Der Drache schien seinen Freund vergessen zu haben. Er würdigte ihn keines Blickes. Nachdem er sich im Schnee ausgetobt hatte, schaute er über das weite Schneefeld hinauf zum Gipfel. Eine Weile verharrte er so, dann setzte er sich in Bewegung und bahnte sich einen Weg durch das weiße Pulver, in dem er immer wieder einsank. Manchmal steckte er absichtlich seinen Kopf hinein, kam aber jedes Mal schnell wieder zum Vorschein und schüttelte sich. Was für ein seltsames Zeug, dachte er, und walzte sich weiter entlang des Grades. In der Ferne konnte er andere Berge sehen. Vor ihm ragte der lang gestreckte Gipfel auf.
Manodriil fühlte Neid in sich aufsteigen. Warum hatte dieser Drache immer so viel Spaß - und er selbst nicht? Er war es so leid, immer herum zu hängen und nichts zu erleben, das Freude machte. Immer musste er herhalten, um andere zu beobachten, zum ewigen Zuschauer, zur ewigen Einsamkeit verdammt! So ungerecht, so verflixt ungerecht! Er weinte und wütete und merkte, wie das Blut in ihm stärker zu fließen schien. Ihm wurde warm. Eine Schneeballschlacht wäre jetzt genau das richtige!
Etwas plumpste neben dem Drachen in das weiße Pulver, dass es in einer Fontäne hoch flog und beim Niederrieseln das Tier puderte, dass er aussah wie ein Kuchen mit Zucker bestäubt.
Manodriil lachte. "Du siehst zum Anbeißen aus." Er selbst spürte den Schnee durch den Kragen seiner Jacke eindringen, aber das war ihm gerade egal. So lustig war seine Reise lange nicht mehr gewesen. Oder sein ganzes Leben? Egal.
Sein Begleiter schüttelte sich und warf mit einem Schwung seines Schwanzes einen Schauer an Schneebällen auf ihn. Das Maul verzog er zu einem Grinsen.
Der Junge ließ sich nicht zwei Mal bitten. Er sprang auf und feuerte eine Salve auf das durch seine Größe leicht zu treffende Gegenüber. Dass er gleichzeitig eine Menge Schnee ins Gesicht bekam, störte ihn nicht.
Schließlich ließen sie sich nebeneinander ins kalte Weiß fallen und lachten und lachten. "Das tut richtig weh", jappste der Junge und hielt sich den Bauch. Außerdem merkte er jetzt, wie kalt und nass er sich fühlte.
Schützend legte der Drache einen Flügel um ihn und bließ ihm warme Luft ins Haar.
Manodriil weinte. Es war ein gutes Weinen. Tränen, die kommen, wenn man sich getröstet und geborgen fühlt, nachdem man viel zu lange alleine auf sich gestellt war.