Mira hatte nicht auf Nikos Reaktion gewartet und hatte den Gebäudekomplex auf geheimen Wegen verlassen, so dass niemand sie entdeckt hatte. Erst als sie es verlassen hatte, hatte sie realisiert, dass sie eben mit dem König der magischen Welt gesprochen hatte und dass sie sich in dessen Wohnsitz bestens auskannte. Sie ließ das kurze Gespräch Revue passieren. Doch der Gedanke, dass der König ihr Vater sein könnte, war einfach nur abstrus.
Sie schnaubte und kramte ihre Kopfhörer aus ihrer Hosentasche. Schnell waren diese an ihr Handy gesteckt und die Musik auf volles Volumen gedreht. Sie musste abschalten und das ging nur mit lauter Musik. Mira wanderte in der Stadt umher, die Blicke der anderen Passanten ignorierend. Doch so wurde ihr bewusst, dass sie noch immer in ihrer Wanderkleidung steckte und dass sie sich weit weg von ihrem neuen Zuhause befand.
Sie seufzte. Sie beschloss, in den nächsten Park zu gehen und ihre Optionen abzuwägen.
Ihr Körper dankte es ihr, dass sie endlich saß. Die Tatsache, dass sie noch vor ein paar Stunden in dem kleinen Badesee gebadet hatte, fühlte sich an, als wäre es eine Ewigkeit her. Sie fühlte sich so erschöpft. Daher lehnte sie sich zurück und genoss die Sonnenstrahlen mit geschlossenen Augen. Was für eine Wohltat!
Sie öffnete ihre Augen erst wieder, als ein Schatten die Sonne verdeckte. Mira sah Niko vor sich stehen. Sie seufzte genervt. Sie wollte ihn nicht sehen. Seit er wieder in ihr Leben getreten war, ging alles rund. Ihr war klar, dass er nur bedingt dafür konnte, doch trotzdem sah sie den Beginn alles Übels in ihm - trotz ihrer Gefühle für ihn.
Niko sagte etwas. Doch sie verstand kein Wort, vernahm nur ihre Musik – Noise Cancelling sei Dank. Sie nahm ihr Handy heraus und drehte das Volumen wieder herunter, ehe sie die Musik ganz abschaltete.
„Was willst du?“, fragte sie unfreundlich Niko.
„Tut mir leid wegen dem ganzen Chaos“, begann Niko.
„Setz dich erst mal“, erwiderte Mira nur. Ein Zeichen für Niko, dass sie es ihm zwar übel nahm, ihm aber zuhören würde. Mira war noch nie lange nachtragend gewesen, vor allem wenn man sich entschuldigte. Und Niko war ja schließlich nur bedingt für Alles schuld.
„Irgendwas stimmt an dieser ganzen Sache nicht“, meinte Niko nach einem Moment des Schweigens. „Viel mehr… irgendwas ist seltsam.“
„Was meinst du?“, fragte Mira.
„Diese Maskierten“, meinte Niko. „Sie waren plötzlich da, als ich in deiner Nähe war. Aber sie müssen vorher auch schon da gewesen sein, nur dass ich sie nicht bemerkt habe.“
„Das ist in der Tat seltsam“, stimmte Mira langsam zu. „Aber ich kenne keinen Zauber, der so etwas ermöglichen würde.“
Niko schluckte. Dann sah er sich in dem kleinen Park um. Doch niemand beachtete die Beiden. „Ich schon“, flüsterte er. „Und wenn ich richtig liege, dann bahnt sich eine Katastrophe an.“
Mira sah mit angehobenen Augenbrauen zu Niko.
„Jemand will den Thron für sich“, flüsterte Niko erklärend.
„Warum sollte das jemand wollen?“
„Wenn ich das mal wüsste…“
In dem Moment gähnte Mira. Der Tag war einfach zu anstrengend gewesen.
Niko grinste. „Los! Lass uns erstmal was für die Nacht suchen“, meinte er. “Morgen können wir weiterreden.”