Manodriil genoss den Flug und die Aussicht. Ein wunderbares Land aus dieser Perspektive - doch für einen Wanderer, der andere Wesen suchte, wäre es wohl eine Qual. Man musste die Einsamkeit lieben, um in diesen braunen und grünen Hügeln glücklich leben zu können.
Belebt wie schon lange nicht mehr, beugte sich der Junge vor und umschlang den Hals des Drachen. "Ist das nicht herrlich, so zu reisen", rief er. Der Drache antwortete, indem er ein paar Seitwärtsrollen vollführte. Juchzend klammerte sich Manodriil an seinem Reittier fest. "Hey, noch mal!" Der Drache wackelte hin und her, drehte sich und vollführte ein paar senkrechte Sturzflüge. Dann hielt er wieder Kurs auf den von Schnee bedeckten Gipfel.
Wie lange mochten sie so unterwegs sein? Manodriil interessierte es nicht, aber er merkte, dass der markante Berg nicht näher zu kommen schien. Wie konnte das sein? Sollte es ihn beunruhigen? Oder war alles bestens, so wie es war?
Wie dem auch sei, der Drache ließ sich nicht beirren. Er würde wohl wissen, was zu tun sei, dachte der Junge und widmete sich wieder dem Flug. Ihn interessierte, wie die Landschaft unter ihm von Nahem wohl aussah. Ob sie wirklich unbelebt war?
Sie machten einen Abstecher zu einem kleinen Teich. Erst aus der Nähe betrachtet wurden seine Dimensionen klar: Zu groß, um ihn an drei Tagen zu Fuß zu umrunden. Hohe Felskanten, bunte Wälder, einige flache Zugänge zum Ufer, viel Schilf. Eine kleine Insel in einer der weit geschwungenen Buchten. Mehrere Zuläufe von Flüssen. Eine Schar Reiher-artiger Vögel tummelte sich im Wasser. Andere hatten Nester auf der Insel gebaut.
Zu Manodriils Enttäuschung umrundete sein Reittier den See zwar ausführlich, setzte aber nicht zur Landung an. Stattdessen ging es viel zu früh wieder hinauf in größere Höhen, Kurs auf den unnahbaren Berg.
Wie lange Drachen wohl fliegen können? Der Junge gähnte und kuschelte sich in die Falte hinter dem rechten Flügel. Dort schlief er eine Weile. Als er aufwachte, bemerkte er einen Richtungswechsel.
Sein Freund hatte sich wohl entschlossen, an dem Berg vorbei zu ziehen. Jedenfalls hielt er auf dessen linke Flanke zu. Dafür wirkte der Gipfel mittlerweile zum Greifen nah.
Wenig später landete der Drache auf dem Grat am unteren Ende der Schneezone. Manodriil beobachtete die Landung von seiner Position hoch oben in den Wolken und staunte. Wieso war er noch hier oben? Wie kann es sein? Würde er abstürzen, ohne Reittier?