Immer weiter wurde Dabog herumgewirbelt. Er versuchte immer noch verzweifelt irgendwo Halt zu finden, doch immer wenn er irgendwo glaubte etwas zu entdecken, an dem er sich festhalten konnte, löste dieses sich unter seinen Händen wieder in Rauch auf. Er war gefangen in einen Chaos, aus dem er fürchtete, nicht mehr entrinnen zu können. Landmassen erschienen in den wirbelnden Strudeln, verschwanden aber sogleich wieder. Alle Gesetze der Schwerkraft, schienen aufgehoben und er konnte kaum einen klaren Gedanken mehr fassen. Sein Untotenkörper war zum Glück zäh, denn ein normaler Menschenkörper, hätte diesen Torturen vermutlich nicht standgehalten und er sehnte sich zurück nach der Stille, die ihn vorhin als Geist, unabhängig von einem Körper, umgeben hatte. Aber nein! Nun war nicht der Zeitpunkt dazu nur ein Geist zu sein! Er musste jetzt an Linus denken, damit er ihn retten konnte. Er versuchte die Stille in sich selbst zu finden, konzentrierte sich ganz intensiv auf Linus und dann ergab er sich dem Fluss des endlosen Nethers, der ihn bestimmt an den richtigen Ort tragen würde. Und so geschah es auch! Es war ganz ähnlich wie damals, als er das erste Mal zurück in seinen Körper gereist war. Damals war ein Portal für ihn geöffnet worden und nun war es erneut so. Er versuchte jedoch nichts zu erzwingen, versuchte sich einfach tragen zu lassen, denn er glaubte, dass er so das Chaos um sich herum am besten beruhigen konnte und tatsächlich! Kurz darauf wurde er an einem völlig fremden Ort, durch ein weiteres Portal ausgespukt und fand sich wieder in einem bergigen Gebiet, das umhüllt war, mit rötlichem Nebel. Die Landschaft um ihn herum war karg und es gab hier kaum Vegetation.
Sofort warf er sich hinter einigen herumliegenden Felsen in Deckung und hielt nach Linus, dem Dämonen und Aeternias Ausschau. Gerade sah er, wie diese in ein kleines Lager gingen, das mit rot-schwarz gekleideten Orc-Hexenmeistern und Orc- Kriegern bevölkert war.
Sie schienen den Dämonen zu kennen, denn dieser wechselte ein paar Wort mit den Wachen und konnte dann die kleine Siedlung unbehelligt betreten, welche sich direkt bei einer Höhle befand, aus der ein seltsames, rotglühendes Leuchten drang. Vorsichtig pirschte Dabog sich näher an das Lager heran. Er schätzte ab, wie viele Feinde sich ihm hier entgegenstellen würden. Es waren für ihn allein eindeutig zu viele. Er musste sich irgendwie von hinten anschleichen, auch um kein Aufsehen zu erregen.
Gerade sah er, wie der Dämon mit Linus und Aeternias in der Höhle verschwand, aus der das seltsame Leuchten drang. Er schaute hinauf in den Himmel. Es wurde bald Abend und dann schütze ihn die Dunkelheit ein wenig. Doch hatte er überhaupt noch genug Zeit? Was wenn der Dämon Linus etwas antat? Nein! Er konnte nicht mehr warten. Nahe der Höhle standen einige Fässer und Kisten mit Vorräten und Getränken. Dahinter konnte er sich vielleicht verstecken und so ungesehen hineingelangen. Doch dann, wie weiter? Würde es für ihn dort drin auch irgendwo Deckung geben, damit er nicht zu frühzeitig vom Feind entdeckt wurde? Wie auch immer! Er musste es versuchen. So schlich er sich seitlich des Höhleneinganges näher heran. Er achtete darauf, dass keiner der Orcs in seiner Richtung schaute und schlüpfte dann schnell hinter die Fässer und Kisten, von dort war es nur noch ein kurzer Katzensprung in die Höhle hinein. Einen Moment verharrte er in seiner Deckung und versuchte abzuschätzen, wie es innerhalb der Höhle aussah. Zum guten Glück lagen auch dort ein paar Felsen herum, welche wohl einst von der Decke herabgestürzt waren. Von dort würde er einen guten Überblick über die Geschehnisse im Inneren haben.
Das Leuchten wurde nun immer stärker und Wellen einer unsichtbaren Energie, waren beinahe körperlich zu spüren. Sie pulsierte von einem Zentrum nach aussen und schien von einem mächtigen, magischen Artefakt herzurühren. Dabog wartete noch einen Moment, dann schlüpfte er ungesehen in die geheimnisvolle Höhle und warf sich zwischen den Felsen in Deckung. Zum guten Glück gab es hier keine Orcs mehr. Sie hielten sich alle draussen auf.
Vorsichtig streckte Dabog sich etwas und schaute über den Saum der schützenden Steine hinweg. Er erblickte einen, von Kerzen erleuchteten Altar, der umgeben war mit einem lodernden Ring aus Feuer. Darüber schwebte ein seltsamer, rotglühender, länglich geformter Edelstein, mit zwei spitzen Enden. Von ihm ging diese gewaltige Energie aus, welche der Dämon sich wohl für irgendeinen üblen Zauber zunutze machen wollte.
Besorgt stellte Dabog fest, dass Linus reglos am Boden, zu Füssen des Dämonen lag. Was hatten diese Schurken bloss vor? Er lauschte angestrengt und nun verstand er auch, was die beiden sprachen. «Hier an diesem Ort, wird die Wiedererweckung deiner einstigen Gemahlin leichter fallen!» meinte der Dämon gerade. «Gib mir jetzt die Asche!»
Dabog fragte sich, um was für eine Asche es sich hier genau handeln mochte. Er nahm im Geiste mit Varunna Verbindung auf und erzählte ihm alles, was sich gerade zutrug. Varunnas Stimme klang, von ziemlich weit her, an sein Ohr. «So wie du die Umgebung beschreibst, könnte das der Glutnebelgipfel im Brachland sein. Es ist eine Kultstätte der Brennenden Klinge. Mit diesen Fanatikern ist nicht zu spassen, sie sind mit den Dämonen im Bunde.» «Ich habe schon mal etwas davon gehört. Es heisst, sie bewahren hier ein heiliges Artefakt auf. Ich glaube ich habe dieses Artefakt gerade gefunden. Es ist ein rotglühender Stein. Der Dämon will hier irgendein Ritual machen. Gerade reicht ihm Aeternias eine Urne, mit irgendwelcher Asche darin. Sie wollen irgendjemanden zum Leben erwecken, der Aeternias offensichtlich viel bedeutet.» «Das ist aber doch nicht möglich! Niemand kann jemand anderen wirklich zum Leben erwecken, wenn er schon länger gestorben ist und auch ein hoher Dämon ist nicht in der Lage, mehr als nur ein schwaches Abbild eines solchen Verstorbenen zu erschaffen, schon gar nicht mit einer richtigen Seele. Ich glaube der Dämon hat Aeternias reingelegt. Vermutlich wollte er ihn so dazu bewegen, ihm bei Linus Entführung zu helfen. Wie geht es dem Jungen eigentlich?» «Er ist ohne Bewusstsein, aber er atmet noch.» «Du musst ihn da rausholen Dabog, unbedingt! Am besten, wartest du bis der Dämon von seinem Ritual geschwächt ist. Dann lässt er sich leichter überwältigen. Wir dürfen keinesfalls zulassen, dass er noch einmal mit Linus durch ein Portal flieht.
Unter Umständen finden wir seine Fährte dann nie mehr. Wir schicken dir auch noch Gwydyons Leerwandler Banar zur Hilfe. Er hat Anweisung, deinen Befehlen zu gehorchen und sich unauffällig zu verhalten.» «Mal sehen, ob er diese Anweisungen auch wirklich befolgt. Ich bin schliesslich kein Hexenmeister und wenn er fern von Gwydyons Autorität agiert, wird er womöglich sogar dem Dämonen helfen. Immerhin hat die Sukkubus sich auch bei der ersten Gelegenheit abgesetzt.» «Bei Banar verhält es sich anders. Er ist noch immer durch den Pakt an Gwydyon gebunden. Damals bei Vilevere hat Gwydyon seine Macht unwissentlich abgetreten indem er… du weisst schon was.» «Nun ja, wir hoffen das Beste. Ich könnte Banar auf jeden Fall hier gebrauchen, immerhin muss ich auch noch gegen Aeternias kämpfen.» «Er wird bestimmt bald bei dir sein. Er findet sich als Dämon im Nether gut zurecht. Viel Glück Dabog!»