Langsam erhob er sich, noch betäubt von dem Eindruck des missglückten Tauchgangs und seines ersten Gesprächs mit ihr.
Obwohl er gerade keine Kraft hatte, formte sich in ihm der unbeugsame Wille, sie zu finden, und die Verbindung zu stärken.
Der Berg auf der anderen Seite schaute still auf ihn herab. Wieso hatte er ihn früher nicht bemerkt? Manchmal sind wir wohl blind für das Offensichtliche.
Dunkelgrüne Tannen, zwischen denen vereinzelt Felsbrocken herausragten, ließen den Berg bedrohlich erscheinen. Und doch hielt er Stürme und Gewitter von dem Teich und dem winzigen Tal, in dem sich Manodriil befand, fern.
Sollte er wieder nach dem Drachen tauchen?
Und wenn das Wasser ihn in die Tiefe zog?
Er starrte auf die Oberfläche, als könne er dort eine Entscheidung lesen. Undurchdringliches, braunes Wasser. Nicht wirklich verlockend.
Wäre er bloß nicht so einsam! Wieder einmal hätte sich der Junge liebend gerne seinem inneren Sumpf hingegeben, aufgegeben.
Und dann?
Tja. Nichts dann.
Er seufzte. Streifte seine Kleidung ab und watete langsam in den See.
Ob es noch Hoffnung für seinen Drachen gab?
Mit jedem Schritt fühlte er sich verzweifelter, und wusste dabei doch, dass es keine Alternative gab.
Er lauschte nach innen, ob er sie spüren könnte. Es schien nicht so. Alles ruhig.
Vielleicht hörte sie ihm zu?
Was ist Einbildung und was geschieht wirklich?
Seufzend kniete er sich in das Wasser, benetzte seine Arme, seine Brust. Kalt, wirklich kalt.
Schließlich übergab er seinen Körper ganz dem Element, tauchte freiwillig mit dem Kopf unter und versuchte, sich zu orientieren.
Natürlich war das Wasser für seine Augen so undurchdringlich wie es von außen gewirkt hatte. Wenigstens wusste er jetzt, dass er sich hier nicht mit seinen normalen Sinnen orientieren konnte.
Was war wichtig? Sie?
Nein. Jetzt nicht.
Jetzt interessierte ihn das Schicksal seines Drachen.
Entschlossen tauchte er zum Grund des Sees. Schlammiger Boden, Zweige, einige Steine, Schlingpflanzen, hinter denen kleine Fische Schutz suchten. Er versuchte, den Teich systematisch abzusuchen, obwohl ein Wesen wie der Drache wohl kaum irgendwo in einer kleinen Ritze verschwinden konnte. Aber man weiß ja nie.
Als seine Arme längst von der ungewohnten Anstrengung schmerzten und er sich nach einer Pause sehnte, entdeckte er eine dunkle Öffnung. War er auf der Seite des Berges angekommen? Oder gab es irgendwo in der Mitte eine Höhle?
Neugierig näherte er sich. Felsbrocken lagen am Eingang. Er hangelte sich an ihnen entlang. Balancierte mit den Füßen und kam überraschend aus dem Wasser. Um ihn herum war es dunkel. Aber wenigstens konnte er atmen.
"Hallo? Bist du hier?" Leise rief er nach seinem Freund, erhielt aber keine Antwort.
Er tastete sich vorwärts, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Die Höhle wurde weiter und mündete in einen Teich, auf dem ein Umriss wie ein Baumstamm ruhte.
Drache?
Das Geröll verhinderte schnelle Bewegungen. Es schien ewig zu dauern, bis er die Silhouette erreicht hatte.
Enttäuschung und Überraschung bescherte sie ihm zu gleich.
Es war nicht der Drache.
Es war ein Ruderboot.