Mira sah den Mann vor sich an. Sie ahnte, nein, sie wusste, wer das war. Aber sie verstand nicht, warum der Mann meinte, sie sei seine Tochter. Mira dachte an ihre Eltern, die so anders waren wie sie. War das der Grund? War sie adoptiert?
„Meine Eltern…“, begann sie daher. „Sie… haben mich adoptiert!?“
„Nein“, widersprach der Mann ihr. „Sie haben dich nicht adoptiert. Sie… sie sind deine Eltern.“ Dann seufzte der Mann. „Es ist kompliziert.“
„Dann erklärt es mir“, forderte Mira. Langsam fühlte sie sich, als würde man ihr den Boden unter den Füßen wegziehen.
„Sie sind mit Theodor einen Pakt eingegangen“, erklärte der Mann. „Schaut nicht so skeptisch.“ Mira und auch Niko, der zu den Beiden getreten war, sahen den älteren Mann skeptisch an. „Theodor hat es mir so erklärt.“
„Mein Vater würde niemals so etwas tun“, knurrte Niko.
Der ältere Mann seufzte. „Du kanntest nicht alle Seiten deines Vaters, Niko. Der Mann, den du kanntest, würde so etwas nicht tun. Aber der Mann, den ich kannte, der mir diente, schon. Er wusste, was ich von ihm verlangt hatte.“
Niko schnaubte nur. Es war offensichtlich, dass er dem älteren Mann nicht glaubte. Mira sah nur von einem zum anderen und kam sich wie im falschen Film vor.
„Niko, glaub mir, die Entscheidung, meine Tochter wegzugeben, fiel mir keinesfalls leicht. Ich wusste auch, was ich deinem Vater damit angetan habe. Doch es war zum Besten aller“, erklärte sich der ältere Mann. Mit einem Mal sah er so müde aus. „Niemand konnte ahnen, dass sich die Dinge so entwickeln, wie sie es aktuell tun.“
Eine Frau, traditionell in den Farben des Königshaus, trat zu den Drei und verneigte sich kurz vor dem älteren Mann. „Euer Majestät“, begann sie. „Die Exekutive ist nun vollständig und erwartet Euch.“
Der ältere Mann rieb sich über die Nasenwurzel und murmelte etwas in die Richtung von „Ein beschissenes Timing!“. Dann sah er zu der Frau. „Sag ihnen bitte, dass ich gleich komme, Viktoria“, bat er sie. Sie nickte, verneigte sich erneut und entfernte sich.
Der ältere Mann drehte sich derweil zu Mira und Niko um. „Fühlt euch wie Zuhause. Die Gesprächsrunde mit der Exekutive wird dauern. Sobald ich fertig bin, werde ich euch Rede und Antwort stehen. Das verspreche ich euch.“
Er wartete erst gar nicht auf eine Antwort, sondern verschwand. Seine Security-Männer folgten ihm.
Mira sah ihm hinterher, dann zu Niko. „Also du kannst gern bleiben, ich hau‘ ab. Das ist mir zu blöd“, sprach sie und verschwand.