, du glaubst es nicht. Die reagierte auf jedes Kommando von Paul völlig konträr. Ihre Titten schienen ihr das Wichtigste auf der Welt. Bitten zu agieren, brachten nur ihre Titten noch mehr in den Vordergrund. Ich bewunderte die Geduld von Paul. Diese Frau ist bis zur Unfähigkeit verblödet. Irgendein Arschloch hat ihr wohl gesagt sie hätte schöne Titten, das war es dann.“ Lis war sehr zornig. So kannten weder Renate noch ich sie.
„Jetzt gehen wir gleich fein aus zum Chinesen und vergessen die Frau. Pop hat mir dafür Geld gegeben. Vom Konto natürlich, und uns einen schönen Abend gewünscht“, wollte ich die Gemüter etwas beruhigen.
„Das habe ich vergessen“, wurde Renate blass.
„Ich auch.“ Lis wurde ebenfalls blass.
„Und wo ist das Problem?“
„Wir sind dazu nicht richtig angezogen“, kam es wie aus einem Mund.
„Ich auch nicht. Haut schon ab, zieht euch um. In 20 Minuten komme ich zu Lis, dann kommen wir zu dir Renate. Ich möchte mit zwei wunderschönen Engeln ausgehen.“
Ich warf mich in Schale. Pop borgte mir eine Krawatte. Dann ging ich zu Lis. Mama machte auf und lachte. „Lis braucht noch eine Viertelstunde. Da fehlt die Erfahrung. Ich werde es aber meinen Töchtern noch beibringen, vor einer Einladung nicht auszurasten.“
Es dauerte 10 Minuten. Renate schaffte es, nach unserer Ankunft, sogar in 5 Minuten. „Renate ist vornehmes Ausgehen nicht gewohnt“, gab Frau Schäfer zu. „Sie hat meinen Rat gewünscht. Das tut sie eigentlich nie, und dann hat sie in meinem Kleiderschrank geplündert. Wenn ich mir dich, Elisabeth, aber so ansehen, dann verstehe ich die Aufregung von ihr. Du siehst aus wie eine Fee, nein, nicht so ätherisch, eher wie eine Prinzessin.“
Renate schwebte herein. Ihr Kleid war ein Hauch von Spitze. Der Ausschnitt war tief, das Kleid jedoch nicht übertrieben. Meine Frauen sind Schönheiten. Ich war froh nicht zwischen ihnen wählen zu müssen. Ich hätte mich nie entscheiden können.
Papa Schäfer kam dazu und - pfiff durch die Zähne. „Dein Kleid vom Standesamt, sieht an unserer Tochter aus als sei es für sie gemacht. Und Lis, die sieht ja aus wie die leibhaftige Elfenprinzessin.“
Ich konnte nur zustimmen. Übrigens, Rot steht meinen Frauen gut. Besonders dieses Feuerwehrrot - im Gesicht.
***
Wir fuhren mit dem Taxi in die Stadt. Beim Chinesen bekamen wir den Ehrentisch in der Mitte. Das Essen war einfach wundervoll. Beschreiben kann ich es nicht mehr - ich bewunderte meine Frauen. Die sonnten sich in der allgemeinen Aufmerksamkeit der restlichen Gäste.
Aufsehen erregten meine Zwei am Bahnhof. Renate mischte sich ein, als die Polizei ein paar Obdachlose abkassieren wollte. Es gab eine hitzige Diskussion, zugunsten der Obdachlosen. Ich fotografierte. Wir tranken einen Milkshake, da gab es ein fürchterliches Geschrei. Wir gingen hin. Ein italienischer Gastarbeiter sollte ausgewiesen werden, ohne rechtsgültige Papiere. Ich mischte mich ein, Presse murmelnd. Ich erfuhr das Warum, und erhob Einspruch, wegen Unmenschlichkeit, und - war voll verblüfft, als die Beamten, ohne den Italiener, wieder abzogen. Die große Presse war in Form von mir aufgetaucht. Renate verstand unser Motiv, sonst Nichts.
Ich zog mit meinen Frauen in die Bar im Hotel im Hauptbahnhof und erklärte Renate die Sache mit der Hausaufgabe von Knorr. Dann wurden meine beiden von zwei neuen Gästen ganz schrecklich angemacht. Handgreiflich. Einer betatschte Renates Busen, der andere wolle bei Lis unter den Rock. Die Barfrau sah es und telefonierte. Ich nahm einen Barhocker und setzte die Zwei gnadenlos außer Gefecht. Ich habe in Sport auch eine Eins, vergessen? Dazu kam es wohl sehr überraschend für sie.
Die Polizei kam und verhörte die Barfrau, dann erhielten sie aus dem Revier die Nachricht, dass die Zwei bekannt waren und gesucht werden. Wir konnten nach nur einem kurzen Protokoll gehen. Der Barbesitzer entschuldigte sich sogar sehr höflich und strich für uns einfach die Rechnung.
Vor den Haustüren meiner Frauen gab es eine Kussorgie. Renate nahm sich für morgen bei mir frei. Der Bauch zwickte noch.
***
Axel hatte sich heute zwar mit Kristin angesagt, hatte aber nicht mit Papa Bronner gerechnet. Heute war Dienst. In der Zeitung war eine Sonderaktion angekündet, da musste er rann. Kristin hielt den Termin jedoch ein, sie brachte anstelle Axel ihre Freundin Maren mit. Die wollte nur auf einen Sprung hereinschauen, nachher habe sie Probe. Das erklärte den Gitarrenkoffer, den Maren mit sich herumschleppte.
Lis hatte an unserer neuen Bar schon Sekt und Nascherei bereitgestellt. Wir unterhielten uns. Die blonde Maren war einst eine der intimen Freundinnen von Kristin. Jetzt hatte sie ebenfalls einen Freund. Kristins Beispiel schien Schule zu machen.
Ich gab die Kisten vom IGDuM frei, noch keiner hatte den Inhalt gesehen. Bedingung war, nicht alles zerwühlen, ein oder zwei Teile aussuchen, den Rest ordentlich in die Schrankwand räumen. Alle packten aus, begutachteten und räumten weg. Lis hatte einen schwarzen Body, Kristin einen schwarzen Zweiteiler und Maren hatte gleich zwei Dinge, ein rotes Lacklederkostüm und ein Minikleid aus demselben Material. Der Preiszettel meldete 400 Mark (1600 Mark Originalpreis) für das Kostüm und 200 Mark für das Kleid. Sie bat, beides anprobieren zu dürfen. Beides passte wie angegossen.
„Die muss ich einfach haben. Was gibt es denn für eine Aufnahme?“, konnte sie offensichtlich nicht widerstehen.
„30 Mark pro Film und 100 Mark für jedes ausgesuchte Bild“, informierte ich sie.
„Kannst du - ich meine würdest du denn auch Bilder von mir machen wollen?“
„Dazu seid ihr doch gekommen, hoffe ich. Ich möchte im kleinen Rahmen einfach mal Versuche starten.
„Ich kam eigentlich ja nur als Begleitung von Kristin aber dieses Kleid lockt schon. Na gut, ich bin bereit zu einer Untat“, lachte sie. “Ich stelle mich deiner Kamera.“
„Es wäre auch zu schade gewesen, ein so nettes Mädchen nicht vor die Kamera zu bekommen. Du bist völlig frei dazustellen, wie du es möchtest. Ich zwinge niemals ein Model zu etwas. Lis, was meinst du? Wo soll Maren agieren? An der schwarzen Wand oder auf einem Barhocker, mit Spotlight?“
„Das könnte gut aussehen. Du wolltest auch mit der Jalousie etwas versuchen“, schlug Lis vor.
„Ja, gut, dass du mich erinnert hast. Auf geht’s Maren, zuerst im Kleid auf dem Barhocker, bitte versuche sehr lasziv auszusehen“, kommandierte ich.
„Lasziv?“, kam die Gegenfrage.
„Sinnlich, scharf, geil ... etwas in der Richtung.“ Ich hatte das Wort auch erst vor kurzem gelesen und musste im Lexikon nachschlagen. Es schien mir hier aber passend.
Ich kommandierte, erst einmal ohne Bilder zu machen. Maren machte sich auf dem Barhocker prima - also Action! Sie hatte es schnell raus und legte los. Ich musste mich ranhalten mit knipsen. Dann kam der rote Anzug dran. Er verdeckte zwar mehr als das Kleid, sah an ihr aber irgendwie toll aus. Ich jagte sie durch die Dekoration und stellte sie in immer neue Position zum Ausleuchten. Sie machte willig mit.
„Und jetzt die Jacke aus. Ja, und drehen ...“ Das zweite Dutzend war voll. Ich zog sie zu der Jalousie. Ich scheuchte sie vor, hinter und zwischen die Jalousien. „Das hast du sehr gut gemacht. Das Kostüm steht dir ausgezeichnet. Mit etwas Glück reicht das Geld von den Bildern und du kannst es kaufen.“
Nun versuchte ich es mit Rauch. Maren hatte die richtige Idee, sie nahm ihre Gitarre zu Hand. Das Motiv war klasse. Wenn es mit dem Rauch klappt, dann werden es ausgezeichnete Bilder. Ich zeigte Lis, was zu machen ist. „Nur ganz kleine Schübe. Sonst haben wir keinen Rauch, sondern Nebel.“
Maren fühlte sich ganz in ihrem Metier, ich verschoss den ganzen restlichen Film. Während ich den Film aus der Kamera nahm, nutze sie die Zeit, um aus dem Kostüm zu schlüpfen. Sie hatte nur einen Slip darunter. Ihre Figur war tadellos. Dass ich sie jetzt fast nackt sah, schien ihr gar nicht bewusst. Ihre Gedanken waren woanders:
„Wenn ich es kaufe, muss ich ein Höschen aus Frottee darunter anziehen. Das saugt besser auf“, meinte sie. Dann ging sie aufs Klo und kam angezogen zurück, den Anzug überm Arm. „Ich habe ihn mit Seife sauber ausgewischt. Er ist wieder wie neu. Doch jetzt muss ich los. Ich hoffe die Bilder sind etwas geworden. Es ist kein schockierendes Bild dabei. Wenn man bei Konzerten in der Öffentlichkeit steht, ist das nicht so sehr angebracht. Du kannst die Bilder weg- und mir zwei Sätze zuschicken. Lis gab ihr das Formular für die Übertragung der Rechte, Maren unterschrieb und verschwand.
„Ich glaube, meine Freundin hat sich gar nicht so blöde angestellt“, meinte Kristin. „Um ehrlich zu sein, sie sucht Fotos für ein Plakat - von sich, als Leadsängerin. Und ich werde mich jetzt trauen, dieses heiße Teil mal anzuprobieren“, bot sie dann an.
„Nur zu“, gestattete ich es.
Sie zog sich vor uns um. „Steht mir das?“, wollte sie wissen.
„Wenn du es als Schlafanzug mit nach Teheran nimmst, wirst du es nie lange anhabe. Dein Axel wird es dir vom Leib reißen.“
„Das ist ja, genau genommen, der Sinn dieser Wäsche. Nicht umsonst heißt es Reizwäsche. Hast du Lust mich so zu fotografieren? Ich möchte die Bilder aber gerne erst sehen, bevor sie nach Radolfzell gehen.“
„Natürlich. Ich lasse doch meine zukünftige Schwägerin nicht ins Messer laufen. Lis, bringe sie bitte zum Schminktisch. Mach dich etwas unkenntlich Kristin, übertreibe aber nicht, sonst merkt man die Absicht.“
***
Auch Kristin hatte den Bogen raus. Mit einem schelmischen Lächeln posierte sie, als hätte sie nie etwas anderes gemacht.
„Sie hat mit Axel geübt“, flüsterte mir Lis kichernd ins Ohr.
„Du hast die gleiche wundervolle Figur wie Lis“, lobte ich Kristin. „Willst du nicht ein wenig mehr aus dir rausgehen und dich für Axel ausziehen? Diese Bilder sind natürlich nur für deinen Privatgebrauch. Mein Wort darauf, sie kommen nur in die private Sammlung. Ich werde die schönsten Bilder für Axels Brieftasche verkleinern, dass er in einsamen Stunden eine Erinnerung an dich hat.“
„Überredet. Was meine kleine Schwester sich traut, das kann ich auch.“ Sie füllte auch den zweiten Film mit recht aufreizenden Bildern.
„Was mich am meisten beeindruckt sind deine wundervollen Brüste. Verzeih mir die Bemerkung. Ich denke, Lis wird auch so heranwachsen. Wir hatten gestern ein Mädchen hier ...“
„Das hat mir Lis natürlich gleich brühwarm erzählt. Hatte sie wirklich meine Figur?“, lachte Kristin.
„Ihre Brüste waren etwas kleiner. Die Haare trug sie anders und das Gesicht glich sehr viel mehr dem von Lis, obwohl ihr euch schon echt ähnlich seid. Es war irgendwie frappierend.“
„Ich wasche das Teil zu Hause“, bot sie dann an.
„Behalte es einfach. Ziehe es aber bitte noch einmal an. Und du Lis, das Teil, das du dir ausgesucht hast. Wir setzten uns runter, trinken was und futtern was. Macht mir die Freude.“
Lis sauste nochmals los und wühlte im Schrank, zog ein anderes Teil raus. „Nachdem ich Kristin eben gesehen habe, gefällt mir das besser. Es ist auch praktischer - für dich“, lachte sie, ließ die Hüllen fallen und zog sich ebenfalls um. Ich nahm die kleine Kamera und knipste sie mit Augenzwinkern. Lis verstand: kein Kopf. Das war so vereinbart.
Kristin war ebenfalls am Umziehen. Zuvor machte sie mir aber einen frechen Vorschlag. „Du sagst du denkst, dass die Brüste von Lis wie meine werden. Willst du sie schon mal zur Probe anfassen?“
Ich war frech genug das Angebot anzunehmen. Mir war natürlich schon klar, dass es Kristin etwas heiß war. Eigentlich war es nicht statthaft dem Angebot nachzukommen. Bei Kristin empfand ich es als Ausnahme - sie ist die ältere Schwester von Lis, und diese ist, quasi zur Sicherheit, ja auch dabei.
Ihre Brüste fühlten sich sehr gut an und das sagte ich Kristin auch. Lis sagte nichts, sondern machte die Lampen aus, dann gingen wir nach unten. Die Schwestern saßen in ihrer leichten Unterwäsche da. Oder doch Oberwäsche? Egal, sie sahen jedenfalls hinreißend aus. Ich hatte Mühe meinen Lümmel unten zu halten, die Arbeit war ja getan, da regte er sich halt manchmal.
Das Telefon läutete. Es war Axel, für Kristin.
„Ja? Gute Geschäfte gemacht? Mir? Nun, ich sitze halb nackt bei Paul auf dem Sofa. Lis in einer eher noch schlimmeren Aufmachung auf seiner anderen Seite.“ Sie lachte laut auf. „Ja, er hat fotografiert. Auch einige ... nein, ich sage es nicht. Du wirst es sehen. Du vertraust mir doch? Danke. Du willst … Augenblick, ich frage Paul.“ Sie hielt den Hörer an ihre Brust. „Axel würde gerne auch kommen, hast du genug zum Abendessen da und darf er mitessen?“
„Er soll Bier mitbringen“, fiel mir lediglich ein.
„Bring Bier mit, Paul hat keines mehr. Bis gleich. Ja, ich liebe dich auch.“
***
Wir diskutierten ein wenig über den Artikel, den Lis und ich schreiben mussten. Dann läutete es. Ich ging runter. Es war Axel.
„Hallo! Da hast du ja zwei scharfe Bräute bei dir. Ach, das ist ja meine scheue Kristin und ... ich glaub es ja nicht, die noch scheuere Lis. Ihr seid der richtige Anblick nach einem arbeitsreichen Tag“, stellte er fest.
Ich packte das Bier in den Kühlschrank und schenkte Axel erst mal ein Glas Sekt ein. „War wohl ein harter Tag heute?“
„Ich hatte verdammtes Glück. Ich habe die besten Kunden abgestaubt, als die andern vesperten und ich den Laden hütete. Teppiche für 20000 Mark. Ein Makler, der die Wohnung seiner Freundin einrichtet. Bar auf den Tisch. Papa gibt mir 15% Provision. Ich werde langsam auch reich. Aber lassen wir das Geschäft. Wie war denn dein Tag heute, meine liebste Kristin?“
„Paul hat erst Bilder von der blonden Maren gemacht. Wenn die so geworden sind, wie ich denke, dann wird sie mit Sicherheit ihr Plakat und reichlich Geld bekommen. Ja, und dann habe ich dieses heiße Teil anprobiert. Paul sagte, du würdest es mir gleich vom Leib reißen ...“
„Paul hat ganz sicher auch gesehen, was drunter ist. Keine Angst, ich traue ihm. Wenn wir alleine wären, dann hätte er im Übrigen völlig recht mit seiner Vorhersage. Im ersten Augenblick hatte ich Mühe mich zu beherrschen. Du liebe Lis, bist durch Paul ja völlig verdorben, dein Geschmack hat aber nicht gelitten. Ich fürchte nur, ihr nehmt das mit nach Persien.“
„So ist es geplant. Ein bisschen Spaß muss ja auch sein.“
„Ich habe dort zu arbeiten, ihr geilen Weiber.“
„Paul und ich schlafen bekanntlich zusammen, aber - noch nicht miteinander. Da kann ich es mir leisten scharf auszusehen, ohne die Hotelbetten zu sehr zu strapazieren. Das Gespräch rutscht jetzt aber auf ein sehr tiefes Niveau. Komm Kristin, wir machen Abendbrot“, setzte Lis grinsend hinzu.
Meine Zwei verschwanden in der Küche, Axel und ich unterhielten uns. Dass Leila mitkam, wusste er von Kristin. Die plappert wohl unentwegt. Dann erzählte ich ihm von dem Shooting mit Kristin und wie reizvoll ich sie fand. Natürlich sprach ich auch von Kathrin. Axel bestätigte mir meine Vermutung mit der Ähnlichkeit. Dann gestand ich ihm noch meine kleine Entgleisung mit Kristin. Er lachte nur. Wir wechselten das Thema. Ich erzählte von gestern am Hauptbahnhof und der Schlägerei.
„Du hast wohl gar nicht die Nachtausgabe gelesen? Die Nachricht, von einer Prügelei in der Bar im Bahnhofshotel macht jetzt Sinn für mich.“ Er zog das Blatt aus seiner Tasche.
Ich las und stellte fest, das waren ja zwei ganz üble Strolche, die ich da erledigt hatte. Dann fand ich eine sehr ungenaue Notiz über den Italiener und die Obdachlosen.
Ich sauste in die Küche und zeigte Lis die Zeitung. „Lass uns Nägel mit Köpfen machen. Ich rufe an und sage wir hätten Bilder und nähere Informationen. Dann können wir, wenn sie es veröffentlichen, nicht nur ein kleines Honorar einstreichen, sondern Knorr voll erwischen. Dann muss er uns ganz einfach eine Eins geben. Denke dir deinen Text aus. Meinen habe ich schon, als Schlagzeile: Seltsame Abschiebepraxis.“
„Ärmer als Straßenköter?“, konterte Lis.
Axel und Kristin hörten verblüfft zu.
Ich rief an und wurde mit der Lokalredaktion verbunden. Der Nachtredakteur war dran und höchst interessiert an einem Augenzeugenbericht. „Sie haben dazu Fotos? Können sie die Story diktieren? Zuerst Name und Adresse. Ich lasse den Film innerhalb einer Stunde abholen.“
„Ich bin Fotograf. Bis dahin habe ich die Bilder fertig. Der zweite Artikel ist von meiner Verlobten. Sie kann ihn gleich selbst durchgeben.“ Dann diktierte ich frei weg. Es ist halt gut, vorbereitet zu sein.
„Sie sind wohl Reporter, können wir nicht ins Geschäft kommen. Der Bericht ist klasse. Kommen sie vorbei, im Lokalen fehlt uns einer.“
Dann kam Lis dran. Der Redakteur fand ihren Bericht auch toll. Sie gab mir den Hörer zurück, ich diktierte einen Bericht zu der Szene in der Bar und sagte ich hätte auch dazu Fotos, leider nur von den blutenden Schnapsnasen. Der Redakteur schnappte fast über vor Begeisterung.
„Der Bericht wird auf Wunsch mit vollem Namen gebracht. Das Honorar kommt als Scheck. Ja, alles an ihre Adresse. Bildhonorar inklusive.“
Lis und ich fielen uns um den Hals. Axel und die aus der Küche herbeigeeilte Kristin guckten verwirrt.
„Erklärst du es, ich mache die Bilder. Eine halbe Stunde.“
Lis erzählte, dann machte sie mit Kristin das Abendessen fertig. Es stand auf dem Tisch, als ich zurückkam. Wir unterhielten uns fröhlich, der Bote der Zeitung unterbrach uns nur kurz.
Lis blieb da. Kristin und Axel auch; wegen meines morgigen Geburtstags. Die beiden schliefen natürlich im Gästezimmer, die Gelegenheit wohl sehr gerne nutzend.
Nach wieder mal sehr heftigem Geknutsche schlief Lis aber bald ein; der Tag war für uns alle recht anstrengend.
***
Um sieben wurde ich wach geküsst. Dann kam Renate auch noch ins Schlafzimmer. Sie hatte ja einen Schlüssel. Sie legte sich kurz zu uns, dann zogen sie und Lis aber los. Ich trödelte im Bad, während die beiden das Frühstück machten. Ich hätte da sowieso nur im Wege gestanden. Mom und Pop waren etwas überrascht einen so großen Frühstückstisch zu haben, sie fanden es aber gut.
Mein Platz war voll mit Geschenken. Den Gutschein für den Geburtstagskuss löste ich gleich ein. Mom sah es mit Freude, dass es da wirklich keine Eifersucht zwischen Lis und Renate gab. Kristin küsste mich auch. Axel versuchte mir, wieder einmal, die Rippen zu brechen.
Mom hatte eine Überraschung für mich. Aus welchen Gründen auch immer, ihr Verlag hatte ihr gleich zwei Korrekturfahnen vom Geliehenen Mann geschickt. Einen Satz davon gab sie mir, sozusagen als Kontrollinstanz, ob auch alles richtig ist.
Dann hatte Pop noch die totale Überraschung überhaupt. Mit einem dicken Grinsen im Gesicht gab er mir ein kleines Kästchen. „Es sind ja nur noch zwei Wochen“, meinte er zu mir.
Ein großer Verlobungsring für mich, ein kleiner für Lis und noch ein kleiner aber mit einem Viertelkaräter darauf, lagen darin. Die Ringe waren mit einem Mäander wunderschön in feinster Arbeit ziseliert. Der Diamant funkelte blendend.
„Es war ein Sonderangebot von meinem Freund, bei dem ich einfach zuschlagen musste, nachdem ihr eueren Entschluss gefasst hattet. Der Dritte, mit Stein, ist leider nicht für Renate. Er ist mehr für festliche Anlässe“, erklärte uns Pop.
„Meinst du ich, könnte ...“
„Dazu sind die Dinger da.“
Lis war gerade in der Küche um Renate zu helfen das Geschirr rauszubringen. Als sie zurückkam und wieder neben mir saß, griff ich ihre Hand.
„Es dauert noch, aber Pop meint, dazu sind die Dinger da.“ Ich steckte ihr den Ring mit dem Diamanten an den Finger. Sie wurde vor Freude oder vor Schreck ohnmächtig. Ich fing sie gerade noch auf, ehe sie auf den Boden knallte. Dann heulte sie vor Freude. Um sie zu beruhigen, gab ich ihr meinen Ring.
„Nun musst du ihn mir wohl auch aufstecken.“
Sie tat es mit tränenglänzenden Augen, dann ging sie zu Mom. „Ich bin ja so glücklich, ich muss jetzt einfach heulen.“
Mom nahm sie in den Arm, zog sie auf den Schoß, denn Lis hing sehr unbequem über die Lehne ihres Rollstuhles. Dann fing auch noch Renate an zu heulen. Pop sah mich mitfühlend an und holte das Allheilmittel: Cognac. Einen Doppelten für uns Männer.
Nachdem sich alle beruhigt hatten, telefonierte Lis sofort mit Zuhause. Sie berichtete von dem Ring. Ich nahm ihr den Hörer ab und berichte Mama, sie war dran, was los war.
„Nun ist meine liebe Elisabeth natürlich im siebten Himmel. Nimm sie in den Arm und ... ach ja, alles Gute zum Geburtstag.“
Langsam kehrte wieder Normalität ein. Pop meinte trocken: „Ich würde vorschlagen die Ringe bis zu eurer offiziellen Verlobung, nur bei besonderen Anlässen tragt. Sonst gibt es nur unnötiges Aufsehen in der Schule.“ Das sahen wir natürlich ein.
Um fünf läutete es Sturm, ein Bote von der Zeitung brachte fünf Belegexemplare der Nachtausgabe und ein Schreiben mit Scheck. Für Lis und mich. Die blutigen Nasen waren die Titelstory. Sittenstrolche kalt erwischt. Als Unterzeile, etwas kleiner, Bildbericht von Paul Oktober.
Der Bericht von Lis über die Obdachlosen und meiner über den Italiener waren auf Seite drei, Lokales. Ebenfalls mit Namensnennung. Die Tischgesellschaft war überrascht und freute sich mit uns.
Die Neugierde von Mom siegte über ihre sonst so große Diskretion. Vielleicht wollte sie auch nur wissen, wie die neuesten Preise sind.
„Wie hoch ist der Scheck?“
Ich sagte es ihr. „Hundert davon für die Bilder. Dass sie uns gerne als freie Mitarbeiter verpflichten würden, kann ich mir vorstellen, da müssen wir aber leider ablehnen. Ich habe als Fotograf genug zu tun.“
Die Kaffeetafel war vorüber. Als letzte Überraschung blieb Renate da. Sie hatte ihre Schultasche mitgebracht und bei mir verwahrt. Wir überflogen den Korrekturabzug des Geliehenen Mann.
Eigentlich ist es ja die Geschichte von uns - Lis, Renate und mir. Mom machte mich zum Sohn eines reichen Reeders, Lis blieb Tochter eines ebenfalls reichen Teppichhändlers und Renate war die schöne Erbin eines Luxushotels. Lis hatte sie in einem Schweizer Internat kennengelernt. Die Namen waren zwar geändert, wenn auch verblüffend ähnlich. Elsbeth anstelle von Elisabeth. Renee anstelle Renate. Was wir da miteinander trieben, entsprach zwar fast den Tatsachen, die Schilderung aus fremder Feder machte Renate aber ganz wild.
Wir lasen bis Mitternacht, bis der Roman zu Ende war. Mom hatte da ein paar Anregungen, natürlich nur andeutungsweise, die Renate sofort mit mir ausprobieren musste. Wir waren halt jung und wollten das auch nutzen. Wer weiß, wie das aussieht, wenn wir erst mal zehn Jahre älter sind?
***
Der Wecker warf uns raus. Die Schule ruft. Heute, zweite Stunde, ist Deutsch. Wir hatten die Reportagen sicherheitshalber noch ins Hausaufgabenheft geschrieben. Ordnung muss sein, meinte Lis. Sie ist da manchmal sehr penibel.
Studienrat Knorr war völlig aus dem Häuschen. „Ihr habt keinen Onkel in der Redaktion oder so was? Der Text ist euer Text? Ich gebe mich geschlagen. Das sind die besten Reportagen, die ich als Lehrer je von meinen Schülern bekam. Dass du Paul, auch noch Fotos dazu machtest, ist natürlich der Apfel vom Pferd. Es war nicht die Aufgabe, kann also auch nicht zur Note beitragen, aber sie waren das Tüpfelchen auf dem i. Ihr bekommt nach den neuen Benotungsregeln beide eine Eins Plus. Wenn ich da aber an den Nächsten denke, Martin, es ist gut erfunden, aber höchstens eine 2+ wert. Allgemein gilt ...“ und dann schwafelte er für den Rest der Stunde.
***
Der Lehrstoff wurde langsam härter. Die Schule forderte uns. Vor allem Lis in Physik, Chemie und Mathe. Gerade in Physik und Chemie fehlte ihr das Verständnis. Sie versuchte, es durch Fleiß wettzumachen. Sie konnte das Lehrbuch fast auswendig, das trug leider nicht zum Verständnis bei. Lernen war jetzt zweimal wöchentlich, Schmusen gab es nur mal am Dienstag, mal am Donnerstag, selten an beiden Tagen. Küssen gehört zum Alltag und zählt nicht. An diesem Montag waren, zum Glück, nur wenige Bilder zu machen. Renate, in ihrer unendlichen Tüchtigkeit, hatte alle Korrespondenz erledigt.
Zu Hause waren neue Briefe da. Bestätigung vom Verlag und Ankündigungen. Belegexemplare. Der Vertrag von IGDuM und einen ganz lieben Brief von Traudl auf meinen Liebesbrief. Es wurde mir richtig schwummerig. Eine akribisch aufgeführte Nachbestellung lag auch dabei, mit der Nachricht, dass Kim völlig ausgeflippt sei, als der Scheck kam. Falls wir uns vorher sehen, hat sie tausend Küsse an mich abgetreten, schrieb Traudl.