«Ich weiss wirklich nicht… ob du ihr da nicht leere Versprechungen machst,» sprach Dabog in Gedanken zu dem Tauren und jener fühlte deutlich den Kummer in diesen Worten. «Das wird schon irgendwie werden. Wir müssen einfach einen Körper für dich finden. Das kann doch nicht so schwer sein.» «Aber ich darf niemandem den Körper stehlen und wer gibt mir schon die Erlaubnis seinen Körper nach seinem Tod zu benutzen?» «Es wird sich sicher alles irgendwie finden…» murmelte Varunna. «Redest du gerade wieder mit ihm?» fragte Balduraya. «Ja…aber er spricht nur Unsinn,» wehrte Varunna ab. «Das ist kein Unsinn!» begehrte Dabog auf «es wird echt schwer sein, einen Körper zu finden. Vielleicht soll es ja auch gar nicht sein und ich muss einfach weitergehen.» «Das glaube ich nicht. Es hat einen Grund warum du im Smaragdgrünen Traum gelandet bist und wir uns dort begegnet sind. Wir haben bestimmt irgendeine Aufgabe zu erfüllen.» «Du wirkst irgendwie ständig abwesend,» sprach Raya zu Varunna. «Tut mir leid! Komm wir essen jetzt erstmal etwas!» Die junge Blutelfin seufzte bekümmert, doch da sie Hunger hatte, nickte sie zustimmend. Kurz darauf sassen alle um das kleine Feuer und taten sich an der Mahlzeit gütlich, welche diesmal Gwydyon zubereitet hatte.
Balduraya bewegten alle möglichen Gedanken. Irgendwie war es seltsam zu wissen, dass Dabogs Seele sich nun in Varunnas Körper befand und sie fühlte sich immer beobachtet. Was ging wohl in Dabog vor, wenn er sie so durch die Augen von Varunna betrachtete? Es war so ein komischen Gefühl, den Mann in den sie sich verliebt hatte, so nahe zu wissen und doch nicht wirklich mit ihm in Kontakt zu sein. Wie sollte das nur weitergehen?Bekümmert erhob sie sich und ging zum naheliegenden Bach, um ihre Esschale abzuwaschen. Sie merkte dabei nicht wie ihr Linus folgte. Der Junge war nun erneut gewachsen und wirkte schon wieder älter. «Raya, bist du traurig?» hörte die Blutelfin auf einmal seine Stimme hinter sich. Erschrocken drehte sich die junge Frau um. Sie hatte gedacht sie sei alleine und sich gar keine Mühe gegeben ihre Trauer zu verbergen. «Linus!» rief sie «ich habe dich gar nicht kommen hören.» «Ich kann sehr leise sein. Irgendetwas stimmt doch nicht mit dir. Was ist es?» «Ach Linus!» Sie streichelte dem Jungen kurz übers Haar. «Es ist nichts, ich bin nur müde und etwas nervös, weil wir uns hier in Allianzgebiet befinden.» «Du siehst aber nicht ängstlich aus, sondern traurig.» «Ach was! Das meinst du nur!» «Nein! Seit Varunna hierhergekommen ist, bist du irgendwie durch den Wind. Hat Varunna etwas getan, dass dich verletzt hat?» «Nein, nein! Varunna ist ein so guter Freund. Er tut immer so viel für andere. Er hat mich doch nicht verletzt.» «Aber an was liegt es dann?» «Das… darf ich dir leider nicht sagen. Varunna wollte, dass Tyrande und ich es für uns behalten.» «Papa weiss auch nichts davon?» «Nein und die Untoten auch nicht.» «Aber warum nicht?» «Ach mein Schatz, das ist schwer zu erklären.» «Versuch es einfach!» «Du bist noch etwas zu jung, um das zu verstehen.» «So jung nun auch wieder nicht, ich bin schon 10… oder bald 11!» «Ja ich weiss. Ach, du wächst so schnell! Hört das irgendwann wieder auf?» «Papa sagte, wenn ich so 20 bin, geht es wieder einiges langsamer. Dämonen oder Halbdämonen altern anders.» Etwas Bitternis schwang in seiner Stimme mit, als er das sagte. «Dennoch, eigentlich wollten wir es vorerst für uns behalten.» «Ich kann gut schweigen. Ich will einfach nur wissen, was mit dir los ist Tante Raya.» Die Blutelfin seufzte erneut schwer. Doch dann sprach sie. «Also gut. Du musst es aber unbedingt für dich behalten. Wir wissen vor allem nicht genau wie weit wir den Untoten vertrauen können und deinen Papa wollten wir erst etwas später einweihen.» «Ich werde schweigen wie ein Grab!» erwiderte Linus und so erzählte ihm Balduraya die ganze Geschichte.
Als sie geendet hatte schaute Linus sie mit grossen Augen an. «Dann weilt also Dabogs Seele jetzt tatsächlich unter uns?» fragte er nochmals ungläubig. «Ja. Aber es ist ziemlich verwirrend.» «Es ist irgendwie so traurig, das Dabog so ein Schicksal erleiden muss. Vielleicht können uns ja die Nachtelfen einen Rat geben?» «Darauf hoffen wir natürlich sehr.» «Dabog bräuchte einfach einen neuen Körper und so etwas ist nicht einfach aufzutreiben, da es die Erlaubnis von jemandem bräuchte, der vielleicht gerade im Sterben liegt. Ansonsten funktioniert es nicht.» «Irgend eine Lösung finden wir sicher. Vielleicht kann er ja doch mal vorübergehend wieder in seinen alten Körper zurück.» «Das wird schwierig und je älter sein einstiger Körper wird, umso schwerer fällt ihm das natürlich. Denn eigentlich befinden sich die Körper der Untoten in einem stetigen Verfall. Durch die Magie der Apotheker von Unterstadt, wird dieser Verfall nur stark verlangsamt.» Linus nickte zustimmend. «Aber du darfst wirklich keinesfalls etwas von dem was wir besprachen weitersagen, sonst…»
Balduraya hielt inne denn sie vernahm auf einmal aufgeregte Rufe. Sie liefen zu den anderen zurück. Von Norden her näherten sich auf der Strasse zwei riesige Nachtsäbler, auf welchen eine junge Nachtelfin und ein junger Nachtelf, mit violetter Haut und schwarzblauem, langem Haar ritten. Zuerst erschraken sie, weil sie glaubten von der Allianz entdeckt worden zu sein und machten sich sogleich bereit für den Kampf. Doch der Nachtelfen- Mann hob seine Hand und streckte einen Passierschein hoch. «Das sind die Nachtschwingen Geschwister, wie es aussieht!» rief Varunna und ging den beiden Reitern mit erhobenen Armen entgegen. Die Nachtelfen zügelten ihre Tiere und alle schauten tief beeindruckt auf die mächtigen, wundervollen Katzen, die so gehorsam auf die Kommandos ihrer Reiter reagierten.
«Das sind echt beeindruckende Geschöpfe, diese riesigen… Tiger.» sprach Dabog zu Varunna. «Du weisst, dass die uns problemlos zerfleischen könnten, wenn sie wollten.» «Das sind Nachtsäbler,» berichtigte ihn Varunna «und ja… ich will sie nicht zum Feind haben. Noch in meiner Bärenform, hätte ich meine liebe Mühe nur einem von ihnen Herr zu werden. Umso erstaunlicher, dass die Nachtelfen sie so gut abgerichtet haben, dass sie so gehorsam allen Befehlen gehorchen. Die Kaldorei sind eben etwas ganz Besonderes. Deshalb sollten wir sie angemessen begrüssen.» Varunna ging einige Schritte auf die Nachtelfen zu, welche nun von ihren Tieren stiegen. Er überragte sie doch um ein paar Haupteslängen, auch wenn die Elfen grösser als Menschen waren. «Ishnu- dal- dieb! (eine übliche Begrüssung, es heisst eigentlich Viel Glück für eure Familie!)» sprach er in gebrochenem nachtelfisch und fuhr dann in globalisch weiter: «Vielen Dank, dass ihr hergekommen seid, um uns nach Darnassus zu eskortieren.» Der Nachtelfen Mann erwiderte: « Elune- adore (Elune sei mit euch!). Ich habe hier Passierscheine für drei Blutelfen, zwei Untote und einen Tauren. «Der Junge da, gehört auch zu euch?» Er deutete auf Linus. «Er ist mein Sohn!» sprach Gwydyon schnell. Der Nachtelf blickte etwas misstrauisch. «Varunna kam seinem Blutelfenfreund zur Hilfe: «Das Linus auch dabei sein würde, wissen wir erst seit kurzem. Wir wollen ihn im Elunetempel den Mächten des Lichts weihen lassen. Das ist sehr wichtig. Es ist eine etwas komplizierte Geschichte… könntet ihr vielleicht ein Auge zudrücken?» «Nun… ich weiss nicht…es gibt für ihn keinen Passierschein. Das könnte Schwierigkeiten geben.» «Es ist aber sehr wichtig, bitte lasst es uns versuchen!» Der Nachtelf musterte den Jungen prüfend. «Vielleicht könnte er als Kaldorei durchgehen, denn er hat immerhin blau-leuchtende Augen. Das gibt es in meinem Volk auch öfters. Ihr könnt von Glück reden, sind sie nicht hellgrün funkelnd. Sonst würde man sofort erkennen, dass der Junge ein Blutelf ist. Seine Haut ist sogar etwas lila eingefärbt. Er sieht wirklich speziell aus, für einer der Blutelfen. «Er ist auch speziell,» sprach Varunna «darum ist es auch so wichtig, dass wir ihn weihen.» «Also gut, wir versuchen es!» «Vielen Dank!» freuten sich die Freunde. «Ja, herzlichen Dank!» sprach Tyrande und schaute den Nachtelfen mit einem bewundernden Blick an. Die Augen von Cerunnos begegneten ihr und auch er schien sogleich Gefallen an der schönen Blutelfin zu finden. Verlegen senkte er seinen Blick dann jedoch wieder und meinte: «Dann wird es Zeit, eure Habseligkeiten zusammen zu packen. Wir werden die Nacht noch im Gasthaus der Silberschwingen zubringen und dann reisen wir Morgen nach Darnassus.» Gwydyon war der Blickwechsel seiner einst so verehrten Tyrande mit dem Nachtelfen, nicht entgangen und er spürte auf einmal wieder Zorn in sich aufsteigen. Doch dieser verflog sogleich wieder, als die junge Nachtelfen- Frau ihm die Hand zum Gruss reichte. «Ich bin übrigens Ismala, dass hier ist Cerunnos. Hattet ihr eine gute Reise?» Gwydyon setzte sein charmantestes Gesicht auf und sprach: «Ja, wir können nicht klagen, danke!» «Es ist schön, dass ihr Darnassus besuchen wollt, um euch auf eure Wurzeln zu besinnen. Schlussendlich stammen wir ja alle vom selben Geschlecht der Kaldorei ab.» «Ja, das stimmt. Ich wollte das Nachtelfen Reich sowieso schon lange mal sehen!» Wenn dies auch nur die halbe Wahrheit war, so konnte Gwydyon zumindest die junge Nachtelfin davon überzeugen, dass er doch irgendwie Interesse an ihrer Kultur hatte. Denn sie lächelte erfreut und sprach: «Ja, wir leben an einem sehr schönen Ort.» «Ein wenig schattiger als meine Heimatwelt ist es hier, aber das macht es auch spannend.» Ismala nickte zustimmend. «Das Blutelfenreich ist sicher auch schön.» «Ja, das ist es. Vielleicht kommt ihr ja auch mal nach Silbermond.» «Wer weiss, es könnte sein.» «Würde mich auf jeden Fall freuen,» sprach Gwydyon. Dann wandte er sich wieder ab und sprach: «So dann packen wir also mal unsere Sachen zusammen. Hoffentlich klappt alles mit den Passierscheinen.»
«Da scheint es ja an allen Ecken und Enden zu funken!» sprach Dabog zu Varunna. «Ich glaube bei Tyrande und Cerunnos, war es Liebe auf den ersten Blick. Bei Gwydyon und Ismala, könnte sich auch etwas anbahnen. Was meinst du?» «Ich mache mir darüber noch keine grossen Gedanken. Wir haben gerade andere Sorgen. Ich hoffe wir kommen gut nach Darnassus, besonders wenn wir Linus noch bei uns haben. Ich hoffe, wir können die Nachtelfen täuschen und sie halten ihn wirklich für einen der ihren.» «Das wird schon werden. Er ist ja noch ein Kind. Sie werden ihm bestimmt nichts tun.» «Aber wenn sie seine Hörner sehen, könnte es echt gefährlich werden. Ich hoffe die Mütze erfüllt ihren Zweck!» «Das wird sie schon. Eigentlich sind wir ja schon ein aussergewöhnlicher Haufen. Leute der Allianz und der Horde zusammen unterwegs. Ich als Mensch, sogar im Körper eines Tauren! Das ist schon ziemlich verrückt.» «Ja, damit hast du allerdings recht. Ich hoffe wir finden eine Lösung und alles wird gut.» «Hej, wo ist dein Optimismus geblieben Varunna?» «Der hat sich wohl für kurze Zeit verabschiedet. Aber er wird schon wieder kommen. Nun schauen wir erst mal, dass wir alle heil aus dieser Sache hier herauskommen.»