Fasziniert schaute Manodriil zu, wie der Drache am unteren Ende der Schneezone dicht am Grat durch den Schnee pflügte. Er schien sich dort unten zu amüsieren. Mit bloßem Auge waren die Drachenspuren aus der Luft erkennbar.
Moment? Heißt das, ich bin gar nicht weit weg vom Boden? Oder ist der Drache so riesig? Der Berg so klein? Meine Augen so ausgezeichnet?
Wie ein Schneegestöber im Kopf stiegen die Gedanken auf und legten sich wieder. Zu einem Schluss kam er dabei nicht. Warum ist es gar nicht so ungemütlich, alleine in der Luft zu hängen? Wieso bewege ich mich nicht, sondern bleibe an derselben Stelle? Was hält mich hier fest? Was trägt mich? Was hindert mich am Landen?
Bei dieser Frage blieb er hängen und kaute darauf herum wie auf einem Kauring. Kann ich etwas tun um zu landen?
Er stutzte.
Will ich landen?
Schon aus der Ferne war ihm der Berg übermächtig vorgekommen. Der Schnee bedeckte Gipfel eisig und wenig einladend. Am liebsten hätte er es gesehen, der Drache hätte ihn ignoriert. Oder wäre beim See geblieben. Oder irgendwo angekommen, wo es schön wäre. Vielleicht eine Hütte mit netten Bewohnern.
Der Gedanke gemügte, um Manodriil zum Weinen zu bringen.
Endlich ein anderes Wesen, das wie er war, sehen, fühlen, an seiner Seite!
Tief aufseufzend verspürte er erst ein fernes Gefühl von Abgeschnittensein, als habe es nichts mit ihm zu tun. Doch die Sehnsucht drang immer tiefer in sein Bewusstsein ein. Und mit ihr die Traurigkeit, die er von sich weggehalten hatte, als gehöre sie einem Fremden, aber nicht ihm. Je mehr er sich darauf einließ, desto mehr erfuhr er, wo im Körper er sie spürte, vor allem im Brustraum. Es war so unwirklich und gleichzeitig realer als seine bisherige Reise.
Ich habe mir das doch ganz anders vorgestellt. Ich wollte nicht umherirren. Ich wollte mein Volk ...
Von Schluchzen geschüttelt bebte sein Körper, ohne dass der letzte Gedanke sich vollendet hätte. Aufstoßen vertrieb die Erschütterung. ... ein Teil von dem sein. Ich wollte nur ein Teil von dem sein. Und wieder übernahm das Beben und tränenlose Weinen. Schließlich beendete Aufstoßen den emotionalen Ausbruch und ließ ihn wieder in einer Art tauben Schutzhülle verharren.
Sein Blick fiel auf den Drachen dort unten, der auf einmal viel kleiner wirkte. Kleiner und ferner.