Die klassische Erzählzeit ist das Präteritum, die Vergangenheit:
Jeden Sonntagmorgen besuchte Greta ihre Oma im Waisenhaus.
Gerade in den letzten Jahren hat sich auch das Präsens als Erzählzeit in Romanen immer mehr etabliert:
Jeden Sonntagmorgen besucht Greta ihre Oma im Waisenhaus.
Ein Geheimtipp ist jedoch die Verwendung zusammengesetzter Zeiten wie Perfekt und Plusquamperfekt:
Jeden Sonntagmorgen hatte Greta ihre Oma im Waisenhaus besucht.
Jeden Sonntagmorgen hat Greta ihre Oma im Waisenhaus besucht.
Perfekt und Plusquamperfekt werden leider immer noch sehr stiefmütterlich behandelt. In den meisten guten Büchern tauchen sie nur auf, wenn man sich auf etwas vor dem eigentlichen Erzählzeitpunkt bezieht, aber sie werden nicht für die eigentliche Erzähl-Handlung verwendet. Damit wird man diesen Zeitformen jedoch keineswegs gerecht, denn sie bieten so viel mehr Potential. Da sie aus jeweils zwei Wörtern bestehen, wird der Roman gleich viel länger.
Betrachten wir nun noch einmal die Geschichte von Gerda und Herbert. Die ursprüngliche Version lautet so:
„Hallo“, berichtete Herbert.
„Hallo“, berichtete Gerda.
„Wie geht es dir?“, fragte Herbert.
„Mir geht es gut“, berichtete Gerda. „Wie geht es dir?“, fragte Gerda.
„Mir geht es auch gut“, berichtete Herbert.
„Das ist schön“, berichtete Gerda.
Im Plusquamperfekt liest sich die Geschichte so:
„Hallo“, hatte Herbert berichtet.
„Hallo“, hatte Gerda berichtet.
„Wie geht es dir?“, hatte Herbert berichtet.
„Mir geht es gut“, hatte Gerda berichtet. „Wie geht es dir?“, hatte Gerda gefragt.
„Mir geht es auch gut“, hatte Herbert gefragt.
„Das ist schön“, hatte Gerda berichtet.
Die Steigerung ist deutlich erkennbar.
Eine weitere unterschätzte Zeitform ist das Futur:
„Hallo“, wird Herbert berichten.
„Hallo“, wird Gerda berichten.
„Wie geht es dir?“, wird Herbert berichten.
„Mir geht es gut“, wird Gerda berichten. „Wie geht es dir?“, wird Gerda fragen.
„Mir geht es auch gut“, wird Herbert fragen.
„Das ist schön“, wird Gerda berichten.
Ein Text im Futur liest sich unglaublich spannend, weil noch alles möglich ist.
Die wahrhaft beste Zeitform ist jedoch das Futur II, da es aus drei Wörtern besteht und die Vorzüge von Zukunft und Vergangenheit vereint. Gerade in Science-Fiction-Romanen ist das sehr empfehlenswert!
„Hallo“, wird Herbert berichtet haben.
„Hallo“, wird Gerda berichtet haben.
„Wie geht es dir?“, wird Herbert berichtet haben.
„Mir geht es gut“, wird Gerda berichtet haben. „Wie geht es dir?“, wird Gerda gefragt haben.
„Mir geht es auch gut“, wird Herbert gefragt haben.
„Das ist schön“, wird Gerda berichtet haben.