Die beiden Männer und der Leerwandler, schauten hinab in die Tiefe. Es war stockdunkel. Der Gedanke, dass Linus dort unten sein könnte, vielleicht schwer verletzt oder voller Angst, machte Gwydyon verrückt. Erst jetzt merkte er, wie sehr er seinen Sohn doch liebte. «Linus!» schrie er «Linus bist du da?!» Keine Antwort. «Linus! Hier ist Papa! Wir werden dich hier rausholen, hörst du?» Noch immer kein Ton. «Banar, schau bitte mal nach, ob du eine Spur findest!» Banar nickte leicht und schwebte hinab in die Höhle. «Ja, da ist wieder eine Spur,» hörte man seine dumpfe Stimme von unten herauf. «Ich werde sie verfolgen. Es scheint wirklich, als ob euer Sohn da drin wäre.» «Dann sieh nach!» Gwydyons Herz klopfte wild. Sie würden Linus finden, ganz bestimmt. Er folgte mit seinen Augen so lange dem bläulichen Leuchten, seines treuen Dämonenhelfers, bis dieses ebenfalls von der Finsternis verschluckt worden war.
Dann auf einmal jedoch leuchtete es im Inneren der Höhle grüngelb auf und gleich darauf, vernahm der Blutelf den Todesschrei Banars. «Irgendetwas oder jemand hat ihn vernichtet!» rief Dabog und nun waren wirkliche Emotionen des Schreckens, in seinem eingefallenen Gesicht zu sehen. «Beschwör ihn wieder, schnell!» «Das geht nicht, ich muss eine Weile warten, bis er sich im Nether regeneriert hat.» Wieder leuchtete das Licht auf und ein Rumpeln erklang, welches die Felsen unter ihren Füssen erzittern liess. «Da unten ist etwas, etwas überaus Mächtiges!» rief Dabog. «Wir müssen verschwinden!» «Nein! Nicht ohne meinen Sohn!» «Wir müssen Verstärkung holen und dann alle zusammen hier herunter steigen. Nun komm, sei vernünftig!» «Aber dieses… Ding da unten… es wird Linus töten!» «Dennoch, allein können wir nichts ausrichten. Wir haben ja nicht mal Seile, um hinab zu klettern und wer weiss wie stark dieses Wesen wirklich ist. Wenn du Banar wieder beschwören kannst, werden wir Näheres wissen. Komm jetzt!» Gwydyon zögerte noch einen Moment. Er war hin und her gerissen zwischen der Vernunft und der verzweifelten Sorge, um seinen Sohn. Doch Dabog hatte recht, sie konnten gerade nichts ausrichten. So liefen sie, so schnell sie konnten, in den Posten der Silberschwingen zurück.
Aeternias fluchte leise, als er seinen Untoten-Kumpan und Gwydyon dabei beobachtete, wie sie die Höhle entdeckten. Dank ihrem Scharfsinn war ihnen das viel zu schnell gelungen. Er musste sich beeilen, wenn er den Jungen noch seinem Auftraggeber ausliefern wollte. Sobald Dabog und der Blutelf ausser Sichtweite waren, lief er schnell zur Höhle. Er murmelte einen Zauberformel, die ihm sein Auftraggeber gegeben hatte und augenblicklich wurde es ganz still. Er band sich ein Seil um den Bauch und sprang hinab in die Finsternis. Dann ging er langsam weiter, bis er ein blasses gelb-grünliches Leuchten vor sich sah. Eine riesige, aus glühenden Steinen bestehende Höllenbestie, tauchte vor ihm auf, doch sie rührte sich nicht.
Das hatte mit der Zauberformel zu tun, die Aeternias gesprochen hatte. Die Höllenbestie bewachte Linus, der noch immer ohne Bewusstsein, im hinteren Winkel der Höhle lag. «Es wird Zeit, dass wir von hier verschwinden!» sprach Aeternias und wollte sich den Jungen auf die Schultern laden, um ihn wieder aus der Höhle zu schaffen. Er musste schnell machen, bevor die anderen zurückkamen. «Du hast es also tatsächlich geschafft!» sprach auf einmal wieder diese seltsame wispernde Stimme, die er damals in Ogrimmar das erst Mal vernommen hatte (auch nachzulesen in Juwelen von Azeroth- Epos):
Er befand sich in der Gasse, direkt neben dem lila erleuchteten Eingang, zur Kluft der Schatten. Dort stand eine dunkle, schattenhafte Gestalt, die er jedoch nicht kannte. Sie war in eine schwarze Kutte gekleidet, deren Kapuze das Gesicht im Verborgenen hielt. Die Stimme kam von ihr und Aeternias zückte sein Schwert. «Wer bist du, was willst du von mir?» fragte er barsch. «Ach ich mache mich nur lustig über dich.» «Was soll das, warum verspottest du mich?» «Na, wie könnte ich auch nicht, bei einem solchen Schwächling, wie dir?» «Schwächling? Was soll das heissen? Rede schon!“ Aeternias trat näher zu der Gestalt und bedrohte sie mit dem Schwert. Doch diese liess nur ein weiteres Lachen hören. «Meinst du damit kannst du mir irgendetwas anhaben?» «Ein Versuch ist es zumindest wert.» «Dann versuch es doch!» Aeternias machte einen Schritt nach vorn und stiess mit dem Schwert zu. Doch dieses fuhr nur durch leere Luft. Die Schattengestalt hatte sich blitzschnell dematerialisiert, sich dann direkt neben Aeternias wieder materialisiert, und ihm das Schwert, mit einer blitzschnellen Bewegung, aus der Hand geschlagen. Klirrend fiel es auf den steinernen Boden. Der Untote konnte es kaum glauben und starrte die Gestalt, mit einer Mischung aus Bewunderung und Misstrauen an. «Du kannst das Schwert gerne wieder holen, ich bin nicht auf einen Kampf mit dir aus, eher auf einen Deal…»
Der Deal war damals gewesen, dass Aeternias Linus gefangen nehmen und der seltsamen, in eine dunkle Kutte gekleidete Gestalt, ausliefern sollte, die nun erneut vor ihm stand. Denn scheinbar war Linus als Halbdämon zu Höherem berufen. Die seltsame Gestalt war auch diesmal, aus dem Nichts aufgetaucht. Der Verlassene vermutete, dass es sich bei ihr um einen Dämonen handelte. «Wird auch Zeit, dass du kommst!» sprach Aeternias finster «Gwydyon und die anderen, werden bestimmt bald hier sein, um den Jungen zu befreien. Sie haben die Höhle hier, viel früher entdeckt, als vermutet. Gwydyons Leerwandler hat ihnen geholfen, Linus Spur zu finden.» «Ich weiss, darum bin ich auch hier. Ich werde dir helfen den Jungen und dich, hier heraus zu bringen.» Die Gestalt hob ihren Arm, mit dem dunklen Stab, den sie bei sich trug, und welcher mit einem violetten Stein verziert war und sprach: «Gib mir deine Hand!»