Rating: P12
Datum: etwa 1606 nach Bernstein
Nach dem Prompt „Berberskink“ der Gruppe „Crikey!“
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Seine Augen waren trocken und wollten sich kaum öffnen lassen. Sand klebte an der Seite seines Kopfes. Mit müdem Blick versuchte Yain, das zu fixieren, was sich neben ihm bewegte. Es war dünn und bräunlich, huschte dicht über den Sand.
Eine Schlange?
Nein ... es war eine Echse. Die Skinke waren bereits draußen, das war ein schlechtes Zeichen. Sie verbargen sich nachts unter den Stein, wie auch Yain es jetzt gerne tun würde. Dort wäre er geschützt vor der sengenden Sonne, die sich nun bald erheben würde.
Sein Atem ging rau und rasselnd. Die Echse wagte sich näher. Ein Berberskink - Yain kannte inzwischen alle Tiere der Wildnis, allerdings vornehmlich jene, mit deren Pelzen sich Gold verdienen ließ. Die goldbraune Echse musterte ihn neugierig mit schiefgelegtem Kopf.
"Geh weg", murmelte Yain. "Lass mich doch in Frieden sterben."
Die Echse züngelte und dachte gar nicht daran, von seiner Seite zu weichen. Stattdessen kam das Tier noch näher.
Yain pustete es an. Er wollte die Echse nicht verletzen und außerdem war er auch viel zu müde, um die Hand zu heben. Der Windstoß schien das Tier jedoch nur noch neugieriger zu machen. Es schnappte in die Luft und wich nicht zurück. Immerhin hatte sie angehalten.
Die roten Flecken auf der Seite des Tieres hoben und senkten sich mit jedem Atemzug. Aus großen, gelben Augen sah es ihn an.
"Was?", fragte Yain ungehalten. "Was willst du von mir?" Seine Stimme war kratzig.
Die Echse züngelte.
"Geh weg!" Nun wälzte er sich doch auf die Seite und wedelte mit der Hand in Richtung des ungebetenen Gastes. Tatsächlich sprang der Skink erschrocken ein Stück zurück.
Dann erstarrte Yain - denn eine Art melodisches Pfeifen hallte über die Dünen der al Taskmadhia. Ein ziemlich ungewöhnlicher Laut in der Wüste, der nur eines bedeuten konnte.
"Indianer."
Yain wälzte sich auf den Rücken und blinzelte gegen die steigende Sonne. Er sah Schatten auf zwei Beinen, flirrend in der Hitze des jungen Morgens. Drei Reisende und zwei Kamele. Einer wurde nun vorgeschickt. Yain konnte die Fransen der Bakarileder-Kleidung sehen und dann die zuckenden Katzenohren, die im weichen Haar saßen.
"Wajba", murmelte er mit schwerer Zunge. Er streckte die Hand aus. Die Stämme der Tiermenschen waren ein Glücksspiel. Es gab Wajba, die die Siedler mochten, und andere, die die Fremdlinge verabscheuten. Da er sich vor Durst nicht wehren konnte, blieb ihm nur, zu hoffen, dass er es mit Ersteren zu tun hatte.
"Ich Freund, ich ..." Verdammt, was war das Wort?
"Wakuni?", fragte der Wajba mit der kehligen Aussprache der Stämme.
"Ja! Ja, ich Wakuni! Ich bin ein Freund!" Ächzend versuchte Yain, sich aufzurichten.
Der Wajba stellte eine Frage, die Yain jedoch nicht verstand. Allerdings konnte er die Gesten erkennen, die der Schatten vollführte. Die Zeichensprache der Indianer war selbst in seinem geschwächten Zustand leicht zu lesen.
"Nein, ich bin nicht verletzt. Ich ... Sibih!"
"Sibih!" Der Indianer griff nach dem Schlauch an seiner Hüfte.
"Ja!", krächzte Yain, von der Hoffnung mit neuer Kraft beseelt. "Ich brauche Wasser. Sibih! Bitte!"
Das Gesicht des Mannes konnte er nicht erkennen. Er sah nur, wie dieser den Kopf schieflegte. Mit angehaltenem Atem hoffte der Trapper, dass ihn die Wajba nicht liegenlassen würden. Bei den Göttern, nach den Kriegen der letzten Jahren hätten sie allen Grund, ihn zu hassen! Die Siedler würden sicherlich kein zweites Mal hinsehen, wären die Rollen vertauscht und ein Wajba würde um ihre Gnade flehen. Yain wusste, dass er ihnen ausgeliefert war. Selbst der Skink schien es zu wissen, der noch immer neben ihm saß und interessiert beobachtete, was sich in seinem sonst so leeren Revier abspielte.
Dann ging der Tiermensch in die Hocke und reichte Yain den Wasserschlauch.