So kam es, dass die Reisegruppe, angeführt von den Nachtschwingen Geschwistern, im Hain der Silberschwingen einmarschierte. Die weiblichen Wachen, welche wie Schildwachen in ihren violetten Rüstungen aussahen, musterten das seltsame Gespann mit grösster Anspannung, ihre Gleven bereit zum Angriff. «Wer seid ihr! Was wollt ihr hier!» Cerunnos versuchte Ruhe zu bewahren und sprach: «Wir haben uns bereits im Gasthaus hier angemeldet. Wir haben Passierscheine für alle, ausser für den Jungen. Dieser ist erst auf dem Weg hierher zu uns gestossen. Er scheint sich im Wald verlaufen zu haben und wir bringen ihn zu Maestras Posten zurück. Die Wachen musterten den Jungen eingehend. Doch es sah so aus, als nähmen sie Cerunnos seine Geschichte ab, was ihm einen weiteren dankbar- bewundernden Blick von Tyrande einbrachte. «Also gut, ihr dürft passieren. Das Gasthaus ist gleich da oben, ganz im Norden des Stützpunktes.» Cerunnos nickte zustimmend und hoffte, das niemand sein heftig klopfendes Herz hörte.
Als der Tauren an ihnen vorbeiging, musterten die Wachen ihn nochmals eingehend und stellten wohl fest, dass es sich dabei um einen Druiden handelte. Das beruhigte sie etwas. Als die Blutelfen kamen, wurde ihr Blick finster. Es bestand immer noch eine grosse Feindseligkeit zwischen den Kaldorei und den Sin'dorei. Balduraya und Tyrande lächelten etwas unbeholfen, Gwydyon ging mit arroganter Mine weiter. Er würde sich ganz bestimmt nicht von diesen Schildwachen einschüchtern lassen! Zumindest sollten sie nichts davon mitkriegen, dass er eingeschüchtert war. Linus lächelte die Schildwachen mit seinem strahlendsten Lächeln an, was Selbigen sogar ebenfalls ein kurzes Lächeln abringen konnte. Als dann jedoch die beiden Untoten vorbeikamen und ihr Duft den Nachtelfen Wächterinnen entgegenwehte, rümpften diese die Nase. Dabogs Untoten- Ich kümmerte sich nicht darum, sondern erwiderte den Blick mit kühler Emotionslosigkeit. Aeternias allerdings machte einen plötzlichen Schritt auf die Wachen zu, dass diese sogleich ihre Waffen hoben und rief laut: «Nun denn…, was verlangt ihr vom Tod!?» (ein häufiger Ausspruch der Verlassenen) Dann ging er lachend weiter. Die Silberschwingen Wachen schauten ihm mit einem ziemlich missmutigen Ausdruck in den Augen hinterher. «Provoziere sie doch nicht noch!» tadelte ihn Gwydyon. «Wir befinden uns hier auf feindlichem Gelände und man weiss nie, wann es eskalieren könnte.» «Ach was!» sprach Aeternias gleichgültig. «Ich fürchte mich nicht vor diesen Spitzohren.» «Du bist auch schon lange tot, also halt dich gefälligst zurück! Es geht schliesslich auch um Linus. Wenn sie herausfinden wer er wirklich ist, dann könnte das böse Folgen haben.» Als der Blutelf das sagte, wurde Aeternias an seine wirkliche Aufgabe hier erinnert, von welcher bisher noch niemand etwas ahnte und er erwiderte: «Okay, ich halt mich zurück.» «Danke!» meinte Gwydyon kurz angebunden, dann gesellte er sich wieder zu Tyrande und Balduraya.
**********************
Im Gasthaus gab es zum Glück auch noch einen Platz für Linus. Die Unterkünfte waren einfach, aber sauber und gemütlich. Die grossen Rundfenster gaben den Blick frei auf die eindrucksvollen, umliegenden Baumriesen des Eschentals.
Beim Abendessen trafen sich alle wieder und der Gastwirt servierte ihnen ein einfaches, aber leckeres Mahl. «Es kommt selten vor, dass wir so viele Gäste hier haben,» sprach er «vor allem so ungewöhnliche Gäste, wie ihr es seid.» «Das kann ich mir lebhaft vorstellen,» erwiderte Cerunnos. «Wir sind jedenfalls froh, dass wir alle unterbringen konnten.»
Sie befanden sich fast allein in der Gaststube, die wenigen Nachtelfen, meist irgendwelche Wachen, die hier ein und aus gingen, musterten sie mit argwöhnischen Blicken und verschwanden meist ziemlich schnell wieder. «Die scheinen nicht viel von uns zu halten.» sprach Dabogs Seelen- Ich zu Varunna. «Damit könntest du recht haben. Aber wir sind jetzt nun mal hier und wir bezahlten unsere Zeche sogar im Voraus, also trinken wir doch noch ein Bier!» Er hob seine mächtige Pranke: «Bitte noch eine Runde zwergisches Starkbier für alle und für den Kleinen… einen Saft oder was auch immer so junge Elfen trinken! Lasst uns feiern Leute, man weiss nie, was der nächste Morgen bringt!» Gejohle erhob sich und kurz darauf, hörte man das Klirren der Biergläser gegeneinander.
Mit der Zeit waren alle ein wenig angeheitert und es kamen sogar noch einige nette Unterhaltung zustanden, vor allem zwischen den Nacht- und den Blutelfen. Besonders Tyrande und Cerunnos verstanden sich sehr gut. Sie hörten nicht auf zu plaudern und hatten das Gefühl sich schon ewig zu kennen. Dabog freute sich für sie, auch wenn ein leiser Hauch der Trauer ihn umwehte. Immer wieder schaute er durch die Augen des Tauren sehnsüchtig zu Balduraya herüber, doch dann wurde ihm bewusst, dass er auf Varunna Rücksicht nehmen musste, der die junge Blutelfin ja nicht immer anstarren durfte und er riss sich zusammen. Wie gerne wäre er nun in seinem eigenen, einstmals lebenden Körper hier gewesen. Er hätte mit der jungen Frau flirten können und ihr seine Liebe beweisen. Doch dann wurde ihm bewusst, dass er Balduraya wohl gar nie kennengelernt hätte, wenn er nicht ein Verlassener geworden wäre. Wie würde es überhaupt weitergehen? Wenn er auch einen neuen Körper erhalten würde, so würde er je nach dem, zu welcher Fraktion er gehörte, nicht mal mehr mit Balduraya zusammen sein können. Dazu hätte er eigentlich einen Blutelfenkörper benötigt. Ein Orc oder Troll wollte er keinesfalls sein und ein Tauren… nun ja das wäre auch etwas schräg gewesen. «Pass auf!» hörte er auf einmal Varunnas Stimme. «Du bist gerade im Körper eines Tauren, ich höre alles was du denkst, vergiss das nicht!» «Jaja, ich weiss schon! Aber findest du nicht auch, dass es etwas komisch wäre, ein Tauren mit einer so zarten Blutelfin…?» Verschone mit solche Gedankenbildern Dabog! Ich will mir das gar nicht vorstellen.» «Na also, dann musst du mich doch verstehen! Ich brauche nicht nur irgendeinen Körper ich brauche einen Blutelfenkörper, wenn ich wieder einen menschlichen oder auch einen Nachtelfen- Körper hätte, dann könnte ich unter Umständen, nicht mal mit Balduraya zusammen sein und…» «Ja, ich habe deine Gedankengänge bereits miterlebt, das solltest du wissen. Ich kann dich verstehen, obwohl… zumindest Orcs, sind doch gar nicht so übel!» «Aber dann hätte ich Hauer, das geht doch nicht! Nein ich kann keiner vom Hordenvolk sein, ausser ein Blutelf. Das ist alles so unmöglich!» «Du kannst einem auch den ganzen Spass verderben! Ich dachte, wir geniessen jetzt einfach mal den Moment. Du hast mir schliesslich selbst mangelnden Optimismus unterstellt. Nun, das Bier hat mir geholfen wieder etwas optimistischer zu sein!» «Wir sollten unsere Sinne nicht mit Alkohol betäuben. Ich z.B. kann nicht mal betrunken werden und auch die Untoten bekommen bestimmt keinen Rausch. Wir sollten sie aber im Auge behalten. Besonders Aeternias. Dazu brauchen wir einen klaren Verstand.» «Ach was, da passiert schon nichts! So betrunken kann ich gar nicht werden, dass sich mein Verstand ganz ausschaltet.» «Dann hoffen wir mal das Beste. Aber sollte Linus nicht langsam ins Bett?» Gerade in diesem Moment, sagte Raya zu dem Jungen: «Ich glaube, wir sollten dich mal ins Bett bringen, mein Schatz! Du brauchst genug Schlaf.» «Gwydyon wollte sich erheben, um Linus zu begleiten, doch seine Schwester sprach: «Bleib du nur noch etwas, ich werde mit ihm gehen, denn für mich ist es sowieso auch Zeit. «So früh schon?» fragte Tyrande enttäusch und man merkte, dass sie gerne noch etwas geblieben wäre. «Ja, du kannst auch noch etwas bleiben, für dich lohnt sich das eher…» Raya warf einen vielsagenden Blick auf Cerunnos und ihre Freundin nickte erfreut. «Dann ist das wirklich in Ordnung für dich?» fragte sie dennoch noch einmal. «Ja, wirklich. Ich bin echt müde!» irgendwie klangen dies Worte traurig, fand Dabogs Seelen- Ich und auch ihm wurde es schwer ums Herz.